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Und hier nun ist mein etwas verspätetes Statement zum Thema Kondensatorschlacht
Wenn ich mich an anderer Stelle vehement gegen eine globale Erneuerung alter Kondensatoren aussprach, so stehe ich auch heute noch grundsätzlich zu dieser Aussage. Allerdings gibt es auch Ausnahmen von dieser Regel - dazu später.
Ich möchte meinen Standpunkt nochmal beGründen und erlaube mir in diesem Zusammenhang ein Zitat unseres ehemaligen Mitgliedes oldeurope Zitat: | Das ist kein reparieren oder gar restaurieren sondern renovieren. Der Schritt ein neues Chassis einzubauen ist nicht weit davon. |
In seiner üblichen Art hat Darius das etwas überspitzt - im Grunde kann ich das aber unterschreiben!
Es ist doch so, daß ein prinzipiell simples Konsumgut, gefertigt zu zigtausenden Exemplaren, von seinen Konstrukteuren so ausgefeilt konzipiert worden ist, daß auch die unvermeidbaren Streuungen der Bauelemente bei der Fertigung ber?cksichtigt wurden und ebenso ist es ber?cksichtigt, daß Bauelemente einer gewissen schleichenden WertÄnderung in Folge von Alterungsprozessen unterliegen. An erster Stelle stehen hier natürlich fast alle Arten von Kondensatoren mit festem oder fl?ssigen Dielektrikum, wobei letztere in Geräten der Heimelektronik mit ihren rel. niedrigen Spannungen und Lasten nicht anzutreffen sein dürften. An zweiter Stelle stehen dann sogenannte, als Pre?kohlen bezeichnet Massewiderst?nde, gefolgt von betriebsmäßig nur schwach belasteten Schichtwiderst?nden. Es folgen HeiÖleiter in AllstromGeräten und Halbleitergleichrichter, vorzugsweise auf Selenbasis und in offener Radiatorbauweise. Danach geht es auch schon an die aktiven Bauelemente, allen voran Germaniumtransistoren die sich zum Rauschgenerator berufen fühlen.
In wenigen, den Fachleuten und Sammlern meist gut bekannten Geräten sind RöhrenausFälle eine häufige Störung. Dabei sind die Röhren nichtmal defekt - in einem anderen Gerät oder in einer anderen Funktion arbeiten sie tadellos. Soviel zu allgemeinen Fehlerquellen und nicht ohne Grund habe ich heir auch Röhren erwähnt. Erneut beMühe ich ein Zitat, diesmal von Bj?rn Zitat: | Ich habe schon öfters "auf alt gelabelte" Kondesatoren gesehen aber noch nie eine "auf alt gelabelte" neue Röhre. |
Als ich das damals gelesen habe, sind mir natürlich auch ein paar Gedanken dazu durch den Kopf gegangen. Ich lasse das jetzmal so stehen und kehre zurück zum dem Punkt, der gern auch als "Kondensatorkur" betitelt wird und das bedingungslose "entfleischen" eines Chassis von jeglichen erkennbaren Kapazitäten umschreibt. Mir sind, das sei vorangestellt, etliche Geräte vorgestellt worden, die derartige Orgien über sich ergehen lassen mußten; Widerstände inbegriffen. Keines diese Geräte war funktionst?chtig, einige gaben irgendwelche Geräusche von sich. Alles Röhrentechnik. Kein einziges dieser zumeist Radios aber auch TB habe ich "heilen" können, habe es schlicht abgelehnt. Einer der Gründe dafür war, daß ich die verbauten Teile nicht erkennen und damit nicht identifizieren konnte. In einem Falle gar hat es mich fast vom Stuhl geschmissen: Da waren die Widerstände und Kondensatoren fein s?uberlich in Reih und Glied ausgerichtet. Im ZF-Verstärker, wo es vorher echt liederlich ausgesehen haben muß Kann sein daß ich noch ein Bild davon habe, mal suchen. Ob auch die anderen Teile so schön positioniert wurden weiß ich nicht mehr - nur daß mir dies eben förmlich gleich nach abnehmen der Bodenpappe ins Auge stach. Es war ein Staßfurter Gerät, Typ weiß ich nicht mehr, wer die Dinger kennt weiß auch, daß dort die Filterbecher auf eine Art Subchassis aus Kupfer aufgeschraubt sind und die Bauelemente von den herausstehenden Anschlußplatten direkt an die L?tpunkte des Chassis geführt sind. Wenn dort eine Art preu?ische Geometrie vorherrscht, dann geht da garantiert nichts mehr denn dann hat da einer herumgemacht, der zwar Sinn für Ordnung aber nicht für die Funktion besitzt. Naja, immerhin waren alle Wertaufdrucke problemlos lesbar. daß ein Rohrkondensator auch ein richtungsgebundenes BE ist, war nicht angekommen, genausowenig wie bei den Rollkondensatoren.
Das ist der wohl krasseste Fall an den ich mich erinnere, obgleich er viele Jahre zurück liegt. Zur damaligen Zeit hatte ich noch nie etwas von ausgehälten und neu befällten Kondensatoren gehört - ausgenommen bei den alten Blöcken, da wurde das ja schon immer so gehandhabt. Auf meine Frage nach dem Fehler vor der "Reparatur" und warum der Herr hier so akribischen Einsatz gezeigt hat bekam ich sinngemäß zu hören, daß der Kasten nicht ging, nur etwas gebrummt hat. Nach der "Reparatur" tat er das nicht mehr. Er tat garnichts, außer leuchten Also die Skalenlampen und Röhrenf?den meine ich.
Hier wurde auch nicht ansatzweise der Versuch unternommen, die Ursache des Fehlers zu finden - vermutlich ist die eher banal gewesen - sondern der Herr hat einfach nach dem Schaltbild Bauteil für Bauteil hergenommen und die "üblichen Kondensatoren" gegen neue getauscht. Er hatte zwar keine Ahnung was er tut, aber das mit ganzer Kraft und Hingabe. So habe ich ihm das auch verklickert und er hat verstanden, daß man ein paar mehr Kenntnisse benötigt als für die Installation einer Klingelanlage. Wir haben dann beide darüber gelacht denn der Herr war tatsächlich im Glauben gewesen, daß es nur deswegen so w?st untern Chassis ausgesehen hatte, weil die Arbeitsnorm so knapp bemessen war. Er hatte auch eingesehen, daß ich da wirklich keine Hand mehr anlegen mochte. Wenn Darius schreibt Zitat: | Wer nun meint seine mangelnde Fachkenntnis tarnen zu müssen soll das tun. Ein Radio voll mit neuen Bauteilen vorzeigen zu müssen ist ja auch ein wenig peinlich. | , dann ist das nicht nur ein bisschen provokant wie Manne es artikuliert sondern schlichtweg arrogent bis zum kotzen!
Mir ist jedenfalls noch kein Bastler übern Weg gelaufen, auf den so eine Aussage zutrifft denn mangelnde Fachkenntnis zu tarnen ist eine Eigenschaft, die nur ausgebildete Fachleute an den Tag zu legen pflegen wenn sie absolut keinen Stich sehen. Egal ob als Funkmechaniker oder KFZ-Schlosser - Luschen trifft man in allen Branchen aber keine dieser Luschen wird so d?mlich sein, ein Gerät per Austauschorgie ohne vorangegangene Fehleranalyse reparieren zu wollen. Wenn ein Bastler das tut, dann tut er es nicht um dem Rest der Welt seine Genialität zu beweisen sondern weil er ein Ziel hat und nicht oder noch nicht unterscheiden kann, welcher der von dutzenden Seiten gegebenen Ratschläge denn nun der richtige sein mag. Wenn dabei mal so ein Kasten endgültig über den Jordan geht, ist das nicht der Untergang des Abendlandes sondern bestenfalls ein Schritt auf dem Weg der Erkenntnis. 99% aller je produzierten Fernseher, Plattenspieler, Radios und Tonbandgeräte sind ziemlich wertlose Massenware. Das soll nie vergessen werden und das hat auch nichts damit zu tun, daß viele dieser Apparate durchaus das Prädikat hochwertig verdienen. Wertvoll sind sie deswegen noch lange nicht weil nur solche Dinge wertvoll sind, die eine entsprechende Seltenheit besitzen. Einem Sammler allerdings geht es nicht zuerst um Seltenheit, ihm geht es um Vollzähligkeit Ob bei Briefmarken, Ansichtskarten, Schallplatten oder meinetwegen auch Radios und Tonbandgeräten - sammeln ist wie Eifersucht = eine Leidenschaft die mit Eifer sucht was Leiden schafft.
Ich bin also bekennender "Nichtalleswechsler" und dennoch habe ich auch schon Geräte nahezu vollständig neu "verkondensiert". Dazu an der Stelle nur mal ein Beispielfoto von einem Magnettonverstärker, welcher im montierten Zustand vollkommen unzugänglich ist da die Abdeckungen unmittelbar under der Chassisplatte hängen. Jeglicher Versuch me?technisch unter Betriebsbedingungen etwas zu erfassen ist aussichtslos. Nur die Elektrodenspannungen lassen sich durch Montage eines Zwischensockels mit herausgeführten Anschlußpunkten ermitteln.
Mehr zu diesem speziellen Fall gibt es in einem separaten Thread zu lesen:
http://treffpunkt.ig-ftf.de/viewtopic.php?t=11118 |
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