Eine Schallplatte, die es gar nicht geben dürfte

[KB100]

Heute brachte mir der Briefträger eine in der Bucht ersteigerte EP von Amiga. Neue Scheiben werden bei mir sofort nach bestimmten Kriterien erfasst und registriert. Dazu gehört unter anderem das Erscheinungsdatum. Das ist nicht immer einfach, aber hier stehe ich vor einem Rätsel.

Es handelt sich wie gesagt um eine EP, also hier eine 17cm Vinyl-Scheibe mit dem alten rot-weißen Amiga Label. Inhalt: A1, Motorbiene (Benny Quick) 1962, A2, Alte Liebe rostet nicht (Connie Francis) 1966, B1, Teeny (Drafi Deutscher) 1963, B2, Ich trinke nie mehr (Alexander Curley) 1972. Laut Internet schreibt er sich Curly. Auch das Erscheinungsdatum dieses letzten Titels wird auf unterschiedlichsten Internetseiten mit 1972 angegeben. Erschienen auf Polydor 2001402. Und da liegt schon mal das erste Problem. Die Scheibe könnte ja dann nicht vor 1972 erschienen sein. Da hatte Amiga aber schon das weinrote Etikett.

Auf dem Label ist andererseits das BIEM aufgedruckt. In den 70ern stand da ja wohl schon AWA. Als Bestellnummern sind angegeben: A-Seite EP-R-45-01, B-Seite EP-R-45-02. Unter diesen Nummern steht in kleinerer Schrift 450 443 A bzw. 450 443 B. Man könnte diese Zahlen für die Bestellnummern halten, denn 4 50 443 gibt es ja tatsächlich. Allerdings ist diese Nummer durch eine Single von den Sputniks (Gitarren-Twist/Theme for young lovers) aus 1964 bereits belegt. außerdem beginnen ja die Bestell-Nummern von Amiga-EPs mit einer 5.

Im Spiegel kann man lesen A: EP-R-425-A und B: EP-R-425-B



Vielleicht kann jemand zur Aufklärung beitragen. übrigens hatte die Platte keine Hülle, was natürlich nach dieser Zeit nichts zu sagen hat. Der Zustand des Vinyls ist wie frisch aus der Presse oder wie es heute heißt ? mint.

[MGW51]

Tja lieber Klaus, so richtig will hier niemand drauf abfahren

Im Grunde nicht verwunderlich denn es gibt bei Amiga/Eterna sehr viele wunderliche Vorgänge.

Das beginnt 46/47 als man vorhanden Tempo-Etiketten für erste Pressungen und Proben verwendete - die kosteten nichts und vor allem waren sie vorhanden

Dann gibt es noch Scheiben mit REGINA und RADIOPHON Etikettierung; letztere nur als Platten für den Rundfunk gefertigt. Was es mit Deiner Platte auf sich hat, kann ich auch nicht ansatzweise erahnen - da keine Hülle dazu ist, kann man auch eine Testpressung nicht ausschließen! Musterplatten hingegen sind mit eigenen, neutralen Etiketten versehen.

Ich denke, es gibt wohl nur eine Stelle, wo Du eine wirklich brauchbare, fundierte Antwort bekommen kannst. Den Link dahin findest Du - na wo schon - in unserer Linkliste
_________________
Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.

Die Reform der Rechtschreibung ist ein Symptom dafür, daß die Deutschen ihre Sprache nicht lieben.
(Eugen Ruge, Schriftsteller, 2018)