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Lieber Thomas,
Geräusche, so sie direkt vom Motor stammen, deuten auf trockene Lager. Es ist normal, daß nach 40 Jahren die Ölvorlage in den Sinterlagern "weg" ist. Hinzu kommt, daß bei anhaltendem Trockenlauf Staub zwischen Welle und Lager eindringen kann weil die Dichtungsfunktion des Schmiermittels fehlt. Ein Sinterlager arbeitet ja so, daß der Schmierstoff, welcher im Lager, also in den zwischen den einzelnen zusammengebackenen K?gelchen befindlichen Hohlr?umen gespeichert ist, bei einer beginnenden Drehbewegung herausgesogen wird und dann einen Trennfilm ausbildet. Das funktioniert wie eine Vakuumpumpe.
Geht infolge Mangelschmierung der Motor zu schwer, steigt der Strom und damit die Temperatur. Gleiches kann allerdings auch bei elektrischen Defekten passieren - nur daß dann eben die typischen Laufgeräusche fehlen. Bei ca. 90?C wird der Lotring zu Pampe und durch die Zentrifugalkr?fte aus der Riemenschaibe in den darunter befindlichen Auffangtopf geschleudert. Bei einigen Modellen ist der Auffangtopf auch gleichzeitig das Löfterrad. Solche Motore sind ein bissel lauter, leben aber länger als jene, bei denen der Rotor allein für die K?hlung Sorge tragen muß.
Hier mal eine Grafik aus einem SM von Grundig:
In der Riemenscheibe ist der Lotring zu erkennen. Dessen Abmessungen sind D=9, d=6, B=3,5 mm.
Es folgt eine Stätzscheibe, gegen die die Druckfeder arbeitet.
Die Anordnung der anderen Scheiben ist hier nicht dogmatisch zu sehen. Es muß ggfs. umgeschichtet werden. Die Entscheidung dazu liefert der Riemenlauf welcher parallel zum Chassis einzustellen ist.
Hier mal die Einzelteile in Natura, das untere Bild zeigt eine andere Ausführung, bei der die Auffangglocke zugleich als Ventilator ausgebildet ist.
Solche Schmelzringe sind nicht neu beschaffbar. Ein Ersatz ist prinzipiell leicht herstellbar - wenn man die nötige Menge Woodsches Metall im Fundus hat. Wenn sich das aufgeschmolzene Lot noch im Topf befindet, kann man es einfach wieder herauspolken und leicht verflüssigen. Dann wird die Riemenscheibe eingespr?ht und das Lot vorsichtig hinengefällt - ist ne Fummelarbeit! Wennmüssen wenig fehlen sollte, dann hilft eine weitere Scheibe unter die Feder um die Differenz auszugleichen. Wenn aber bereits das Metall "verschwunden" ist, muß eine Lösung her die die Funktion des Antriebes wieder herstellt - allerdings unter Verzicht auf diese überlastsicherung. Diese Lösung ist ganz einfach: L?tzinn von der Rolle. Es werden zwei oder drei (je nach der Dicke des Zinndrahtes) Augen mit Hilfe einer Rundzange gebogen und diese dann stramm in die Riemenscheibe eingetrieben. Eine passende HÖlse ist dazu erforderlich. Danach schaut das so aus:
Es soll an der Stelle aber nicht verschwiegen werden, daß diese Art der Reparatur wirklich nur den Status einer NotLösung besitzt. Ich hatte das seinerzeit so durchexerziert weil es galt eine Lösung zu finden, die für jeden Bastler mit wenig Aufwand nachvollziehbar ist. Bei meinen Reparaturen wende ich dieses ungenaue Verfahren nicht mehr an sondern setze passend gefertigte Ersatzringe in die Trieblinge ein. Im Falle von Perlonriemenscheiben gibt es sowieso keine Alternative.
Das obige Bild zeigt die Teile lose aufeinandergesteckt. Zu beachten ist der Freiraum zwischen Riemenscheibe und Auffangglocke. Als Richtma? müssen hier nicht weniger als 18mm "Bauhöhe" bei den lose aufeinander liegenden Teilen gemessen werden. ACHTUNG: Bei Motoren mit Löfterrad und Perlonriemenscheibe ist eine andere Druckfeder verbaut! Dort gilt dementsprechend ein Richtma? von 19mm!

Alsdann kann alles wieder montiert werden. Zuvor wird ggfs. noch die Gummirolle überschliffen, das sichert gute Griffigkeit. So präsentiert sich der einbaufertige Motor:
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