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michael48
Moderator
Status:  Eintritt: 04.04.2006 Mitgliedsnr.: 35 Beiträge: 202 #: 67 BL: Berlin 
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16/30, Verfasst am: 12.02.2009, 17:52
Betreff:
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Da freue ich mich für dich, Michael, dass du auf den Richtigen gestossen bist. Herr Streiff hat in seinem Laden in der Kruppstr. in Berlin lediglich noch 5 oder 6 Filmtonplatten von gängigen 40cm Durchmesser. Die amerikanischen Platten gehören nicht zusammen, sondern jede gehört zu einen separaten Film. überwiegend aus der Metro-Goldwyn-Mayer Production. Obwohl die Platten schon etwas mitgenommen aussehen, allerdings keine grauen Rillen, möchte er je Platte 100 Euros haben. Dazu hat er allerdings auch das passende Buch. Das Buch besteht hingegen aus 2 B?cher etwa 60 Euro je Buch, das 2. Buch hatte ihm schon jemand abgekauft. Gerade der 2. Band ist der interessantere, weil dort die Apparaturen gezeigt werden, Filmprojektor mit darunterliegend gekoppelten Abspielgerät für diese Filmtonplatten. Der erste Band ist auch reich bebildert mit den einzelnen Komponenten zur Film und Tonvorf?hrung.
Was die "Wagenr?der" betrifft, die ich damals in den 70ern in der "Nolle" sah, handelt es sich nicht um Tonfilmplatten. Tonfilmplatten sind eigentlich nicht Größer als 50 cm Durchmesser. Diese riesigen 1m Platten waren Musikplatten von der französischen "Path?". Die Path?-Platten waren meiner Meinung nach s?mtlichst in Tiefenschrift, die Riesenr?der auf jeden Fall, und wurden auf spezielle Grammophone mit Diamant-Saphir abgespielt. Und das kommt auch hin, denn ich erinnere mich, als ich auf die Labels dieser riesigen Platten schaute, war alles in französischer Schrift. _________________ Viele Grüße aus Berlin von Michael! |
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michael48
Moderator
Status:  Eintritt: 04.04.2006 Mitgliedsnr.: 35 Beiträge: 202 #: 67 BL: Berlin 
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17/30, Verfasst am: 14.02.2009, 00:00
Betreff:
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Celluloid und Polystyrol? für mich schwer vorstellbar. Im August 1888 unternahm Emil Berliner erste Versuche mit Abdrücken von einer Zinkplatte mit Zelluloid. Diesen Werkstoff bezog er sich von dem Erfinder dieses neuen Kunstoffs, John W. Hyatt. Doch Zelluloid erwies sich schnell als technisch unbrauchbar und so gibt es heute weltweit nur sehr wenige seiner experimentellen Zelluloidplatten, der sog. Hyatt Discs.
Polystyrol? In den 30er Jahren wurde Polystyrol schon industriell hergestellt. Aber als Schallplatte? - das würde auffallen. Polystyrol ist ein sehr glatter Kunstoff, der sehr hart sein kann. Sein Nachteil ist aber seine Spr?digkeit, er neigt schnell zu Brächen bei Zug und Biegekr?fte. Wenn man gegen eine Polystyrol-Platte klopft, so klingt sie ähnlich dem Glas. Wenn du gegen eine Phonotonplatte klopfst, klingt es eben nach Plastik und du sp?rst es auch. Schau dir den Deckel einer Butterdose an. Der ist aus Polystyrol. Er ist wunderbar transparent und formstabil, aber wehe, das Teil fällt dir runter, es gibt sofort Risse und wenigstens ein dreieckiges Stück bricht raus.
Eine meiner Phonotonplatten zeige ich hier. Es ist eine extrem seltene Platte von Eugen Jahn, darauf der
Swing Fox "Cyklon"
Wenn man sich das Loch mal genauer anschaut, dann sieht man die Bruchstelle dort oben links. Und schaut man auf diese Bruchstelle genauer hin, stellt man fest, dass die Bruchstelle mehr rechteckige Ausbr?che hat und diese auch, wie bei einer herkömmlichen Schellackplatte, leicht pulverisiert schimmern.Das ist auf dem stark komprimierten Foto eigentlich nicht zu erkennen.
Darum bleibe ich noch bei meiner Meinung, wie Nils so schön zu sagen pflegt, ihr könnt mich totschlagen. Die Phonotonplatte muss ein Gemisch aus PVC und Schellack gewesen sein. Sie ist leichter als eine Schellack, allerdings auch wieder schwerer gegenüber diesem seltsamen Teil hier in dem unteren Bild, Eine Präsentationsplatte für eines der Alben die Mitte der 40er Jahren sehr populär waren. Die Platten in den Alben, wie hier Wayne King, waren aus Schellack, doch diese Verkäuferplatte war aus dickem Vinyl mit den Schellackmatrizen darauf. Die V-Disc, die Platten für die amerikanischen Soldaten, waren auch ab 1944 zunehmend 30cm Vinylplatten, natürlich mit Normalrillen und 78 Umdrehungen.
Die letzte Gewissheit werden wir nur aus zeitgenössischen B?chern oder Berichten erfahren, es sei denn Nils findet den Artikel in "Fox auf 78". Eine wirklich spannende Frage, und ich bin sicher, wir werden sie lösen. _________________ Viele Grüße aus Berlin von Michael! |
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MGW51
Site Admin
Status:  Eintritt: 12.03.2006 Mitgliedsnr.: 2 Beiträge: 5094 #: 73 BL: Sachsen 
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18/30, Verfasst am: 14.02.2009, 07:42
Betreff:
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Lieber Michael,
da sich das Patent ja auf die Platte selbst bezieht, kann es eigentlich kein "reiner" Kunststoff wie PVC oder Polystyrol oder auch Zelluloid sein - diese Stoffe brauchten ja nicht erfunden werden sondern sie waren bereits verfügbar.
Denkbar ist für mich nur eine Kombination der vorhandenen Materialien, wodurch es letztlich möglich ist dem Produkt neue, andere Eigenschaften zu erteilen.
Nurmal am Rande bemerkt: daß Polystyrol zerbrechlich sei, ist ein Irrglaube! Aber freilich kann man Polystyrol genauso zerbrechlich wie Polyvinylchlorid machen - indem man ihm die Weichmacher entzieht!
Rein von der Chemie her verspr?den thermoplastische Kunststoffe kontinuierlich durch ein andauerndes diffundieren ebendieser Weichmacher aus den Tiefen des Materials heraus. Sie werden an die Umgebungsluft abgegeben - das Ergebnis ist durchaus umstritten und es gilt als sicher, daß einige dieser fl?chtigen Bestandteile karzinogen einzustufen sind.
Alle (mir) bekannten Weichmacher habe eine extrem hohe Affinität zu tierischen (organischen) Ölen und Fetten! Das ist die Erklärung dafür, weshalb eine Butterdose eben so gut wie keine Weichmacher enthalten darf! Bei Spielzeugen sieht das schon wieder anders aus - da darf z.B. Polystyrol nicht zu Splitterbrächen neigen denn diese bergen ein hohes Verletzungsrisiko. Als Gehäuseteil von elektrischen Komponenten muß Polystyrol einen Absturz aus Tischh?he unbeschadet überstehen - anderenfalls muß ein anderes Material eigesetzt werden. Es gibt Polystyrol als Rohstoff in den Ausführungen "schlagfest" und "schlagzäh" - Gegenst?nde daraus kann man durchaus Erfolglos mit einem Hammer maltr?tieren! Das macht sie zugegebenermaßen nicht schöner aber es hilft beim Abbau von Aggressionen
Ich laß mich erstmal überraschen wie das Teil beschaffen sein wird.
daß es sich um eine Gemisch, besser ein Gemenge verschiedener Stoffe handelt steht für mich außer Zweifel. Insofern wollte ich das auch nicht so verstanden wissen, daß diese Platten aus einem der genannten Stoffe best?nden - so wie z.B. meine "kleine Styroflexzitrone" sondern daß die Erfindung darauf abstellt, den teuren Schellack zu substituieren. Das "Läuseblut" hat ja lediglich die Aufgabe, dem Pulver als Bindung zu dienen - in der Farbenindustrie genau wie in der Plattenindustrie. Da auch Schellack geringe thermoplastische Eigenschaften besitzt, liegt es auf der Hand im Reich der Kohlenwasserstoffe nach einer ErsatzLösung zu forschen. In dem Sinne ist mir eben Styroflex = Polystyrol genauso vorstellbar wie auch Zelluloid / Acetylzellulose / Polyvinylchlorid. Ausschlaggebend ist nicht zuletzt der damalige Preis für einen dieser Stoffe und da denke ich, daß Zelluloid ganz vorne mitspielt! Nicht zuletzt hat es eine rel. niedrige Verarbeitungstemperatur.
ich werde mich nicht scheuen, ggfs. der Platte eine Materialprobe zu entnehmen.
Es gab ja viele Versuche materialtechnischer Art - eine Aluplatte mit transparenter Lackbeschichtung ist mir u.a. erstmal avisiert worden - ob ich die auch bezahlen kann / will muß sich erst noch herausstellen. Leider bekomme ich keine staatlichen Subventionen weil ich zu wenig fremde Milliarden verzockt habe  _________________ Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
Die Reform der Rechtschreibung ist ein Symptom dafür, daß die Deutschen ihre Sprache nicht lieben.
(Eugen Ruge, Schriftsteller, 2018) |
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michael48
Moderator
Status:  Eintritt: 04.04.2006 Mitgliedsnr.: 35 Beiträge: 202 #: 67 BL: Berlin 
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19/30, Verfasst am: 14.02.2009, 10:15
Betreff:
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Ach Gott, eine Materialprobe von der gut erhalten aussehenden Phonoton? Als Intermezzo Foxtrott arrangiertes Stück vom "Spröhregen" hat die Platte auch seinen gewissen Reiz. Bei solchen martialischen Methoden streuben sich bei mir die noch dürftig erhaltenen Haare. Bei Ihbee gibt es doch bestimmt noch eine andere uninteressante Phonotonplatte. Wo der Verkäufer eine zerschrubbte mit der Bewertung "dem Alter entsprechend gut erhaltene Platte" offeriert. Notfalls schaue ich mal nach so einem Exemplar für Versuchszwecke. _________________ Viele Grüße aus Berlin von Michael! |
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MGW51
Site Admin
Status:  Eintritt: 12.03.2006 Mitgliedsnr.: 2 Beiträge: 5094 #: 73 BL: Sachsen 
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20/30, Verfasst am: 14.02.2009, 10:26
Betreff:
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Lieber Freund, ich will die Scheibe ja nicht shreddern!
Ein, höchstens zwei kleine Bohrkerne aus dem Bereich des Etikettes oder auch aus dem Auslaufrillenbereich tut der Platte nichts - das / die Löcher sind problemlos "unsichtbar" zu verschließen. Mit Siegellack!
Erstmal abwarten, vielleicht genügen auch schon wenige Feilsp?ne stirnseitig vom Au?enrand... _________________ Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
Die Reform der Rechtschreibung ist ein Symptom dafür, daß die Deutschen ihre Sprache nicht lieben.
(Eugen Ruge, Schriftsteller, 2018) |
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michael48
Moderator
Status:  Eintritt: 04.04.2006 Mitgliedsnr.: 35 Beiträge: 202 #: 67 BL: Berlin 
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21/30, Verfasst am: 14.02.2009, 10:45
Betreff:
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Dann bin ich beruhigt!
Gruß, Michael _________________ Viele Grüße aus Berlin von Michael! |
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MGW51
Site Admin
Status:  Eintritt: 12.03.2006 Mitgliedsnr.: 2 Beiträge: 5094 #: 73 BL: Sachsen 
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22/30, Verfasst am: 19.02.2009, 18:02
Betreff:
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Heute kam das Paket mit der 33-er "Schellack" und der Phonoton. zusätzlich hat der gute Mann noch eine Ultraphon draufgepackt gehabt. Das alles auf ein passend geschnittenes Stück Möbelspanplatte mit Klebeband fixiert!
Da muß schon ein Panzer drüberrollen um Schaden zu machen
Ich habe nur sehr selten solche akkuraten Verkäufer im Ebay erlebt - das ist schon sehr bemerkenswert.
Ein paar andere Absonderlichkeiten hat mir der Ralf B?nschen noch herausgesucht und er hat dazu einen, wie ich meine sehr fairen Preis genannt den ich auch gerne bereit zu zahlen bin.
Sobald ich etwas Luft habe, werde ich mir Hammer und Mei?el der Phonoton auf die Pelle rücken um zu sehen aus was sie wirklich gemacht sind
Ich bin mir aber auch garnicht sicher, ob die 33-er Schellack wirklich eine Schellackplatte ist. Fest steht nur, daß sie mit Normalrille geschnitten wurde.
Fotos von der Modulation mache ich auch noch. Das ist sehr interessant! Man hat die beiden Titel soweit als möglich nach außen, in den Bereich mit den größten Rillengeschwindigkeiten verlegt. Die Platte hat geradezu riesige Auslaufbereiche. Von der Erhaltung her hat der Verkäufer eher noch tiefgestapelt - also das ist wirklich ein überaus empfehlenswerter Kamerad! _________________ Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
Die Reform der Rechtschreibung ist ein Symptom dafür, daß die Deutschen ihre Sprache nicht lieben.
(Eugen Ruge, Schriftsteller, 2018) |
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michael48
Moderator
Status:  Eintritt: 04.04.2006 Mitgliedsnr.: 35 Beiträge: 202 #: 67 BL: Berlin 
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23/30, Verfasst am: 19.02.2009, 18:36
Betreff:
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Hallo Michael,
wir dürfen gespannt sein, was du herausfindest. Ich hatte in der Zwischenzeit Herrn Lotz eine Frage gemailt, ob es Unterlagen von Phonoton und vom Tempo-Werk gäbe. Obwohl er über einen grossen Bestand an Bio- und Discographien verfügt, konnte er mir in diesen beiden Punkten keine Antwort geben.
Vom Tempo-Werk, die Frage die mich ebenfalls bewegt, weshalb das kleine Tempo-Werk länger Platten herstellte als andere Unternehmen, hatte deshalb solange Bestand, weil andere Produktionsstätten schon in Schutt und Asche lagen. Es ist durchaus möglich, dass die Schellackplatte von Nils aus dem Jahre 1945 ebenfalls im Tempowerk gepresst wurde, weil auch die späten Reichsrundfunkplatten mit dem DTUO im Tempo-Werk angefertigt wurden. Nur mal so als Randbemerkung. _________________ Viele Grüße aus Berlin von Michael! |
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Nils
Historiker
Status:  Eintritt: 28.03.2006 Mitgliedsnr.: 7 Beiträge: 657 #: 67 BL: Niedersachsen 
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24/30, Verfasst am: 20.02.2009, 13:14
Betreff:
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Lieber Michael,
zur Tempo (wie auch Phonoton) liegen halt neuere Erkenntnisse vor, all dies wurde in dem Periodikum "Fox auf 78" veröffentlicht.
Vielleicht sind die Heftchen noch nachbestellbar.
Herausgeber ist Sammlerfreund Dr. Klaus Krüger, München.
Fox auf 78 hat auch eine Internetpr?senz.
Das Aufnahmedatum meiner Stamerplatte (Januar 1945) kommt übrigens auch von Dr. Lotz eine weitere Aufnahme aus dieser Sitzung "Ich warte auf dich" ist übrigens im Lange verzeichnet. Lange gibt hier pauschal "Dezember 1943" an. Er wollte es nicht anders wahrhaben
Noch etwas Untermauerndes zu Deiner Tempotheorie!
Sicher kennst Du die oft zu findende Platte auf Exportetikett "Polydor", auf dem Etikett nur Tanzorchster , Gesang Horst Winter " Sing, Nachtigall, sing" , Rückseite "La? Dein Herz bei mir zurück".
Beides sind tatsächlich Aufnahmen von der Tempo!
Aber die Nachtigall wird nicht von Winter gesungen, sondern es ist Tempomatrize "ST 1825" und es spielt Ette , Gesang Kurt Reichherzer
Seite "La? Dein Herz..." ( ST 1919) ist wirklich Winter mit seinem Orchester.
Schon seltsam, daß ganz reguläre Tempomatrizen auf Grammophon(Polydor, weinrot) veröffentlicht wurden....
Eine alte Dame aus Potsdam hat etwa von 1940 bis zum Ende bei der Tempo in Babelsberg im Büro gearbeitet. Sie erzählte mir schon damals, daß Tempo praktisch bis zum Schluß gearbeitet hat, aber zum Jahreswechsel 44/45 erstmal aufgehört hat, weil praktisch kein Markt mehr vorhanden war.
Immerhin standen die Siegermöchte schon weit im Land.
Leider, leider ist sie schon vor etlichen Jahren gestorben, sonst hätte ich sie mal richtig interviewed
Von ihr kam auch der Hinweis auf den bekannten Umstand, daß eine (?) Presse der Tempo schon im Krieg nach Ehrenfriedersdorf ausgelagert war.
Vielleicht wurden hier in der sächsischen Provinz noch viel später Platten und Aufträge gepresst, als es unser Wissenstand für möglich hält.
Auch Grammophon in Hannover kann nicht restlos zerstört gewesen sein, die unten abgebildete Musterplatte wurde ganz offenbar noch in Berlin im Januar 45 aufgenommen und ich habe sie auch von einer ehemaligen Mitarbeiterin der Grammophon Hannover.
Die Matrize fand noch den Weg nach Hannover und wurde dort noch zu einer Musterplatte gepresst.
Gruß, Nils
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michael48
Moderator
Status:  Eintritt: 04.04.2006 Mitgliedsnr.: 35 Beiträge: 202 #: 67 BL: Berlin 
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25/30, Verfasst am: 20.02.2009, 15:05
Betreff:
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Hallo Nils,
ja, da haben wir wieder typische Beispiele wo Wahrheiten und Legenden sich mit einander verwischen.
Ich habe tatsächlich einige "Fox auf 78" von frühjahr 1998 bis Herbst 2002. Hatte die Bestellung dann allerdings abgemeldet, weil sich die Themen um Platten und Orchester bewegten, die unerreichbar schienen. Meine Situation als Plattensammler hat sich da doch Gott sei Dank zum Positiven fortentwickelt, so dass eine Nachbestellung der fehlenden Exemplare langsam Sinn macht.
Gleich in meiner 1. Ausgabe ist ein Bericht über "50 Jahre Amiga". Es wird geschildert, weshalb die Tempo- und Brillantaufnahmen oft unkorrekt oder gar falsch auf den Etiketten beschrieben wurden, man legte halt keinen allzu grossen Wert auf die Angaben. Man wollte überhaupt erstmal das Geschäft ankurbeln. Im Blickpunkt waren die Eigenaufnahmen der neu entstandenen Amiga.
Die ODEON hat ihr Presswerk Ende 1943 nach Paris verlagert, so dass noch 1944 ODEON-Platten erschienen sind, allerdings in einer schlechten Pappkern-Beschichtung und mit der Bezeichnung "P".
Ich kann jetzt den Arikel nicht finden, woraus hervor geht, dass auch die Grammophon kurz nach Kriegsende ihr Geschäft ankurbelte, mit der Pressung vorhandener Matrizen aus dem Lager in Hannover. Also geht eindeutig daraus hervor, dass auch das Grammophon-Werk nicht vollständig dem Erdboden gleichgemacht wurde.
Tempo hatte immer noch das Werk in Ehrenfriedersdorf, dessen alte Presswerke, trotz veralteter Technik, noch bis 1958 Schellackplatten produzierten.
Herr Streiff in der Kruppstr. hatte bei einer WohnungsaufLösung 1 Meter lange Holztransportkisten der Fa. Tempo aufgespürt, die 1944 nach Dresden gehen sollten. Da Dresden allerdings dem Erdboden gleichgemacht wurde, kamen sie beim Empfänger nie dort an. In der Kiste waren die frischgepressten Scheiben, darunter auch Presswerke mit dem Label des Reichsrundfunks und den Aufnahmen vom DTUO.
Da die Telefunken AG ihre Schellackplatten im überwiegenden Masse im Presswerk der Grammophon in Hannover anfertigen liess (Telefunken besass selbst keine Plattenpressen), wollte man Telefunken und Grammophon vereinen. Als allerdings Anfang der 30er Jahre die Telefunkenplatte sich umsatzig st?rker erholte als die Grammophon, war dem Werk die untergeordnete Rolle der Plattenherstellung zugewiesen. Das Grammophonwerk presste für ihre eigene Hausmarke und für Telefunken. So liegt es für mich nahe, dass sie auch für andere Auftraggeber Schallplatten anfertigte.
Nun muss man sich die Jahre 1944 und 45 und auch noch die Zeit nach der Stunde Null vor Augen führen. Viele Hauptniederlassungen in den großst?dten waren ausgebombt. Nur dem deutschen Gehorsam und der deutschen gründlichkeit ist es zu verdanken, dass sich in dieser Zeit überhaupt wirtschaftlich noch etwas getan hatte. Die Firmenbesitzer hatten ihre Mitarbeiter deutschlandweit zu kleinen Filialen in irgendwelchen d?rflichen Regionen geschickt.
Ein Beispiel sei von meiner Mutter genannt. Sie arbeitete in einer Fabrik, die medizinisch-chemische Instrumente herstellte. Als 1944 das Werk in Berlin ausgebombt wurde, musste sie sich binnen weniger Tage in einer Zweigstelle in einem Dorf in Sachsen oder Türingen (ich weiss es leider nicht mehr) punkt 8 Uhr dort melden. Das Problem war nur, dass kaum noch Züge fuhren, wenn, dann nur mit grossen Verspätungen, weil viele Gleise durch Granattrichter verworfen waren und wenn man dann mehr stehend als fahrend unterwegs war, kam es des öfteren zu Feindangriffen auf die Züge.
In diesem Endkriegs- und Nachkriegs-Wirrwar ist es für mich nicht verwunderlich, dass plötzlich Tempo-Matrizen auf Grammophon- bzw. Polydorplatten erschienen sind.
Genaue Untersuchen können nur diejenigen untereinander vornehmen, die auch solche Kuriositäten in ihrer Sammlung haben. Ich muss da leider passen, weil mein Schwerpunkt mehr auf die Entstehung der Musik zielt, warum die Orchester so gespielt haben und wie die Menschen in dieser kulturell untergegangenen Zeit tickten. _________________ Viele Grüße aus Berlin von Michael! |
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Nils
Historiker
Status:  Eintritt: 28.03.2006 Mitgliedsnr.: 7 Beiträge: 657 #: 67 BL: Niedersachsen 
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26/30, Verfasst am: 20.02.2009, 15:41
Betreff:
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...und nicht zu vergessen das Presswerk in DIEPHOLZ, Niedersachsen, das nun seit mehr als 70 Jahren Platten im Auftrag presst. Ja, noch heute in Vinyl !
Und die Firma hat noch heute den Kopf der Pallas als Markenzeichen, wie dereinst mit auf ihrer Eigenmarke "Pallas" um 1930 und denen der wundervollen Televox-Eigenaufnahmen zu Beginn der Vierziger.
Ich weiß gar nicht, warum die Firma in ihrer Geshichte nur angibt 50 Jahre alt zu sein.
Es steht fest, daß es tatsächlich das alte Auftragspresswerk ist....es müssentstanden dort Schelllackpressungen für alle möglichen Firmen.
PS: sogar die alte Firma ORCHESTROLA (auch damals aus Diepholz) lebt dort noch heute als Kassetten-Tonbandmarke
http://www.pallas-group.de/ |
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michael48
Moderator
Status:  Eintritt: 04.04.2006 Mitgliedsnr.: 35 Beiträge: 202 #: 67 BL: Berlin 
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27/30, Verfasst am: 20.02.2009, 16:11
Betreff:
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Hach Mensch, was für ein spannendes Thema. Zu schade, dass ich mir über die Entwicklung der Schallplattenherstellung bisher noch keine Gedanken machte und daher auch nur einen winzigen Bruchteil an Informationen hier beisteuern kann. Bisher war ich froh, überhaupt eine Platte zu bekommen, die ich schon lange gesucht hatte. Was ich aus den bisschen, was ich in meinen Unterlagen gefunden habe, herauslesen konnte, dass es über ganz Deutschland verteilt kleine Firmen mit Presslizenzen gab, die im Auftrag der grossen Unterlnehmen, Schallplatten herstellten. Also, da steckt noch eine Menge Forschungsarbeit drin.
Was jetzt hier nun garnicht hinpasst, aber die merkwürdige Erscheinung der Tempo-Matrizen auf Grammophonplatten näher beleuchten kann ... Ne, andersrum: man muss ja auch davon ausgehen, die Werke mussten, um in der Stunde Null zu überleben ja auch Platten verkaufen um das Geschäft wieder anzukurbeln, und da hat man sich halt von dem bedient, was an verwertbaren vorhanden war. Und dann mussten das denn halt auch mal Tempo-Aufnahmen sein, zumal sie grüsstenteils aktueller waren als die letzten 1943 regulär aufgenommen Grammophonplatten.
So, jetzt zurück zu dem Thema, was hier eigentlich nicht hinpasst. Ihr, als langjährige Dampfradioprofis, ich fange jetzt erst langsam wieder an in die Materie einzutauchen, wisst es bestimmt.
Bis in die 50er Jahre hinein produzierte das Werk RFT nicht nur Röhren für ihre eigene Hausmarke, sondern auch für andere.
Radiosammler schwärmen ja für Valvo-Röhren. RFT kommt da nicht rein, so nach dem Motto. Nur, das RFT-Werk hat vormittags für RFT produziert und nachmittags wurde das Emblem von RFT auf Valvo getauscht, und dann wurden im selben Werk die Röhren mit dem Valvo-Zeichen produziert. So Aussage eines ehemaligen Mitarbeiters in dem ehemaligen RFT-Werk.
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Viele Grüße aus Berlin von Michael _________________ Viele Grüße aus Berlin von Michael! |
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michael48
Moderator
Status:  Eintritt: 04.04.2006 Mitgliedsnr.: 35 Beiträge: 202 #: 67 BL: Berlin 
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28/30, Verfasst am: 20.02.2009, 16:45
Betreff:
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Ja, lieber Nils, was die Polydor betrifft, mit "Sing Nachtigall sing" mit dem vermeintlichen Horst Winter, und auch deine anderen genannten, werde ich mal bei den nächsten Plattenk?ufen darauf achten. Da ich mehr so der Swingheini bin, hatte ich bisher auf diese Platte noch nicht geachtet. Aber man lernt ja nie aus .
Vielen Dank, für Deinen Tipp, Nils. Soo, aber jetzt bin ich gespannt, was Michael herausfinden wird, bei seiner neu erstandenen Phonoton-Platte. _________________ Viele Grüße aus Berlin von Michael! |
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MGW51
Site Admin
Status:  Eintritt: 12.03.2006 Mitgliedsnr.: 2 Beiträge: 5094 #: 73 BL: Sachsen 
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29/30, Verfasst am: 20.02.2009, 17:36
Betreff:
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Um mal kurz ein paar Fragen aus meiner Sicht zu beantworten:
Nils schrieb wie folgt: | Ich weiß gar nicht, warum die Firma in ihrer Geshichte nur angibt 50 Jahre alt zu sein. |
Ich denke schon, daß das richtig ist! Es handelt sich nach meinem Gef?hl um einen der üblichen Etikettenschwindel. Geh mal auf Orchestrola - da erklären die Herrschaften, daß diese Firma 1976 gegründet wurde! Also für mich ist das genauso der übliche Beschiss mit Namen und Marken welche einfach käuflich erworben werden - ggfs. auch noch die Immobilie dazu oder wenn das nicht geht, macht man auch gern eine Briefkastenadresse am ehemals bekannten Firmensitz auf.
Es geht nur darum die Gutgl?ubigkeit der Kunden auszunutzen - etwa mit dem Namen Grundig, der dann u.a. auch auf minderwertigstem Schrott leuchtet und etwas suggerieren soll, was es garnicht gibt! Qualität und Innovation - alles das, was den Ruf einstiger Unternehmen Dank des Engagementes seiner Gründer und Mitarbeiter erst zu dem werden ließ. Es ist schlichtweg Betrug!
Etwas anders verhält es sich, wenn z.B. wie von Micha hier angesprochen, Waren als Auftragsproduktion oder Zukaufprodukte unter fremder Marke verkauft werden. Das hat es zu allen Zeiten gegeben. Gut, es ist auch nicht sauber doch immerhin hat der Kunde der z.B. ein Körting Studio-Kassettendeck kaufte die Gewi?heit, daß er ein Qualitätsprodukt heimträgt und ggfs. dafür auch einen ordentlichen Service geboten bekommt. Wenn gleiches Gerät in anderer Farbgebung dann unter dem Namen Gelhard im Regal steht, unterstreicht das noch gesagtes. Aber auch Sache wo ELAC oder Blaupunkt usw. draufsteht wurden bei Körting gefertigt. Nicht in China sondern in Grassau!
Ein anderer Fall die Röhrenproduktion: Die DDR produzierte für Telefunken, Siemens Tesla, Hoges, Egro und andere Werke bzw. Vertriebsunternehmen. In Westdeutschland wurden stets die Röhren mit dem entsprechenden Label des "Inverkehrbringers" verkauft. In Osteuropa dagegen zumeist, wenn nicht immer - unter dem Label unserer Röhrenwerke nur mit der entsprechenden Schachtel des Kunden. Bei Industrieverpackungen fiel das natürlich auch noch weg.
Ob die Bestempelung in der Mittagspause umgestellt wurde wage ich zu bezweifeln - das ist ein Witz! Ich bin zwar kein Röhrenexperte, doch wenn wir mal die EM11 nehmen, da würde ich für eine Originale TFK-EM11 höchstens halb soviel bezahlen wie für eine aus Neuhaus - egal ob da Hoges oder sonstwas drauf steht. man erkennt diese Röhren am Aufbau und natürlich am Sockel.
EL34 von TFK sollen die besten sein - na klar, die wurden in M?hlhausen und Erfurt gefertigt
Da bei den "einfachen" Rundfunkröhren stets eine recht große Streubreite vorhanden ist, andererseits die DDR 12 Monate Mindestgarantie auf Elektronenröhren für den nichtkommerziellen Einsatz in Heimelektronik gewährte, müssen die wohl auch irgendwie gehalten haben Letztlich ist es so verkehrt auch nicht gewesen, die RWN-Röhren für den Westen mit TFK zu stempeln - vielleicht waren gar noch Reste der alten Farbe im Lager
Zu Valvo kann ich nichts sagen weil ich das nicht weiß. Auszuschließen ist es nicht.
Aber diese Röhrengeschichte endete nicht in den 50-ern sondern mindestens in den 70-ern, wenn nicht noch später. _________________ Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
Die Reform der Rechtschreibung ist ein Symptom dafür, daß die Deutschen ihre Sprache nicht lieben.
(Eugen Ruge, Schriftsteller, 2018) |
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MGW51
Site Admin
Status:  Eintritt: 12.03.2006 Mitgliedsnr.: 2 Beiträge: 5094 #: 73 BL: Sachsen 
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30/30, Verfasst am: 26.04.2009, 17:39
Betreff:
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Seit längerem habe ich ja hier nun u.a. auch so eine PHONOTON, die als revolution?r und bruchfest beworben wurden. Also bitte nicht mit "unzerbrechlich" verwechseln! Das sind zwei verschiedene Latschen.
Kurz und gut, einen kleinen Test habe ich mal gemacht. Dazu genügte mir ein wenig Randgeschabsel und entsprechende Lösungsmittel. Wie nicht anders zu erwarten, hat das mit Schellack nichts zu tun denn hochkonzentrierter Alkohol kann den Sp?nen genausoviel anhaben wie guter Brusttee. Der zweite Versuch - nach restlosem Verdunsten des Alkohols - wurde mit Aceton vorgenommen. Es dauerte nicht lange und unter leichtem umröhren l?sten sich die Sp?ne auf; nicht restlos aber doch soweit, daß von den bis dahin geringelten Sp?nen nur wenige kleinste Kr?melchen übrigblieben. außerdem verblieb ein weißlicher Belag in der Schale, nachdem das Aceton restlos verdunstet war. Bilder packe ich noch dazu!
Von diesen Kleinstmengen kann ich nun erstmal keine weiteren Tests machen, was auch nicht beabsichtigt ist. Als nächstes Untersuchungsobjekt muß die "33-er Schellack" herhalten. Das ist natürlich, daran habe ich nie gezweifelt, ebensowenig eine Schellackplatte wie die Phonoton. Es sind halt einfach nur Schallplatten in Normalrillenschnitt - nicht mehr und nicht weniger.
Als letzte Versuche werde ich dann die thermische Umformbarkeit testen. Hierzu muß notfalls ein kleiner Bohrkern aus dem Auslaufbereich entnommen werden. Der Platte selbst tut das nichtmal weh - das Loch kann dann einfach wieder vergossen werden und gut. Ich muß dazu allerdings erst ein entsprechendes Bohrwerkzeug anfertigen. Braucht eben alles seine Zeit...
Nun habe ich hoffentlich ein wenig Eure Neugier bes?nftigen können - wenngleich das ja auch nur der erste von mehreren Schritten ist. _________________ Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
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(Eugen Ruge, Schriftsteller, 2018) |
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