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KB100 schrieb wie folgt: | Mit Schellack habe ich in jüngster Zeit sehr gute Erfahrungen mit 50Grad im Backofen gemacht (eine halbe Stunde) auf einer ausreichend großen Keramikfliese, in meinem Fall 35cm, ohne Belastung von oben. Ob das mit den selbst geschnittenen funktioniert, da würde ich mich nur sehr langsam rantasten. |
Zu Selbstschneideplatten kann man wohl keine Empfehlung geben - es kommt immer auf das Material an.
Da durch offene W?rmezufuhr auch Feuchtigkeit dem Objekt entzogen wird, kann das zu einer letalen Schrumpfung mit anschließender Ri?bildung führen. Wenigstens besteht diese Gefahr bei Lackplatten. Das mag absurd klingen, da ja diese Lacke nach dem Schnitt sowieso durch backen ausgehörtet werden. Gleichwohl ist dieser Zerfallseffekt eben nur von solcherart Platten bekannt. Wir haben dazu auch einen Thread, wo unser "archivar" eine Technologie zur Rettung derart zerstörter Tonträger vorstellt. für Max Müller außerhalb dessen Budgets
Gelatineplatten - ich habe keine Ahnung, wie ich die konkret einordnen soll. Die einzige "FLEXIBLE" in meinem Bestand spielt geradezu exzellent rauschfrei - so wie ich das von einer Schellack noch nie vernommen habe. Mit Lackplatten kenne ich mich nicht aus, hatte selber noch nie so ein Teil. Decelithfolien gab es m.W. immer mit einer fertigen, natürlich unmodulierten Rille. Damit sind sie für einfache SchneideGeräte pr?destiniert, denn es benötigt keinen komplizierten Vorschub; der Schneidstichel wird von der geraden Rille geführt. Im Prinzip kann dafür jeder zeitgenössische Plattenspieler nach einem geringfügigen Umbau herhalten.
Und dann gibt es noch solche patentierten Materialien wie die, welche "Phonoton" für seine als unzerbrechlich deklarierten Platten benutzte. Das mit dem unzerbrechlich - ich will es nicht wirklich ausprobieren denn ich besitze nur eine einzige Phonoton Und weiters gibt es noch die "33 Upm Schellack" - welche auch aus was weiß ich für Material gepre?t ist, nur eben ganz sicher nicht aus "L?useblut mit Schiefermehl". Ach, ehe ich es vergesse, Polystyrolplatten gibt es ja auch noch.
Die Phonoton hatte ich vor langer Zeit einmal angebohrt um eine Materialprobe zu gewinnen. Die Sp?ne haben sich in Spiritus kein bisschen angelöst, mit Aceton konnte ich Zerfallserscheinungen feststellen, aber keine regelrechte L?slichkeit. Damit scheidet Polystyrol also aus. Irgendwann, wenn mir wieder mal langweilig ist, werde ich nochmal den Giftschrank inspizieren und ein paar weitere Tests an der Phonoton vornehmen.
An die bei mir ebenso einzigartige FLEXIBLE wage ich aber nicht, Hand anzulegen. Was Phonycord für Material verwendet hat, bleibt mir als weiter verschlossen. daß die Platte ein sehr enges Loch hat, kann ich bestätigen - ich hielt es für eine Folge der natürlichen Schrumpfung denn es ist praktisch unmöglich, die Platte sie zu gefährden alleine vom Teller abzunehmen; man bekommt sie nur mitsamt dem Teller von der Welle. Bei Tellern die mit einer Sicherungsscheibe gegen abheben geschützt sind, muß natürlich diese Scheibe entfernt werden, bevor man so eine Platte auflegt. Eigentlich sind diese seltenen Exemplare viel zu schade um sie auf dem Grammo zu ruinieren. Meine leichteste Dose bringt immerhin noch knappe 60 Gramm auf die Wage! Das ist enorm, auch bei Betrieb mit Winkelnadel. Es gibt ja seit den Drei?gern auch Kristalltonabnehmer - ich denke mal, daß das die eigentliche Bestimmung solcher "Wabbelscheiben" gewesen ist. Heute tut es ein moderner Tonarm mit Normalsaphir - mir ist selbst der TFK-Arm (TO 1000) welcher noch bis in die Mittf?nfziger u.a. bei den MTG-Geräten montiert wurde mit seinem archaischen Magnetsystem viel zu groß in der Auflagekraft. für normale Schellackplatten kann man das aber akzeptieren.
Zitat: | Scheinbar hatten die Aufnahmegeräte, von denen mein Verwandter eines besessen hat, eine variable Geschwindigkeit. |
Die Normalrillenplatten sind, bis auf die modernen Nachkriegsscheiben, in recht unterschiedlichen Geschwindigkeiten aufgenommen worden. Warum das so war, weiß sicher unser Nils am besten zu beantworten. Die Masse aller Schellis ist aber ganz eindeutig mit "78 U" oder ähnlich gekennzeichnet - moderne Platten mit "N 78". Man kann aber ohne weiteres auf Platten treffen, die beispielsweise mit 76 oder auch 80 Upm geschnitten wurden. Aus diesem Grunde ist jeder Grammophonmotor mit einem Regulator versehen der im Mittel eine Drehzahlvariation zwischen 74 und 82 Upm ermöglicht. Das ist also kein Teil, welches irgendwelche Motormacken kompensieren soll. Auch bei Elektro-Grammophonmotoren ist der Regulator genau so vorhanden - ebenso am BPG 190 und auch noch am MTG 19, was auf den vorliegenden Fotos gut erkennbar ist. später dann, so etwa um 1952, ab der Rochlitzer Nachentwicklung des Staßfurter MTG 19, wurde zwar der Motor beibehalten aber der Regulator nicht mehr montiert. Die Fliehkraftbremse wurde einmalig fest auf 78 Upm eingestellt und festgelegt.
In der frühzeit der Schallplatte gab es Tourenzahlen von bis zu 150! Wahnsinn - sagen wir heute; das Pfleumersche Magnetband tat es auch mit 100 cm/sec und wie lange waren 77 bzw. 76,2 cm der Standardvorschub? DAs hat nicht nur was mit der optimalen CutterMöglichkeit zu tun - so optimal ist die nun auch wieder nicht wenn man dezimeterlange überlappungen zwecks weichem, unhörbarem Schnitt kleistern darf. Heute nicht mehr vorstellbar. Und auch nicht mehr durchf?hrbar in dieser Art. Bei Halbspur-Mono technisch nicht möglich und somit eine Dom?ne der richtigen Profis. |
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