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Autor: MGW51 Verfasst am: 29.11.2009, 16:27 Betreff: Bittorf&Funke 1933 bis 51 - Unternehmensgeschichte
Zum einleitenden Beitrag bzgl. der Firmengeschichte eröffne ich hiermit die Diskussion mit einigen herausgelösten Anmerkungen.

An dieser Stelle soviel: Der Betrieb wurde m.E. NICHT enteignet, wie oft zu lesen ist. Er wurde "entschädigungslos in Volkseigentum überführt" - so die damalige Diktion.

Liebe Leser, das ist keine Haarspalterei! Funke hatte die Fabrik bis auf wenige persönliche Sachen und sicher ein paar Entwicklungsunterlagen verlassen und ist damit vermutlich +/- großen Repressalien entgangen und wahrscheinlich auch einer Enteignung zuvorgekommen. Das macht schon einen Unterschied! Hugo Junkers dagegen ist enteignet worden - nicht zuletzt auf Betreiben von Hermann Göring. Obwohl Funke als Hauptlieferant der Wehrmacht bekannt war, ist er nicht als Kriegsverbrecher eingestuft worden - mithin blieb auch sein Unternehmen von der sofortigen Enteignung verschont.

Es steht natürlich außer Frage, daß in der SBZ und später in der DDR Betriebe und Vermögen enteignet worden sind! Doch mir fällt auf Anhieb kein Unternehmen aus dieser Branche hierzu ein. Betriebsinhaber, welche nach 45 als "Kriegsverbrecher" eingestuft worden sind, hatte man in jedem Falle vollständig um ihre Besitztümer erleichtert und darüberhinaus noch zu weiteren Strafen verurteilt. Diese Fälle heute zu beurteilen oder gar darüber zu richten steht uns weder zu, noch sind wir alle hier dazu objektiv in der Lage. Wir glauben letztlich nur das zu wissen, was wir uns aus vielerlei Quellen erarbeitet haben und wenn wir mal einen Zeitzeugen auftun, dann ist es so selten auch nicht, daß wir diesem einen Irrtum nachweisen en. Einfach weil halt sein Gedächtnis auch ein wenig trägt oder verblaßt ist. Max Funke ist jedenfalls kein Kriegsverbrecher gewesen denn dann hätte er sein Unternehmen nicht bis Mitte 1951 unbehelligt führen können. möglich, daß man ihm etwas anzuhängen versuchte; Denunzianten, die es ja mit der Wahrheit eh nicht so genau nehmen, gab es auch damals schon reichlich. Dem Vernehmen nach plante Funke die DDR zu verlassen und wollte dazu wohl einen Großteil seines beweglichen Vermögens mittels eines Eisenbahnwaggon mitnehmen. Dieser Plan ist anscheinend verraten worden, so daß er sich zu einer Hals-über-Kopf-Flucht entschlossen hatte. Fakt ist, daß die Mehrzahl aller sich bestohlen fühlender zuerst das Land verlassen hatte - unter (zwangsläufigem!) zurücklassen mindestens eines Großteils ihrer Vermögen - dann erst folgte das nun unvermeidliche. Welche Alternative hätte es auch gegeben? Ich meine, daß für keine der beteiligten Seiten eine andere, bessere Lösung erzielt worden wäre. Die Umstände waren nunmal andere und die DDR war im Jahre Zwei ihres Bestehens noch lange nicht souverän in solchen Entscheidungen. Das alles muß bedacht werden, wenn man eine Erklärung für Vorkommnisse sucht, die unter den nicht nachvollziehbaren Bedingungen der unmittelbaren Nachkriegsjahre vonstatten gegangen sind.

Wer zu den im Beitrag aufgeführten Daten etwas zu ändern, anzumerken, zu konkretisieren, zu ergänzen oder nachzufragen hat, den bitte ich, das hier an dieser Stelle zu tun. Ich werde das dann gesammelt in den Beitrag einarbeiten.

Es sind also sowohl Bilder von und aus Geräten als auch Dokumente, Erfahrungsberichte etc. erwünscht. Ziel ist es, für jeden Gerätetyp einen eigenen Thread zu starten. Hier also soll es nur um das ErÖffnungsthema gehen.
Zuletzt bearbeitet von MGW51 am 29.02.2012, 21:58, insgesamt einmal bearbeitet


Autor: MGW51 Verfasst am: 29.11.2009, 16:30 Betreff:
Max Funke ist der wohl populärste Hersteller von Röhrenprüfgeräten im deutschen Sprachraum gewesen. Wenngleich seine Apparate in der Gesamtheit auf einem eher niedrigerem Niveau anzusiedeln sind, ist deren Beliebtheit nach wie vor ungebrochen.

Das hat freilich einleuchtende Gründe, die nicht zuletzt in dieser patentierten Simplizität zu finden sind, sich darüberhinaus aber wohl vor allem aus der schlichten Quantität gegenüber allen anderen zeitgenössischen Geräten anderer Hersteller ergeben. Dieses Produktionsvolumen Gründet sich hauptsächlich auf Funkes Affinität zum Militär; erst als Hauptlieferant der Wehrmacht, später dann der Bundeswehr. Diese Fakten wollen wir nicht negativ werten weil das ungerecht wäre; sowohl gegenüber diesem Mann als auch gegenüber der Situation in der sich Deutschland, seine Unternehmer und deren Mitarbeiter befanden. Festzustellen bleibt allerdings, daß Max Funke wegen seiner Geschäftstätigkeit nie fälschlich als Kriegsverbrecher geächtet worden ist.

Vom kleinen Radiohändler zum Fabrikanten - das ist eine beachtliche Karriere, welche Funke nicht ganz alleine gemeistert hat. über zehn Jahre stand ihm Willy Bittorf als Kompagnon mit Rat und Tat zur Seite und es ist meine felsenfeste Überzeugung, daß ohne Bittorf Funke nur eine kleine Nummer geblieben wäre. Damit soll keine Wertung pro oder contra angestoßen werden! Es geht nur darum festzustellen, warum sich Funke im Grunde seit dem W17 nicht mehr weiterentwickelt hat. Der Schlüssel dazu dürfte sich im Zerwürfnis der beiden Firmengründer und damit im Ausscheiden Bittorfs finden lassen.

Liest man im Netz so allerlei über die Fa. Bittorf & Funke, stößt man auf den Hinweis, daß Bittorf den kaufmännischen Part erledigte während Funke der Techniker war. So eine Aussage stünde einer "Max Funke Fanseite" bestimmt gut zu Gesicht weil man auf Fanseiten sowieso nicht alles glauben darf :Wink: Wägt man die Tatsachen, stellt es sich dann eher andersherum dar: Bittorf war der innovative Techniker - Funke ein gewiefter Kaufmann!

Das System "Steckhalma" hatte ganz sicher in der Zeit bis Kriegsende seine volle Berechtigung - dieses aber als Dogma anzusehen war falsch und das hat Willy Bittorf bald erkannt. Ich vermute, daß dieser fachliche Dissens letztlich zum Auslöser für die Trennung wurde.

In der Jetztzeit erleben wir, daß für Geräte wie RPG4, W16, W18, W19 geradezu Irrsinnspreise erzielt werden. Preise die in keinerlei realem Bezug zum Wert dieser Kisten stehen. Das verleitet natürlich auch immer wieder ein paar schlitzohrige Anbieter dazu, völlig andere Geräte als "FUNKE" oder "W18" anzubieten was natürlich Betrug ist, mit der Absicht einen entsprechenden Preis dank des Nimbus zu erzielen. Die gelackmeierten Käufer merken das erst, wenn es zu spät ist. Zwar sind die fälschlicherweise als Funke W18 angebotenen Fremdfabrikate technisch besser als die Originale doch gibt es zu diesen Geräten nicht so viele Prüfkarten. Das ist allerdings nur für pure Röhrensammler von herausragender Bedeutung!



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