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Autor: michael48 Verfasst am: 14.02.2009, 16:39 Betreff: Pausenzeichen des Reichssenders Berlin
Eine Frage an unser Forum: Ist dieses Pausenzeichen vom Reichssender Berlin das Original oder sind es lediglich die Auftakte, abgespielt von einer Telefunkenplatte "Volk ans Gewehr"?

Das Pausenzeichen des Reichssenders Berlin bestand ja tatsächlich aus den ersten Takten dieses patriotischen Stücks?

Wer weiß was darüber? Und was mich bei der Gelegenheit interessiert, wie wurden die Pausenzeichen abgespielt? Schellackplatten mit Endlosschleife oder mit metallenen Zungenplatten oder gar elektronisch erzeugt?


Autor: MGW51 Verfasst am: 18.02.2009, 12:15 Betreff:
Lieber Michael,

das Thema Pausenzeichen ist eigentlich ein ebenso interessantes wie leider inzwischen totes Thema. Zumindestens hierzulanden leiert ja der Dudelfunk 25 Stunden am Stück seinen penetranten Einheitsbrei durch die Kompressoren. Da ist einfach keine Zeit für Pause, da muß man der Menschheit die lebenswichtigen Dinge zur Rettung des Abendlandes verkaufen.

Ich werde mal dieses Thema in den Bereich des RFM-Forums verschieben - da kommt vllt. eher noch etwas hinzu.

Im Deutschen Demokratischen Rundfunk gab es ein "Pausenzeichenlaufwerk" welches mit einer Bandschleife arbeitete. Irgendwo habe ich auch Bilder von diesem Trum. Die R-Nummer könnte Hajo wissen.


Autor: Nils Verfasst am: 18.02.2009, 13:39 Betreff:
Es gab da auch richtige Maschinen, welche die Töne mechanisch erzeugt haben.

Sehr bekannt ist noch das Ticken eines Metronoms (oder zuvor Wecker ) damit das Radio auch in sendungsfreier Zeit trotzdem auf den Sender abgestimmt werden konnte, das war während der Luftangriffe sehr wichtig, wegen eventueller Meldungen.
Mir erzählte eine ältere Dame, daß das sture Metronomklicken auch aus dem DKE im Luftschutzkeller ertönte, weil man "auf Empfang" sein wollte, wenn eine neue Luftlagemeldung kam. natürlich zerm?rbt sowas die Nerven in so einer Situation völlig.

Ein guter Link zum Thema Pausenzeichen führt ins RM, leider weiß ich nicht, ob er für Euch nutzbar ist.

Pausenzeichen - was war_denn das?


Autor: MGW51 Verfasst am: 18.02.2009, 17:00 Betreff:
Wenngleich es nicht die Fragestellung von Michael beantwortet, möchte ich doch auch mal an unsere Datensammlung erinnern. Der Link "Historische Radiosendungen" führt zu einer Homepage, auf der neben WeltEmpfängern auch eine Reihe Pausenzeichen und Kennungsmelodien von Agentensendern als MP3 zu hören sind.

Solche Apparaturen wie auf der RM-Seite habe ich auch noch nie zuvor gesehen.

Ich muß mich korrigieren!
Die Audiodateien sind im Format M3U abgespeichert. Somit bestens für den VLC media player geeignet.
.

Keine zulässige Linkadresse!


Autor: 19null5 Verfasst am: 18.02.2009, 17:30 Betreff:
MGW51 schrieb wie folgt:
... Im Deutschen Demokratischen Rundfunk gab es ein "Pausenzeichenlaufwerk" welches mit einer Bandschleife arbeitete. .... Die R-Nummer könnte Hajo wissen.


Er weiß Smile

" R 100a "

Firmenbezeichnung von Sander & Janzen: SJ 130




Hajo
Zuletzt bearbeitet von 19null5 am 13.04.2011, 01:57, insgesamt einmal bearbeitet


Autor: michael48 Verfasst am: 28.02.2009, 18:03 Betreff:
Ich danke Euch recht herzlich, ihr habt mehr Informationen hervorgebracht als ich erwarten konnte.

Eins steht fest: Mein eingespieltes Pausenzeichen muss ein Fake sein. Ich hatte es mir mal von einer mir inzwischen unbekannten Seite runtergeladen und akustisch verbessert. Die Seite hatte einige Pausenzeichen bekannter Sender, so auch dieses - aber!

Das sind eindeutig die Auftakte von der Telefunkenplatte "Volk ans Gewehr". Andere behaupten dagegen, dass das Pausenzeichen des RS Berlin die Schlusstakte des Stücks sein soll. Minister Goebbels entwarf dieses Pausenzeichen, und es ging 1935 erstmalig über den Berliner Rundfunk. Da sich viele Hörer darüber beschwerten, dass das Pausenzeichen unangenehm wirke, hatte Goebbels 1937 eine abgeschw?chte Version einspielen lassen.

Ausserdem konnten Pausenzeichen bis Ende der 30er Jahre nur mechanisch erzeugt werden. Nils hatte ja schon in einem anderen Thread die Ergebnisse der Telefunken AG erwähnt, wonach eine Schellackplatte nach 70-maligen Abspielen mit einem zeitgenössischen Tonabnehmer verbraucht sei. Das Tonband stand immer noch in den Kinderschuhen. Es gab zwar in den 30er Jahren schon Drahtton-Apparate als Diktiergeräte, doch mir ist nicht bekannt, dass diese Geräte für Pausenzeichen im Rundfunk genutzt wurden.

Alles in allem, eine bisher kaum beachtete Randerscheinung des Dampfradios. Mit Eurer Hilfe auf jeden Fall die Frage gekl?rt, wie diese Pausenzeichen erzeugt wurden.



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