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Lieber Nils,
MGW51 schrieb wie folgt: | Das sorgt für Heiterkeit - und Nachdenklichkeit. |
ganz bewußt auch Nachdenklichkeit. Will sagen, daß in unserem Stück Deutschland gänzlich andere Wertigkeiten herrschten darf man nie außer Acht lassen - sonst wird es eine Milchm?dchenrechnung. Wie Du ganz richtig anmerkst, wurden Semmeln = DoppelBrötchen (so wie u.a. alle Grundnahrungsmittel) zu staatlich festgesetzten Preisen verkauft. Ein Brötchen kostete eben 1950 genausoviel wie 1989, also 5 Pfennige. Die Arbeitseinkommen hingegen stiegen langsam aber +/- kontinuierlich an. Als Korrektiv für den Geldkreislauf dienten die Industriewaren, welche eben - anders als in Westdeutschland - ebenso systematisch nach oben gingen. Ausnahmen gab es dennoch immer wieder mal, so bei Halbleitern, die in den frühen 70-ern eine erste drastische Preiskorrektur nach unten erfuhren. Dennoch kumulierten die Spareinlagen der Bevölkerung eher logarhytmisch denn linear und so mußte ein weiteres Korrektiv her. Das hieß Luxuswaren, nicht selten Importe aus Japan und Westeuropa. Die Preise dafür waren das, was man heutzutage als Mondpreise bezeichnet. Ein Radiorekorder, SANYO M4500KE konnte man für ca. 3,5 TM erwerben - wenn man meinte den besitzen zu müssen. für einen Blaupunkt Farb-TV 59-er oder 63-er Bildrohr mußten dann schon zwischen 5 und 6,5 TM locker gemacht werden und - letzteren gab es nur "unterm Tisch". Der Chromat (Staßfurt) kostete zur gleichen Zeit 3,4 TM und war mit der 59LK3Z auch nicht besser
Und schließlich gab es noch eine Devisenbeschaffungsstrategie, welche sich den Umstand zu nutze machte, daß in der DDR die Bedarfsdeckung mit hochwertigen Konsumg?tern dem tatsächlichen Bedarf um Längen, teilweise um mehrere Jahre, sogar um Jahrzehnte hinterherkroch. Bei FarbTV soll es teilweise bis zu 3 Jahre Wartezeit gegeben haben - ich kann das nicht bestätigen aber eben auch nicht rundweg verneinen. Bei PKW waren ab 10 bis 15 Jahre normale Wartezeit und bei Nutzfahrzeugen für den privaten Sektor sah es noch weitaus grausiger aus. Gut dran war wer Westverwandschaft hatte! Da gab es all die Sachen, bis hinauf zum Kleintransporter B1000 innert weniger Tage oder Wochen frei Haus geliefert. GENEX - Geschenkdienst nannte sich diese Einrichtung, bei der die Westtante mal ein paar D-Märker locker machen mußte um der Ossiverwandschaft einen Wunsch zu erfüllen der ansonsten Wunsch bleiben mußte. Wenigstens bei solchen Sachen wie es ein Barkas eben war. Bei kleineren Dingen mutet es geradezu grotesk an, daß es die soll nicht gegeben haben - Stimmt auch nicht, es gab sie wirklich in ausreichender Menge! Es war dann eben wirklich ein ganz normales Geschenk. So wie z.B.ein Kofferplattenspieler, Röhre, mono, vom Funkwerk Zittau. Was das Gerät über GENEX gekostet hat, kann ich wirklich nicht sagen. Es war jedenfalls nicht umwerfend. Normal war bei solchen Dingen ein Preis der ca. 60 - 70% unter dem DDR-Preis lag - wenn man vom Zahlenwert ausgeht!
Tja, solche Sachen gab es - für die heutige Generation ebensowenig vorstellbar wie es für die, welche das nicht kennen nachvollziehbar ist.
Und hier bin ich wieder beim Brötchen, oder der Schrippe wie der Berliner sagt.
Das ist ein besserer VergleichsMaßstab als der Stundenlohn denn essen muß ein jeder, egal wo er lebt. Aber es ist natürlich richtig, daß man dann auch den "?rtlichen" Brötchenpreis heranzieht - sonst kann das überhaupt nichts werden Klar, wir Ossis haben es da einfacher weil wir nicht lange überlegen en. Ein Brötchen hat bis zum letzten Tag der DDR eben 5 Pfennige gekostet. Absurd freilich, aber das brauchen wir jetzt nicht auch noch analysieren.
Die EL11 übrigens hatte zu ihren "Lebzeiten" in der DDR 17,40 DM bzw. MDN gekostet. Dafür konnte man ganz schön viel Furage bunkern
Im 1939-er Handbuch steht sie mit 8 Reichsmark drin. Das ist auch kein Schleuderpreis!
Und da fällt mir in dem Zusammenhang noch ein, daß es in den Endsiebzigern zwar einen Abverkauf von Röhren zu Schleuderpreisen gab, aber das bezog sich ausschließlich auf die modernen Noval und Miniaturröhren! Die Stahlröhren und auch Magnoval sind eigentlich nie "verramscht" worden...
So gesehen kosten eben Röhren zum Basteln heute recht wenig Geld! Ausnahmen gibt es freilich auch - die werden aber vom Markt und ein paar Fetischisten getrieben und stehen wirklich in keinem verhältnis zum Wert der betreffenden Röhre.
Und jetzt bin ich mal gespannt, wer eine Erklärung dafür findet, daß auf der Quittung von Hajo die EL11 mit 20 Mark ausgewiesen ist :: |
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