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Autor: MGW51 Verfasst am: 11.12.2008, 22:26 Betreff: 152 - Erstflug am 4.12.1958
Nein, R?der hat es nicht und führt weder auf Schienen noch hängt es an Seilen; viel ist nicht mehr übrig und das steht einfach so rum. In Dresden, in seiner Geburtsstätte.

Die Legende 152.


Der 50. Jahrestag des Erstfluges sollte Anlaß zur R?ckbesinnung sein. Deutschland war ja nicht nur ein Rundfunkland, es ist auch ein Luftfahrtland gewesen.
Das erste Verkehrsflugzeug mit Strahlantrieb - es kam aus Dresden. Mannigfaltige Ursachen führten dazu, daß es zwar zu vielerlei Lippenbekenntnissen in Form m?ndlicher Zusagen über die Abnahme von 1.000 Maschinen durch die Sowjetunion kam, doch diesen Zusagen folgten trotz nachmaligem drängen seitens der DDR keine unterschriftsreifen Verträge! Der Westen hatte zwar nichts gleichwertiges, doch hier wurde wie immer die adenauertypische Blockadehaltung eingenommen. schließlich sollte anl?Ölich der Leipziger frühjahrsmesse 1959 die noch nicht vollständig durch die erprobte 152 V III in einem haarsträubenden Handstreich einen Langsam-überflug in niedriger Flugh?he bei der Ankunft von Chrustschow über den Leipziger Flughafen und das Messegel?nde exerzieren. Damit wollte man dem 1. Mann im Kremel und seiner Begleitung die technische überlegenheit des DDR-Flugzeugbaues demonstrieren, um so auf nachhaltige Weise endlich die versprochenen Verträge auch zu bekommen. Es sollte nicht so werden wie gedacht! Einerseits landete Nikita Chrostschow in Drewitz und andererseits waren zu diesem Zeitpunkt bereits alle Messen gelesen - die V III bei Ottendorf auf dem Acker zerschellt. 4 Mann Besatzung zahlten für die Unbesonnenheit dieses illegalen Testfluges mit ihrem Leben. Zwei hauptsächliche Ursachen kann man dabei festhalten: Der absichtsvoll herbeigeführte Sinkflug bis auf Höhe 004 hatte bei dieser viel zu hoch gewählten Sinkgeschwindigkeit eine Abstiegsbeschleunigung erreicht, der die Turbinen nicht gewachsen waren! Die Maschine ließ sich nicht mehr abfangen da die Triebwerke trotz dem sofortigen Umschalten auf Maximalleistung viel zu langsam auf die nötige Drehzahl kamen um den erforderlichen Schub liefern zu können. Vereinfacht ausgedrückt, die M?hle nahm kein Gas an. Dafür gibt es neben einem fehlerhaften Druckausgleich im Kraftstoffsystem auch noch andere Ursachen. Entscheidend für die Trag?die ist aber der Umstand gewesen, daß die Flugzeugführer selbst keine ausreichende Erfahrung mit dem fliegen strahlgetriebener großflugzeuge besaßen. wäre das Abfangen bereits in 1000 m eingeleitet worden, dann würde zu keiner Zeit eine so kritische Situation eingetreten sein und die Mannschaft hätte die Chance gehabt, das Verhalten unter so extremen Bedingungen langsam zu erproben. Die Tragik, daß diese Maschine nie ihre Heimat verlassen durfte, ja mehr noch, daß sie im Fertigungsstadium schlicht weg abgewürgt wurde, kann und soll freilich nicht dazu herhalten, "den Russen" für alles und jedes die Schuld zuzuweisen. Wir sollten schon Ursache und Wirkung trennen können und die Ursache auch für dieses Desaster ist nunmal eine Deutsche; in doppelter Hinsicht sogar! Chrustschow erklärte - ohne zu wissen wie es um die Situation in der Elbe-Flugzeugwerft tatsächlich stand - daß die sowjetischen Ingenieure und die Wirtschaft des Landes genug Potential haben um eigene Flugzeuge zu konstruierenn und erfolgreich zu bauen. Das hat nie jemand bestritten - Fakt ist aber auch, daß zum damaligen Zeitpunkt die 152 bereits eine um 20% höhere Wirtschaftlichkeit besaß. Es mutet mehr als abartig an, daß von einem Tag auf den anderen sämtliche vorhandenen und in der Fertigung befindlichen Maschinen mit brutaler Gewalt zertr?mmert werden mußten - es sollte nichts mehr daran erinnern, daß es je in der DDR ein D?senpassagierflugzeug gab. Dem "Zufall" ist es zu verdanken, daß ein einziger Rumpf der 152 illegalerweise die Jahrzehnte überdauert hat. Nicht in Dresden, sondern hier in Ostsachsen, auf dem ehem. Flugplatz des JAG 2(Jagdflieger Ausbildungs Geschwader) in Rothenburg an der Nei?e. Nach dem Ende der DDR wurde er aus seinem Dornr?schenschlaf geweckt und präsentiert sich nun an seinem Dresdner Geburtsort. Tragfl?chen und Triebwerke fehlen natürlich - leider, doch das was erhalten blieb hat es auch schon in sich und nötigt allergrößten Respekt vor der Gruppe Bader und den vielen Mitarbeitern ab.
Einen anderen Rekord hält die 152 auch noch: Sie dürfte weltweit das einzige D?senverkehrsflugzeug sein, welches komplett zweimal konstruiert werden mußte - weil es Prof. Bader untersagt wurde, seine noch in Moskau erstellten Konstruktionsunterlagen und Berechnungen mit in die DDR zu nehmen. Offenbar fürchtete man den großen technischen Vorsprung und setzte schon damals alles daran diesen ein wenig zu bremsen. Das ist eben auch eine Seite der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, welche zwar staatlich verordnet aber im Grunde von keiner Seite wirklich mit dem Herzen gelebt worden ist. Die vielen innigen privaten Kontakte stehen dabei nicht im Widerspruch. Was Menschen. was das Volk tut, spiegelt nur selten das wider, was irgendwelche Machthaber predigen. außer an ihr eigenes Wohlergehen verschwenden die sowieso keinen Gedanken. Kroppzeug eben, kann man täglich in der Zeitung lesen, besonders wenn Wahlen anstehen wird gelogen was das Zeug hält.



Was wäre wenn....ist müßig zu sinnieren. Obgleich das sehr reizvoll sein kann Laughing



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