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Gerade bin ich wieder über diesen alten Thread gestolpert.. Es geht nicht anders, ich muß Euch allen hier vehement widersprechen!
Michael48 schrieb wie folgt: | Günther große schrieb in dem Buch "Von der Edisonwalze zur Stereoplatte", das 1989 vom Musikverlag "VEB Lied der Zeit" heraus kam, dass die Rohstoffbereitstellung erst 1955 gesichert war und somit ab 1955 auf die Ablieferung von 2 Platten beim Kauf einer neuen Amiga oder Eterna verzichtet werden konnte. |
Was genau große schreibt, weiß ich nicht. Was ich aber sicher weiß ist, daß es - zumindestens in den 50-ern keinen Zwangsumtausch mehr gab. für die ersten Nachkriegsjahre will ich das gerne glauben und wenn Heinz Schulze das so schildert, dann war es auch so. Jedenfalls soweit wie es sich auf NEUE LDZ-Platten bezog! Etwas sollte ja wohl klar sein: Heinz Schulze hat ganz sicher "was modernes" gekauft, also aktuelle Schlager oder auch Jazzmusik und keine Vorkriegsplatten die es in dem weißwasseraner Geschäft ganz bestimmt auch noch gab.
Warum betone ich das so?
Es lag in der Natur der Sache, daß es seinerzeit, bis weit in die 50-er hinein, auch noch andere Platten in den einschl?gigen Musikalienhandlungen zu kaufen gab. Mindestens war das in dem durch die neu festgesetzte Ostgrenze nun geteilten und damit zum Provinznest verkommenen Görlitz so der Fall. Und ich entsinne mich genau, daß es noch bis in die 60-er Jahre viele kleine Musikalienhandlungen in denen man neben Instrumenten bis zum Konzertfl?gel auch Noten, diverse Natur- und Metallsaiten, Fachzeitschriften und selbstverständlich auch Schallplatten kaufen konnte. In einem dieser kleinen L?den, der Fa. Billard-wünsche, wurden neben Billards und Zubehör auch Grammophone und Schallplatten verkauft. "Opa" wünsche hatte unter dem Ladentisch eine Kiste mit alten Platten stehen. Da war nur Schrunz drin. Es stapelten sich aber auch jede Menge Odeon, Telefunken, Electrola, Tempo und Derby in 10" sowie auch 12" Grammophon. Letztere haben mir durch ihre leuchtendroten Etiketten immer besonders gut gefallen Heute weiß ich, daß es sich um Vorkriegspressungen gehandelt haben muß, genau wie bei den dunkelblauen Odeon. Die Stapel mit den grauweißen Telefunken und den "Klopapieretiketten" der Odeon und Imperial waren aber wohl Nachkriegsware aus den 40-ern. Mindestens für diese Scheiben gab es um 55 garantiert keinen Zwangsumtausch und ich behaupte mal, daß es den so auch für die LDZ-Platten längst nicht mehr gegeben hat.
Wie kommt große nun zu dieser Aussage?
Ganz einfach: Ab 1955 wurden keine Altplatten mehr angekauft!
Es wäre hilfreich, würde mal jemand die betreffende Passage in dem Buch einscannen - womöglich liegt hier nur eine Fehlinterpretation vor. Wenn er schreibt, daß auf die Ablieferung von 2 Platten ab 55 verzichtet werden konnte, dann heißt das noch lange nicht, daß diese Abgabe zwingend war um einen neue Platte kaufen zu können! Es wird m. E. in unzulässiger Weise diese konkrete Aussage falsch gewertet - man interpretiert etwas hinein weil man glaubt daß es in dieser Zeit so gewesen sein muß, weil es paßt. Doch das was für die letzten Kriegsjahre und die Jahre um 45/46 zutreffend ist, kann nicht einfach auf eine Epoche danach ausgeweitet werden.
Platten der LDZ sind mit Sicherheit auch lange vor diesem Termin frei verkäuflich gewesen - allerdings zu einem höheren Preis! Und so wurden eben ein paar Groschen bei der Abgabe von Altplatten auf einen Neukauf angerechnet. So und nicht anders wird ein Schuh draus!
Kein Mensch hätte sich ansonsten einen Plattenspieler, eine MTG-Schatulle geschweige denn gar einen Musikschrank gekauft, wenn es keine Platten dafür gegeben hätte. Da muß man nichts erst groß eruieren sondern einfach mal die simple Logik bemühen.
Also, Zwangsumtausch ja - bis 1945 sicher, für die neuen LDZ, wenn überhaupt dann höchstens bis 1948!
Umtausch mit R?ckverg?tung - ja, auf jeden Fall und das bis 1955; wer keine Altplatten besaß, der mußte eben entsprechend höhere Preise zahlen wenn er neue Platten von der LDZ erwerben wollte. Ab 55 machte dann die Aufbereitung der Schrottplatten zur R?ckgewinnung des Schellackes keinen Sinn mehr. Das Verfahren ist ja auch nicht eben kostengünstig und zudem kann ja nur ein gewisser Anteil "Regenerat" der Pressmasse beigemischt werden. Auf die Qualität der Platten wirkt sich das natürlich negativ aus.
Platten anderer Marken wie TFK, ODEON, TEMPO und was es noch so alles aus Kriegs- und Nachkriegsfertigung zu kaufen gab sind meines Wissens wenigstens ab 1950 ohne jeden Umtausch zu erwerben gewesen. Dies zu revidieren ist erst dann angesagt wenn, wer auch immer, zu diesem Sachverhalt ganz eindeutige Dokumente beibringt und zu solchen Dokumenten zählen nunmal keinerlei Drucksachen wie B?cher und Broschören - egal von wem und wann verfaßt. Ein akzeptables Dokument wäre z.B. ein offizielles Anschreiben an die Musikalienh?ndler welches dann auch die entsprechenden Verg?tungss?tze enthalten würde. Eine Quittung über abgelieferte Altplatten ist alleine nicht beweisfähig wenn dort nicht exakt auf Stückzahlen, mit Hinweis auf eine Zwangsr?ckf?hrung, verwiesen wird. Ein Ablieferbeleg mit dem ausgewiesenen Gewicht der Altplatten kann nicht auf eine Stückzahl umgerechnet werden - eine Verg?tung des Aufk?ufers nach kg spricht dann ganz eindeutig GEGEN einen Zwangsumtausch.
Ich hoffe, bald mit einem derartigen Dokument dienen zu können - es ist noch nicht sicher, ich bin aber dran
übrigens hatte mein Vater 1950 einen Staßfurter Musikschrank gekauft. Da sind oben rechts und links je einer dieser Drahtb?gelst?nder eingebaut gewesen und da die ca. 50 Schallplatten nicht zum Lieferumfang des Schrankes gehörten, wurden diese nach und nach einzeln erworben. Es gab davor weder in meinem Elternhaus noch in denen meiner großeltern je einen Plattenspieler - also auch nichts was man irgendwie hätte umtauschen können! Ihbee war auch noch nicht erfunden - wohl aber gab es eine Tauschzentrale auf dem Obermarkt und einen kleineren privaten An- und Verkauf auf dem Demianiplatz. Dort konnte man auch gebrauchte Schallplatten bis hin zu ganzen "Sammlungen" kaufen. Aber diese Platten hat garantiert niemand gekauft um sie anschließend "wegzuschmeißen". In den 50-ern ist nichts weggeschmissen worden - für die spätgeborenen vermutlich unvorstellbar doch es hat in Folge des Krieges und dessen bis heute anhaltenden Nachwirkungen stets an allem gemangelt was man sich nur denken kann. |
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