|
|
|
Lieber Jürgen und Mitleser,
offenkundig ist aus meinem vorangehenden Aufsatz nicht richtig klargeworden, worum es mir wirklich geht. daß das so ist, ist dem Umstand geschuldet die angekündigten Beispiele nicht verlinkt zu haben - also einfach meinerseits verschlampt worden. Also nichts ungewöhnliches
Auf diese, noch zu erbringenden Negativbeispiele bezog und bezieht sich meine Aussage, daß die Menschen in Absurdistan diesen ganzen Krempel nicht brauchen - also nicht etwa auf irgendwelche Vorschriften, welche seinerzeit einmal geschaffen wurden um Gefahren für Leib und Leben abzuwenden. Als ehemalige Sicherheitsnadel bin ich seinerzeit wirklich auf dem Laufenden gewesen, weiß wie durchstr?mte Körperteile aussehen. Dabei ist allerdings durchaus bemerkenswert, daß die allermeisten UnFälle infolge Stromeinwirkung von Personen verursacht wurden welche auf Grund ihrer Ausbildung und vorhandener Berechtigungen jederzeit darüber im Bilde waren was wie zu Erfolgen hat. Sie haben sich in allen mir bekannten Fällen über bestehende Vorschriften hinweggesetzt und dafür mit ihrem Leben bezahlt. Ein unverschämt hoher Preis!
Doch das gleiche Bild finden wir, wenn es um abgesägte Vorderextremitäten geht bei Tischlern!
Jetzt kann man einwenden, daß das logisch sei weil eben nur diese Leute diese Arbeiten ausführen. Das ist ein Irrtum! Nach dieser Logik wäre eine eindeutige H?ufung bei Lehrlingen und Junggesellen feststellbar weil denen die Vorschriften eben noch nicht so sehr in "Fleich und Blut" übergegangen sind. Die Statistiken sagten aber genau das Gegenteil - natürlich prozentual ausgewertet! Also: Je mehr jemand glaubt er kenne alle Gefahren, um so leichtfertiger setzt er sich auch darüber hinweg.
Das war zumindestens zu meiner aktiven Zeit so der Fall. Die liegt nun ein paar Jahrzehnte zurück.
Es ist zutreffend, daß Regelwerke wie die VDE-Bestimmungen oder auch die FTZ bei uns so einen anderen Status genossen. Unsere Arbeitsschutzbestimmungen basierten allerdings auf solchen Normen, wurden aber in den späten Siebzigern in eigenen TGLs definiert. Arbeitsschutz bedeutet nicht, einen optimalen Schutz vor jeglicher Arbeit zu haben sondern es definierte die Festlegungen um Tätigkeiten sicher zu gestalten, es hätte eigentlichmüssen "Arbeiterschutz" heißen, doch da wären die Angestellten diskriminiert worden Diese Festlegungen wurden unter dem Begriff "Schutzg?te" zusammengefasst. Das hat also nicht vordergründig mit der elektrischen Schutzg?te zu tun sondern bezieht sich sowohl auf sichere Arbeitsmittel, sichere Arbeitspl?tze und sichere Arbeitsverfahren. Geliebt wurden diese Vorschriften zu keiner Zeit - bedeuteten sie doch zuallererst einmal einen zusätzlichen Aufwand / Umstand und sei es auch nur das Anlegen von Körperschutzmitteln. An dieser Einstellung hat sich auch heute nicht viel geändert - die Ursachen allerdings sind gänzlich andere! Gemeinsames Merkmal jeglichen Arbeitsschutzes ist die damit untrennbar verbundene Bürokratie. Das war auch der zuallererst kritisierte Punkt wenn es um regelmäßige Belehrungen ging. Menschen sind nunmal keine programmierbaren Mechanismen - das wäre zu einfach. würde man jedem Menschen gerecht werden wollen, dann müßte es für einen jeden eine speziell auf seinen Wissensstand zugeschnittene regelmäßige Unterweisung geben - das ist natürlich in der Praxis undurchf?hrbar. Also werden bzw. wurden die allmonatlichen ASB gruppenbezogen auf Tätigkeitsschwerpunkte hin ausgerichtet. Dennoch f?hlten sich immer einige Leute davon oder dadurch geg?ngelt / bevormundet - wie auch immer. Hier brachte ich dann oft das Sprichwort von der Henne und ihrem Nest.
Tatsache ist aber auch, daß ich persönlich allzuoft eine aus meiner Sicht manische Aversion, ja ich möchte fast sagen eine regelrechte Phobie konstatiere, wenn es um solche Dinge wie AllstromEmpfänger oder nicht vorhandene Schutzleiteranschl?sse geht.
Freilich gilt es da immer zu differenzieren, um was für Gerätschaften es sich dabei eigentlich handelt! So würde ich im Traume nie jemandem anraten, eine Waschmaschine ohne jegliche Schutzmaßnahme in Betrieb zu nehmen. Ob das in jedem Falle eine Schukosteckdose sein muß sei dahingestellt - es geht eben auch ohne eine solche, wenn man Möglichkeiten kennt und nutzt um dennoch mit größtmöglicher Sicherheit so ein Ding zu betreiben. Geht es um ein altes Röhrenradio, welches nachträglich einen SchutzleiteranSchluß am Chassis bekommt obwohl es ein Gehäuse aus Holz oder anderem Isoliermaterial besitzt, so nenne ich das einfach nur Schwachsinn - ohne damit jemandem zu nahe treten zu wollen! Ich stehe auf dem Standpunkt, daß derjenige welcher sich gewerblich an einem elektrischen B?geleisen zu schaffen macht genauso wissen muß was er tut und wie er es zu tun hat wie einer, der über Nacht zum Rundfunkmechaniker mutierte weil das eben gerade in ist. Damit jeglicher Anfangsverdacht ausgeräumt wird: Auch die Instandsetzung von Fernsehgeräten, Tonbandgeräten und Plattenspielern fällt in das Tätigkeitsspektrum eines Rundfunkmechanikers - ich will also damit nicht die Radiosammler global auf die Schippe nehmen!
Den Tenor aus
Zitat: | ...daß eine immer Größer werdende Sorglosigkeit im Umgang mit technischen Einrichtungen quasi mit der Muttermilch aufgesogen wird. "Kein" Mensch, schon gar kein Kind, ist in der Lage eine Gefahr durch bzw. in einem elektrischen Gegenstand zu erkennen; es wird i.a.R. kein Gedanke daran verschwendet was wäre wenn... |
möchte ich ausdrücklich darauf gelegt wissen, daß die "angeborene" Sorglosigkeit auf Grund fehlenden Wissens die eigentliche Wurzel allen übels darstellt. Es wird nahezu versucht jeden "Furz" in eine Norm zu pressen und zu reglementieren. Daraus erwachsen m.E. letztendlich mehr UnFälle als allein durch Unterlassung dieser Praxis verhindert werden könnten. Es ist notwendig, daß die irrsinnige Technikgl?ubigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise "geopfert" wird; daß der Mensch gezwungen ist seine eigene graue Masse zu aktivieren um ein Ergebnis zu erlangen. Das typische Beispiel für "weggez?chtete DenkFähigkeit" ist im Gebrauch des Taschenrechners zu sehen. Das was da oben herumflimmert wird völlig kritiklos als Ergebnis akzeptiert obwohl es schon beim fl?chtigen hinsehen erkennbar sein muß, daß das nicht stimmen kann! Der Rechenschieber dagegen war ein unverzichtbares Hilfsmittel - ohne den Kopf zu benutzen und im Grunde zu wissen was als Ergebnis in etwa herauskommen muß, brauchte man ihn nicht erst aus der Hülle nehmen :: Klar, ich benutze meine Sch?tzst?ngel auch längst nicht mehr, müßte sicherlich auch erstmal wieder ein paar Stunden Nachsitzen um das Teil richtig zu beherrschen - so gesehen habe ich da auch meinen Tribut durch Nutzung der kleinen und natürlich viel exakteren Helferlein gezahlt. für simple Rechenaufgaben brauche ich das Ding aber wirklich nicht - das schaffe ich noch freih?ndig im Kopf.
Die Infiltration des Binnenmarktes durch minderwertigen Elektroschrott ist nach meinem Dafürhalten nicht den aufgeweichten Normen anzulasten sondern zuallererst der Tatsache, daß jeder Clown heutzutage solchen Müll in vornehmlich Osteuropa und Asien produzieren lassen und dann hierher importieren darf. Dabei werden nicht selten Pr?fzeichen einfach gefälscht, dem Opfer Kunde soll suggeriert werden daß er sich in völliger Sicherheit wiegen darf; GS - nichts geht mehr! CE ist ja kein Pr?fzeichen, jeder kann es dranbappen wo immer er möchte, diese Aufkleber gibt es überall in unbegrenzter Menge zu kaufen. Der Kunde Mustermann hat aber auch heute, nach mehr als einem Jahrzehnt dieser lächerlichen Selbstbescheinigung noch nicht gerafft, was er hier für eine Mogelpackung begutachtet.
Das ist in meinen Augen die übelste Errungenschaft der vergangenen Jahrzehnte, daß man nichts und niemandem mehr wirklich vertrauen kann. Qualität wie es sie einstmals noch in den 70-ern gegeben hat, ist heute nur noch ein Mythos. Freilich, es gibt immer mal ein paar Ausnahmen. Doch wie will man als Normalsterblicher diese finden wenn es nichtmal ausgewiesenen Sachverständigen auf Anhieb gelingt faule Eier zu erkennen?
Vorschriften, egal wofür, machen nur dann einen wirklichen Sinn wenn sie dort ansetzen wo es gilt, unerwünschte Wirkungen zu vermeiden. Das tun, können VDE und dergleichen eben heutzutage nicht. Die werden ja garnicht "gefragt" sondern durch einfache Schaffung von Tatsachen perfekt ausgehebelt. Und wenn denn eine UntersagungsVerfügung durch das BA ergeht, so wird deren Vollzug natürlich nicht kontrolliert - dafür sind keine Mittel vorhanden! Renommierte Deutsche Unternehmen - die ja zuweilen auch mal davon betroffen sind - pflegen allerdings in solchen Fällen sofort zu reagieren. Anders dagegen viele dubiose Importeure, Handelsunternehmen etc. Das ist leider so, wir können das nicht direkt beeinflussen denn es gibt leider keine wirkliche Herstellerkennzeichnungspflicht die im Sinne des Kunden tauglich wäre.
Bitte erinnert mich daran, wenn ich es mit den Beispielen wieder vergessen sollte! |
|