|
|
|
Nachbau - Weiterbau, lieber Nils es ist doch so, daß wir oft Dinge sagen die sich umgangssprachlich halt eingebÄrgert haben, aber strenggenommen nicht korrekt sind. Und das schöne daran: wir merken es nicht mal
Auf solche Widerspräche stoße ich oft, wenn ich an den Wurzeln der Entstehung von bestimmtem Gerät grabe. Nach Kriegsende haben ja sehr viele kleine Firmen aus den Bergen von Wehrmachtshinterlassenschaften brauchbare versucht herzustellen - meistens Radioapparate der einfachen Bauart weil hierzulanden Geräte mit mehr als drei Röhren von den Besatzern konfisziert wurden, somit also ein wirklicher Mangel an Rundfunkgeräten herrschte, der nicht als Folge des Bombenkrieges müssentstanden ist.
Die in Köpenick gebauten BG190 waren noch mit Kippschaltern aus Wehrmachtsbest?nden ausger?stet, auch Kondensatoren und Widerstände aus altem Lagerbestand sind im Jahre 5 nach dem Tausendjährige dort noch verbaut worden und obwohl die ersten Geräte des Serienmodells BG19-1 genau wie das BG190 mit einem Anlaufkondensator aus neuer Produktion des KW Gera bestückt wurden, stellte man in der laufenden Serie um und montierte für einige tausend Einheiten Ölgefällte Kondensatoren von Siemens&Halske aus dem Fertigungszeitraum um 1942. Die hatte man halt plötzlich und unerwartet gefunden und obwohl sie wertmüßig etwas kleiner waren, sind sie zusammen mit einer Parallelkapazität die ebenso aus Uraltproduktion stammte verarbeitet worden.
ähnliches kann ich mir bei den Tonarmen vorstellen. Die tauchten plötzlich bei Aufräumarbeiten aus der Versenkung auf und also hat man sie so genommen. Als der Vorrat zur Neige ging, wurde eben einfach dieser Arm mit den vorhandenen Werkzeugen weitergebaut. Das war billiger als einen Arm komplett neu zu entwickeln und zudem konnte ein neuer Arm zu dieser Zeit auch kaum besser werden! Ich denke, daß es auch eine entscheidende Rolle gespielt hat, daß diese MTGs von Anbeginn ausschließlich als Einbauchassis in Musikschr?nke konzipiert wurden und man aus diesem Blickwinkel auch nicht auf so große Stückzahlen ausgewesen ist. Bei Soloplattenspielern sind ja leichte Arme aus Kunststoff auch schon in den Endvierzigern entwickelt worden; man konnte es also! daß man bis 1956 diese urigen Geräte bauen würde, wobei 55 der TA dann endgültig in Wegfall kam, hatten sich die Entwickler ganz sicher so nicht vorgestellt. Das Beharrungsvermögen der Sozialistischen Volkswirtschaft ist mit nichts vernünftigem zu erklären; es ist aber sehr einfach, alles immer auf "den Iwan" zu schieben, wenngleich dessen Hunger zu stillen die Hauptaufgabe der neuen Republik war. Alles andere ist nachrangig gewesen!
Zitat: | Das größte Problem daran ist, einen Saphir mit etwas größeren Ausmaßen als Ersatz zu finden. |
Du sagst es! Der Originalsaphir hat geradezu gigantische Abmessungen, verglichen mit den N78 die ich mit Nadeltr?ger aus DDR-Fertigung für die späteren KS24 Systeme der frühen 70-er Jahre noch in einigen Exemplaren am Lager habe.
Dein Hinweis bzgl. der Bruchempfindlichkeit ist goldrichtig und er wird sicher auch vom Besitzer des Gerätes gelesen. Nach meiner Erfahrung ist man recht sicher, wenn für solche Zwecke ein paar gut erhaltene Klassikplatten angekauft werden. Bei zerfledderten oder fehlenden Hüllen kann man sich das Geld besser sparen! Gute Füllschriftplatten mit ca. 9 Minuten Laufzeit pro Seite lohnen hier wirklich ein paar Gulden zu investieren. Gerald und Semih konnten sich bei mir eine nahezu neuwertige Klassikplatte auf dem Electrola anhören - ich habe die Platte natürlich nur für etwa zwei Minuten angespielt denn so ein Grammo ist doch schon eine andere Belastung als ein TO 1000. Ich denke, zumindest habe ich das so empfunden, daß beide Freunde wirklich sehr überrascht waren von dem Klangerlebnis was dieser Apparat einer guten Platte entlocken kann. Es war das einzige Mal, daß ich so eine seltene Scheibe auf ein Grammo gelegt habe. Aber was tut man nicht alles, wenn gute Freunde auf Besuch sind Auf das TrichterGerät käme so eine Platte aber auf keinen Fall!
Um nochmal auf die Bruchgefahr der Spitze zurückzukommen:
Dieser Punkt ist m.E. von den Konstrukteuren des MTG20 ff. auch bedacht worden. Hatte noch das MTG19 eine mechanische Abschaltvorrichtung, so bedeutete das zwar einen gewissen Komfort, aber eben auch den programmierten Nadelbruch! Die Querkr?fte, welche von so einer primitiven Abschaltung, welche auf dem Ansto? eines starren Hebels gegen einen auf der Motorwelle befestigten Schaltnocken beruht und dessen durch den R?ckschlag hervorgerufene AusLösung auf die Nadel übertragen werden, sind enorm. Das konnte nicht funktionieren, dazu brauchte es andere, bessere Technik. Ich denke, daß damit auch das Rochlitzer Gerät seine liebe Not hatte. Auch Nadell?cher, wie sie von nicht gewarteten und somit defekten Motoren (kleben der Feder) erzeugt werden können einen Saphir täten. Eventuell sind gar die großen Auslenkungen der typischen, stark exzentrischen Grammophonabschaltrille absolutes Gift für den Saphir, da dieser ja gegen die MassenTrägheit des Tonarmes arbeiten muß und das in schnellem Wechsel.
Einen tieferen Grund hat schon die "elektrische" Auslaufrille. |
|