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Autor: 19null5 Verfasst am: 06.01.2008, 02:15 Betreff: Bandmaterial: AGFA Wolfen Typ C 1947...53 / Spulen
Hier wieder etwas für die Band-Historiker:

Ich habe aus dem Urlaub zum Jahreswechsel aus meinem "IB-Zwischenlager" in Cottbus u.a. ein Wolfener C-Band mitgebracht:









Das Etikett ist in deutsch und russisch bedruckt. Vor der "Filmfabrik" ist aber kein "VEB".
In Wolfen wurde nach dem Krieg erst i-Band und ab 1947 C-Band produziert. Mit Rückgabe des Werkes durch die Sowjetunion zum 1.1.1954 wurde die Filmfabrik "Volkseigener Betrieb" (VEB). Damit dürfte mein C-Band also aus der Zeit zwischen 1947 und 1953 sein.
Es sieht aus wie jedes C-Band aus Wolfen: Die Schichtseite sehr rauh, Rückseite glänzend - aber unbedruckt!
Gewickelt ist das Band auf einen "Bobby", der auf einem Bandteller festgeschraubt ist:






Bandteller und Bobby sehen nach sauber ausgeführter "Heimarbeit" aus:





Ich habe das Band jetzt auf zwei 22-er Spulen umgewickelt. Ein erster Abspielversuch mit meiner T2221 ergab, daß v=76,2 cm/s auch noch etwas zu langsam ist (habe am PC die 38,1 der T2221 verdoppelt). Zu hören war bei einem ersten kurzen Versuch ein (schlechter) Plattenumschnitt von "Steuermann halt die Wacht"...

Ich werde demnächst weitere Umschnitt-Versuche machen...
Zuletzt bearbeitet von 19null5 am 24.06.2011, 11:21, insgesamt einmal bearbeitet


Autor: MGW51 Verfasst am: 06.01.2008, 11:28 Betreff:
Lieber Hajo, das ist ja mal wieder ein ganz besonderer Leckerbissen.

Ich denke auch, daß es sich hier um die Kreation eines pfiffigen Amateurs handelt denn welchen Sinn sollte sonst ein derartiger Spezialbobby machen?

Allerdings, wenn man davon ausgeht daß in dem Karton ursprünglich mal rotes Kennband enthalten war, dann könnte das auch wieder in anderem Lichte erscheinen.

Es gab ja in den ersten Nachkriegsjahren keine für Amateure auf Spulen konfektionierte Bänder. Wozu auch, die wenigen Anmateurmaschinen liefen ja eh mit 1000-er Wickeln und die wurden immer "nackt" geliefert.
Ich gehe nicht davon aus, daß Rot der Name eines Mitarbeiters in der Wolfener Konfektionierung sein könnte. Die Stempelung "Rot" auf dem Etikett! läßt darauf schließen, daß das für den Inlandsbedarf gefertigt wurde. Der Vorbesitzer hatte sich vermutlich diese Art der Aufnahme gebaut um den Wickel besser handhaben zu können. Ein einfacher Aufsteckdorn ist problemlos anzubringen - ein klassischer AEG-Mitnehmer oder etwas ähnlich funktionelles dagegen zu damaliger Zeit kaum beschaffbar. Wenn nun noch die vier Srauben ein kleines Stück über den Wickel überstehen, kann man einen "Deckel" aufschrauben und dieses Gebilde mit einer einfachen Schraube senkrecht an der Wand / Regal befestigen. Das macht sich ganz gut - weiß ich aus eigener Erfahrung *grins*.


Es gibt noch zwei Möglichkeiten: Eigenbaumaschine oder ein ausrangiertes Vorkriegsmodell ohne entsprechende Originalmitnehmer.
für erstere Version spräche die deutlich höhere Bandgeschwindigkeit als 76,2cm denn 77 wird mit Sicherheit noch nicht als Kastratensound empfunden werden. Beim frühzeitlichen Vorschub von 1 Meter gäbe das ein Mäusekonzert - also wird es wohl irgendwas dazwischen sein. Etwas ungenormtes eben.

Ich denke da an unsere österreichischen Freunde die mit ihrem Herrn Elz ja auch so einen Pfiffikus in ihren Reihen hatten, der seine Maschinen mit 33cm anstatt 38,1 laufen ließ.

In Anlehnung an frühe Schallplatten die mit 80 Upm rotierten, würde ich hiermal versuchen die Aufnahme auf 80 cm/s umzurechnen.

Ist nur so eine Idee...


Nachtrag:
Kennt Friedrich schon diesen Fund?


Autor: 19null5 Verfasst am: 06.01.2008, 23:43 Betreff:
Lieber Michael,

ich glaube, die Bandgeschwindigkeit ist etwas nebensächlich geworden. Sie ändert sich mehrmals. Die Übergänge "fahren" hoch oder runter, stufenlos. Wie beim Umschalten mit einer schweren Schwungmasse. Mal deutlich über - mal deutlich unter v=76. Es hört sich nach "Versuchen" an. Zu hören ist ein "AMIGA-Cocktail" mit den "Hits" von 1958! Ist wohl doch kein schlechter Plattenumschnitt, sondern eher eine MW-Aufnahme (aber auch schlecht). Der Sprecher könnte Heinz Quermann sein, das Orchester ist das von Günther Hörig ("Die Spitzmaus").
Das Band selbst wird aber trotzdem aus der frühen Nachkriegszeit sein. Denn ab 1953 sind alle Wolfener C-Bänder (auch CH, CHL, CR und CRL) auf der Rückseite mit einem Aufdruck versehen ("VEB Filmfabrik Wolfen" und Ch-Nr.) Dieser Aufdruck fehlt hier.
Die (Versuchs-)Aufnahmen auf diesem Band scheinen also mehrere Jahre nach Herstellung des Bandes entstanden zu sein.
Ich werde mal (wenn die Zeit dazu da ist Augenrollen-) dieses Band neu bespielen. Es interessiert mich schon, was nach einem halben JH noch so rauskommt...


Autor: MGW51 Verfasst am: 06.01.2008, 23:49 Betreff:
Nun, dann sieht das ja doch etwas anders aus.

Allerdings, CRL wurde m.W. nie mit Rückseitendruck versehen. Auch vom 35-er CH-Band ist mir ein solcher nicht erinnerlich - ja klar, ich habe schon ein paar Mottenlöcher im Gedächtnis Laughing
wäre aber schön, wenn Du da nochmal etwas nachlegen kannst. Ich müßte zu tief nachgraben, komme momentan nicht an die kleinen Archivbänder ran.


Autor: 19null5 Verfasst am: 07.01.2008, 00:43 Betreff:
ojeh, wie komme ich aus der Geschichte wieder raus?

Zitat:
... ich habe schon ein paar Mottenlöcher im Gedächtnis Smile


Darf ich die Mottenlöcher auch für mich in Anspruch nehmen?

Mal im Ernst: Ich war fest davon überzeugt, daß in den 50-ern alle Bänder aus Wolfen auf der Rückseite bedruckt waren.
ich kanns jetzt auf die Motten oder sonst was schieben ....Nach Deinem Einwand habe ich die in Reichweite befindlichen, in Frage kommenden, Bänder begutachtet: O h n e Beschriftung auf der Rückseite!
Ausnahme: Die CH-Bänder in den roten Kartons, bei denen die Meterzahl per Stempel nach oben korrigiert wurde (aus 350m wurden 520m - eben 35-er Langspielbänder). Diese sind rückseitenbeschriftet. Vom Druck her aber nicht als LP-Bänder zu erkennen, da auch nur als "CH" bezeichnet.

Ich verbeuge mich in tiefer Demut...


Autor: MGW51 Verfasst am: 07.01.2008, 11:15 Betreff:
Lieber Hajo,

es gibt schlimmeres Smile

Der Rückseitendruck war ja auch noch in den 60-ern obligat bei den klassischen Cellobändern. Aus CR wurde ja dann CPR, die weinrote Farbe mutierte wieder in Richtung braun und so trägt das CPR50 eben auch den Druck. Polyestersenkel sind m.W. dagegen nie bedruckt worden. wäre ganz gut, wenn sich mal ein Chemiker dazu äußern würde - so gehe ich einfach davon aus, daß es technisch nicht machbar ist diese Folie zu bedrucken denn sie nimmt ja, ganz im Gegensatz zur gegossenen Zellulosebahn, keinerlei Feuchtigkeit auf. Lösemittelhaltige Stempelung wäre wohl auch nicht angebracht :Wink:
In den 50-ern, als die ersten 35µ-Bänder auf den Markt kamen, gab es nur die zwei Sorten CH und CR. Das ältere C-Band war für Heimanwendungen wegen seiner geringeren Leistungsfähigkeit auf langsamen Tonbandgeräten völlig indiskutabel. C und CH waren farblich nicht so sicher zu unterscheiden wie das dann erst mit dem weinroten CR möglich wurde. Aus dem Grunde enthält der Druck auch die Angabe des Oxides. Die Emulsionsnummer durfte natürlich nicht fehlen! Zu Zeiten da der Beguss eben noch einer gewissen Schwankungsbreite unterlag, war es schon wichtig, für umfangreichere Aufnahmen Senkel aus der gleichen Charge zur Verfügung zu haben. Du kennst das ja auch noch, wir haben ja ausschließlich mit der Schere geschnitten (das können sich Jüngere meist nicht vorstellen) denn nicht der Senkel war das Heiligtum sondern das was da drauf ist und das muß optimal aufbereitet heruntergeholt werden:-) Wenn es mal garnicht anders ging, dann mußte man auch Stücke aus verschiedenen Chargen zusammenstellen. Nicht immer, aber auch nicht sehr selten war das unüberhörbar. Das ging dann nur mit tricksen abzumildern - eine handwerkliche Kunst, die heute niemand mehr beherrscht und die nur durch die Hinterklebetechnik möglich ist. Männer sind genetisch garnicht in der Lage sowas hinzukriegen! Schnitte von der Länge eines Lineals - das macht 1,5 Sekunden bei 19-er Vorschub - lassen sich sowieso nur mit Normalband ausführen. Da kam noch erschwerend hinzu, daß die Bandbreite nicht so wie heute mit 0,02mm toleriert war sondern es gab weit größere Abweichungen von mehr als dem Doppelten. Ein halber Zehntelmillimeter sei nicht viel - das glaubt nur, wer es nicht selbst erlebt hat Smile...


Eigentlich geht es ja um den Rückseitendruck Wink
Nun also, bei den Langspielbändern der beiden verfügbaren Oxidsorten war derselbe nicht erforderlich. Es galt bedruckt = Normalband (C, CH oder CR) und unbedruckt = Langspielband (CH oder CR) was durch die typische Farbgebung einwandfrei zuzuordnen geht. Technisch stellte eine Bedruckung keine Hürde dar denn diese Bänder waren ebenso normale Zellulosebänder. Da deren Anwendung aber ausschließlich im Amateurbereich lag, erübrigte es sich auf Chargennummern zu achten.

Es gibt eben immer und überall auch Abweichungen und eine solche Abweichung stellt Dein 35-er CH dar. Ob es sich um eine Panne gehandelt hat oder ob es Bänder aus der Anlaufproduktion sind ist im Nachhinein nicht mehr feststellbar. Auf jeden Fall entsprechen sie m.E. nicht der "Norm".

übrigens wurden auch die Cellobänder der BASF mit Rückseitendruck versehen und es gibt auch dort ein leuchtend weinrotes Band - Äquivalent zum Wolfener Typ CR / CRL.


Autor: Thomas Verfasst am: 07.01.2008, 14:33 Betreff:
Hallo ihr beiden Experten.

Was die von Hajo erworbenen Bänder noch zu leisten vermögen interessiert mich auch sehr.
Meine CH Bänder sind auf jeden Fall noch heute in der Lage erstklassig aufzuzeichnen und wieder zu geben.

Das Verhalten erkenne ich aber bei fast allen meiner Orwo Bänder. Ob da noch Agfa gelabelt ist oder nur noch Orwo. Es ist durch die Bank gutes Bandmaterial mit nur wenigen Ausfällen.

Das selbe muß ich aber auch zu meinen Agfa-West Bändern sagen.

Bei BASF habe ich da leider ein paar, wenn auch wenig mehr, schlechtere Erfahrungen.

Umgestempelt sind meine CH Bänder übrigens auch alle. Da hat man bei Orwo wohl Kartons benutzt, die in Masse für andere Bandlängen schon bedruckt waren.

Da kann vielleicht Hajo etwas mehr zu sagen. würde mich nämlich sehr interessieren, warum gerade die CH Bänder alle umgestempelt zu sein scheinen.

Gruß Thomas


Autor: MGW51 Verfasst am: 07.01.2008, 15:09 Betreff:
Lieber Thomas,

das mit den Umstempelungen ist leicht erklärt: Die Sorte CH war geplant für 1954 verkaufswirksam zu werden. Anscheinend lief es aber besser als gedacht, so daß bereits im Jahre 1953 die ersten CH-Bänder auf den Markt kamen. Die Verpackungen waren dagegen noch reichlich vorhanden - wurden ggfs. sogar noch in "rauhen Mengen" in der Ausführung für Typ C bezogen.

In einer Planwirtschaft läuft das eben anders: Wolfen stellte die Bänder her, verschiedene Presswerke fertigten die Spulen, eine Druckerei stellte die roten Papierbahnen her, eine Pappenfabrik fertigte die Kartonbögen woraus die Schachteln bestehen. Kartonbögen und bedruckte Papierrollen wurden in einem Papierverarbeitungsbetrieb miteinander verleimt, ausgestanzt und zu Schachteln gefalzt/verklebt.

Das alles über +/- langfristige Verträge.

Wenn zwischenzeitlich nur eine einzige Änderung an einer der Komponenten gab, dann mußte man sich eben was einfallen lassen - in dem Falle eine Überstempelung. Das trifft natürlich genauso auf den Übergang bzw. die Markteinführung des ersten Langspielbandes vom Typ CHL zu und das erleben wir auch wieder beim Übergang von den roten zu den blauen Kartonagen. Hier wurden anfangs noch alte, rote Verschlußstreifen zur Versiegelung benutzt.
Bei der Materialknappheit an allen Ecken und Enden war es völlig undenkbar, das falsch bedruckte Material zu verwerfen.

Andererseits war es eben auch nicht möglich, von jetzt auf gleich die erforderlichen Verpackungen zu bekommen. Die Herstellung der Klischees war ja erst im Folgejahr geplant! Also gab es keine freien Kapazitäten im Werkzeugbau.

Und und und...

Naja, eigentlich ist das ein Thema, welches eher unter "Politische Ökonomie" denn unter geschichtlicher Entwicklung angesiedelt ist


Autor: 19null5 Verfasst am: 07.01.2008, 22:31 Betreff:
Zitat:
...wurden in einem Papierverarbeitungsbetrieb miteinander verleimt, ausgestanzt und zu Schachteln gefalzt/verklebt.


Zumindest in den 80-ern wurden ORWO-Bandkartons in einer Kartonagen-Fabrik in Dahme in der Mark Brandenburg hergestellt.

Nochmal zur Rückseitenbedruckung:
TYP115 war ein Langspielband für den Profibereich. Rückseitenbeschichtet und bedruckt.

Hier noch ein anderes schönes Beispiel:
Hersteller- und Typenangabe dieses Langspielbandes auf dem Kennband


Zitat:
Was die von Hajo erworbenen Bänder noch zu leisten vermögen interessiert mich auch sehr.
Meine CH Bänder sind auf jeden Fall noch heute in der Lage erstklassig aufzuzeichnen und wieder zu geben.


Ich habe vor meinem Umzug nach Athen in Berlin noch größere Posten alter Bänder aus Wolfen neu bespielt.
(Passiert ja, daß man für seine Sammlung nur ein einziges aus dem IB-Angebot braucht, die restlichen 76 Stück man aber mitkaufen muß... Laughing )
Die Neubespielung diente zum einem der Kennzeichnung "gehört und für nicht archivierungswürdig befunden" und zum anderen der Versorgung von meinem Junior mit seinem in Berlin so geliebten "Radio Teddy". Hab aber auch andere Berliner Sender mitgeschnitten, so u.a. "100,6", den es mitlerweile nicht mehr gibt. War, glaube ich, der erste private in Berlin. Noch vor der Wende.
Anyway, alle Mitschnitte wurden auf einem "Smaragd" gemacht, teils mit 19, teils mit 9,5. Bandmaterial auch viel C, CH(L) und CR(L). Ich kann Thomas Eindruck nur bestätigen: Wenn sie nicht zu stark wellig geworden sind (selten), dann kann man auch noch heute auf ihnen sehr gute Aufnahmen machen. Richtigerweise aber standesgemäß mit den zu der Zeit passenden Geräten.


Autor: MGW51 Verfasst am: 07.01.2008, 23:15 Betreff:
Auch ich kann bestätigen, daß dieses Bandmaterial - meine ältesten Senkel vom Typ C sind etwa 60 Jahre alt - noch heute tadellose Gebrauchseigenschaften hat.

natürlich muß man beim C-Film bedenken, daß diese Sorte nicht für die dazumal langsame Geschwindigkeit von 19,05 komponiert ist. Hinzu kommt, daß die Information im Laufe der Jahrzehnte auf C-Band etwas verblaßt. Ein Effekt, der z.T. auch auf eine suboptimale Lagerung zurückzuführen ist.

Mit CH-Band dagegen hat man wirklich keine Probleme ordentliche Aufnahmen hinzubekommen. Allerdings ist die Höhenaussteuerbarkeit mit CR-Band weitaus besser.

Das mit der Kennzeichnung des Vorspannbandes ist mir auch geläufig. Es wurde nach meiner Erinnerung in dieser Art nur für recht kurze Zeit so gemacht. späterhin wurde nur die Chargennummer auf das Kennband gestempelt.

Das mit dem Typ 115 war mir bisher nicht bekannt - ist aber logisch.



fällt mir eben noch ein:
Von 100,6 habe ich auch noch irgendwo ein, zwei Mitschnitte aus DDR-Zeiten; natürlich mit Ansage:-) Das waren immer ein paar günstige Momente wenn die Empfangsbedingungen hier in der Provinz dies zuließen. Augenrollen


Autor: 19null5 Verfasst am: 09.02.2008, 20:51 Betreff:
Zitat:
Die Sorte CH war geplant für 1954 verkaufswirksam zu werden. Anscheinend lief es aber besser als gedacht, so daß bereits im Jahre 1953 die ersten CH-Bänder auf den Markt kamen. Die Verpackungen waren dagegen noch reichlich vorhanden - wurden ggfs. sogar noch in "rauhen Mengen" in der Ausführung für Typ C bezogen
...
Andererseits war es eben auch nicht möglich, von jetzt auf gleich die erforderlichen Verpackungen zu bekommen. Die Herstellung der Klischees war ja erst im Folgejahr geplant!...


So, jetzt habe ich endlich das Bild vom 1953er CH-Band in die Galerie geladen:


Die drei Streifen sind Vorderseite, Rückseite und der Rückseiten-Scan nochmal bearbeitet, um den schwachen Bedruck sichtbar zu machen.

Hochinteressant ist hier ja nicht nur das Herstellungsjahr, sondern auch der Aufdruck "TYP CH" Exclamation
Es ist keine Banderole, die einen alten "C-BAND"-Aufdruck verdeckt. Dieser Karton scheint 1953 extra für das CH-Band angefertigt zu sein.
Ich habe in meinem Bestand an roten Kartons aus Wolfen (reichlich!) keinen weiteren, der diese Art von Typenaufdruck hat, also über den Rombus vom Logo gelegt.
Ich habe allerdings auch ein noch ein Foto von IB, das genau einen solchen Karton zeigt, allerdings mit einer 55er Nummer (55 513)!??


Autor: Thomas Verfasst am: 10.02.2008, 00:13 Betreff:
Hallo Hajo,

nach diesem Beitrag bin ich nun vollends verwirrt.

Auf meinen Kartons, die allesamt umgestempelt und mit Kleber CH Langspielband versehen sind, ist immer die 60 als erste Zahl aufgedruckt.

Wird es so sein, daß man 1953 zwar bereits Kartons für CH Band hatte, aber dennoch bis 1960 eigentlich die für`s C Band genutzt hat oder sind meine Kartons einfach anders gestempelt worden?

Was mich jetzt zudem irritiert, ich habe die Bänder von 6 Kartons mal überprüft und mußte feststellen, daß da unterschiedliches Band drin war.
An sich nicht ungewöhnlich nach all den Jahren, aber der Vater des Verkäufers von dem ich die Bänder habe ist äußerst penibel gewesen und hat jedes Band genau beschriftet, entsprechende Zettel beigefügt und auf allen Spulen ist die Agfa Raute.
Somit dürften die Bänder tatsächlich beim Verkauf auch in den entsprechenden Schachteln gewesen sein.

Auf dem ersten Karton steht als Nummer 60 877/9.
Das Band ist ein CR.
nächster 60 8963 ebenfalls CR.
60938/5 ohne Druck sowie 60 8964 und zweimal 60 8963.

Bemerkenswert ist auch der Aufdruck auf allen Kartons mit der Nummer 15.65 auf den Kartonoberseiten. War das etwa damals der Kaufpreis in Deutscher Mark?
Das wäre ja dann heftig gewesen.

Gruß Thomas


Autor: MGW51 Verfasst am: 10.02.2008, 11:51 Betreff:
Lieber Thomas,

CH und CHL sind zeitlich ein ganzes Stück auseinanderliegend! Es handelt sich zwar um das gleiche Oxyd, nur der Celloträger ist etwas dünner.

DM bzw MDN 15,65 kosteten 350 Meter Senkel auf Spule. Es ist dabei belanglos, ob es sich um Normal- oder um Langspielband handelte - die Absolute Länge = Spielzeit machte den Preis. Das gilt für die Bandtypen CR und CRL resp. deren umgeschlüsselte Nachfolger CPR50 und das später hinzugekommene CPS50. Aus CPR50 wurde noch später der Typ100 und das modernere CPS50 wurde dann in Typ104 umbenannt.
Das C steht auch hier, genauso wie 0 für den Träger Acetylzellulose.

Das S bzw. die 4 kennzeichnet das nadelförmige Oxyd, welches neben einer, gegenüber dem R-Typ weiter verbesserten Höhenempfindlichkeit auch ein geringeres Grundrauschen mitbringt.

Der Preis für 350 Meter des veralteten, hartmagnetischen 50µ CH-Bandes betrug 14,20 MDN.
Etwas günstiger kam es als 1000-er Rohwickel auf Bobby.

Die drei Sorten CH, CR und CS lassen sich farblich sehr gut unterscheiden. Das gilt besonders dann, wenn es bei den Langspielbändern dieser Typen keinen Rückseitenaufdruck gibt.

CH und CHL ist immer braun, die Schichtseite schokoladenfarbig (nee, keine weiße Schokolade!) und nicht kalandriert. CR und CRL (nicht CPR!) ist unübersehbar leuchtend rot und ebensowenig kalandriert, wodurch die Schichtseite bedeutend dunkler, brauner wirkt. Die Farbe von CPS35 erinnert an einen Darmkatharr, bestenfalls an Milchkaffe bei dem der Anteil Kuhsaft drastisch erhöht ist.

Die Masse der CHL- und CRL-Bänder hat keinen Rückseitendruck. Ab der Einführung des S-Oxydes kam der Druck m.W. gänzlich zum Wegfall. Das glaubte ich einst auch vom Typ CRL - bis Hajo ein bedrucktes Band aus der Versenkung zog.

Gefertigt wurde dazumal ja ausschließlich bei AGFA Wolfen, den Typ CPS35 allerdings gab es erst seit 64/65 und damit ausschließlich unter dem Label ORWO. Mir ist es so erinnerlich, daß es CPS50 erst bedeutend später und ausschließlich unter der Bezeichnung Typ104 gegeben hatte. Dazwischen lag noch die Einführung von PS25 und PS18. Hier also zeigt das fehlende C den Polyestherträger an.

Der Preis für ein Spulchen mit 360 Meter PS25 belief sich auf MDN 21,10 und für 30 Pfennige mehr bekam man 270 Meter PS18; das einzige (Dreifachspielband) Material mit dem man das URAN füttern konnte um annehmbare Laufzeiten zu erzielen. Doppel- und Dreifachspielbänder sind natürlich immer kalandriert. CPS35 hatte zwar miserable Wickeleigenschaften, war aber magnetisch ohne Alternative.

Aus CPS35 wurde später Typ 112, PS35 wurde zu Typ 113, PS25 zu Typ 120 und PS18 zu Typ 130. Hier ist gut ableitbar, welche KennGröße von der zweiten Ziffer bezeichnet wird. Die letzte Ziffer kennzeichnet - wenn es eine Null ist - den Ursprungstyp. Jede aufsteigende Ziffer bedeutet eine Weiterentwicklung desselben.


Was die Bandkartons angeht, so wurden die ja aus reiner Rohpappe gefalzt und geklebt. Die Bedruckung erfolgte auf laufender Papierbahn, als Rollendruck. Da jeder Betrieb eine möglichst "bombensichere" Lagerhaltung an Rohmaterialien haben mußte - i.d.R. wurden solche Dinge in entsprechendem Volumen per Eisenbahnwaggon geliefert - war es nicht ungewöhnlich, daß neue ankommende Waren vor die alten Bestände abgestellt und verbraucht wurde. So konnten Altrollen eine Zeit vor sich hin dämmern. Sie kamen dann zum Einsatz, wenn es mal irgendwo klemmte und der Nachschub länger als erwartet ausblieb. Das wurde dann kurzfristig mittels Überstempelung oder Aufkleber korrigiert.

Was Bandspulen und Kartonagen angeht, habe ich mir nie einen Kopf gemacht! Bei häufigem Gebrauch zerfielen Die schonmal und die Spulen kamen einfach in Plastetüten. Was ich von Bobby umkonfektionierte, das hatte sowieso nie einen Karton gehabt und einzeln zu kaufen gab es Kartonagen freilich auch nicht. Mit Spulen verhielt es sich nicht anders und das wird wohl bei jedem Tonbandler ähnlich gelaufen sein. Wir haben ja ausschließlich scharf geschnitten und nass geklebt. Deswegen habe ich um so ein Zeug wie Doppel- oder Dreifachspielband stets einen Riesenbogen gemacht. Ausgenommen für das URAN brauchte ich sowas. Aber da war eben auch nichts mehr mit cuttern. Das Hinterklebeband hatte ich nur einmal probiert - danach ging es sofort in den Ofen. meine Nassklebungen halten noch heute zu 90% - klar, manchmal hab ich auch gepfuscht weil es eben ruckzuck gehen mußte...

Die Preise für Bandmaterial waren schon recht heftig - einen Kredit brauchte ich aber deswegen auch nicht aufnehmen Laughing


Nochwas zu den Spulen:
In roten und blauen Kartonagen ab Nenngröße 18 abwärts waren stets Spulen mit AGFA-Label. Als die AGFA in ORWO umbenannt wurde kam die erste Generation bunter Kartonagen in denen Spulen ohne Label, mit dreifacher Vernietung konfektioniert sind.
In den roten und blauen Kartons der NG 22 steckten neben AGFA-Spulen auch solche mit RFT-Label.
AGFA-Spulen sind immer geschraubt, RFT-Spulen immer geklebt. für "Gesellschaftliche Bedarfsträger" wurden auch Kartonagen in anderer Ausführung und mit speziellen Spulen gefertigt. Z.B. ist "DZL" so ein Sonderfall. Solche Dinger waren nie frei verkäuflich.

Runde Papieretiketten hat es bei uns nie gegeben - ausgenommen die Fabrikaufkleber welche das FMWL seit 1958 auf die dem KB100 mitgegebene Leerspule draufbappte.

In Europas größter Radiouniversität war man ja zu der Erleuchtung gekommen, daß Funkwerk Leipzig und Fernmeldewerk Leipzig lediglich zwei verschiedene Namen für den gleichen Betrieb seien, da das FMWL erst 1964 aus dem FWL hervorging...
Erkenntnisse dieser Art liest man viele - am besten einfach vergessen! Oder man schmeißt eben solche Geräte wie Toni, Tonko, KB100 bis KB100II einfach weg, denn die darf es ja nach dieser Erkenntnis garnicht geben Augenrollen


Autor: 19null5 Verfasst am: 10.02.2008, 22:59 Betreff:
Zitat:
CR und CRL ... ist unübersehbar leuchtend rot...


...wenn's da bei den Wolfenern nicht immer diese verflixten Ausnahmen geben würde:



Unten das "normale Rote", darüber ein braunes CR-Band.
(Wollte noch einen besseren Scan beider Bänder machen, aber seit 24 Stunden kennt mein PC den Scanner nicht mehr...)
Das braune "CR" ist von einem 1000m-Rundfunkband.
Ich habe aber auch eine 18er-Spule mit CR35 in der gleichen braunen Farbe (ist das CR35, von dem ich das bedruckte Grünband am Anfang dieses Threads eingestellt habe).

Der entscheidende Unterschied im Text:
Auf dem roten Band heißt es:
"VEB FILMFABRIK AGFA WOLFEN"
Auf dem braunen Band fehlt "AGFA". Ist auch schon im ORWO-Karton der ersten Ausführung Exclamation


Autor: 19null5 Verfasst am: 10.02.2008, 23:10 Betreff:
Zitat:
Die Preise für Bandmaterial waren schon recht heftig - einen Kredit brauchte ich aber deswegen auch nicht aufnehmen Smile


In meiner Datenbank habe ich diesen Eintrag als höchsten Betrag:

TYP 123
730 Meter
18-er Spule
Preis: 61,90 M


Autor: MGW51 Verfasst am: 10.02.2008, 23:22 Betreff:
Prima Hajo, so hätte ich das auch zeitlich einsortiert denn spätestens bei der ersten Umschlüsselung auf CPR war dann die rote Farbe sowieso alle. Nun mache ich traditionell auch einen Unterschied zwischen CRL und CR35. Letztere Bezeichnung hatte nach meiner Erinnerung nur Übergangscharakter und dürfte äußerst selten anzutreffen sein. Als CPR35 war es dann durchweg braun.

In dem Zusammenhang hatte es mich immer etwas verwundert, wenn ich mal ein "Westband" in die Finger bekam. Da gibt es von BASF auch so schöne rot strahlende Cellobänder. Allerdings ist mir die Bezeichnung nicht erinnerlich, sie weicht ja gänzlich von dem Wolfener Schema ab. Ob es sich hier um das gleiche Oxyd wie bei unserem CR handelt kann ich nur vermuten. Müsste man mal unseren Friedrich befragen.



Zu den Preisen: Das habe ich mir garnicht gewagt aufzuführen - glaubt ja sowieso kein Mensch Shocked

Aber es stimmt schon, die modernen Doppelspielbänder und erst recht das Tripleband mußte man stets mit einem Zwiebellederportemonaise einkaufen. Hat mich persönlich allerdings nie tangiert da Viertelspur bei mir keine Daseinsberechtigung hatte.

Nur durch die neuzeitliche Sammelmacke haben solche Kisten zu mir gefunden und die wollen halt auch gefüttert werden Wink Das ist nun kein Problem mehr.


Autor: 19null5 Verfasst am: 10.02.2008, 23:45 Betreff:
Zitat:
...AGFA-Spulen sind immer geschraubt, RFT-Spulen immer geklebt...


Die 7,5cm-Spulen mit dem AGFA-Logo waren geklebt:


Autor: 19null5 Verfasst am: 11.02.2008, 00:00 Betreff:
Zum AGFA-Logo noch ein interessantes Beispiel:




Hier sind aus der Pressform dieser 7,5-cm Spule die vier Buchstaben von "AGFA" weggefräst worden. Der Rombus ist nur noch schwach in seinem Umriss erkennbar.


Autor: MGW51 Verfasst am: 11.02.2008, 00:05 Betreff:
Ach herrje, die Kolibris hatte ich freilich gänzlich außer acht gelassen.

Die geklebten Kolibris stellen ja außerdem das AGFA-Logo als einzige Spulengröße quer. Bei der späteren genieteten Ausführung - man sieht es ja bei Deinem Bild ganz gut - war es auch längs angeordnet.

Eigentlich bezog sich meine Feststellung nur auf die 22-er Nenngröße. Wenn ich so zurücküberlege, sind mir garkeine anderen Spulengrößen mit RFT-Prägung erinnerlich!


Autor: 19null5 Verfasst am: 11.02.2008, 00:31 Betreff:
Zitat:
Eigentlich bezog sich meine Feststellung nur auf die 22-er Nenngröße. Wenn ich so zurücküberlege, sind mir garkeine anderen Spulengrößen mit RFT-Prägung erinnerlich!


Ich habe auch keine anderen in meinem Bestand:


.
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 24.06.2011, 13:12 Betreff:
Zufällig schaue ich mir immer die Bilder beim rekonstruieren genau an, um nichts zu verwechseln.
In diesem Zusammenhang stieß ich soeben auf eine Ungereimtheit und als ich dieser nachging, ergab sich eine neue Frage bzw. eine neue Deutung eines bis dato angenommenen Sachverhaltes.

Es geht dabei um diese zwei Bilder von Hajo, welche jeweils eine schwach erkennbare Raute auf einer 10-er bzw. 8-er Spule zeigen:



Was ist daran so bemerkenswert?
Einerseits ist klar, daß es zwei verschiedenen Spulen sind. Andererseits wird beim zweiten, genauen Vergleich ersichtlich, daß beide Spulen mit anderer Geometrie / Design als die klassischen AGFA-Wolfen Spulen aufwarten.

Der Hammer aber ist der, daß der Ort der Anbringung dieser Raute zumindest bei der 8-er falsch gewählt wurde, somit die Raute hier anders als auf der "richtigen" Kolibri AGFA-Spule eben längs auf der Speiche steht; genau wie das bei den größeren 13, 15, 18 und 22 cm messenden Spulen normal ist. Die 10-er Größe hat es m.W. im klassischen Design nie gegeben weil es auch keine Geräte dafür gab. Erst 64/65 wurde mit dem Uran ein Massenbedarf an 10-er Spulen ausgelöst. Das Bändi, in der Entwicklung seit 1962, im Verkauf von 1964 bis 1966, hatte dagegen nur eine geringe Verbreitung (ca. 35 Tsd. Stück) erfahren.

Damitmüssen wir uns nun von dem Selbstverständnis verabschieden, daß die AGFA-Raute in den Werkzeugen "ausgefräst" worden ist weil der Name nicht mehr verwendet wurde. Solche Spulen können also nicht sicher in ein Zeitfenster eingeordnet werden! Hier noch zur Komplettierung der VergleichsMöglichkeit ein Bild einer "richtigen" Kolibri-Spule:


Setzt man diese Spulen in Relation zur Bändi-Fertigung, dann ergeben sich noch andere Deutungen. Da es kein zweites Modell auf dem Markt gab was mit so kleinen Spulen auskam ist es sicher, daß die Spulenproduktion bereits in der Entwicklungsphase angeschoben wurde. Der Werkzeugbau benötigt eine nicht unerhebliche Vorlaufzeit! Es wurde ein neues Spulendesign verwirklicht, welches neben einer Vereinfachung den Formenbau verbilligte und die Spulenmontage ebenso optimierte; statt kleben oder verschrauben nun automatisches vernieten. Es sind zwei gleiche Halbspulen, was die Beschränkung auf ein einziges Werkzeug möglich macht. Das ist angesichts des zu erwartenden Bedarfes zu der Zeit auch angemessen gewesen. Und was, wenn diese Raute garnicht das AGFA-Logo tragen sollte? Wenn dort z.B. ein Pouva-Logo oder Bändi-Logo vorgesehen war?
Das wissen wir noch nicht - doch sowas ändert sich ja zuweilen Smile

Fazit: Es ist doch immer wieder interessant, wenn man mal in alten Aufzeichnungen, oder wie hier in alten Beiträgen, gräbt und dabei kritisch alles vorhandene Material beleuchtet. Der Pferdefuß ist ja der, daß man Papier auf dem Schreibtisch leicht nebeneinanderlegen kann - bei elektronischen Dokumenten verschwinden die "gelesenen" dagegen meist im "Untergrund" und man ist eher geneigt zu glauben, daß man es doch genau gesehen hat. daß dem nicht so ist, hat unsere Galerie mit ihrer Katalogstruktur schon mehrfach unter Beweis gestellt.

Was das ausfräsen des Firmenzeichens betrifft, so ist es in der Tat genau andersherum Smile Die Gravur besteht ja in der Form als Vertiefung und kann bestenfalls mit Blei ausgeschlagen werden wenn sie nicht mehr sichtbar sein soll. Die Formen mit denen die oben gezeigten Nietspulen abgepreßt wurden sind also einfach nur Ausschußformen. Etwas anderes glaube ich erst, wenn auch mal Kolibrispulen mit einer Längsraute auftauchen. Es ist nicht ausgeschlossen!!! Also heißt es Augen offenhalten Smile


Autor: MGW51 Verfasst am: 26.09.2012, 15:24 Betreff:
Am 10.02.2008 schrieb Hajo um 21:59

Zitat:
...wenn's da bei den Wolfenern nicht immer diese verflixten Ausnahmen geben würde:



Unten das "normale Rote", darüber ein braunes CR-Band.
(Wollte noch einen besseren Scan beider Bänder machen, aber seit 24 Stunden kennt mein PC den Scanner nicht mehr...)
Das braune "CR" ist von einem 1000m-Rundfunkband.
Ich habe aber auch eine 18er-Spule mit CR35 in der gleichen braunen Farbe (ist das CR35, von dem ich das bedruckte Grünband am Anfang dieses Threads eingestellt habe).

Der entscheidende Unterschied im Text:
Auf dem roten Band heißt es:
"VEB FILMFABRIK AGFA WOLFEN"
Auf dem braunen Band fehlt "AGFA". Ist auch schon im ORWO-Karton der ersten Ausführung Exclamation


Da ich soeben erst darüber gestolpertbin, eine Anmerkung:
Nach meiner Erinnerung gibt es kein ORWO CR / CRL - ausgenommen jene noch in den Blauen Kartons konfektionierten AGFA-Wolfen Restbestände.

Zeitgleich mit der Umbenennung zu ORWO erfolgte auch die Einführung des neuen Typschlüssels wonach diese Bandsorte nun als CPR 50 bzw. CPR 35 bezeichnet wird. Der Rückseitendruck ist also prinzipiell falsch - die braune Farbe entspricht dem Farbton des CPR Materials. Ein OPWO-Karton mit der Kennzeichnung CH oder CR ist mir noch nie untergekommen - wenigstens nicht wissentlich - weswegen ich die Bunten Schachteln mit den ''neuen'' Bandsorten gleichsetze.


Nachdem wir aber weiter vorne bereits darauf hingewiesen haben, daß CPR dem alten Typ CR magnetisch identisch ist, fragt man sich zu Recht, warum diese Umbenennung und andere Farbe?
Es gibt - wenn ich nicht irre, einen Unterschied, der aber erst beim zweiten Hinsehen auffällt: Die Schichtseite der neuen ''Bandsorten'' ist nun geglättet.

Lieber Hajo, es wäre nun wohl an Dir, diese meine eben aus dem Hut geholte Erklärung zu zerpflücken. Immerhin gibt Dein Materiallager wesentlich mehr her als meine ''Resteverwertung'' noch bieten kann Laughing


Autor: 19null5 Verfasst am: 26.09.2012, 22:46 Betreff:
Zitat:
Nach meiner Erinnerung gibt es kein ORWO CR / CRL ...

Zeitgleich mit der Umbenennung zu ORWO erfolgte auch die Einführung des neuen Typschlüssels wonach diese Bandsorte nun als CPR 50 bzw. CPR 35 bezeichnet wird. ...


Lieber Michael,

das P kam erst später dazu. Aus CR wurde erstmal CR 50, und aus dem Langspielband CRL wurde CR 35, jetzt aber eben von ORWO:






Auf den beiden Kartons oben sind die Preise in MDN (Mark der Deutschen Notenbank) angegeben. Diese amtliche Bezeichnung des DDR-Geldes wurde vom 1.8.1964 bis zum 31.12.1967 verwendet.

Eine Aussage zur Oberflächenbeschaffenheit der Bänder kann ich auch erst nach einer größeren Suchaktion machen Mr. Green

Viele Grüße aus dem immernoch angenehm warmen Istanbul
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 26.09.2012, 23:10 Betreff:
Nun bin ich aber geplättet - das war mir so nicht erinnerlich!

Allerdings, als ich Dein Bild mit der gelben Banderole sah, kam mir wieder ein, daß ich auch irgendwo solche Kartons noch liegen habe. Hatte mich seinerzeit zwar ein bissel Gewundert warum denn nun plötzlich gelb - heute weiß ich es, dank der unermüdlichen ''Aufklärer'':
Achtung Ironie:
Diese Bänder waren ursprünglich zur Überwachung im ''Gelben Elend'' vorgesehen und wurden dann nach dem WK II - oder so - von der Reinemachfrau herausgeschmuggelt. Die sind also sagenhaft wertvoll!


Tja, so ist das eben mit Erinnerungen, zumindestens mit meinen. Die Währungsangabe läßt keinen Interpretationsspielraum zu und das ist gut so!

Aber etwas anderes kann ich - weil es auch in diesem Thread schon angesprochen wurde - noch in den Ring schmeißen:
Es gab und gibt keine 22-er Kartonagen mit R-F-T Signatur, ebensowenig wie es andere als 22-er Spulen mit dieser Signatur gibt.

Warum? Weil solcherart gezeichnete Spulen einzig und allein als mitgeliefertes Zubehör den damaligen BG19 und MTG im Zweierpack beigelegt worden ist. Ob und in welcher Form es auch 22-er R-F-T Spulen mit je 500 m C-Band im Handel gab, ist mir nicht bekannt; ich gehe aber davon aus.


Autor: 19null5 Verfasst am: 26.09.2012, 23:47 Betreff:
22-er Spulen...

... mit AGFA-Logo:



... ohne Logo:




Gruß
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 27.09.2012, 10:11 Betreff:
Lieber Hajo,

das sind ja die ganz normalen Spulen, welche so bewickelt in den bekannten Kartonagen zum Verkauf kamen.

Das Nietexemplar steht dabei für die Nach-AGFA-Epoche der Wolfener Produktion. Zeitliche Zuordnung sollte dabei der weiter abweichende Kerndurchmesser liefern, welcher ja verschiedentlichen Schrumpfungen unterworfen war. Bei der AGFA-Spule beträgt er mit Sicherheit 80 mm, das Nietexemplar ?

Ist es schon ein 70-er Kern = 70-er Jahre Erzeugnis oder noch vom alten Maß?

Den kleinsten Kern einer 22-er kenne ich von einer UdSSR-Spule. Er beträgt ca. 50 mm. Diese Spule stammt mit größter Wahrscheinlichkeit nicht aus DDR-Fabrikation.


Autor: MGW51 Verfasst am: 28.11.2022, 02:05 Betreff:
19Null5 schrieb wie folgt:
. . . die Bandgeschwindigkeit ist etwas nebensächlich geworden. Sie ändert sich mehrmals. Die Übergänge "fahren" hoch oder runter, stufenlos. Wie beim Umschalten mit einer schweren Schwungmasse.


Also wenn ich das so lese, glaube ich doch auch an eine Eigenbaumaschinerie.
Das Anjaulen ist auch typisch für alle Geräte der ersten Generation für den Heimsektor, wenn diese nicht korrekt gewartet / justiert worden sind. Da machen schon falsche Rundringe beim BG19 ein Problem: die Billiglösung mit "Riemen" aus dem Sanitärbereich funktioniert eben nicht bzw. nur für kurze Zeit. Dann wird der gesamte Antrieb +/- vollkommen zerstört, weil die Sanitärgummis aus solchen Mischungen bestehen, welche zuerst einer Druckbeanbspruchung standhalten müssen. Gummiringe für den Antrieb dagegen müssen auf Zug beanspruchbar sein und eine sehr gute Friktion durch Adhäsion gewährleisten. Sie tun dies mit sehr geringer Vorspannung, welche lediglich so zu bemessen ist, daß der / die Ringe im Betrieb NICHT schwingen und sich dabei ggfs. aufschaukeln.

BG19, 19-1 und 19-2 jaulen nicht beim Start!

MTG19, MTG20 jaulen zwangsläufig, da sie keinen Schaltkontakt besitzen, der erst nach dem Motoranlauf öffnet. Im Gegenteil, durch den korrekt aufgesetzten Plattenteller muß der klassische Phonomotor ein rel. großes Trägheitsmoment überwinden, ehe der mechanische Regler wirkt.

Was die sehr hohe Aufnahmegeschwindigkeit angeht, so ist es mir ein Rätsel, wie man das mit amateurmäßigen Mitteln überhaupt anzugehen versucht. Oder, es ist eine alte Profimaschine, vllt. gar noch aus RRG / Wehrmachtsbestand? Kann man nur spekulieren.
Aber ich habe ja auch die BRAUSE 24-24 vom Gerald bekommen. Das Teil kann 76,2 und 38,1 sowie auch 19,05 - letztere nur Wiedergabe da keine Aufsprechentzerrung dafür vorgesehen ist. Muß ich unbedingt mal eine Stromversorgungseinheit konstruieren um sie in Betrieb zu nehmen. Anschlußstecker habe ich ja nun auch. . .



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