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Lieber Thomas,
CH und CHL sind zeitlich ein ganzes Stück auseinanderliegend! Es handelt sich zwar um das gleiche Oxyd, nur der Celloträger ist etwas dünner.
DM bzw MDN 15,65 kosteten 350 Meter Senkel auf Spule. Es ist dabei belanglos, ob es sich um Normal- oder um Langspielband handelte - die Absolute Länge = Spielzeit machte den Preis. Das gilt für die Bandtypen CR und CRL resp. deren umgeschlüsselte Nachfolger CPR50 und das später hinzugekommene CPS50. Aus CPR50 wurde noch später der Typ100 und das modernere CPS50 wurde dann in Typ104 umbenannt.
Das C steht auch hier, genauso wie 0 für den Träger Acetylzellulose.
Das S bzw. die 4 kennzeichnet das nadelförmige Oxyd, welches neben einer, gegenüber dem R-Typ weiter verbesserten Höhenempfindlichkeit auch ein geringeres Grundrauschen mitbringt.
Der Preis für 350 Meter des veralteten, hartmagnetischen 50µ CH-Bandes betrug 14,20 MDN.
Etwas günstiger kam es als 1000-er Rohwickel auf Bobby.
Die drei Sorten CH, CR und CS lassen sich farblich sehr gut unterscheiden. Das gilt besonders dann, wenn es bei den Langspielbändern dieser Typen keinen Rückseitenaufdruck gibt.
CH und CHL ist immer braun, die Schichtseite schokoladenfarbig (nee, keine weiße Schokolade!) und nicht kalandriert. CR und CRL (nicht CPR!) ist unübersehbar leuchtend rot und ebensowenig kalandriert, wodurch die Schichtseite bedeutend dunkler, brauner wirkt. Die Farbe von CPS35 erinnert an einen Darmkatharr, bestenfalls an Milchkaffe bei dem der Anteil Kuhsaft drastisch erhöht ist.
Die Masse der CHL- und CRL-Bänder hat keinen Rückseitendruck. Ab der Einführung des S-Oxydes kam der Druck m.W. gänzlich zum Wegfall. Das glaubte ich einst auch vom Typ CRL - bis Hajo ein bedrucktes Band aus der Versenkung zog.
Gefertigt wurde dazumal ja ausschließlich bei AGFA Wolfen, den Typ CPS35 allerdings gab es erst seit 64/65 und damit ausschließlich unter dem Label ORWO. Mir ist es so erinnerlich, daß es CPS50 erst bedeutend später und ausschließlich unter der Bezeichnung Typ104 gegeben hatte. Dazwischen lag noch die Einführung von PS25 und PS18. Hier also zeigt das fehlende C den Polyestherträger an.
Der Preis für ein Spulchen mit 360 Meter PS25 belief sich auf MDN 21,10 und für 30 Pfennige mehr bekam man 270 Meter PS18; das einzige (Dreifachspielband) Material mit dem man das URAN füttern konnte um annehmbare Laufzeiten zu erzielen. Doppel- und Dreifachspielbänder sind natürlich immer kalandriert. CPS35 hatte zwar miserable Wickeleigenschaften, war aber magnetisch ohne Alternative.
Aus CPS35 wurde später Typ 112, PS35 wurde zu Typ 113, PS25 zu Typ 120 und PS18 zu Typ 130. Hier ist gut ableitbar, welche KennGröße von der zweiten Ziffer bezeichnet wird. Die letzte Ziffer kennzeichnet - wenn es eine Null ist - den Ursprungstyp. Jede aufsteigende Ziffer bedeutet eine Weiterentwicklung desselben.
Was die Bandkartons angeht, so wurden die ja aus reiner Rohpappe gefalzt und geklebt. Die Bedruckung erfolgte auf laufender Papierbahn, als Rollendruck. Da jeder Betrieb eine möglichst "bombensichere" Lagerhaltung an Rohmaterialien haben mußte - i.d.R. wurden solche Dinge in entsprechendem Volumen per Eisenbahnwaggon geliefert - war es nicht ungewöhnlich, daß neue ankommende Waren vor die alten Bestände abgestellt und verbraucht wurde. So konnten Altrollen eine Zeit vor sich hin dämmern. Sie kamen dann zum Einsatz, wenn es mal irgendwo klemmte und der Nachschub länger als erwartet ausblieb. Das wurde dann kurzfristig mittels Überstempelung oder Aufkleber korrigiert.
Was Bandspulen und Kartonagen angeht, habe ich mir nie einen Kopf gemacht! Bei häufigem Gebrauch zerfielen Die schonmal und die Spulen kamen einfach in Plastetüten. Was ich von Bobby umkonfektionierte, das hatte sowieso nie einen Karton gehabt und einzeln zu kaufen gab es Kartonagen freilich auch nicht. Mit Spulen verhielt es sich nicht anders und das wird wohl bei jedem Tonbandler ähnlich gelaufen sein. Wir haben ja ausschließlich scharf geschnitten und nass geklebt. Deswegen habe ich um so ein Zeug wie Doppel- oder Dreifachspielband stets einen Riesenbogen gemacht. Ausgenommen für das URAN brauchte ich sowas. Aber da war eben auch nichts mehr mit cuttern. Das Hinterklebeband hatte ich nur einmal probiert - danach ging es sofort in den Ofen. meine Nassklebungen halten noch heute zu 90% - klar, manchmal hab ich auch gepfuscht weil es eben ruckzuck gehen mußte...
Die Preise für Bandmaterial waren schon recht heftig - einen Kredit brauchte ich aber deswegen auch nicht aufnehmen
Nochwas zu den Spulen:
In roten und blauen Kartonagen ab Nenngröße 18 abwärts waren stets Spulen mit AGFA-Label. Als die AGFA in ORWO umbenannt wurde kam die erste Generation bunter Kartonagen in denen Spulen ohne Label, mit dreifacher Vernietung konfektioniert sind.
In den roten und blauen Kartons der NG 22 steckten neben AGFA-Spulen auch solche mit RFT-Label.
AGFA-Spulen sind immer geschraubt, RFT-Spulen immer geklebt. für "Gesellschaftliche Bedarfsträger" wurden auch Kartonagen in anderer Ausführung und mit speziellen Spulen gefertigt. Z.B. ist "DZL" so ein Sonderfall. Solche Dinger waren nie frei verkäuflich.
Runde Papieretiketten hat es bei uns nie gegeben - ausgenommen die Fabrikaufkleber welche das FMWL seit 1958 auf die dem KB100 mitgegebene Leerspule draufbappte.
In Europas größter Radiouniversität war man ja zu der Erleuchtung gekommen, daß Funkwerk Leipzig und Fernmeldewerk Leipzig lediglich zwei verschiedene Namen für den gleichen Betrieb seien, da das FMWL erst 1964 aus dem FWL hervorging...
Erkenntnisse dieser Art liest man viele - am besten einfach vergessen! Oder man schmeißt eben solche Geräte wie Toni, Tonko, KB100 bis KB100II einfach weg, denn die darf es ja nach dieser Erkenntnis garnicht geben |
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