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Liebe Technikfreunde,
das Thema "Kurbelradio" oder "Notfallradio" ist nicht neu, es gab schon sehr früh entsprechende Ansätze.
Zu " Kurbellampen " habe ich ja auch schon mal einen Beitrag geliefert ...
Der momentane "Boom" bei solchen Geräten beschert uns niedrige Preise - und so kann ich mir auch einmal eines dieser "eierlegenden Woll-Milch-Säue" zur Brust nehmen.
Ausgesucht habe ich mir einen "SW3" von "Raddy" - selbstverständlich von unseren Hauptlieferanten, also made in China...
Die beschriebenen Leistungen sind schon beeindruckend, besonders bei dem aktuellen Preis von nur ca. 42€ (Ama zon):
Nun, Einiges davon werde ich testen
Zunächst wurde das Gerät ausgepack und auf Vollständigkeit geprüft.
Hier seht Ihr den Lieferumfang:
- das Gerät selbst, an einer Trageschlaufe mit Karabinerhaken
- ein (sehr kleines) Manual, man findet aber auch ein PDF-Manual im Netz ...
- Micro-USB Ladekabel
Dazu gibt es noch einen Adapter von Micro-USB (male) auf USB-C (male), falls man über das gelieferte Kabel ein Gerät mit USB-C laden will.
Der Hersteller empfiehlt, nach längerem Nichtbetrieb die Kurbel für 1 Minute mit ca. 130 U/min zu betätigen, um "die Akkus zu aktivieren" - Ähem
Ich habe es getan, aber nur um die Handhabung zu testen. Entgegen meiner Befürchtungen ist die Kurbel tatsächlich brauchbar - man darf dabei nicht vergessen, wie winzig das Gerät ist. Sie ist leichtgängig und macht wenig Getriebegeräusche.
Trotzdem: die Vorstellung, damit alleine den Akku aufzuladen kann man gleich vergessen - das ist vergleichbar mit meiner Kurbellampe.
Aber damit kann man dann schon eine Weile Radio hören - ich werde später testen, wie lange ... laut Handbuch soll es für 60min Radio oder 30min "Far- beam" reichen.
Der Ladezustand zeigte 3 von 4 Balken (also ca. 50%...75%) und das Gerät wurde erst einmal vollständig aufgeladen.
Die Ladung erfolgt mit gemessenen konstant 1A Eingangsstrom am Anfang, abnehmend erst zum Schluss des Ladevorgangs hin. Man kann also davon ausgehen, dass es eine CC-CV (constant current - constant voltage) Ladeschaltung ist.
Zur Messung wurde ein USB-Amperemeter verwendet, welches auch die Ladungsmenge anzeit.
Es wurden 1137 mAh nachgeladen, bei vollem Akku geht der Strom aus dem Ladegerät auf Null. Die Beschreibung sagt, dass ein Akku mit 5000 mAh eingebaut ist. Ein Entladungstest wird zeigen, was daran ist - aber jedenfalls entsprechen 1137 mAh etwa 23% von 5Ah. Das Gerät wurde also mit ca 77% Ladung geliefert - was in etwa den Empfehlungen der Akkuhersteller für die Lagerung entspricht.
Nun - was kann das Gerät ?
Zunächst muss man sagen, dass die Bedienung simpel und intuitiv lernbar ist. Wenn man das Manual kurz überflogen hat, sollte es keine Probleme dabei geben.
- Leselampe :
wenn man das "Solarpanel" aufklappt, geht eine "Leselampe" (unterhalb des Panels) an. Sie ist erstaunlich hell und reicht völlig zum Lesen in der Dunkelheit. Als kleines "Gimmick" kann man das noch umschalten auf einen Bewegungssensor - wofür auch immer
- Solarladefunktion:
Auf der Oberseite des Gerätes findet man ein kleines Solarpanel, ca. 3x8 cm "groß". Laut Handbuch ist das Solarpanel nur dazu da, die Akkus frisch zu halten. Ein echtes "Aufladen" dürfte auch Wochen/Monate dauern und ist so auch nicht vorgesehen ...
Das Einschalten der Leselampe über das Solarpanel erscheint zunächst widersinnig. Immerhin hat man die Vorstellung, dass man das Panel zu Sonne ausrichtet zum Laden - also auch schräg stellt. Wenn dann die Leseelampe angeht, ist kaum ein Gewinn zu erwarten. Nun - wenn man darüber nachdenkt, macht das Schrägstellen des Panels zu Ladezwecken keinen Sinn. Bei so einer kleinen Fläche (ca. 3x8cm) ist es völlig egal, ob das Panel schräg steht oder nicht. Man lässt es also einfach eingeklappt und stellt das Gerät an ein sonniges Plätzchen.
Wenn die Lichtmenge zum Laden ausreicht, geht die Ladekontrolle (LED) an ...
- Kurbel - Ladefunktion:
Auf der Rückseite findet man eine herausklappbare Kurbel, mit der man den Akku etwas nachladen kann. Sie ist gut zu bedienen, wenn man beidhändig arbeitet, also das Gerät in der linken Hand und kurbeln mit der Rechten. Man findet dann schnell den besten Bewegungsrhythmus
Wie schon erwähnt: Aufladen eines leeren Akkus damit ist kaum vorstellbar. Auch hier geht die Lade-LED an, wenn die glieferte Energie zum Laden reicht
- SOS - Funktion:
Auf der Vorderseite oben rechts des Gerätes findet man einen "SOS" - Button. Wenn man den kurz betätigt, geht nur die Ladeanzeige an, bei längerem Tastendruck ertönt eine jaulende Sirene (laut!) und die seitliche Lampe ("Far Beam") fängt an zu blinken ( sie blinkt aber kein "SOS" wie manche Taschenlampen). Ein weiterer Tastendruck schaltet das Spektakel wieder ab.
- seitliche (Taschen-) Lampe:
Auf der linken Seite des Gerätes ist eine Lampe angebracht mit 3 Modi:
"Far beam", "Dipped Beam" und beide an. Ich würde das übersetzen mit "Fernlicht", "Abblendlicht" und "Laterne"
Die Modi werden über eine Taste auf der Oberseite des Gerätes gewählt, jeder Tastendruck schaltet eine Stufe weiter:
Far beam -> dipped beam -> beide -> Aus
Die Lampen sind sehr hell.
- Radio:
Das Gerät hat AM und FM (kein stromfressendes DAB+) . Beide Bereiche arbeiten hervorragend, vor allem AM hat mich (abends !) überrascht. Der Klang ist für das kleine Gehäuse gut.
Ein echter Minuspunkt ist der Drehknopt für die Abstimmung. Er ist viel zu klein und man braucht eine ruhige Hand zur Abstimmung.
Für einen Notfall sollte es aber reichen. Ich überlege noch, ob ich da einen Größeren anbringe.
Die ausziehbare UKW-Antenne ist auf der Rückseite des Gerätes zu sehen ...
- USB - Ladefunktion:
Rechts am Gerät findet man unter einem Spritzwasserschutz u.a. eine Micro-USB Buchse über die man das Gerät an ein externes USB - Ladegerät anschließen kann. Wie schon erwähnt, lädt das Gerät mit max. 1A (CC-CV) Eingangsstrom.
Der Hersteller empfiehlt, das Gerät mindestens 1 mal in 3 Monaten zu laden. Ich frage mich warum ? Sollte es etwa so sein, dass da im ausgeschalteten Zustand Strom fließt? Man findet dazu keine Angaben im Manual ...
Jedenfalls ist das nach meiner Erfahrung bei LiIon nicht erforderlich. Ich habe noch nicht erlebt, dass ein "gesunder" LiIon" sich in 3 Monaten entladen hätte. Die Fotos oben habe ich mit meinem LED-Panel ausgeleuchtet und das hat mindesten 1/2 Jahr herumgestanden ...
- Powerbank Funktion:
Ebenso unter dem Spritzwasserschutz findet man eine weitere USB-Buchse. Hierüber kann man z.B.ein externes Gerät laden. Maximal kann hier 1A gezogen werden, es gibt einen Kurzschluss- und Überspannungschutz. Der Hersteller empfiehlt das nur für Notfälle - auch hier frage ich mich warum ? (Antwort weiter unten ...)
Aus meiner Sicht gibt es zunächst keinen Grund, warum man dass nicht als normale Powerbank nutzen sollte ...ausser dass der "Notfall" eintreten könnte, wenn man gerade den Akku mit dem Smartphone "leergelutscht" hat - aber dann kann man ja kurbeln
Erstaunt bin ich auch über die Angabe der Unterspannungsabschaltung. Die soll erst bei 2,7V zuschlagen, das ist Tiefentladung und das sollte man den Akkus nicht antun! Spätestens wenn die Ladeanzeige bei <3% angelangt ist (1. LED fängt an zu blinken) sollt man abschalten. Trotzdem für einen Notfall gut zu wissen, dass man dann eben auch Alles aus dem Akku rausziehen kann
Nun hat mich erst einmal interessiert, welche Akkus eingebaut sind. Das Akkufach ist (verschraubt) auf der Rückseite. Beim Öffnen erkennt man 2 parallel geschaltete LiIon-Packs mit je 2500mAh, also kein Balancer, keine Temperaturüberwachung. Das Gespann ist an kurzen Drähten angelötet - meine Hoffnung, hier Stöme messen zu können hat sich damit zerlegt. Ein Auswechseln dürfte nicht einfach aber möglich sein ... das Gerät ist verschraubt, also auch zu öffnen.
NACHTRAG: rechts und links im Akkufach sieht man noch die 2 Schlitze, in denen bei Vorgängermodellen die
Kontaktschienen für 2 x 18650 - LiIon Akkus steckten. Es wäre zu überlegen, ob man diese Schienen substituieren kann - dann könnte man sehr leicht "aufrüsten". 18650 gibt's problemlos mit 3,5Ah - man hätte dann ein "7000 mAh - Modell". Vermutlich ist genau das der Grund, warum man es geändert hat ...
Die Akkus haben etwas Spiel im Fach - das ist gut, weil sie sich ausdehnen bei Wärme. Sollte allerdings mal so ein Pack "aufquellen" (schon erlebt), dürfte es schwierig werden sie da heraus zu bekommen ohne mechanische Schäden - und die könnten bei LiIon fatal sein bis hin zum Brand, wenn Luft auf Lithium trifft ...
Nun erklärt sich auch schlagartig, warum man das Gerät nicht dauerhaft als Powerbank nutzem sollte:
- die "Powerbank" muss 5V/1A liefern, hat aber nur 4,2V max. zur Verfügung, d.h. da muss ein Aufwärtswandler arbeiten. Das macht Verluste/Wärme und selbstverständlich kann man da NICHT 5000mAh herausholen bei 5V !
- die fehlenden Schutzfunktionen (Balancer/Temperatursensor) sind nicht unbedingt ein Problem bei einem "Notfallgerät" - aber man sollte darüber bescheid wissen und das Gerät bei hohen Belastungen nicht unbeaufsichtigt lassen ...
Dieser Betrieb ist suboptimal und die Akkulebensdauer ? Wir werden (vielleicht) sehen ...
Wieviel man entnehmen kann, habe ich mit meinem USB-Messgerät getestet:
- im Leerlauf messe ich 5,13V
- bei Belastung mit 10 Ohm (Zementwiderstand )geht die Spannung auf 4,85V zurück, der Strom liegt bei ca. 460mA. Später (wenn die Akkus und Last warm sind??) steigt es etwas auf 4,94V/470mA ...
- es konnten bei dieser Last 3290 mAh entnommen werden. (abgebrochen bei blinkender Ladeanzeige (<3%) ).
Ich muss zugeben, dass ist mehr als ich erwartet hatte ...
Die Akkuspannung im Gerät liegt dann noch etwas über 3,2V - ich denke das ist noch kein Problem.
Beim Entladen konnte ich keinen "Hotspot" oder größere Wärme am Gerät feststellen - den heissen Zementwiderstand haben meine Finger aber problemlos und unbeabsichtigt gefunden - AUA
Die Spannungs-/Stromanzeige am Ausgang war die ganze Zeit stabil bei 4.94V / 470mA - so soll es sein
Nun ist der Akku ja leer (<3%) und ich kann testen, wie lange man nach 1 Minute Kurbeln Radio hören kann, bis die Ladeanzeige wieder blinkt. Ich werde das Ergebnis nachliefern ...
Fazit.:
Ich denke, für den Preis von aktuell ca. 42€ kann man nicht wirklich meckern. Das Gerät tut das, was es soll:
im Notfall Licht/Radio/Lademöglichkeit für Handy/Tablett usw. liefern.
Trotz einiger fesgestellter Schwachpunkte bin ich durchaus zufrieden
Ein wenig stört mich die Angabe "5000mAh Akku". Das ist zwar nicht falsch, aber eben auch etwas irreführend, wenn man die Powerbank Funktion im Auge hat.
Aber das ist eben "Marketing"...
Das war's
P.S.: fast vergessen: auf der Unterseite des Gerätes findet man eine Art "Katzenauge", ein reflektierender Klebestreifen:
Wenn das Gerät also am Karabinerhaken z.B. am Rucksack baumelt, wenn man nachts über einsame Straßen wandert, können einen auch die Panz ... ähm ich meinte die Autofahrer nicht übersehen *lol*
P.P.S.: selbstverständlich denke und hoffe ich, dass ich es nie benötigen werde ... Zuletzt bearbeitet von TipFox am 17.01.2023, 18:56, insgesamt 3-mal bearbeitet |
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