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Autor: MGW51 Verfasst am: 02.02.2022, 02:55 Betreff: NUOVA - Faro NF333
Ich konnte nicht an mich halten, als mein Blick zufällig auf dieses Gerät fiel. Nach Jahren der zurückhaltung - wohin auch mit dem ganzen Schrott - schlug ich also zu und war wohl der einzige Interessent.
Ein TB aus Italien habe ich noch nicht, was soll es, ich bin neugierig!

daß in der Kiste gar 3 Motoren werkeln, hätte ich nicht gedacht. Wenn man die Konstruktion genauer betrachtet, ist es einleuchtend - minimalistische Konstruktion mit drei Spaltpolmotoren, also die typischen Leisel?ufer in unzähligen Phonochassis verbaut, trieben hier das TB per Reibrad mit 2,38 / 4,76 und 9,53 cm Vorschub an. Ein Z?hlwerk, von einem üblichen Rundring angetrieben ist zugleich die einzige Ablaufbremse, wenn man mal die zwei Andruckfilze der Köpfe nicht ber?cksichtigt. Andruckrolle und Zwischenrad ein wenig aufgearbeitet und die Platinenhalterung korrigiert, alles kein Drama. Doch nun kommt es dicke: Das Schwungrad mit einem 10-er Capstan ist nur einseitig unten gelagert. Es hat natürlich ein paar Zehntel Luft aus der Lotrechten und zu allem übel war die Gummirolle über Jahre anliegend. An der Stelle hat der Capstan eine fette Einrostung. Kommt noch besser: Das Schwungrad selbst zerfüllt sichtlich - Zinkpest!

Da ist nichts mehr zu retten und ich werde notgedrungen ein neues Schwungrad bauen. muß "nur" noch eine große Messingscheibe und ein Stück Wellenstahl beschaffen. . .

Ich habe ein kleines Video mit dem BlackBerry gemacht, mal schauen wie ich es hier einbinden kann - akustisch ist das Gerät absolut überzeugend! Die Röhrlis ECC85, EL84 und vermutlich EF86 (die HÖlse will ich nicht abziehen) sowie eine EM84 sind mit Siemens gemarkt und offenbar in Topzustand. Gemessen habe ich gar nichts, eine Schaltung oder anderweitige Dokumente sind leider nicht vorhanden. Das Dingens ist recht handlich und stammt geschützt aus den frühen 60ern, was ich an den Dreipol-Diodenbuchsen festmache. Der Flachgleichrichter, Siemens-Halske trägt keine erkennbare Jahreszahl und unnötig suchen wollte ich nicht.

Ein cleverer Holl?nder bietet ein ebensolches Modell für 139,- Euronen (inkl. Versand) zum Kauf bei Ihbee an. Dokumente oder verwertbare Angaben leider Fehlanzeige.


Autor: 19null5 Verfasst am: 02.02.2022, 04:04 Betreff:
Hallo Michael,

Ich habe eine italienische Seite gefunden mit Fotos und dem Schaltplan vom FARO NF 333:

https://elettronialtramonto.forumfree.it/m/?t=76679206

Größe aus Reykjav?k
Hajo


Autor: TipFox Verfasst am: 02.02.2022, 14:08 Betreff:
Hallo Hajo,

vielleicht ist es ja nur ein Schreibfehler, aber direkt beim Schaltbild sagt er:

Zitat:
Come da mia descrizione allego foto schema elettrico NF3300


Da muss Michael wohl doch mal "die HÖlse abziehen" zur Kontrolle Wink


Autor: TipFox Verfasst am: 02.02.2022, 14:39 Betreff:
Das Gerät gibt es auch im RM, mit Unterlagen

https://www.radiomuseum.org/r/nuovafaro_nf333nf_33.html


Autor: MGW51 Verfasst am: 02.02.2022, 16:16 Betreff:
Vielen Dank Hajo, da konnte ich erstmal einen Irrtum meinerseits erkennen: Keine EF86, dafür eine zweite Doppeltriode!
Das primitive Motorregime erübrigt eine Suche nach eventuellen Kontaktfehlern.
Das Wickelverhalten im normalen Spielbetrieb bietet keinen Grund zu Beanstandungen - wichtig ist hier zu beachten, daß das Z?hlwerk als konstante Ablaufbremse fungiert. natürlich erzeugt man mit so einem Laufwerk keine richtig festen Wickel! Abh?ngig auch von der Bandsorte muß man schon Abstriche tolerieren.
Ganz anders, wenn man den Umspulbetrieb nutzt - das geht gar nicht! Es fehlt einfach ein Bremsmoment der gezogenen Spule. Die Ziehende bekommt volle 240 Volt und entsprechend rasant sind 520 Meter umgewickelt, nur daß man das Band in dem Zustand nicht wegr?umen kann! Da hilft nur erneutes umwickeln und diesesmal mittels Fingerbremse. Da das Kippmoment der kleinen Spaltpolmotore bekanntlich sehr gering ist, setzt der Bandzug auch nicht abrupt ein sondern führt langsam hoch. Es ist problemlos möglich, hier mit Dreifachspielband zu hantieren ohne befürchten zu müssen, es könnte überdehnt werden.

Eine herausragende Qualität kann ich der Verstärkerkonstruktion bescheinigen. Nach einer ersten Kontrolle sind keinerlei Spuren von Bauelementeerneuerungen erkennbar. Betrachte man das Alter des Gerätes, dann ist das wirklich bemerkenswert. Der Kombikopf zeigt auch keine Verschleißspuren - andererseits findet sich entsprechend viel Abrieb und die Deckplatte ist ebenso innen "verr?uchert" und äußerlich partiell verbr?unt. Sie wurde schon mehrfach demontiert, da zeittypisch die Kopfabdeckung nicht einzeln abnehmbar ist.

Von der Klassifizierung würde ich dieses Modell in eine Reihe mit dem "Elektron" von Brause stellen, was auch über einen Versandhandel unter Eigenmarke vertrieben worden ist. Mit geringstem Aufwand ein mehr als akzeptables Ergebnis zu erzielen, war den Unternehmen in der DDR nicht gegeben, auch weil nicht gewünscht! Solche Technik sollte nicht zum Massenbedarf avancieren, weswegen die Verkaufspreise selbst bei massengefertigten IndustrieGeräten exorbitant hoch waren.

Kurz und gut: Ein alltagstaugliches und zudem lautstark daherkommendes Habspur-Monogerät, was in einem Partykeller durchaus seiner Aufgabe gerecht wird.


Autor: MGW51 Verfasst am: 02.02.2022, 16:37 Betreff:
Dankeschön auch an Jürgen - habe es gleich mal getestet. Diese Prozedur kannte ich bisher nicht, aber gut, irgendwas hat sich dort wohl bewegt Smile

Allerdings bin ich von der vorchristlichen Darstellungsweise nicht so begeistert und habe tatsächlich ein paar Orientierungsprobleme. Da ist mir das klar übersichtlichere SB aus dem Italiaforum viel sympathischer.
Es gibt aber wohl noch ein NF330 - Unterschiede werden nicht dramatisch sein.

Wegen der HÖlse: Das ist nicht so profan wie man glauben mag, denn es ist ein fest anliegendes "Wickelblech", das über eine kurze Litze auf der Platine verlötet ist. Da gibt es nur den Trick, von unten mit passendem Dorn durch die Fassung das Röhrli herauszudrücken.
Bei dem irgendwann erfolgenden Neubau des Schwungrades werde ich das dann in Erwägung ziehen.
Erstmal Halbzeug beschaffen.


Autor: TipFox Verfasst am: 03.02.2022, 00:50 Betreff:
MGW51 schrieb wie folgt:
es ist ein fest anliegendes "Wickelblech", das über eine kurze Litze auf der Platine verlötet ist. Da gibt es nur den Trick, von unten mit passendem Dorn durch die Fassung das Röhrli herauszudrücken.
Bei dem irgendwann erfolgenden Neubau des Schwungrades werde ich das dann in Erwägung ziehen.
Erstmal Halbzeug beschaffen.


Auf die Idee wäre ich gar nicht erst gekommen Wink. Wenn man die Litze ablötet, sollte es doch wohl gehen?


Autor: MGW51 Verfasst am: 03.02.2022, 01:08 Betreff:
TipFox schrieb wie folgt:
Wenn man die Litze ablötet, sollte es doch wohl gehen?


Freilich Jürgen, es ist eben nur sehr schlecht ranzukommen solange das Teil eingebaut ist Smile
Und ohne die HÖlse aufzuspreizen, würde ich u.U. den Aufdruck - weiß ! - mindestens beschädigen. Da halte ich mich lieber etwas zurück.
Die Kombination ECC83 + ECC85 ist so selten nicht.

Habe heute nur mal schnell ein Kristallmikro angesteckt und festgestellt, daß man damit keine Aufnahme hinbekommt weil der eingebaute LP nicht abgeschaltet wird. Da muß man mit einem Lautsprecherstecker nachhelfen. Auf jeden Fall ist die Verstärkerleistung im Aufnahmezweig als sehr gut zu bewerten. Ein hochwertigeres Mikro konnte nicht getestet werden weil ich keines mit dreipoligem Diodenstecker greifbar habe. Ist ja auch nicht so wichtig, das Kristallmikro war sehr überzeugend in Sachen Sprachverständlichkeit.



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