Treffpunkt der Interessengemeinschaft Übersicht -> GERÄTETECHNIK ALLGEMEIN
Autor: MGW51 Verfasst am: 29.09.2007, 11:27 Betreff:
Lieber Dieter,

sieh mal das Problem nicht von der Warte des Hobbyisten sondern vom Standpunkt der industriellen Fertigung. Dort stehen Stückzahlen im Vordergrund. Die erreicht man am ehesten durch k?rzeste Taktzeiten. Und letztere lassen sich eben nur mit weitestgehender Automatisierung erreichen. Da spielt es keine bedeutende Rolle ob man beim Materialeinsatz vielleicht noch ein paar Groschen sparen könnte - das versucht man dann eher durch Druck auf den Lieferanten durchzusetzen. Die LohnStückkosten sind es, welche klein gehalten werden müssen damit der angestrebte Ertrag auch kommt. In Zeiten, da die Gerätehersteller möglichst alle Teile auch noch selbst produzierten, produzieren mußten, sah das ein wenig anders aus. Da wurde eine entsprechende Bedarfsplanung gemacht und gut. Ein Hersteller der sich aber darauf eingeschossen hat ausschließlich Trafos, Drosseln etc. zu fertigen, muß anders vorgehen. Da soll das Teil möglichst billig abgedrückt werden doch man muß ja auch ein bissel mehr als nur rauskommen. Also lieber drei universell einsetzbare Typen für je 10,-/St. anbieten als 30 unterschiedliche optimale Trafos für 15,50/St. offerieren. Letztere wird kein Gerätehersteller abnehmen, weil er sie für diesen Preis dann auch gleich selbst fertigen kann.

Achja, bitte nicht immer alles nur auf Radios beziehen. Ist schon klar, daß es sich hier im Radioboard um diese Dinger dreht - die Einzelteile wie eben Trafos sind aber in weit größerem Umfang auch in anderen Geräten zu finden.


Autor: Andreas Verfasst am: 29.09.2007, 11:42 Betreff:
Trafotechnisch macht Lösung 2 wirklich wenig Sinn. Aber wenn Du Dir die auch dem Endkunden des Gerätes zugängliche Pertinaxplatte mit dem Schalter für Betriebsspannungswahl anschaust, wirst Du erkennen, das in der Regel ein einfacher Messingkontakt gedreht werden mußte, bis er mit dem für die jeweils gewünschte Betriebsspannung verantwortlichem Gegenkontakt in Verbindung stand (Was nur bei der Trafotechnisch unsinnigen Lösung 2 möglich war) - und Du Dir vorstellst, wie diese Umschaltung aussehen müßte, wenn da mit Parallelschaltung gearbeitet werden würde - dann macht die Trafotechnisch unsinnige Lösung 2 doch Sinn.
Auf der Wickelmaschine einmal aufgespannt- ist die Wickelei ganz fix erledigt, und der Mehrkostenanteil für die st?rkere Anfangswicklung ist bei weitem geringer wie die Mehrkosten für die externe Umschalterei, wenn statt der primitiven Reihenschaltung eine Parallelschaltung zum Einsatz kommt. (Erst recht, wenn dann noch andere Spannung möglich sein sollen, wie 127 V, 150 V, 240 V und was sonst noch gemacht wurde.

Gruß
Andreas

(Ein Beispiel: Du willst einen Trafo wickeln, der eine Ausgangsspannung zw. 1 bis 15 V in 1 V-Stufen abgibt. Jetzt kannst Du eine 15 V-Wicklung anbringen, die nach jedem V eine Anzapfung hat. Ein einfacher 16-Stufenschalter greift dann die jeweils gewünschte Anzapfung an.
Zweite Variante: Du bringst eine 1 V-Wicklung, eine 2 V-Wicklung, eine 4 V-Wicklung, eine 8 V-Wicklung auf - also insgesamt nur vier Wicklungen. Die kannst Du mit einem BCD- zu Hexadezimalen Decodierschalter so verKnöpfen, das ebenfalls eine Stufung von 1 V herauskommt - aber der Schalter ist dann ein kompliziertes (teures) Teil.)



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