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Autor: TipFox Verfasst am: 09.03.2015, 13:56 Betreff: Heimsenderlein Mini
Liebe Bastel- und Radiofreunde,

es hat sich sicher herum gesprochen, dass immer mehr Mittelwellensender - vor allem Deutsche - bereits abgeschaltet haben oder in naechster Zukunft abschalten wollen. Obwohl ich darueber nicht in Panik verfalle, weil ich sicher bin dass andere Laender nicht so arrogant, ignorant und daemlich sein werden - habe ich mir schon laenger Gedanken gemacht, wie man unsere alten Schaetzchen weiterhin betreiben kann. Schliesslich will man seine Geraete ja auch dann noch einmal vorfuehren koennen.

Andererseits will ich den Aufwand aber so klein wie moeglich halten. Ich brauche weder digitale Frequenzanzeigen noch uebertriebene Frequenzstabilitaet. Spulen wickeln will ich dafuer auch nicht und ich muss auch nicht unbedingt jede MW-Frequenz erreichen koennen. An meinem Standort gibt es nur um 1 MHz herum einen relativ ruhigen Bereich, der in Frage kommt. Das habe ich ueber laengere Zeit mit dem Winradio und seiner Spektrumanzeige gecheckt.

Also habe ich mich im Netz umgesehen. Angefangen vom einfachen Roehrenmodulator der 30er Jahre bis zum PLL-Sender mit digitaler Anzeige ist da so ziemlich Alles zu finden.

Das einfachste Konzept waere sicher ein modulierter Oszillator. Leider ist es so, dass man damit nicht zufrieden sein kann. Wenn man einen Oszillator direkt AM-modulieren will, geht das nur ueber die Betriebsspannung. Dadurch aendert der Oszillator aber zwangslaeufig auch seine Frequenz, d.h. es entsteht immer neben der AM auch ein grosser Anteil FM. Bei manchen "Schaltungsideen" die ich gesehen habe, ueberwiegt sogar der FM-Anteil - so etwas ist schlicht Murks und unbrauchbar!

Trotzdem findet man immer wieder solche Vorschlaege und Berichte von angeblich guten Ergebnissen - ich konnte das trotz vieler Versuche nicht bestaetigen - und ich habe viiiiele aufgebaut Wink

Also habe ich mich entschlossen, selber eine Schaltung zu stricken. Ich habe sie heute einmal auf dem Steckbrett aufgebaut und bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Das Signal eines Oszillators wird in einem Transistormischer mit der NF moduliert und an einen Ausgangskreis geliefert - und das war's auch schon Wink

Hier die Schaltung:




Die Schaltung kommt mit Festinduktivitaeten (hier 120uH) aus, die Betriebsspannung des Oszillators ist per Z-Diode auf 2.7V stabilisiert - Temperaturdrift gibt es da kaum.

Es empfiehlt sich, C2 und C6 durch eine Kombination aus Fest-C und Trimmer zu ersetzen. C2 ist fuer die Traegerfrequenz zustaendig und C6 fuer die Abstimmung des Ausgangskreises. Letzterer muss in jedem Fall im Betrieb an die verwendete Antenne angepasst werden - man kann C6 also auch einfach durch einen Drehko ersetzen.

Die Modulation kommt von einem MP3-Player (Kopfhoererausgang) und die Modulationstiefe wird am MP3-Player mit dem Lautstaerkeregler eingestellt.

Getestet wurde mit einer Pruefschnur als Antenne, Abstand zum Radio (Roehrenradio Siemens) etwa 1 m, Betriebsspannung war 5V.

Der Klang im Roehrenradio war ganz hervorragend, nicht naeselig und mit Bass, kaum Verzerrungen - was will man mehr?

Zur Kontrolle der Reichweite wurde ein PLL-Empfaenger von Sony verwendet. In etwa 10m Entfernung verschwindet das Signal im Rauschen - also keine Gefahr. Zumal man ja auch ohne Antenne arbeiten kann, die "Endmischstufe" haelt das problemlos aus ....

Der PLL-Empfaenger sowie mein Winradio benoetigen nebenbei deutlich mehr Modulationstiefe, als das Roehrenradio.

Die Schaltung landet jetzt in meinem Fundus - und wenn eines Tages wirklich kein Sender mehr auf MW senden sollte, weiss ich was ich zu tun habe Wink



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