Treffpunkt der Interessengemeinschaft Übersicht -> GRAMMOPHON & SCHELLACK
Autor: <Quote4me> Verfasst am: 11.10.2007, 16:54 Betreff: Grammophonkauf - Entscheidungshilfe erbeten
Hallo zusammen, ich bin neu hier und kurz davor, mir ein Grammophon zuzulegen. Schellacks habe ich bereits reichlich, s?mtlich von meinem großvater geerbt.
"Gelernt" habe ich hier bereits, meine Idee, mir ein chiques Trichtergrammophon zu holen, schnell zu überdenken, und werde daher vielleicht doch eher in der Tisch- und Schrankfraktion weitersuchen.
Aber ich habe auch noch offene Fragen:
Die Tonarme sind mal links, mal rechts angeschlagen. Dreht bei linkem Anschlag der Teller dann andersrum, oder habe ich jetzt einen Drehfehler im Hirn??

In welchem Winkel sollte die Nadel die Schellacks beröhren, in 180 Grad, also senkrecht, oder eher in einem Winkel in Richtung 45 Grad??

Und: sind denn Trichtergrammophone wirklich soo schlecht im Klang? (ich meine jetzt nicht diese Nachbauten, sondern (vermeintlich) originalerhaltene Teile)

Danke für die Hilfe, wenn ich mein Grammy habe, werde ich berichten!dizzy

Gruß Ralf


Autor: Nils Verfasst am: 11.10.2007, 18:22 Betreff:
Hallo Ralf,

erstmal recht herzlich willkommen hier bei uns im Treffpunkt!

Und nun gleich zu Deinen Fragen: ja, es ist wirklich so, die Trichtergrammophone (besser gesagt jene mit freistehendem Trichter) haben immer einen unschönen Klang. Das liegt einfach daran, daß hier keine Resonanz des Trichters stattfinden kann. Ein im Gerät fest eingebauter Trichter ist da überlegen.

Die Nadel der Schalldose muß unbedingt im Winkel von etwa 45-50? zur Platte stehen.

Der Plattenteller dreht immer rechts herum, im Uhrzeigersinn. Wenn der Tonarm links angebracht ist, wird er eben hinten, seitlich auf die Platte gelegt. Wenn er rechts angebracht ist, dann eben seitlich von rechts.

Er darf halt NIEMALS wie ein Schneepflug GEGEN die Laufrichtung des Plattentellers aufgesetzt werden.
Ebaybilder sind hier ein schlechter Ratgeber !!! Auf den Bildern ist der Tonarm für das Foto sehr oft genau auf der falschen Seite aufgesetzt!

Wenn Du die Platten vom großvater geerbt hast, gebe ich Dir zu bedenken, daß JEDES Grammophon die Platten sehr beansprucht! Nach etwa 100 mal abspielen gelten sie als unbrauchbar.
Wenn Dir also an der Musik gelegen ist und Dein großvater Dir womöglich gut erhaltene Platten hinterlassen hat, würde ich Dir eher raten, Dir einen moderneren Plattenspieler mit Möglichkeit 78er Platten abzuspielen, anzuschaffen.

Es gibt auch seltene Platten, die teurer sein können, als ein Grammophon. überdenke Dir das nochmal in Ruhe !

Die Schlager aus den 30-40-50er Jahren sind keineswegs stilvoll und zeittypisch aus einem Gerät mit freistehendem Trichter... So ähnlich anachronistisch wie Elvis Presley aus dem VolksEmpfänger wacky

Wenn Du weitere Fragen hast (auch zu Platten), nur immer frei weg !

Viele Grüße, Nils


Autor: MGW51 Verfasst am: 11.10.2007, 20:06 Betreff:
Hallo Ralf,

was Nils sagt, kann man nur doppelt und dreifach unterstreichen Exclamation
Ich bin sogar so frei zu behaupten, daß es sogar mein kleines "WELTKLANG"-K?fferchen mit jedem, aber wirklich auch dem "originalsten" Trichtergrammo locker aufnimmt und da ist das Weltklang alles andere als ein Spitzenmodell!

Ein freistehender Trichter kann immer nur eines: Laut plärren.

Das sind eben die physikalischen Gesetze. Bei einer freistehenden Gie?kanne kann die mechanische Arbeit der Schallwellen eben nur an die umgebende LufthÖlle weitergegeben werden - das kannst Du ganz einfach mit einem elektrischen Lautsprecherchassis eines x-beliebigen Gerätes nachempfinden. Selbst das kleinste Gehäuse eines auch noch so minderwertigen Schlepplinges liefert einen bedeutend ausgewogenen Klang als wenn das ausgebaute Chassis frei denebenliegend betrieben wird. Die nach vorn abgestrahlten Schallwellen breiten sich kugelfürmig im Raum aus und wenn sie nicht behindert werden, dann treffen sie flugs von hinten wieder auf die abstrahlende Membrane und so entsteht eine AusLöschung durch überlagerung - je tiefer die Töne um so st?rker der Effekt der AusLöschung. Ein einfaches Brett mit einer entsprecxhend großen Öffnung, auf welches der LP aufgeschraubt wird, wirkt hier schon Wunder. Das kommt nicht von der Eigenresonanz sondern daher, daß eben der Weg, den die Wellen nehmen müssen, künstlich verGrößert wird und somit einer kugelfürmigen Ausbreitung entgegenwirkt. Jetzt kannst Du beliebig viele Bretter an das vorhanden einfach drannageln und wirst in jedem Falle eine Verbesserung feststellen können. Radios kann man nicht endlos breit bauen, also knickt man die Schallwand allseitig ab und schafft so eine nur nach hinten offene Kiste. Das bringt die optimale Wiedergabeg?te. Die ideale Schallwand ist unendlich groß und praktisch nicht realisierbar. Wird ein Lautsprecher dagegen rückseitig abgeschlosen, dann benötigt er erheblich mehr zugeführte Leistung da das nun vorhandene rückseitige Luftpolster die Membrane in ungewollter Weise d?mpft - der Wirkungsgrad des Schallwandlers tendiert gen miserabel! Auch deswegen sind Radior?ckw?nde luftdurchlässig ausgeführt; je kleiner das Gehäusevolumen um so Größer die durchlässigen Bereiche oder die Verstärkerleistung muß angehoben werden. Letzteres ist unerwünscht weil nutzlose Verschwendung.

Dagegen ist die Größe der Schallwand eines freistehenden Trichters = 0 !

Eines aber kann so eine Tr?te: Sie fasziniert durch ihr Erscheinungsbild sehr viele Menschen, weil sie zum einen sofort wissen was sie sehen und zum andern damit etwas assoziieren, von dem sie glauben es muß schön sein - wie es halt so ist mit Glauben, oft entpuppt es sich als Irrglauben Very Happy Dann folgt schnell die Entt?uschung.

Darum würde ich nie eine Platte mit so einer Gie?kanne vorführen - dafür bleibt noch immer Zeit, wenn die Zuh?rer erstmal ein Aha-Erlebnis mit einer ordentlichen Platte auf einem tadellosen KofferGerät machen konnten.


Autor: deltamike55 Verfasst am: 12.10.2007, 01:50 Betreff:
Hallo Ralf,

jedesmal wenn du einen Beitrag aufrufst auf dich Nils? streng blickender Avatar anguckt, kannst du sicher sein, die besten Ratschläge im Hinblick auf den Umgang mit den Schellacks zu bekommen. Ich rate dir jetzt schon mal, alle Beiträge im Bereich Nadeltontechnik in einer oder mehreren ruhigen Stunden durchzustübern; was du da findest ist unglaublich.

Unübertroffen finde ich das "Künstlercafé", in dem Nils uns förmlich fast als Alleinunterhalter HinterGründe aufzeigt und Tondokumente bereit hält, die es sich lohnen immer und immer wieder gehört zu werden.
Ich selbst habe mich bis vor kurzem auf das reine Sammeln und Ablegen von alten Platten konzentriert, aber mittlerweile sehe ich die schwarzen Scheiben und deren Inhalt mit etwas anderen Augen und fange auch an, manche Sachen zu hinterfragen.

Wenns um Schellacks geht bist du hier also absolut richtig !!

Auf ein nettes Zusammensein freut sich

Dieter



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