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Zuerst, um die Neugier der Interessenten zu befrieden, ein Foto:
Was man erkennen kann ist, daß hier ein ausgesprochen ?sthetisches Gerät geschaffen worden ist - von der etwas abstoßend wirkenden Rosette um die Doppelwaage EM83 und den unzweckmüßigen Drehknöpfen abgesehen - welches jedem Industriedesigner Hochachtung abverlangen sollte.
Was nicht zu erkennen ist, steht dem in nichts nach!
Der Apparat verfügt über zwei Motore wobei als Capstanmotor der (vermutl.) Leisniger Außenläufer AFWKM 85-35, bekannt aus dem Magdeburger SKL9 bzw. MAG60, zum Einsatz kommt. Der 2. Motor dient einzig dem Antrieb der aus den BG20-Serien bekannten elektromagnetischen Wickelkupplungen, welche wie ebenda über einen gemeinsamen Flachriemen bewegt werden. Allerdings hier von einem wesentlich kleineren Aggregat: einem leise laufenden BG21 / 23 Motor.
Die vollkommene antriebsmüßige Entkopplung von Aufwickelung und Tonrolle ist im staatlichen DDR-Heimtonbandgerätebau nie realisiert worden - zu aufwendig, zu teuer. Diese Konzeption ist aber eine der Voraussetzungen dafür, daß die von den Rutschkupplungen herrührenden und in der Praxis nicht vermeidbaren Lastwechsel auf die Tonrolle und damit den Bandvortrieb durchschlagen, somit eine Frequenzmodulation erzeugen die jegliche anspruchsvolle Musikwiedergabe - also jenseits der sogenannten U-Musik - zunichte macht. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der sogenannten "Klavierfestigkeit" des AufzeichnungsGerätes - was nun eben nicht so verstanden werden soll, daß man auf dasselbe mal ein Klavier oder Fl?gel draufstellen kann
Da der besagte Capstanmotor nur einstufig gewickelt ist, kann es auch nur eine einzige Vorschubgeschwindigkeit geben und die ist in dem Falle mit 19,05 cm/s den hohen Ansprüchen angemessen. Den Zahlenfanatikern sei gesagt, daß es sich um ein klassisches ZweikopfGerät handelt, also Löschkopf + Kombikopf wobei beide Magnetköpfe aus dem Ersatzteilsortiment des BG20/5 stammen, also typische Halbspur-Ringkernköpfe SchÖllerscher Bauart sind. Eine obere Grenzfrequenz um die 15 kHz ist somit locker erreichbar.
Nun kann man sich fragen, warum der Konstrukteur zu dieser Zeit - um 1960 - sich solcher veralteten Köpfe bedient hat? Es gab dazumal schon ausreichend moderne KleinKöpfe, die mit geringeren Spaltweiten eine höhere obere Grenzfrequenz bei gleichem Bandvorschub erlauben. Das aber ist nur die eine Seite der Medaille!
Die andere Seite bedeutet einen erheblichen Mehraufwand durch einen separaten Sprechkopf, problematischere Bandführungspr?zision, größeren Kopfverschlei? u.a.m. es ist ja nicht damit getan den Spalt möglichst eng zu machen - für dei Aufnahme muß er im Sinne einer bestmöglichen Dynamik deutlich breiter sein als der Spalt des H?rkopfes. Da ist der Freizeitkonstrukteur insgesamt mit einem Kombikopf allemal besser dran.
Zu bedenken ist aus heutiger Sicht auch, daß um 1960 herum längst nicht dieses hochgez?chtete Bandmaterial verfügbar war, was späterhin den Siegeszug der Viertelspur im Heimsektor ermöglicht hat.
In den nächsten Tagen gibt es noch ein paar Infos und weitere Fotos lade ich auch noch hoch. Zuletzt bearbeitet von MGW51 am 18.02.2018, 00:02, insgesamt einmal bearbeitet |
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