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Lieber Nils,
es sind und bleiben etliche Ungereimtheiten. Das alles verwundert natürlich nicht, denn das was in den unmittelbaren Nachkriegsjahren abging, war vielerorten ein Drunter & Drüber welches kaum mehr vollends gekl?rt werden kann.
Reinhard Otto schrieb wie folgt: | 1946 wurde das alte Tempowerk verstaatlicht und der "Lied der Zeit GmbH" zugeschlagen. So wurden die ersten Platten der Marke "Amiga" in Babelsberg gepresst...? |
Das kann so grundsätzlich nicht stimmen!
Am 7. Oktober 1949 wurde die DDR gegründet.
Am 18. März 1947 wurde die Lied der Zeit als GmbH eingetragen.
Der Gründung voraus ging ein Gespräch im Juni 1946 zwischen dem Berliner Militärkommandant Generalmajor Kotikow und Ernst Busch. Busch erhielt den Auftrag, ein Plattenalbum zu besingen was als Geschenk an 500 in Berlin lebende Spanienkämpfer überreicht werden sollte und auch wurde. Jetzt ergibt sich für mich die Frage, unter welchem Label diese Sonderpressungen aufgelegt wurden - AMIGA (eben weil aus dem spanischen kommend) ist wohl nur logisch. Ist es auch sicher? Einleuchtender wäre für mich AMIGO! Und erst im Nachhinein besann man sich darauf, mehr zu machen als eine Eintagsfliege und so wurde AMIGA zum offiziellen Label und startete mit Reimann und dem Anglersong
Wenn die TEMPO schon 46 enteignet wurde, dann ganz sicher nicht von der DDR denn die existierte noch nicht! Das bedeutet zugleich auch, daß es nicht sein kann, daß die TEMPO zu diesem Zeitpunkt verstaatlicht wurde - von wem auch immer! Es ist nämlich absolut ausgeschlossen, daß ein Unternehmen erst verstaatlicht und dann als solches einem privaten Unternehmen eingegliedert wird. Nur der umgekehrte Weg ist einzig gangbar - das war seinerzeit Gesetz, vor der DDR einfaches Besatzungsrecht.
Ich könnte mir vorstellen, daß Stahmann jun. h?chstselbst noch diese Edition abgepreßt hat - was aber nicht belegbar ist.
Ich könnte mir auch vorstellen, daß besagter Stahmann jun. einfach die Kurve gekratzt hatte und das herrenlose Werk nun von der Besatzungsmacht konfisziert wurde. Anschließend kann es durchaus der LdZ übereignet worden sein - was sollten denn auch die Sowjets damit anstellen - allerdings nicht, bevor diese Gesellschaft überhaupt existierte.
Ich könnte mir ebensogut auch vorstellen, daß die TEMPO lediglich zur treuh?nderischen Verwaltung an die LdZ übergeben wurde und erst 1955, als die LdZ mit den Labeln AMIGA und ETERNA vom Staat gekauft wurde, hier eine Verstaatlichung erfolgt ist
Nichts genaues weiß man nicht - vieles ist Vermutung oder Halbwahrheit und nicht weniges ist schlicht erfunden worden. Das will ich generell verstanden wissen - nicht jetzt auf den aktuellen Zusammenhang wie er sich hier darstellt.
Nachtrag am 28.07.2014:
Inzwischen steht fest, daß die ersten Produktionen der o. g. Spanienliederedition unter dem Label "Lied der Zeit" erschienen sind - noch ohne den Zusatz AMIGA! Und hier müssen wir erneut in die Geschichte eintauchen um zu den Urspr?ngen von "Lied der Zeit" zu gelangen. Diese finden sich bereits in den mittleren 30er Jahren als eine Marke, eingetragen auf Ernst Busch, wieder.
Nun bin ich kein Experte für Namensrechte, habe das auch nicht bis ins Letzte recherchiert, meine aber, daß hierin die Ursache dafür zu finden ist, daß nach der Verstaatlichung der LdZ GmbH die Marke "Lied der Zeit" relativ schnell zu Gunsten der neuen Firmierung "VEB Deutsche Schallplatten Berlin" fallengelassen wurde. Busch war ja bei einigen Politokraten in Ungnade gefallen da er sich nicht wunschgemäß unterordnete.
Es stimmt natürlich für sich gesehen, daß die ersten Amiga-Platten im ehem. Stahmannschen Preßwerk gefertigt worden sind, doch es ist nach wie vor eher fraglich, ob das bereits in Babelsberg geschehen konnte denn auch dieses Werk blieb nicht von der Demontage verschont! Ich gehe weiter davon aus, daß die Produktion zuerst in Ehrenfriedersdorf startete, wo man ja auch auf das versteckte Materiallager zugreifen konnte. |
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