Treffpunkt der Interessengemeinschaft Übersicht -> GRAMMOPHON & SCHELLACK
Autor: deltamike55 Verfasst am: 21.09.2007, 11:24 Betreff: Plattenmaterial: Lagerung von Schellacks
Hallo Nils,

ab und zu stelle ich fest, dass manch alte Platte, welche vor Monaten noch glatt lief, plötzlich wellig daher kommt und den Tornarm ab und zu hüpfen läßt.

Vielleicht könntest du im Tippforum kurz schildern, wie man alte Platten lagern sollte. Meine stehen senkrecht in diesen alten stoffummantelten Plattenständern k?hl in meinem "Kellermuseum". Ich hoffe, die fühlen sich dort wohl...



Gruß, Dieter


Autor: MGW51 Verfasst am: 21.09.2007, 11:31 Betreff:
Hallo Dieter,

diese Hoffnung hatte ich vor Urzeiten Smile auch mal.

Leider Fehlanzeige.

Nils wird dazu sicher noch etwas ausführlich schreiben.


Autor: Nils Verfasst am: 21.09.2007, 12:11 Betreff:
Hallo Dieter,

also k?hl fühlen sie sich im Prinzip schon mal wohler als zu hei? Very Happy

Bei den Ständern -sofern sie nicht im geschlossenem Schranke stehn- ist halt die Gefahr, daß sie mal Sonnenbestrahlung abbekommen. Ich hatte es schon mal erwähnt: aus Faulheit hatte ich abends eine Schellackplatte ohne Hemd (Hülle) am Sessel angelehnt auf den Teppich gestellt. Eine einzige Stunde Sonneneinstrahlung durch das geschlossenene Fenster am Vormittag hat gereicht, um die Platte verbiegen zu lassen wacky

Die PlattenhÖlle hätte das eventuell vermieden, aber die schwarze Platte hat die Sonne geradezu "aufgesogen".

Mir sind diese St?nder zu platzfressend und da ich alle Platten in Hüllen aufbewahre, ist ein St?nder ungünstig.
Er zerknittert die Hüllen etc. - bei alten OriginalhÖllen ist mir das zu Ärgerlich!

Als optimal würde ich die Lagerung wie folgt zusammenfassen:
  • 1. in Hüllen (neue gibt es billig bei Ebay)

  • 2. in kleinen Stapeln. Idealerweise nicht über etwa 15/20 Stück

  • 3. In einen Fach aufrecht stehend, oder auch liegend. Wie beim Plattenst?nder: ideal im dunkeln, k?hlen Schrank.

  • 4. Temperaturen über 35? C sind zu vermeiden. Direkte Sonne schadet schnell. Ebenso Heizungsn?he etc. Ideal: dunkler Schrank, nicht dauerhaft über Zimmertemperatur

  • 5. Die Aufbewahrung in Plattenalben ist auch ganz gut, nur leicht Bruchgefahr beim Blättern.


Viele Grüße, Nils

PS. Wie ich mal bemerkt habe, tut der Oberfläche von Schellackplatten auch Frost über mehrere Saisons überhaupt nicht gut! (Pickelbildung)


Autor: MGW51 Verfasst am: 21.09.2007, 12:18 Betreff:
Ohja, da hab ich wieder was gelernt! Solche Pickel finde ich auch auf manchen Platten und ich konnte mir deren Entstehung nicht recht erklären.


Autor: Nils Verfasst am: 21.09.2007, 12:48 Betreff:
Hallo Michael,

auch bei starker Hitze auf dem Dachboden -selbst bei liegender Lagerung im Karton- habe ich die Pickelbildung schon beobachtet.

Meine Theorie: minimale Lufteinschl?sse im Pressmaterial sind schuld!

Diese implodieren bei starkem Frost und bilden Minikrater.
Bei langer, starker Hitze bilden sich durch entstehenden überdruck kleine, bleibende "Beulen" oder eben Pickel.




Gruß, Nils


Autor: deltamike55 Verfasst am: 21.09.2007, 16:14 Betreff:
Danke an Euch,

als kleiner Junge habe ich das Plattenmaterial immer mit Schiefer verglichen (genauso schnell habe ich einige Platten von meinen großeltern entzweit...) aber in Wirklichkeit scheint es doch eine empfindliche und gar nicht so unsensible Materie zu sein.




Bis bald und Gruß, Dieter


Autor: Nils Verfasst am: 21.09.2007, 17:15 Betreff:
Hallo Dieter,

da liegst Du gar nicht mal so falsch!

Schellack dient ja nur, um die FÖll- und Farbstoffe zu verbinden. Der ganz überwiegende Teil einer Schellackplatte besteht aus staubfeinem Bariumsulfat, Schiefermehl, Ru? und ggf Baumwollflock etc.

natürlich hatte da wohl jede Firma ihr eigenes Rezept und der Plattenpreis spielte da auch eine Rolle, denn der Schellackanteil ist wichtig für eine völlig glatte, blanke Oberfläche (> Nebenger?uschreduktion) und war der kostenintensivste Bestandteil. In Frankreich war es üblich, die Platten im Inneren mit einer Pappschicht zu versehen. Anfangs auch ein Prinzip bei COLUMBIA.

Als in Deutschland wegen des Schellackmangels (Herkunft Indien, kontrolliert durch England) anfang des Krieges alte Platten bei Kauf einer neuen abgegeben werden mußten, waren all diese Platten mit Pappkern natürlich zum Recycling unbrauchbar. Der hohe Papieranteil verhindert eine saubere Oberfläche. Deswegen wurden anfangs sogar die Etiketten der Altplatten ausgestanzt. Aber als das Material sehr knapp wurde, gelangten auch immer mehr Etiketten ins Material. Deswegen haben gegen Kriegsende und in der Nachkriegszeit viele Platten eine sehr schlechte Oberfläche und dementsprechend höheren Grundrausch.

Mehr dazu, auch Bilder, hier: Materialbedingte Schw?chen von Schellackplatten

Viele Grüße, Nils


Autor: Nachtfalke Verfasst am: 21.09.2007, 17:47 Betreff:
Man kann es mit einer besonders harten Form von Teer vergleichen es biegt sich immer ganz langsam in Richtung der Schwerkraft. Wenn man will dass sie gerade bleiben lagert man sie am besten liegend und dreht sie von Zeit zu Zeit um.



Größe: Walter


Autor: Nils Verfasst am: 21.09.2007, 19:14 Betreff:
Hallo Walter,

ja, der Vergleich der Konsistens ist ganz gut !

Deshalb sollte man aber zu hohe Stapel vermeiden, mehr noch, wenn sie auf längere Zeit höheren Temperaturen ausgesetzt sind: auf den unteren Platten ruht sonst großer Druck ( 3-4 Platten wiegen 1 KG).
Kommt noch auf Dauer Hitze dazu, pr?gen sich in die unteren Platten richtig die Unebenheiten der PapierhÖllen ein...

Alles schon gesehen Laughing



Viele Grüße, Nils


Autor: deltamike55 Verfasst am: 21.09.2007, 19:41 Betreff:
Hallo Nils,

angeregt durch den interssanten thread habe ich mal meine Platten durchforstet, ob ich vielleicht auch so eine "P" Scheibe dabei habe. Dabei fiel mir ein "E" bzw. "H" an der Stelle auf, also rechts neben dem Loch am Rand des Labels.

Was hat es damit auf sich ?

Vielleicht könntest du, lieber Nils, in einer ruhigen Minute die Geheimnisse eines Plattenaufklebers l?ften. Ich weiß noch aus einer Grauzone meines Langzeitged?chtnisses, dass B.I.E.M eine regelrechte Datzelwurmabk?rzung ist, die sich keiner merken kann, oder irre ich ?

Viele Grüße, Dieter


Autor: Nils Verfasst am: 21.09.2007, 20:00 Betreff:
Hallo Dieter,

also das "P" gab es nur während des Krieges und meines Wissens nur bei Odeon.

Es ist ma?geblich, auf welcher FIRMA sich diese anderen Buchstaben auf Deinen Platten finden. Ein großes "H" bei Polydor (Deutsche Grammophon) im oberen Etikettenbereich steht meines Wissens für Pressort Hannover.

BIEM ? Kein Problem !

Bureau International des Soci?t?s gÄrant les Droits d'Enregistrement et de Reproduction M?canique

Mein Freund Wolfgang Bauer macht uns in D I E S E M Thread darüber schlauer !




Viele Grüße, Nils



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