|
|
|
Das ehemalige Buckau-Wolff Werk Magdeburg wurde im Zuge der Nachkriegsereignisse zum Schwermaschinenbau Magdeburg und bekam als solches den Ehrennamen Karl Liebknecht verliehen. Dieser integrierte Namenszusatz führte zur Kurzbezeichnung SKL Magdeburg und ermöglicht so eine Unterscheidung gegenüber dem Schwermaschinenbau Ernst ThÖlmann - der ist für uns nun aber auch nicht von Belang.
Welche konkreten Umstände den Anlaß lieferten, daß sich ein so völlig anders profiliertes Unternehmen, was folglich natürlich auch nicht der VVB RFT unterstellt war, praktisch über Nacht mit dem Bau von Heimtonbandgeräten beschäftigt, ist nach Lage der Dinge unklar. Tatsache ist, daß sich diese Entwicklungslinie durch ihre teils avantgardistischen Lösungen deutlich von jenen Gerätschaften abhob, die von der staatlichen Geräteindustrie unter dem RFT-Logo produziert wurden. Das war anno 1956 im wesentlichen noch ein überschaubares Halbdutzend Modelle von 5 Firmen. Erg?nzt wurde die Palette von wesentlich mehr Modellen der Privatindustrie und des Handwerks, welche aber naturgemäß mit erheblich kleinerem Fertigungsaussto? vorwiegend regional pr?sent waren.
Es gilt als sehr wahrscheinlich, daß die Idee zum Einstieg in die Heimtonbandgerätefertigung ursächlich darin zu finden ist, daß BW die Fertigung des von Friedrich Hagans entwickelten AufsatzbandGerätes "Multivox" aufgedrückt bekam nachdem der Fa. Hagans die weitere Produktion untersagt worden ist. Anscheinend hatten dann in Magdeburg entsprechend aufgeschlossene Techniker Gefallen an diesem, für sie neuen, ungewohntem Metier gefunden.
Es ist nun nicht ganz klar, inwieweit das Tonmeister 1 noch eine Erfurter Entwicklung darstellt und in welchem Umfange die Magdeburger nun ihre Ideen dahinein zauberten. Wichtig ist alleine die Feststellung, daß es zur Zeit der Fertigung des Tonmeister 1 kein insgesamt besseres AmateurTonbandgerät aus den staatlichen Fertigungsstätten gab. Hierbei liegt die Betonung auf insgesamt, denn qualitativ gesehen ist das zum Jahresende 1956 in den Verkauf gekommene BG20 dem Tonmeister deutlich überlegen - vor allem auch im Anschaffungspreis! Und da reden wir vom Unterschied zwischen 650 und 1.050 DM. Nicht zu vergessen, daß mit dem neuen BG20 nur noch 18-er Spulen nutzbar sind, die Tonmeister I und II aber weiterhin auch die ggfs. vorhandenen 22-er Spulen aufnehmen.
übrigens lautet die offizielle Diktion MT 01, MT 02, MT 03. Das nur am Rande.
Der Typ 1 ist verständlicherweise die urigste Ausführung und durch seinen, vorn leicht gerundeten Deckel auf dem krakellackverzierten Holzkoffer (Brotkasten) unverwechselbar. Ein unverzichtbares Accessories dieser Baustufe ist der st?hlerne "Schnellspuler", mit dessen Hilfe jeweils eine der beiden Wickelkupplungen einen erhöhten KraftSchluß verpaßt bekommt, was diese schließlich zum schnellen umwickeln befähigt - dem vorausgegangen muß allerdings die Herausnahme des Senkels aus dem Bandpfad sein! In dieser Hinsicht kranken MT 01 und MT 02 am gleichen Makel, wie er auch den Geräten der BG 19 und MTG-Serien gemeinsam ist. Im UmkehrSchluß erspart diese L?stigkeit dann aber einen Umschalter für den Drehrichtungswechsel des Motors samt entsprechend aufwendiger separater Antriebe der Wickelkupplungen und das schlägt nicht zuletzt auf den Preis durch! Wenn davon ausgegangen wird, daß der Tonbandamateur jener Jahre zuvorderst eine abhörende Tätigkeit aus?bt, darf dem Umspulvorgang getrost als kleine Nebens?chlichkeit eine etwas stiefm?tterliche Beachtung zuteil werden.
Als AmateurGerät der "3. Stunde" schlägt der archaische Tonmeister 1 die gleichzeitig auf dem Markt befindlichen BG19 und MTG-xx nebst den diversen Aufsetzern in Bezug auf das was man heute mit Gebrauchswert umschreibt, um Längen! Hier gilt es freilich auch immer, den Anschaffungspreis mit ins verhältnis zu setzen!
Der Tonmeister II, oder korrekterweise MT 02, ist bereits kurze Zeit nach Serienstart des Typ 1 in die Produktion gegangen. Er wurde mit einem etwas eigenwillig geformten "Lederkoffer" eingehaust. Dazu gesellt sich nun neben dem obligatorischen rechtsseitigen Kabel-/Zubehörfach eine weitere, gleichgroße Ablage auf der linken Seite. Dahinein lassen sich die Bandspulen stellen, welche beim "Brotkasten" stets separat trasnsportiert werden müssen. Eine weitere, wesentliche Verbesserung brachte die Verlegung der Mikrofonbuchse von der Hinterwand auf das Chassis, vorn, links, unmittelbar über dem A-W-Umschalter. Um das oft bel?chelte hantieren mit dem Schnellspuler zu umgehen, sind die beiden Wickeltriebe geringfügig überarbeitet worden. Sie bekamen dazu einen sentralen Rastbolzen, der federbelastet bei Bedarf den nötigen KraftSchluß herstellt.
In einer weiteren Baustufe ist dann die konventionelle HF-Buchse durch eine "Diodenbuchse" - im DDR-Jargon als Flanschsteckdose betitelt - ersetzt worden. Die Position der Mikrofonbuchse an dieser Stelle ist dadurch ermöglicht worden, daß ab sofort die großen Umlenkrollen samt Schlaufenfängern in Wegfall kamen. Auch diese Veränderung kann man durchaus so lesen, daß diese Rollen - welche u. a. auch von der Merseburger Firma SCHNEIDER-TON auf deren früheren Modellen benutzt werden - nicht mehr zur Verfügung standen denn sie sind auch bei Schneider verschwunden, durch keramische Umlenkbolzen ersetzt worden.
Eine weitere Veränderung erfuhren die MT 02 im Laufe der Fertigung. Zur besseren W?rmeableitung bekam die Chassisplatte oberhalb der EM11 drei Lüftungsschlitze spendiert. Alles in allem hat sich beim Typ 2 der Gebrauchswert erhöht, der Preis hingegen blieb stabil.
Nun schrieb ich weiter vorn noch etwas vomn MT 03 - eine weniger bekannte Konstruktion, die ungeachtet ihrer äußerlichen häßlichkeit ein in der DDR-Tonbandgeschichte bedeutendes Alleinstellungsmerkmal besitzt: Es ist das einzige Modell eines staatlichen Herstellers, was mit einem Außenläufer-Capstanmotor angetrieben wird. Wenngleich die Handelsbezeichnung SKL 9 ein Gerät mit 9,53 cm Vorschub suggeriert, in manchen Veröffentlichungen das auch so falsch angegeben wird, handelt es sich tas?chlich um ein Laufwerk mit 19,05 cm/s Transportgeschwindigkeit. Warum dann nicht gleich als SKL 19 bezeichnet ? Hierauf kann es nur eine spekulative Antwort geben: Es war als 9er Gerät geplant, jedoch erwiesen sich die Probleme sowohl mit der Bereitstellung eines entsprechenden, polumschaltbaren Motors als auch die mit dem nicht vorhandenen geeigneten Bandmaterial als unüberwindbar. Es darf auch nicht übersehen werden, daß trotz aller Innovationen die in dieses Modell eingeflossen sind, sowohl die Gesamtkonzeption als auch die äußere Gestaltung absolut nicht mehr zeitgemäß waren. Alleine mit inneren Werten kann man keine Konsumg?ter in hohen Stückzahlen absetzen - das ginge bestenfalls als Alleinproduzent. Und so kam es, daß dieses Modell als wohl kurioseste Einmaligkeit keinen festen Endverbraucherpreis hatte. Der Preis ist in keinem mir je zugänglichen Dokument ausgedruckt worden - "Preis auf Anfrage" stand stattdessen im betreffenden Kasten.
Als abgespeckte Version des MT 03 ist das eigenständige MAG 60 anzusehen. es wurde ausschließlich in Halle, beim damaligen VEB Kinotechnik, für den Volkseigenen Lichtspielbetrieb der DDR montiert. Damit konten die seit ewig eingesetzten BG 19 abgelöst werden. Das MAG 60 erlaubt durch seine elektrische Fernsteuerbarkeit eine Automatisierung bei der Vorf?hrung der DIA-Werbung, welche seinerzeit noch vor dem Augenzeugen eingespielt worden sind. Zuweilen lief auch in den Foyers einiger Häuser entsprechende automatisierte Werbung in der Zeit da der Kartenverkauf an der Tageskasse vonstatten ging und die Eingangstören in den Saalbereich noch verschlossen waren.
Zeiten waren das . . . |
|