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Wie allgemein bekannt sein dürfte, rekrutierten sich die ersten Radiomechaniker aus der Gilde der Klempner. Was lag näher - diese beherrschten das L?tverfahren und die Blechbe- und -verarbeitung was seinerzeit schonmal eine Grundvoraussetzung in diesem Metier war.
Nun gibt es nicht umsonst den Spruch: Aller Anfang ist schwer! Na klar, es fehlte an Wissen und Erfahrung und es fehlte an einem Industriezweig der sich mit der Bauelementefertigung befa?t. So kommt es, daß jeder "kleine Krauter" eine schier irrwitzige Fertigungstiefe haben muß um überhaupt seine Ideen umsetzen zu können. Zu all dem was es nicht gab kommt noch etwas entscheidendes hinzu: Es gab keine Normen welche einen verbindlichen Charakter gehabt hätten. Und so entstanden eine unüberschaubare Zahl von gleichartigen Bauelementen in den unterschiedlichsten Bauformen - bei Sicherungen und Röhren angefangen, Drehkos, Schalter Widerstände und Kondensatoren eingeschlossen. Diese Situation zeigte sich so auch noch um das Jahr 1930 - der Entstehungszeit des Mende 38 N, wie ich der Stempelung 12.30 auf dem Block entnehmen konnte. Nun gibt es eine bekannte Schaltungssammlung, die "Gesammelten Werke" von Lange/Nowisch, welche eigentlich immer im ersten Zugriff liegt. Leider sind dort keine Originalschaltungen veröffentlicht sondern - um das Format der Buchreihe sinnvoll gestalten zu können - wurden die Original-SB durchweg(?) umgezeichnet. Wir erleben dabei das gleiche Dilemma wie die Anhänger von Röhrenprüfgeräten nach System Funke. Auf gut deutsch, man darf nichts von dem kritiklos glauben was da veröffentlicht wurde. So wie viele Fehler in den umgezeichneten SB vorhanden sind, so sind viele, teils gravierende Fehler bei der Lochung der Funkeschen Prüfkarten vorhanden und es gibt sogar völlig falsch bedruckte Prüfkarten. Im Fall von Lange/Nowisch darf man das nicht so eng sehen - diese Buchreihe wurde ja ausdrücklich nicht als Sammlung von Reparaturschaltbildern sondern lediglich als Hilfe für die Reparatur vorhandener Alt- und UraltGeräte in der unmittelbaren Nachkriegszeit emittiert um dem Mechaniker eine Instandsetzung mit Hilfe vorhandenen Materials zu ermöglichen. Zeichnungsfehler sind also kein Beinbruch, da diese Buchreihe nicht als Lekt?re für Laien gedacht war und somit davon auszugehen ist, daß eine dogmatische Übertragung des SB auf ein vorliegendes Reparaturgerät nicht vorgesehen ist. Man muß also ggfs. schon etwas mehr tun als 1:1 Punkt a mit Punkt b zu verbinden.
Am Beispiel des Mende 38 N - so wie er mir vorliegt - werde ich versuchen das ein wenig zu erl?utern.
Weil es sich immer ganz gut macht, f?ge ich zuerst mal ein paar Bilder hier ein.
Soweit also der Rohzustand. Im letzten Bild sind die Schrauben zu erkennen, mit denen die eingeflickten Kondensatoren gehalten werden. Nun muß ich fairerweise dazu sagen, daß ich seinerzeit solche Art von Reoaratur durchaus für legitim hielt und selbst da keineswegs zimperlich vorgegangen bin, wenn es galt irgendetwas "hinzubiegen" ohne viel Aufwand zu betreiben. Nach Form und Ausehen dieser Kondensatoren gehe ich von einer sehr lange zurückliegenden Instandsetzung aus - der Block muß also schon rel. frühzeitig den L?ffel geschmissen haben.
Inzwischen habe ich die Sicherung herausgepopelt. Es ist eine ROKA 0,3 A was einer aber auch einer Heliogen Typ 9A (7,0 x 29) entspräche. außer dem üblichen Kappenkeim ist das Teil aber glücklicherweise in Ordnung.
Noch unklar ist mir, was für ein Gleichrichter dort drin steckt. Ich werde mal ein Foto machen und hoffe, daß ihn jemand erkennt. So sehr groß ist ja da die Auswahl nicht. Von dem Uraltzeug habe ich eben keine erschöpfenden Unterlagen. Wie Röhrenbestücktung ist jedenfalls erstmal identifiziert - läßt aber freilich noch manche Frage offen, z.B. die, wie wohl - besser gesagt womit wohl die Anoden der beiden Röhren 1204 und 1264 angeschlossen werden sollen. Da muß also schonmal jemand etwas entfernt haben. Es kommt noch besser! Während bei der 1204 ein Anschluß leicht herstellbar wäre - der Gewindebolzen der Fassung ist unterseits verdrahtet - wird das bei der 1264 nichts bringen - da steht der Bolzen nur so herum...
Also kurz und gut - hier ist so viel kaputt / fehlend, daß eine originalgetreue Instandsetzung wenigstens für mich ausscheidet. Damit ist das Problem Drahtwiderstand auch abgehakt. Den Sinn des putzigen Steckbrettchens habe ich auch noch nicht erGründet - da muß ich erstmal den Block rausschmeißen, und dazu habe ich momentan keine Zeit denn wenn er schonmal raus ist, muß er auch aufgearbeitet werden. Am simpelsten wird der zweite Kippschalter - da sollte sich noch ein ähnliches Exemplar bei mir anfinden, dessen Teile sich in den speziellen Mendeschalter transplantieren lassen. Jener in der Haube allerdings macht da schon mehr Probleme. So ein Teil habe ich nicht und so wird wohl eine Art Eigenbau herhalten en.
Den Drahtwiderstand habe ich jetzt erstmal ausgelötet und nochmals die Verdrahtung kontrolliert. Er hängt mit dem langen Ende direkt am Anschluß 2 des Netztrafos, die Schelle liegt direkt auf einer der seitlichen Buchsen und von dort über 0,3M (gemessen 370k) an G1. Das kurze Ende seinerseits liegt an K+S und natürlich ebenso an Masse! Den kurzen Bereich konnte ich mit 220 Ohm messen.
Also so wie ich das momentan sehe - ohne mir die Mühe zu machen die Schaltung aufzunehmen - dient der Drahtwiderstand nur als Abgleich für den Gitterwiderstand der sich seinerzeit halt noch nicht in der erforderlichen Toleranz herstellen ließ. Der mit 370 k gemessene Kamerad ist ein Dralowid mit vernieteten und verlöteten AnschlußDrähten an den Massivkappen, der Körper mit diesem häßlichen, getränkten Isolierrohr überzogen, der Aufdruck darauf kaum zu erkennen. Da ist also nichts, wo wirklich Str?me fließen und so werde ich kurzerhand diesen Quark ändern.
Irgendwann...
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