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Lieber Hajo,
mir selbst sind die dazumal kleinen Klitschen wie weißwasser und auch Hoyerswerda noch ganz gut in Erinnerung, wobei WW damals noch deutlich Größer als das eher d?rfliche HY gewesen ist; in den Mittsechzigern begann sich das dann umzukehren und HY mutierte zur "Bergarbeiterstadt", WW blieb das Glasst?dtel.
Soviel zur Zeit um 1949, für jene Leser die dazu keinen Bezug haben (können).
Hajo schrieb wie folgt: | Es ist unwahrscheinlich, daß die kleine Firma "Radio-Lippert", bei der mein Vater damals arbeitete, 1949 in dem kleinem 13-tausend Einwohner zählenden Ort schon über ein Magnetbandgerät verfügte. |
Das allerdings sehe ich nicht als sooo unwahrscheinlich an!
In WW und (?) Rietschen befanden sich bis mindestens Mitte 45 kriegsbedingt Auslagerungswerke der AEG. Was alles genau dort produziert worden ist, kann ich nicht sagen - B?geleisen und Staubsauger aber mit Sicherheit nicht! Statt dessen eher jene Dinge, die als "kriegswichtige Produktion" eingestuft waren und neben Elekrowerkzeugen (davon habe ich u. a. ein Belegexemplar) können das durchaus auch Tonschreiber für die Frontberichterstatter oder gar große Magnetophone für die RRG gewesen sein denn Propaganda ist nunmal überaus kriegswichtig, nicht nur zur Verbreitung von Durchhalteparolen.
Mir ist darüberhinaus bekannt, daß der ?rtliche Rundfunkhandel nach Kriegsende mit den Kommandanturen eine gewisse Bindung einging - das war in WW ganz sicher nicht anders als in L?bau oder Niesky. Nur die unmittelbare Umsetzung ist ?rtlich unterschiedlich gehandhabt worden. So war z. B. der bewachte Sammelplatz, an dem die Einwohner ihre "Guten Radios" (wohl alles was mehr als drei Röhren hatte) kostenlos abzuliefern hatten die 1. und freilich auch einzigste Bezugsquelle für Rundfunkersatzteile - ausgenommen die HolzGehäuse denn die wurden zum heizen gebraucht - die Chassis dagegen auf einen großen Haufen geworfen. Die Chancen, daß an solcherart ?rtlichkeit aus dem Fundus der AEG auch etwas "magnetofonisches" auftauchte, sollten so schlecht nicht gestanden haben.
Was nun Deine vier Platten angeht die, wie Du schreibst, bei euch zuHause entstanden sind, ist es freilich als sicher anzusehen, daß da noch kein Magnetband im Spiel gewesen ist. Ich denke nun auch, daß es sich um mehrere Umschnitte einer Wachsplatte oder Folie mit verschiedenen Einstellungen, ggfs. auch mit unterschiedlicher Lackmischung / Backtemperatur gehandelt haben muß. Das beste Ergebnis ist dann eben die nun noch vorliegende Platte in vollständiger Erhaltung. Sicherlich auch am sorgfältigsten über die Jahrzehnte aufbewahrt. Also, gepre?t worden ist da natürlich nichts - diesen Prozeß kann man nicht am Küchentisch mal eben so durchziehen. GieÖlacke waren im Amateurbereich das gängigste Mittel zum Zweck denn Schneidwachs, was nur dem Namen nach "weich wie Wachs" ist, hatte seinen Preis und die Wachsplatte erlaubt auch nur eine begrenzte Zahl Neuaufnahmen da sie ja vor jeder Benutzung abgedreht werden muß.
Ein sehr schönes persönliches Tondokument und auch ein technischer Zeitzeuge.
übrigens, was die Trägerplatte angeht, welche Du als "asbestähnliches Material" beschreibst: Wenn es das ist, was ich meine das es sein müßte, dann stammen diese Unterlagen auch hier aus der Region! In Bremenhain gab es eine kleine Pappenfabrik, welche nach meiner Erinnerung solche schwer brennbare "Kraftpappe" aus Kollerstoff gepre?t hat. Kollerstoff ist, vereinfacht ausgedrückt, zermalene Lumpen. natürlich nicht pur und ausschließlich von textilene Lumpen Die Farbe der Fertigpappe ist ein steingrauer Grundton, ihre Haptik weicht völlig von der eher gebräuchlichen Wellpappe ab. Durch die sehr hohe Dichte hat die "Lumpenpappe" ein wesentlich höheres Flächengewicht als normale, gleichstarke Pappe. Da ihre Oberfläche eine große Rauhtiefe besitzt, haftet der GieÖlack wesentlich besser als auf glatten Materialien wie Metall oder gar Glas. Eine gängige Lackrezeptur findet sich in meinem Krempel sicherlich noch an - nur Schneidkopf habe ich leider keinen |
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