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Autor: TipFox Verfasst am: 05.02.2014, 18:28 Betreff: DynMicPre01 - Vorverstärker für dynamische Mikrofone
Liebe Bastelfreunde,

vor einiger Zeit gab es im Musikhaus Thomann ein "Singer Pack", bestehend aus Mikro, Mikrofonständer und Kabel (XLR/XLR)für sage und schreibe 29,90€.

So sieht das Mikrofon aus:




Da ich keinen XLR-Eingang an irgend einem Gerät habe, wurde noch ein XLR/Klinke6,3mm Kabel dazu bestellt, 3,5mm gab es nicht aber dafür gibt es Adapterstecker ...

Bei der Lieferung durfte ich feststellen, dass der Mikrofonständer auf jeden Fall schon mal sehr brauchbar ist - recht stabil und gut zu justieren ...

Dann ging es an den Test des Mikrofons - dazu wurden Testaufnahmen über den Mikrofoneingang der PC-Soundkarte gemacht, als Aufnahmesoftware "Studio One".
Das Ergebnis: schlechter geht es kaum noch, absolut verrauscht, keine Höhen, leise trotz +20dB - so schlecht kann gar keine Mikrofonkapsel sein...

Der Frequenzgang des Mikrofons ist mit 70...17000Hz angegeben - da muss doch mehr gehen!

Durch Versuche mit anderen (ebenfalls sehr billigen Wink )Mikrofonen stand sehr bald fest, dass der Mikrofoneingang meiner Soundkarte eigentlich zu Nichts zu gebrauchen ist - der Rausch/Störpegel ist einfach unerträglich, also so etwas dürften die Hersteller ruhig noch einsparen - das kann Niemand gebrauchen ...
Zu allem Überfluss liegt da auch noch eine Gleichspannung an - für Elektret-Mikros ...

Der Line-Eingang hingegen ist durchaus brauchbar - also musste ein Vorverstärker für diesen Eingang her, möglichst einfach. Dabei hatte ich natürlich von Anfang an die Idee, diesen Vorverstärker speziell für dieses Mikrofon auszulegen. Damit fielen fertige Lösungen schon mal aus, zumal die nicht gerade billig sind und trotzdem keine Garantie bestünde, dass es mit diesem Mike funktioniert.

Also Selbstbau - neu erfinden muss man da Nichts, im Internet findet man genug Vorschläge, wie man so etwas aufbauen kann. Ich habe mir also einen dieser Vorschläge genommen und in LTSpice "eingehackt", um die Schaltung an das Mikrofon anzupassen zu können. Bei der Auswahl der Schaltung war die Einfachheit und das Vorhandensein der nötigen Bauteile ausschlaggebend.

In dem Zusammenhang musste ich die Daten des Mikros, des Kabels und des Line-Eingangs ermitteln bzw. bestimmen ...

Beim Messen des XLR/Klinke Kabels traf mich fast der Schlag: 1 Nanofarad Kapazität! Was war passiert? Nun - XLR hat 3 Pins, Klinke nur 2 - also hat der Hersteller einfach 2 Drähte verbunden. Kann man so machen, verdoppelt aber eben die Kapazität gegenüber der Schirmung - kein Wunder, dass dann die Höhen fehlen. Das wurde also als erstes korrigiert. Die restlichen Daten findet Ihr in der Schaltung:




Die Schaltung ist hier breits für das Mikrofon optimiert - die 3dB Eckpunkte liegen bei ca. 60Hz und 34KHz, die Verstärkung bei 150 (ca. 44dB).

Aufgebaut wurde die Schaltung auf Lochraster und dann in eine Weissblechschachtel "schwimmend" (nur an der Eingangsbuchse mit Masse verbunden) eingebaut, die Speisung geschieht brummfrei über eine 9V-Blockbatterie und eingeschaltet wird mit dem Klinkenstecker des Mikrofons. Der 2. Kanal des Line-Eingangs ist auch über diese Box zu erreichen - an einer "Aux"-Buchse auf der Rückseite. Alle Ein- und Ausgänge des Vorverstärkers sind mit Ferritperlen gegen HF-Störungen verblockt.

Hier ein paar Ansichten des Gerätes:








Das Ergebnis: nun, ich bin "Hin und Weg" Wink - hätte nie gedacht, dass man aus einem so preisgünstigen Mike so viel heraus holen kann.

Ähem - ich kann eigentlich nicht gut singen, aber ich habe es trotzdem einmal versucht zu demonstrieren, ohne geht's ja wohl hier nicht - bloss nicht lachen Smile

Die zu hörenden Störgeräusche bei leisen Stellen sind vom PC-Lüfter und einem Zimmerspringbrunnen ...

Nun ja - mit dem Klang bin ich jedenfalls zufrieden Wink
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 18.08.2022, 21:04, insgesamt 2-mal bearbeitet


Autor: MGW51 Verfasst am: 05.02.2014, 21:55 Betreff:
Lieber Jürgen,

wie immer verblüffst Du mich mit Deinen originellen Lösungen.

Nur an diese neumodischen Schaltzeichnungen, deren Design wohl aus den 20-er Jahren entlehnt ist, werde ich mich nie gewöhnen können.
Aber das soll Dich nicht abhalten einfach so weiterzumachen wie Du magst. Smile

Ach ja, der Link zur Aufnahme funzt leider nicht . . .


Autor: TipFox Verfasst am: 05.02.2014, 22:21 Betreff:
Den Link hab' ich gerade korrigiert ...

Tja - mir gefällt die Darstellung von LTSpice auch nicht besonders. Die Alternative wäre allerdings, nach der Simulation die Schaltung noch einmal zu zeichnen, in "SPlan" - aber dazu bin ich dann doch zu bequem Wink


Autor: MGW51 Verfasst am: 06.02.2014, 00:25 Betreff:
Lieber Jürgen,

das Mikro ist tatsächlich hervorragend für so einen Preis - hätte ich wirklich so nicht erwartet und der Interpret - naja, wenn er ernsthaft wollte, dann könnte er mit professioneller Unterstützung sicher auch auf größeren Bühnen bestehen! Also ich finds GUT ! Danke-Schild

Das soll erstmal einer toppen Bier anstoßen


Autor: TipFox Verfasst am: 06.02.2014, 00:51 Betreff:
Hallo Michael,

danke - naja, mit "professioneller Unterstützung" geht heute fast Alles...

Ich hatte kürzlich Gelegenheit, mal eine Aufnahme in einem Tonstudio zu machen, Gitarre und Gesang - allerdings getrennt aufgenommen. Nach der Bearbeitung der Rohaufnahme erkennt man sich selbst nicht mehr wieder. Selbst "schiefe" Töne lassen sich korrigieren Wink

Ich bin aber eher Instrumentalist - daher hat es mich auch gefreut, dass mit dem Mikro auch die Gitarre einigermaßen klingt - obwohl man da eigentlich mit erheblich teureren Geräten arbeitet. Im Studio waren es schon einmal 2 verschiedene Mikros gleichzeitig und natürlich eine ganz andere Raumakustik, das klingt dann doch noch etwas besser. für meine kleinen "Spielereien" mit der Aufnahmesoftware reicht mir das hier aber völlig aus.



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