Treffpunkt der Interessengemeinschaft Übersicht -> Meßtechnik
Autor: deltamike55 Verfasst am: 07.06.2008, 18:31 Betreff: Vielfachmesser Mellenbach UNI 21
Hallo,

ich habe ein Meßgerät Typ UNI 21 und bin heute einmal daran gegangen zu ergründen warum der x1000 Ohm-Meßbereich nicht funktioniert.

Ergebnis ist ein fehlender Batterieclip an den gekennzeichneten Stellen. Das Fach soll 2 Stck. 6F22 Batterien aufnehmen, was wohl den gängigen 9 Volt Blocks entspricht.

Frage an die Kenner: werden die beiden Batterien in Serie geschaltet und an die beiden L?t?sen gelötet ? Warum könnte der Vorbesitzer den gesamten Clip abgelötet haben ?



Viele Grüße, Dieter


Autor: HTS Verfasst am: 08.06.2008, 02:01 Betreff:
Hallo Dieter,

im serienmäßig gebauten Gerät waren keine Klipps für 9V-Blocks vorhanden. Die waren wohl ursprünglich geplant, 2 Stück in Serie. Der Hochohmbereich braucht 12...15V, das 10-fache von einer Zelle und wurde aus mir nicht bekannten Gründen von außen zugeführt. Die überschüssige Spannung wird mit dem Nullregler abgebaut.

Gruß, Hans-Thomas


Autor: MGW51 Verfasst am: 21.10.2012, 11:09 Betreff:
Die Antwort von HTS ist richtig, dennoch steht die Frage nach dem Warum.

Dazu gibt es zwei Erklärungen:
Als das Gerät bei MTM = Me?technik Mellenbach entwickelt worden ist, gingen die Konstrukteure von der Verfügbarkeit brauchbarer 9Volt Blöcke aus. Immerhin gab es diese Dinger seit geraumer Zeit als Importe aus der Sowjetunion. Das wiederrum resultierte daraus, daß man leichtfertigerweise solche AM-Taschensuper wie SELGA u.a. eingeführt hat, die inländische Batterieindustrie aber keine Blockbatterien dafür bereitstellen konnte. Somit mußten auch diese Prim?rElemente ''aus den Weiten Sibiriens'' herangekarrt werden. Das kostete einerseits unnötigerweise Rubel und andererseits waren wohl die Sparf?chse hierzulanden mit allen Wassern gewaschen und orderten die Billigvariante dieser Blöcke, deren genaue Bezeichnung mir entfallen ist. Also, die se Blöcke taugten schon im SELGA nichts, geschweige denn in einem Meßgerät, wo sie schneller der Selbstentladung hingaben als daß dieser Meßbereich gebraucht werden konnte. Ich erwähne dies extra, weil die SU prinzipiell erstklassige Prim?rElemente hergestellt hatte, wovon sich hierzulanden u.a. alle Besitzer stromintensiver Radiorekorder bzw. von BatterieTonbandgeräten spätestens nach dem ersten verfaulten Batteriekontakt überzeugen konnten. Der war aber natürlich nicht durch eine Russenbatterie verrottet sondern durch eine solche aus DDR-Produktion.

Die LagerFähigkeit sowjetischer Zink-Kohle Elemente ist legendär und ein Auslaufen von Elektrolyt, als Folge eines durchgefressenen Zinkbechers hat es praktisch nicht gegeben. Dies war die Dom?ne der DDR-Batterien, ganz furchtbar die Mignonzellen, wovon die T100 Besitzer ein gar schauerliches Lied singen konnten. Deren kleine Kunststoffcontainer für je zwei Mignonzellen hat es regelmäßig aufgefressen und das im laufenden Spielbetrieb! Es war also nicht pure Nachl?ssigkeit, die die leeren Zellen im Gerät belassen hatte.

Ob in der DDR 9-Volt Blöcke je hergestellt worden sind, vermag ich aus der Erinnerung heraus nicht zu sagen.

Me?technik war zu allen Zeiten auch ein wichtiger Exportartikel für die DDR-Wirtschaft. Es ist davon auszugehen, daß in den ExportGeräten die Lösung mit den 2 x 9-Volt Blöcken auch realisiert worden ist.


Autor: TipFox Verfasst am: 21.10.2012, 17:35 Betreff: Gegenvorschlag
Hallo Michael,

wenn Du Dir mal das Gehäuse meines ESR-Meters anschaust, wirst Du sehen, dass es da verschiedene Batteriehalterungen gibt - eine für einen 9V-Block und eine für 2 Mignons. Verwendet wurde in meinem Original aber nur die Mignonfassung.

Es scheint also so zu sein dass es sich um ein "UniversalGehäuse" handelte - der Gerätebauer konnte dann selber entscheiden, welche Batterien er benötigt Wink


Autor: MGW51 Verfasst am: 21.10.2012, 23:09 Betreff:
Lieber Jürgen,

mit ''UniversalGehäuse'' liegst Du schon ganz richtig!

Das UNI 10 ist, wenn ich nicht irre - das letzte Modell in der klassischen Geometrie, wie sie auch Dein ESR-Meter zeigt (und wie sie mir am liebsten ist). Danach kam dann eine neue Generation, zuallererst etwas auf modern aufgehübscht und deswegen mußte eben das Format von hoch auf quer geändert werden.

Das ist also kein Alleinstellungsmerkmal für das UNI 21 sondern wurde so auch bei anderen Modellen dieses renommierten Herstellers praktiziert. Die Serie begann nach meiner Erinnerung mit dem UNI 11.

Was ich nicht mit Bestimmtheit sagen kann ist, ob die Gehäuse auch zu noch anderen Zwecken verwendet worden sind bzw. ob für diese Multimeter gar der Einsatz von Digitalanzeigen geplant war. Dann würden 2 Stück dieser Blöcke in Parallelschaltung durchaus einen Sinn ergeben. Wenn man aber aus VerfügbarkeitsGründen für den Binnenmarkt prinzipiell den Einsatz einer bestimmten Batterieform - hier eben die 6F22C - ausschließen will oder muß, dann wäre es ebenso aberwitzig, ein paar nicht zu ben?tzende, weil nicht verdrahtete, Batteriekontakte zu montieren.

Ich kenne so allerlei an DDR-Me?technik und ebenso an Me?technik aus der damaligen Sowjetunion. Der Einsatz von diesen 9-Volt Blöcken ist mir aber von keinem einzigen Modell erinnerlich.

''Russenbatterien'', die als Erstausstattung bei sowjetischer Me?technik dabei waren, sind qualitativ auch heute durch nichts mir bekanntes zu toppen! Ich denke da an das AWO-5M - ein gewaltiger Messkoffer mit ''HochspannungstastKöpfen'' ab Werk arbeitet im größten Widerstandsmeübereich mit einer Sollspannung von 22,5 Volt. Die wird durch 5 Stück Flachbatterien bereitgestellt. Diese Batterien - heute als 3R12 bekannt - haben bei mir gut und gerne 10 Jahre problemlos funktioniert. Auslaufen - was ist das Question
Der kleinste Ohm-Bereich besitzt von Haus aus ein recht voluminses Luft-Sauerstoff-Element, also sowas um die 1,4 Volt. Als diese Quelle nach ein paar Jahren ersch?pft war, habe ich das kleine Glasr?hrchen abgekniffen und am nächsten Tag war der Kasten wieder vollkommen einsatzbereit.
Als ich dann doch an den Punkt kam, wo es nicht mehr ging, lötete ich die zwei Strippen des Sauerstoffblockes an eine kaum halb so voluminse UM1. Nach wenigen Monaten war Sense und ich beschaffte mir dann ein paar ''TENTO'' Zellen , die rote Ausführung. Diese sind auslaufsicher, l?ten aber schlecht. Doch entscheidend ist die Haltbarkeit, welche in diesem Falle von der LagerFähigkeit begrenzt worden ist.

Das Elend mit den DDR-Flachbatterien schenke ich mir an dieser Stelle. Es war aber ausschlaggebend dafür, daß ich mich von diesem Gerät getrennt habe. Prim?rElemente waren in der DDR, bezogen auf deren durchschnittliche Qualität, horrende überteuert.

Und nun, lieber Jürgen, darfst Du Deine Vorstellung von
Zitat:
der Gerätebauer konnte dann selber entscheiden, welche Batterien er benötigt Wink
in das Reich der ''Frommen wünsche'' verabschieden.
Klar, entscheiden konnten das die Mellenbacher schon - nur wenn deren Entscheidung nicht mit den heeren Zielen und Vorgaben der staatlichen Planung konform ging, wurde halt die Fertigung nicht genehmigt! So einfach war das - und doch so schwer zu verstehen. Man muß dazu die allgemeine Logik kpl. außen vor lassen. Eine zentral geleitete Volkswirtschaft produziert niemals das was der Markt verlangt sondern stets das, was im gegenwärtigen Zeitpunkt einigen, nicht immer kompetenten Entscheidungstr?gern gerade ''sinnvoll'' erscheinen mag, oder was die stets knappen Ressourcen aktuell gerade hergeben.
Und in diesem Punkte war die DDR-Wirtschaft, zeit ihrer Existenz, durch einen permanenten Hungerast gezeichnet. Wir hatten kein Zink für Dachrinnen, geschweige denn für sowas unwichtiges wie es Prim?rElemente sind. Dafür hatten wir z. B. die ''Blauen Schwerter'', das ''grüne GewÖlbe'', die ''Tonne'', ''Erichs Lampenladen'' und eine Brauerei, die damals noch ganz bescheiden in Radeberg residierte Smile



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