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Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß nach Kriegsende in der SBZ bzw. ab Oktober 1949 in der DDR ausschließlich die nach Eduard SchÖllers Patent gebauten Ringkernköpfe für die vorhandenen alten AEG-Maschinen weiter gefertigt worden sind. Köpfe dieser Bauweise begegnen uns allenthalben in den zeitgenössischen Gerätschaften der 40-er, 50-er und frühen 60-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Stellvertretend nenn ich hier nur mal die ostdeutschen Gerätefamilien BG19, MTG, BG20, u.v.a.m. Auch in westdeutschen Tonbandgeräten der unmittelbaren Nachkriegszeit finden sich Ringkernköpfe - allerdings, nach meinem bescheidenen überblick, weitaus dünner ges?t. Wir finden ferner solche Köpfe, zumeist aber aus anderem Grundmaterial, auch in den damaligen russischen Magnetbandgeräten. Hierbei hat es sich beizeiten eingebÄrgert, daß für Heimanwendungen meistens halbspurig ausgeführte Köpfe verwendet werden. Damit kann der Amateur seine Materialkosten praktisch halbieren, erkauft diesen Vorteil mit dem Nachteil, nun praktisch nicht mehr cuttern zu können und, was schlimmer ist, einen ungleichen, deutlich beschleunigten Verschleiß der Magnetköpfe hinnehmen zu müssen. Letzteres beruht darauf, daß die beiden Halbschalen des Kopfes, wenigstens hierzulanden, aus sehr verschlei?freudigem Leichtmetall gefertigt wurden. Die Magnetkopfhersteller in der Sowjetunion griffen etwas tiefer und fertigten die Schalen aus massivem, deutlich standfesterem Messing.
Wenngleich die Köpfe recht pr?zise gefertigt werden konnten, ist es dennoch ein Irrglaube daß sie ''einfach so'' aufgeschraubt werden können und gut ist. Das kann man mit einem Löschkopf praktizieren, mit einem Sprech- oder H?rkopf bzw. einem Kombikopf geht das aber nicht! Dabei ist es egal, ob es sich um einen Voll- oder Halbspurkopf handelt, er muß in jedem Falle ausgerichtet werden. Dies geschieht ursprünglich mit Hilfe eines weiteren SchÖllerschen Patentes: der Taumelscheibe.
Vorteil der Taumelscheibe ist deren minimaler Raumbedarf bei absolut unverr?ckbarer Kopfpositionierung. Der Kopf sitzt vollflächig auf der Scheibe und diese wiederrum auf dem massiven Kopfträger bzw. bei den einfachen HeimGeräten direkt auf der Laufwerksplatine. Einmal korrekt justiert, bleibt die Einstellung über die gesamte Lebensdauer des Kopfes erhalten weil sie nicht von erlahmenden Federn oder ''sich selbst verdrehenden'' Schr?ubchen verändert werden kann. Doch wie immer im Leben: Kein Licht ohne Schatten und der schlägt nun knallhart auf!
Die Justierung ist katastrophal umständlich und damit zeitraubend. Die Kernh?he muß mittels unterzulegenden, natürlich unmagnetischen Justierblechen mühsam ermittelt werden. Eine eventuelle Neigung des Kopfspiegels (was bei leicht mißratenen oder auch nachgel?ppten Exemplaren schonmal vorkommt) kann theoretisch überhaupt nicht korrigiert werden; der Praktiker läßt sich da natürlich auch was einfallen Die Senkrechtstellung des Spaltes kann nur durch verdrehen der Taumelscheibe in geringem Umfang reguliert werden. Das ist im Grunde einfach, in der Praxis aber eben nicht! Zur Verstellung ist die Zentralschraube zu lösen, dann kann die Taumelscheibe ein kleines Stück gedreht werden - bis die Einstellung ''stimmt''. Danach wird die Zentralschraube wieder angezogen und nun stimmt es freilich nicht mehr Die Prozedur geht von vorn los. . .
Es braucht Geduld und Erfahrung um das richtige Maß mit möglichst wenig Versuchen zu treffen. Diese Eigenheit bringt es mit sich, daß einmal eingelaufene Köpfe auf gar keinen Fall abgebaut und dann weiterverwendet werden können. Man trifft die ursprüngliche Einstellung mit kleinerer Wahrscheinlichkeit als einen Fünfer im Lotto! Also bleibt nur manuelles L?ppen des Spiegels bis alle Laufspuren ausgeschliffen sind.
In jüngeren Geräten wie den BG20-Serien hat man daher dem Kombikopf eine Taumelplatte spendiert. Damit kann bei laufendem Band eine exakte Einstellung innert weniger Minuten vorgenommen werden.
Es gibt noch weitere Nachteile die dem Ringkernkopf prinzipiell anhaften: Er ist geometrisch sehr groß, benötigt zudem wegen seiner sehr großen, außenliegenden Spulen eine sehr gute Abschirmung die zugleich einen Schutzmantel vor Beschädigung der Wicklungen darstellt. Die Herstellung ist außerordentlich aufwendig und damit sehr teuer. All diese Gründe gaben den Ausschlag, nach neuen Wegen zu suchen. Diese sollten zuallererst eine einfachere und damit deutlich preiswertere Fertigung ermöglichen. So entstand schließlich der Spitzkeilkopf als eine Gemeinschaftsentwicklung dreier Herren von denen mindestens einer breitesten Kreisen bekannt sein dürfte: Bruno Woelke. Einer seiner Partner ist der Ursachse Max Ihle. Mit der DDR hat letzterer nur insofern zu tun, als seine Wurzeln im Raum Chemnitz liegen und von Marktschorgast aus vermutlich die verwandschaftlichen Bande gepflegt worden sind.
In der DDR sind die Spitzkeilköpfe von der Leipziger Firma Langnese in großen Stückzahlen produziert worden. Ihre Abmessungen sind allerdings nicht geringer als jene der SchÖllerschen Köpfe, doch sie besitzen von Haus aus ein abgewinkeltes Federblech (der Löschkopf nur eine massive Alu-Montageplatte) wodurch sich eine sehr einfache Montage und effektive Justierung durchführen lassen. Zur Verschleißeind?mmung sind seitlich des Kopfspiegels je ein Achatsteg eingesetzt. Doch auch dieser kann der abrasiven Wirkung des damaligen Bandmaterials nicht auf Dauer standhalten; die Bänder waren ja noch nicht kalandriert, ihre Schichtoberfl?che stumpf und entsprechend rauh.
Der größte Vorteil der Spitzkeilköpfe: Sie besitzen nur eine einzige Spule auf geradem Spulenk?rper, der sich sehr leicht bewickeln läßt. Darüberhinaus benötigen sie auch keine gebogenen Kernbleche und sind sehr einfach mit hoher Präzision zu montieren. Sie sind in Voll- und Halbspur gefertigt worden.
Was ich nicht weiß ist, wie die Produktion von Marktschorgast nach Leipzig gekommen ist. An ein einfaches negieren des Patentes glaube ich nicht - eher scheinen mir hier ''alte Seilschaften'' - ob kollegial oder famili?rer - der Herren Woelke und Ihle eine Rolle zu spielen. Der Dritte im Bunde der Patentinhaber ist, wenn ich nicht irre - Ihles ehemaliger Werkmeister Fritz L?sche. über dessen Verbleib kann vllt. Hans-Joachim etwas schreiben.
Bis zu diesem Punkt gab es keine Eigenentwicklung von Magnetköpfen in der DDR - diese begann erst Ende 1952, als das Funkwerk Leipzig den Entwicklungsauftrag für den Aufsetzer ''Toni'' erhielt. für das Toni ''mußte'' praktisch ein 3-Kopfsatz entwickelt werden und die Leipziger zogen alle Register, war mit dieser Entwicklung doch der Hintergedanke verbunden, diesen Kopfsatz für die angestrebte Serienfertigung der dritten Baustufe eines anderen, etablierten Gerätes zu nutzen. So entstanden die Toni-Köpfe in einer bis dahin nie gekannten Bauweise und Kleinheit.
Fotos sind gemacht und werden demnächst nachträglich hier eingearbeitet. Zuletzt bearbeitet von MGW51 am 27.09.2012, 23:26, insgesamt einmal bearbeitet |
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