Treffpunkt der Interessengemeinschaft Übersicht -> GRAMMOPHON & SCHELLACK
Autor: MGW51 Verfasst am: 28.04.2012, 12:49 Betreff: Interessanter Phonoschrank!
Mit der irrigen Aussage ''RFT-Schrank'' wird unter:

http://www.ebay.at/itm/350559726691

ein Phonoschrank von August Peter, Plauen, ganz typisch für Peter sind die großen hÖlzernen Rundgriffe, offeriert. Geht nur noch ein paar Stunden weil niemand das Ding abholen will. Ist mir auch zu weit!
Interessant ist natürlich nicht die Tischlerarbeit sondern das Innenleben!

Es zeigt ein recht seltenes Automatik-Chassis aus der Fabrikation der Dresdner Firma Hummel & Seiptius.

Mit RFT hat das mal wieder nichts zu tun oder bestenfalls genau soviel wie mit VDE denn dieses Zeichen trägt der Netzstecker bzw. das, was rudiment?r von jenem Teil noch erhalten ist.

Das Signet ''Dynamos'' resultiert aus den Anf?ngen dieses Unternehmens und reflektiert auf dessen erstes Produkt: Eine Taschenlampe zum 'pumpen' - also ein Handdynamo.
später, nach dem Ausscheiden von Seiptius, firmierte man einfach unter ''Hummel''.

Die Bilder habe ich gesichert, Bitte um überlassung ist unterwegs.


Nachtrag: Originalbilder aus der Offerte
Zuletzt bearbeitet von MGW51 am 07.12.2014, 16:31, insgesamt einmal bearbeitet


Autor: TipFox Verfasst am: 28.04.2012, 13:05 Betreff: Re: Interessanter Phonoschrank!
MGW51 schrieb wie folgt:


Mit RFT hat das mal wieder nichts zu tun oder bestenfalls genau soviel wie mit VDE denn dieses Zeichen trägt der Netzstecker bzw. das, was rudiment?r von jenem Teil noch erhalten ist.
.



Dann ist es wohl eine "Zusammenstellung" - jedenfalls steht ja nun eindeutig RFT auf dem Tonarm Wink


Autor: MGW51 Verfasst am: 28.04.2012, 13:29 Betreff:
Das hat nichts zu bedeuten, Witzbolde kritzeln gerne mal irgendwo was drauf - dafür haben wir hier auch etliche Beispiele aus der Radio- und Tonbandecke. Es kann aber sehr gut sein, daß das hier ein Leipziger Tonarm ist! Die Unterschiede sind nicht sehr groß, außer man hat das Teil in der Hand.

grundsätzlich sind Tonarme samt der dazugehörigen Systeme nur von rel. wenigen Herstellern gefertigt worden. Gerade im PhonoGerätebau gehört es seit ewig zur Normalität, daß Abtastarme unabhängig vom Laufwerk gehandelt und verbaut werden. So kann ein Laufwerk durchaus mit unterschiedlichen Armen auf dem Markt sein - deswegen wird es aber immer unter der Marke/Typbezeichnung des Laufwerkherstellers gehandelt. Das war auch schon zu Grammophonzeiten nicht anders - einfach deshalb, weil das Laufwerk als solches mit jedem x-beliebigen Arm / Schalldose grundsätzlich funktioniert. Allerdings kann es meist nur mit wenigen Armen und Dosen zu H?chstleistungen auflaufen. Das drückt sich letztendes im unterschiedlichen Verkaufspreis aus.

Elektrische Normal-Plattenspieler sind auch wahlweise mit magnetischem Stahlnadelsystem oder solchem mit fest eingesetzter Edelsteinnadel und eben auch mit saphirbestücktem Kristallsystem schon seit den späten Drei?igern bekannt. Nur die allerwenigsten Hersteller dürften sämtliche komponenten in Eigenregie erzeugt haben. Meistens ist eine große Fertigungstiefe lediglich durch entsprechende Auftragsbeschriftungen vorgegaukelt worden. Sowas suggeriert eine hohe Wertigkeit und die kann man schließlich in klingende Münze wandeln Smile

Von Zusammenstellung, so wie das im Tonmöbelbau nahezu immer gemacht wurde, kann man in dem Zusammenhang nur in Bezug auf das Laufwerk und den Holzkasten sprechen. Verkauft wurden solche Mübel IMMER unter der Firma des Inverkehrbringers und das sind immer die Mübelfirmen, in dem Falle Peter, gewesen. Wenn ein großer Hersteller wie z.B. Staßfurt bestimmte, aufwendig gestaltete Truhen und Schr?nke als Auftragsfertigung an externe Tischlereien, wie z.B. Krechlock in Luckenwalde, vergeben hat, dann wurden diese K?sten selbstverständlich unter STASSFURT verkauft weil dort und nicht beim Holzwurm die entsprechenden Komponenten eingebaut worden sind. Die allermeisten Holzkisten sind aber in der werkseigenen Tischlerei entstanden.

Peter hat meines Wissens nach, wenn überhaupt, dann keine nennenswerten Stückzahlen an Schränken als LeerGehäuse an Gerätehersteller geliefert aber selbst von vielen Herstellern Komponenten bezogen. Hempel, Schneider, GÖlle&Piniek, Hummel&Seiptius - die Liste ließe sich noch um viele Radio-, Phono- und Tonbandgerätehersteller erweitern.

Etwas noch im Nachgang:
Es handelt sich hier um einen 78-er Normalplattenspieler! Die dort aufgelegten Schallfolien sind also völlig daneben.


Autor: MGW51 Verfasst am: 10.05.2012, 12:40 Betreff:
Inzwischen liegt mir die schriftliche Einwilligung des Antiquitätenh?ndlers vor, seine Bilder in unserer Galerie anonym zu veröffentlichen. Warum anonym? weiß ich nicht, komme der Bitte aber gerne nach und habe deswegen den User ''Burgantiq'' erfunden.

Die ausgewählten Fotos habe ich nun entsprechend bearbeitet und hochgeladen. Texte fehlen noch, auch eine systematische Sortierung muß ich noch vornehmen. Den Typ des Drehers habe ich hilfsweise als D1003-S festgelegt. D1003 ist die Bezeichnung des Laufwerkes in der UrsprungsAusführung, also mit einem magnetischen Stahlnadeltonarm versehen. Von daher röhren auch die zwei Doppeln?pfchen für neue und benutzte Nadeln.
Und damit bin ich wieder bei Jürgens Einwand bzgl. der R-F-T Signatur des Tonarmes.

Es handelt sich hierbei , wie ich vermutete um den TAKS 0150, ein Leichttonarm der frühen 50-er, bestückt mit einer Saphirnadel. Als System ist ein auswechselbarer Kristallabnehmer montiert. Dieser Tragarm stellt somit das Pendant zum TAMS 0249, dem in der DDR bis in die Mittf?nfziger weiterverbauten Telefunkenarm TO 1001 dar. Vor allem sind die Rochlitzer, Staßfurter und Thalheimer MTG-Chassis mit diesem, seinerzeit hochmodernem Drei?igerjahrearm ausgestattet worden. Andere Hersteller, wie etwa das renommierte Funkwerk KÖlleda, setzten dagegen seit Ende der Vierziger auf eine wirklich plattenschonende Abtastung, die zudem noch den Riesenvorteil mitbrachte, eine entsprechend hohe Ausgangsspannung zu liefern die einen teuren aufwärtstrafo unnötig macht.

Was ich nicht weiß: Eventuell hat es erhebliche Mengen an sogenannten Vorkriegsbeständen der TO1001 gegeben, weswegen nur rel. wenige dieser Arme wirklich als Neuproduktion aufgelegt wurden. Diese sind an der Reliefsignatur R-F-T zu erkennen. Die vermutlichen TFK-überbleibsel waren auch vor 45 nur mittels Abziehbildern auf dem Kopf gekennzeichnet worden. So erlangten sie eben auch als vermeintliche Siemens-Tonarme eine große Streubreite.

So ein angenommener Lagerbestand würde auch das abrupte Ende (mitten in der MTG-Fertigung) der Tonarmmontage auf den 25-er Chassis, die nun 25-1 genannt wurden, erklären.



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