Treffpunkt der Interessengemeinschaft Übersicht -> Nachrichtentechnik
Autor: MGW51 Verfasst am: 12.07.2010, 13:28 Betreff: Grundlegendes
Der technische Aufwand, welcher zu allen Zeiten von den diversen Schlapphutorganisationen betrieben wurde und wird um an zu erlangende Informationen zu kommen ist beträchtlich. Logisch, daß darüber nicht allzuviel bekannt wurde; das den Staatssicherheitsdienst der DDR betrifft, so kommt noch erschwerend hinzu, daß sehr viele Dokumentationen und technische Anlagen aus verständlicher Frustration in der kurzen Phase des Findungs- und Konsolidierungsprozesses unwiederbringlich zerstört worden sind. Wir wollen hier versuchen, einige Komponenten vorzustellen, zu beschreiben und die Art ihrer Vernetzung mit anderer Systemtechnik zu erl?utern.

Ausgangspunkt dieses Unterfangens ist - wie so oft im Leben - ein Irrtum.

Bedauerlicherweise hat dieser wie andere Irrtümer durch das Buch

auch noch eine ungewollte Verbreitung gefunden.

Doch es gibt nichts, was man nicht korrigieren könnte. Fangen wir damit an. Ein profunder Kenner dieser Systemtechnik steht uns in Detlev zur Verfügung und ich habe begonnen, alles bei mir vorhandene Bildmaterial zu sichten und in die Galerie zu laden. Die Bilder des TI-613-2 stammen alle von meinem Freund J?rg, der diese gerne für unsere Zwecke zur Verfügung stellt. Das fotografierte Gerät ist seit Februar im Besitz eines hiesigen Radiomuseums. Das versetzt uns in die Lage, bei Bedarf weitere Details auch an diesem Modell zu untersuchen.
Das zweite in D erhaltene Gerät dieser Serie ist im Besitz von Detlev. Somit sollten sich alle aufkommenden Fragen zum "Jesenik" beantworten lassen.
Zuletzt bearbeitet von MGW51 am 05.04.2011, 00:23, insgesamt 5-mal bearbeitet


Autor: MGW51 Verfasst am: 12.07.2010, 16:39 Betreff: Der VEB STEREMAT "Hermann Schlimme"
Ausgangspunkt ist das im folgenden Bild gezeigte Gerät:


Bei der Erfassung der in der DDR produzierten Magnetbandgeräte wurde auch dieser Apparat als ein solcher verstanden. "Schuld" daran sind zwei Umstände gewesen, die ich hier kurz erl?utern möchte.

Der erste Umstand liegt darin begründet, daß wir stets einem zwanghaften Trieb folgend nach einem Trittsiegel des Herstellers suchen und nach unserem Verständnis hat das nunmal in irgendeiner Weise eine Art Schildchen zu sein. So handhaben das alle etablierten Hersteller hierzulanden seit "Menschengedenken". Und wenn man mal schaut, da kann man dieses Schildchen auch gleich ausmachen, schön außen vorne dran. Besser geht nicht.

Das Schild weist die Firma STEREMAT Hermann Schlimme als Hersteller aus.

Und nun folgt der zweite Umstand in der Form, daß uns STEREMAT zu keiner Zeit als in die TB-Technik involviertes Unternehmen, wohl aber u.a. auch als Lohnfertiger für Stern Radio Berlin bekannt ist. Wir wissen auch, daß SRB selbst eigenen Projekten für kleine Tonbandgeräte nachging, welche allerdings leider nicht verwirklicht worden sind; von Musterfertigungen abgesehen. Es bedurfte keiner großen Vorstellungskraft, das oben gezeigte Gerät in diese Kooperationsgemeinschaft hineinzuinterpretieren. Der Zweck des Apparates war dabei erstmal untergeordnet - wir haben es aber nie als eine Art Heimtonbandgerät angesehen, hatten allerdings bzgl. des tatsächlichen Aufgabenspektrums wirklich keinen Schimmer.

Hier nun das Firmenschild von Schlimme:


Jaaa, da steht es doch ganz deutlich: Gehäuse MT-WG !

Gehäuse und Gerät passen zusammen wie es nicht besser passen kann. Warum sollten also Zweifel daran aufkommen, daß es sich hier um ein harmonisches Ganzes handelt - aus einer Hand, aus einem Gu?? Nein, die haben wir einfach nicht gesehen weil wir das Gerät als Labormuster für den industrieellen Einsatz klassifizierten. 1973, i, Entstehungsjahr dieser Apparatur, steckte die DDR-Geräteindustrie bzgl. der erreichbaren Qualität beim Einsatz der Kompaktkassette voll in der Breduille. Auf gut Deutsch, es gab nur minderwertiges Spielzeug. Die Geräte waren technisch unausgereift, wieder einmal betraf eine hohe Ausfallquote die Motorbaugruppe, wobei es vordergründig wirklich nur die mangelhafte Qualität der Motorenfertigung - die dort z.T. auf dem Anker verbauten HalbleiterbauElemente und die zugelieferten, fest montierten Schleifkohlen inbegriffen. Es schien somit durchaus einleuchtend zu sein, daß man sich für die qualitative Auswertung zweikanaliger Aufzeichnungen des guten alten Senkels besann, zumal dessen Qualität, verglichen mit den ersten K60 Kassetten von ORWO, über jeden Zweifel erhaben ist. Hinzu kommt der Umstand, daß eine Senkelhalbspur natürlich eine weitaus größere Dynamik aufzuzeichnen erlaubt, als es eine Halbspur des Kassettenbandes kann. Zweikanalige Aufzeichnung mit Kompaktkassetten war zudem Anfang der 70-er hier nicht vorstellbar. Ein weiteres Kriterium betrifft die Laufzeit, welche bei einer K60 mit 30 Minuten auch keinen vom Hocker rei?t; ein PS25 bringt es auf die doppelte und bei 2,35 cm/s gar auf die vierfache Laufzeit einer damals erhältlichen Kompaktkassette. Somit schien es mehr als einleuchtend, daß es gute Gründe gab dieses Gerät zu entwickeln. Der hohe Anteil an tschechischen Bauteilen und -Elementen gab keinen Anlaß für übergroße Verwunderung. Die hätte es bestenfalls gegeben, wenn zu dieser Zeit bei uns noch eine Tonbandgeräteindustrie existent gewesen wäre.

Obenauf ist eine Zeichenkette in die Platine eingeprägt:


Was es mit dieser Gravur "TI-613-2 45378" für eine Bewandnis hat, das kann Detlev am besten selbst darlegen.



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