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Autor: TipFox Verfasst am: 23.02.2012, 15:43 Betreff: SABA - Film auf YouTube
Ein sehenswertes Zeitdokument - nicht nur für Radiofreunde, wie ich finde. Die Qualtät ist nicht besonders aber brauchbar ...

Radioproduktion bei Saba in den 50er Jahren.

Unglaublich - welch ein Aufwand, welche Arbeitsbedingungen, wieviel "Menpower".

Der Lötkolben, mit dem da eine UKW-Spule eingelötet wird, wäre auch gut im Dachdeckerbereich zu gebrauchen Wink
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 20.09.2022, 19:54, insgesamt 2-mal bearbeitet


Autor: MGW51 Verfasst am: 23.02.2012, 20:40 Betreff:
Klasse Jürgen, was Du da aufgestöbert hast!
Hat mir sehr gut gefallen - Betriebsküche, innerbetriebliche Ausbildung, betriebliches Erholungsheim - SABA scheint ein DDR-Betrieb gewesen zu sein aufdentischhau:

Solche Sozialleistungen, die in den 50-er und 60-er Jahren auch in westdeutschen Betrieben wohl zum Standard gehörten - siehe z. B. die Marktschorgaster Historie der Fa. Ihle - hat man sich seit langem drüben wie hüben abgeschminkt. Sicher muß alles auch finanzierbar sein doch der Beweis, daß soetwas durchaus finanzierbar ist, wurde bereits vor Jahrzehnten erbracht. Damals basierte der Wohlstand aber eher auf ehrlicher Arbeit statt auf Lug, Trug und Spekulationen gewissenloser Hasardeure, denen es zuallerletzt um das Wohl und Wehe des Betriebes geht sondern einzig um ihr ganz perrsönliches Auskommen.

Freilich muß man auch sehen, daß die Rundfunk- und Optikbranche hierzulanden schlichtweg geschlafen hat und so ein Gerättelt Maß Schuld am eigenen Untergang selbst zu tragen hat. Der Nimbus "Deutsche Wertarbeit", einst begründet durch solche Namen wie AEG, Graetz, Loewe, Siemens, Telefunken, Zeiss und viele andere mehr ist längst mit vereinter Kraft zu Grabe getragen worden.
Schuld daran ist - wie kann es anders sein - die Deutsche Wirtschaft höchstselbst!

Wenn heute "Marken" wie AEG, DUAL, Grundig, SABA, Telefunken etc. in den Regalen stehen, dann ist das für mich Grund genug auf dem Absatz kehrt zu machen denn das ist einfach nur überteuerter Müll.

Ich denke, das Filmchen sollte man einfach für die Nachwelt abspeichern - wer weiß wie lange es noch im Netz zugänglich ist!

Ach ja, das einzige was ich von SABA besitze ist ein Sabafon TK75 - ich glaube so lautet die Typenbezeichnung - was aber derzeit noch seiner Wiederbelebung harren muß. Der gefühlte 30 kg schwere Koffer hat arge Kontaktprobleme durch die vielen verbauten Relais. Eilig habe ich es damit nicht denn der Deckel ist vom Vorbesitzer brutal aufgebrochen worden - Schlüssel vergeigt - und die Zierleisten sind auch etwas desolat. . .


Autor: TipFox Verfasst am: 23.02.2012, 22:36 Betreff:
MGW51 schrieb wie folgt:
Klasse Jürgen, was Du da aufgestöbert hast!


Die Ehre gebührt mir nicht - hab's in einem anderen Forum entdeckt Wink

MGW51 schrieb wie folgt:

Hat mir sehr gut gefallen - Betriebsküche, innerbetriebliche Ausbildung, betriebliches Erholungsheim - SABA scheint ein DDR-Betrieb gewesen zu sein aufdentischhau:


Endlich mal was zum Lachen Daumen hoch Daumen hoch aufdentischhau: ---- you made my day Wink
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 20.09.2022, 19:57, insgesamt 2-mal bearbeitet


Autor: schmerztablette Verfasst am: 23.02.2012, 22:43 Betreff:
Warum ich mich nach einem 14Std Knüppeltag zurück lehne und so leis vor mich hin sage "Watt is dat schön" kann mir glaub ich keiner sagen.
Super Jürgen Wink

LG Andre


Autor: MGW51 Verfasst am: 24.02.2012, 00:21 Betreff:
Jürgen schrieb wie folgt:
Die Ehre gebührt mir nicht - hab's in einem anderen Forum entdeckt Wink


Naja, aber Du hast es nicht für Dich behalten Smile

natürlich ist so eine Darstellung etwas anderes als eine kritische Reportage, sie soll ja das Unternehmen nach außen "verkaufen", also muß das auch schön heimelig herübergebracht werden. Das ist gelungen - schon der Anfang ist einfach nur köstlich!

Bei aller eventuell zu unterstellenden schönfärberei ist aber eines nunmal Fakt: Solche Sozialleistungen sind nicht einfach dahergesponnen, es hat sie gegeben! Es gab auch die Betriebsakademien - egal unter welchem Namen die agierten - einfach weil man damals die Notwendigkeit der eigenen Ausbildung in keinster Weise in Frage stellte. All das sind Dinge, welche für die Werktätigen ein Gefühl der Heimat schaffen, der Zugehörigkeit zu einer großen Familie. Solche Mitarbeiter haben sich für "ihren" Betrieb zerfleischt, waren stolz auf ihre Leistung, auf den klangvollen Namen ihres Unternehmens. All das ist Geschichte. Es wird nicht mehr gebraucht. Man will keine Stammbelegschaft und man will auch keine erfahrenen Mitarbeiter mehr um sich haben.

Ich bewundere Unternehmer wie Borgward, Ihle, Junkers, Maybach, Studer um nur einige wenige zu nennen. Ihnen gemeinsam ist das Scheitern ihres Lebenstraumes oder Lebenswerkes - ganz wie man will - und es ist ihnen auch gemeinsam, daß sie ihre Mitarbeiter stets achteten, daß sie sich in ihrem Umfeld sehr sozial engagierten. Das waren andere Menschen, Menschen mit Charakter, mit einer umfassenden Bildung und einem Gespür für ihr Umfeld. Es waren durchweg keine von Raffgier getriebenen Schnösel.

natürlich gibt es auch heute noch Menschen der Kategorie 1 - in vornehmlich kleinen und mittelst?ndischen Unternehmen. In Firmen von der Größenordnung wie seinerzeit bei SABA geht es eher kalt und unpersönlich zu. Das Management mietet sich ein paar Lohnknechte wenn sie gerade gebraucht werden und gut. früher gab es auch dort noch Betriebsleiter, die wußten tatsächlich auch fachlich zu brillieren, was heute aber nicht mehr notwendig ist. Bei den Mittelständlern ist da die Welt noch ein bisschen heiler. Noch. Wird aber auch von Jahr zu Jahr kaputter - so wie die Alten Inhaber aufhören oder halt sterben und die Kinder nun alles ganz richtig machen, die Belegschaft koohtschen und was für Schmarrn noch alles zelebrieren.


Warum gefällt uns dieser mit schlechtem Ton und hässlichen Farben daherkommende Streifen? Weil er den Zuschauer berührt - nicht jeden, aber den der sich an solche Lebensart noch gut erinnern kann. Hier geilt sich kein übergeschnappter Marketingstratege an den ach so wundersamen und geradezu revolutionären, epochalen technischen Errungenschaften in allen seinen wundersamen Sonderheiten auf, nein, hier stehen Menschen mitten im Bild, daß es um irgendwelches Gerät geht erfährt man so nebenher, es ist gekonnt eingebettet in die Geschichte vom Werden und Wachsen eines damals weltbekannten Werkes. Das hat kein genialer übervater aus dem Hut gezogen, es wurde von sehr vielen Menschen gemeinsam aufgebaut und gestaltet. Das ist die Botschaft, die fängt mit der Großmutter im Schaukelstuhl an und zieht sich hin bis zur übernächsten Generation. Ein dramaturgisches wie redaktionelles Meisterwerk!
Die Generation der heute Zwanzigjährige wird der Streifen ganz sicher nicht erreichen - ihnen fehlt die erlebte Erinnerung. Das kann und darf man nicht zum Vorwurf machen.


Noch Fragen, Andre :Wink:


Autor: TipFox Verfasst am: 24.02.2012, 00:34 Betreff:
Hallo Michael,

MGW51 schrieb wie folgt:
Schuld daran ist - wie kann es anders sein - die Deutsche Wirtschaft höchstselbst!



Das ist richtig - aber zumindest für den Westen kommt noch etwas hinzu:

Die meisten Kunden waren nicht mehr bereit, hohe Qualität auch mit hohen Preisen zu honorieren, weil sie sich von den bunten Sprüchen der Japaner einlullen ließen, die scheinbar alles billiger konnten.
Da das aber nicht alle Kunden waren, wäre das zunächst gar nicht schlimm gewesen - die hochpreisigen Geräte hätten ihren kleinen, aber feinen Markt behalten können und so manche Marke hätte überleben können.

Doch dann machte man bei den ehemaligen "Großfürsten" der U-Elektronik aus Arroganz und Selbstüberschätzung den nächsten, nun tödlichen Fehler:

man tat so, als würde man noch die alte Qualität liefern - in Wirklichkeit waren es intern (und teilweise auch extern, man denke nur an die unsäglichen schwarzen Plastikkisten von Grundig) längst genau so billig aufgebaute Teile - und kassierte munter bei den "Markentreuen" (zu denen ich auch gehörte) ab. Das haben die dann natürlich irgend wann gemerkt - und tschüss !!

Ich habe früher immer versucht, dagegen zu halten: "einen Videorecorder wird man nie aus einem Kaugummiautomaten ziehen können" ...
Oh Mann, wie weit lag ich daneben: camcorder mit Micro-SD Karte bis 8GB, automatischer Aufnahmefunktion, Diktiermodus + + + Kostenpunkt heute: 20€ - und das Ding passt in einen Kaugummiautomaten, locker Wink



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