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Autor: MGW51 Verfasst am: 07.02.2012, 13:57 Betreff: Tischapparat W28
Aus einer Ihbeeofferte habe ich mir mal ein Foto gemopst.



Es ist kein preisverdächtiges Bild, doch immerhin kann man erkennen, daß auf der kleinen Scheibe des Nummernschalters Buchstaben statt Ziffern aufgedruckt sind.
Die "richtige" - vermutlich sogar noch emaillierte - darunterliegende Scheibe zeigt aber ganz klar die Ziffern 1 bis 0 an. Das kommt hier im Foto nicht zur Geltung aber es ist real wirklich so. Diese Buchstaben sind keine Eigenheit des W28, sie finden sich zuweilen auch auf deutlich jüngeren Modellen der analogen Vermittlungstechnik. Was nun hat es damit wirklich auf sich? Es ist ja ein simpler Impulsw?hler, also genaugenommen ein Leitungsunterbrecher, mit dem die betreffende Ziffer resp die Ziffernfolge zur Vermittlungsstelle übertragen wird. Eine Unterscheidung Ziffer - Buchstabe ist nach meinem Kenntnisstand so nicht möglich.

Kann vielleicht mal einer unsere Fachleute dafür eine Erklärung liefern?

Soviel noch für völlig Unkundige: W28 steht für W?hlapparat des Modelljahres 1928, ist also schon bissel älter. Damals gab es zwar schon lange BildÜbertragung per Telefonleitung aber kein ISDN. Freilich kann ich nicht ausschließen, daß die Scheibe auf dem Nummernschalter jüngeren Datums sein könnte. Wenigstens bei den 38-er und 48-er Modellen ist diese Scheibe beliebig austauschbar. Gleichwohl ist hier "der Rest der Technik", insbesondere die mechanische Blockierung des Nummernschalters bei aufgelegtem Hörer noch funktionst?chtig. Da ich nicht weiß, wie genau diese Verriegeung vorgenommen wird, wäre alles weitere meinerseits nur Kaffeesatzleserei.


Autor: TipFox Verfasst am: 07.02.2012, 21:50 Betreff:
Hallo Michael,

das hat schon seine Richtigkeit. Die Buchstaben sind ein altes "Gimmick" der Fernmeldetechnik. Irgend wann in den 80ern hat man das "wiederentdeckt" und dieses mal auch vermarktet - Stichwort "Vanity"-Numbers. Hierbei sind sogar 3 Buchtaben auf den Tasten (s. Handy ...)

Es werden immer noch Zahlen gewählt, aber man merkt sich die Buchstaben, ist für manchen einfacher. Die "Vanity"-Nummer ist extra so gewählt, dass die Buchstaben ein sinnvolles Wort ergeben. Falls die Nummer noch frei ist, kann man auch das Wort vorgeben. Wenn ich mich richtig erinnere, konnte man z.B. "QUELLE" wählen und war beim Quelle-Versand Wink


Autor: MGW51 Verfasst am: 07.02.2012, 23:20 Betreff:
Lieber Jürgen, das überrascht mich nun doch sehr!

Ja, diese Merkworte als Zielwahlnummernersatz sind mir auch ein Begriff - ich fand das stets zu umständlich - eben weil man ja nur wie ein Eichh?rnchen auf den Tasten herumreiten muß. Da kommt noch hinzu, daß das bei verschiedenen Telefonen eben auch verschieden belegt ist - nicht immer liegen ABC auf der 1 und wenn sie es doch machen weil man die Software so hinbiegen kann, stimmt dann die Beschriftung der Tasten nicht.

Doch das ist marginal, weitaus beeindruckender, daß es so etwas zu Zeiten der "Drehscheibentelefone" und in diesem Falle hier bereits in den späten Zwanzigern gegeben hat. Naja, für mich ist es ein Unding mit Buchstaben als Eselsbrücke zu hantieren - Zahlen kann ich mir wesentlich besser merken.


Autor: TipFox Verfasst am: 07.02.2012, 23:54 Betreff:
Hallo Michael,

ursprünglich wurde das überwiegend in USA genutzt. Dort hat man das für Service-Rufnummern verwendet.
Bei uns war Buchstabenwahl weitgehend unbekannt.

Es gibt übrigens auch einen Wickipedia- Artikel dazu ...



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