Lieber Jürgen,
das ist eine Erkenntnis, die den DDR-Funkmechanikern spätestens seit Beginn der 50-er Jahre eine selbstverständlichkeit ist. Der Grund dafür ist in den seinerzeit aus verschiedenen Gründen benutzten Chassismaterialien im Gerätebau begründet. Einer der Gründe ist in einer überaus preiswerten Massenherstellung von Chassis aus duroplastischen Pre?massen zu sehen. Es ergibt so einen Chassistyp, der bereits sämtliche Durchbr?che und Befestigungsstellen mitbringt um auf dieser Basis ganz verschiedenen Empfängerschaltungen zu realisieren.
Diese Konstruktion erfordert, daß die Filterbecher auf eine gemeinsame durchgehende Alufolie aufgesetzt und unter dem Chassis mit ihren Befestigungslaschen zusätzlich am durchgeführten Massedraht verlötet sein müssen. Eine miese L?tstelle genügt um den Unkundigen in den Wahnsinn zu treiben Man hat bei solchen Konstruktiven Gegebenheiten möglichst alle Filter unmittelbar nebeneinander positioniert. Das baut sich nicht besonders gut, doch ohne Kompromisse ist eine industrielle Fertigung nicht möglich.
Neben solchen Pre?massen wurden auch Chassis aus lackierter Hartpappe hergestellt. Diese besitzen oft eine einseitige partielle oder generelle Kaschierung mit Alufolie auf der Bauteilseite. Ein durchgängiger Massedraht ist dennoch unabk?mmlich. Solche Pappechassis besitzen natürlich keine TragFähigkeit für große Eisenmassen, weswegen sie nach meiner Kenntnis ausschließlich bei AllstromGeräten zu finden sind. Da Pappe bei weitem instabiler als Bakelit ist, sind zusätzliche Metallstreben nötig, auf die das eigentliche Chassis aufgeschraubt ist.
Hier ein Bild, bei welchem die L?tverbindungen der Becherlaschen mit dem Massedraht gut zu erkennen sind:
In dieser Ansicht sieht man die ZF-, Demodulator- u. Regelröhre zwischen den beiden Bandfiltern, was k?rzeste Verbindungen ermöglicht:
Das gleiche Chassis nochmal ohne sichtbehindernde Lampen:
Das letzte Foto läßt erahnen, daß auch die unterhalb des Chassis an die Röhrenfassung angenietete Abschirmung auf diese Weise bewußt elektrisch mit in die gemeinsame Massefl?che unter den Filterbechern einbezogen worden ist. Diese Abschirmung verhindert die "Sicht" von Schirm- und Steuergitter auf die Anode - eine Maßnahme die auch unsichtbar mittels Graphitauftrag im Innenteil des Sockels im Röhrenwerk vorgenommen wurde. Die Stahlröhrenfassung hat auch einen gut sichtbaren Querschlitz, in welchen das Schirmblech eintaucht bzw. sogar ober ein kleines Stück herausschaut. Es kann dadurch so weit als möglich an die Sockelplatte herangeführt werden denn diese ist bei den Stahlröhren extra zu dem Zweck unmittelbar hinter den Stiften 1 bis 3 tief eingeschnitten. Das hat nichts damit zu tun, daß diese Röhren mit Glaskolben gefedrtigt wurden. Auch die echten "Negerk?sse" besitzen trotz ihrer Blecht?pfe die gleichen Konstruktionsmerkmale. Bei reinen Mag. Augen, Gleichrichtern und NF-Endstufenröhren ist das nicht üblich - mit einer Ausnahme: UEL51! Das hängt damit zusammen, daß das erste System dieser Lampe ursprünglich als Audion bzw. ZF-Verstärker genutzt wurde.