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Die Aufarbeitung des Entzerrerblockes mit Lösch- und Vormagnetisierungsgenerator hatte ich eingangs bereits dargelegt. Es hängen aber noch ein paar weitere Strippen mit Teilen da dran, so u.a. die zentrale Anschlußeinheit mit den Lötleisten. Es galt, diese in ihren bestimmungsgemäßen Urzustand zurückzuversetzen und zugleich der Forderung Rechnung zu tragen, daß das fertige Gerät eine gehäusemäßige Hülle erhält und anders als die industriemäßige Schatullenversion nicht mit einer Handvoll herumbammelnder Strippen glänzen soll.
Auch bestand der Wunsch, eine einfache interne Abhörmöglichkeit zu schaffen. Daneben galt es, das Gerät auch für die Aufnahme am niederohmigen Zweitlautsprecheranschluß 'moderner' Röhrenradios herzurichten.
Für die letztgenannte Aufgabe wählte ich die einfachste Möglichkeit, indem ein ECL82 Ausgangstrafo, wie er im Smaragd BG20-5 Verwendung findet, mit seiner hochohmigen Wicklung direkt an die Eingangsklemmen des MTG gelegt wurde. Die niederohmige Wicklung führt an eine Normbuchse, die oberseits neben dem Chassis gut zugänglich ist. Ebenso ist der NF-Ausgang an eine normale Diodenbuchse neben dem Chassis geführt. Der Mikrofoneingang verbleibt an seinem angestammten Platz, vorne links und wird so auch weiterhin mit der klassischen HF-Buchse realisiert. Von dort aus geht es an die EF86, welche in der Betriebsart als Verstärker für das Kristallmikrofon arbeitet.
Als Kontrollverstärker wurde ein kompletter Phonoverstärker in diskreter Transistortechnik samt zugehörigem Netzteil mitgeliefert. Als Montageort der Platine mit den zwei Potis kam auch nur der Platz vorne neben dem Chassis in Betracht. Ein Kontrollautsprecher war in einem von Semih gespendeten TESLA-Teileträger (auch Schrott ist immer noch zu irgendwas zu gebrauchen ) schnell gefunden und als Blende kam - na was schon - eine vom Typ Smaragd zum Einsatz.
Bevor es an den Bau der Umhausung ging, wurden erst noch der Entzerrerblock mit neuen Gummifedern versehen montiert und die Anschlußeinheit in einen gebrauchsfähigen Zustand reversiert. Die Ausgangslage habe ich mal im Bild festgehalten, sieht man auch nicht alle Tage
Nach der Renovierung zeigt sich dann ein etwas klareres Bild, wobei hier die zwei großvolumigen Kondensatoren noch fehlen. Die beiden rechts unten erkennbaren Litzen in Blau und Gelb führen direkt zum Löschkopf. Links unten ist ein üblicher Kaltgeräteeinbaustecker zu sehen, welcher auch an dieser Position oben, hinter der Chassisplatte montiert wird. Weiters habe ich die Anschlüsse für das Stromversorgungsmodul zusammengefaßt und an einen 6-poligen Stecker gelegt, wie er seinerzeit an den Ablenksystemen der S-W Geräte üblich war. Nun ging es daran, eine Tragplatte von ausreichender Stabilität herzustellen, in welcher das Gerät auf seinen 4 Schwingmetallen ruht. Dafür wählte ich ein entsprechendes Stück Sperrholz von 18 mm Stärke. Es galt darauf zu achten, daß auch 12'' Schellackplatten abgespielt werden können. Hierfür muß mit einem Durchmesser von 32,5 cm (meine größte Schellack mißt exakt 31,7 cm) gerechnet werden, was den hier einsehbaren Minimalaufriß ergibt. Die Schwingmetalle sind dabei halbversenkt in der Holzplatte, das Chassis steht also über dieser tragenden 'Tisch'-platte, genau wie im originalen Einbauzustand. Das ist eine insgesamt unbefriedigende Lösung weil die Metallplatte keine abgerundeten Ecken besitzt. Also entschloß ich mich zu einer etwas bedienfreundlicheren Lösung und setzte auf die Grundplatte eine weitere, 12 mm dicke Sperrholzplatte . Damit ist die Chassisfläche theoretisch in einer Ebene mit der umgebenden Plattenoberfläche. Praktisch war das an ebendiesem Exemplar wegen dessen verzogenem Chassis nicht perfekt hinzubekommen.
Front und Rückwand sind aus beschichteter Möbelspanplatte gefertigt. Die Seitenteile und der Boden bestehen wieder aus Sperrholz, wobei die Seiten aus der herausgeschnittenen Mitte der 18 mm dicken Tragplatte zurechtgesägt wurden. Ohne den aufgesetzten Boden schaut das dann so aus wie hier zu sehen ist.
Was noch fehlt sind der Netztrafo für den Kontrollverstärker, den ich mangels besserer Ideen einfach per Heißkleber mit seinem Kernpaket auf die Seitenwand geklebt habe.
Am Netzteilblock wurde die Elkohalterung abgesägt um Platz zu gewinnen und der Block dann an der bezeichneten Stelle an das Holzteil angeschraubt. Als Ladekondensator für die EZ80 habe ich einen freitragenden 15µF/450V direkt auf die Klemmen gelötet und mit seinem Gehäuse an die Abschirmhaube des Trafos geklebt - Schmelzkleber ist einfach eine Wucht
Bilder habe ich davon keine mehr gemacht. Nur noch das: Wenn die Bodenplatte aufgesetzt ist, verbleibt hinten ein ca. 3 cm breiter, durchgehender Spalt. Bei den Seitenteilen ist jeweils vorne ein etwa 5 cm breiter Spalt belassen worden - die waren als Abfallstücke nicht länger! Um die Seitenspalte zu kaschieren sind zwei Streifen Möbelspanplatte mittels Klettband oder Klebepads abnehmbar auf die festen Wangen aufzusetzen. Zuvor allerdings müssen die beiden seitlichen Tragbügel abgeschraubt werden.
Was den hier noch nicht montierten Tonarm betrifft, so verweise ich auf den separaten Thread in dem dessen Instandsetzung detailliert erläutert wird. Den zum TA gehörigen Aufwärtstransformator habe ich ebenfalls an der Tragplatte montiert, in unmittelbarer Nachbarschaft zum TA selbst. Vom Standpunkt der Störeinstrahlung ist die hier vorgenommene Anordnung der Komponenten absolut daneben. Das wußte ich und es war auch von vornherein vorgesehen, daß darauf keine Rücksicht genommen werden soll und kann. Priorität genoß allein die Maßgabe, dem Gerät ein möglichst handliches Format zu geben mit dem es sicher betrieben werden kann ohne Anspruch auf höchstmögliche Qualität bei Aufzeichnung und Wiedergabe zu stellen. Ich hoffe, daß mir das wenigstens annähernd gelungen ist.
Was nicht funktioniert ist der Kontrollverstärker. Das einzige was er tut ist einen satten Brumm zu produzieren. Mir blieb keine Zeit, die Fehlerursache zu suchen und da das ja nur ein Sandkastenteil ist, darf Semih bei seinem nächsten Besuch mal ein bissel dran rumlöten. Ich bin sicher er findet die Brummel Vermutlich ist es nur eine simple Leitungsvertauschung oder sowas in der Art. Ansonsten Funktioniert das TB auf die herkömmliche Weise, also an einem Radio, in Aufnahme und Wiedergabe.
In der Galerie gibt es dann noch ein paar weitere Bilder, welche u.a. einige Ausbauteile mit den dafür neu eingebauten Bauelementen in Gegenüberstellung zeigen. Nachzuschauen im entsprechenden Typenordner des Magnettonkataloges. Dort finden sich natürlich auch die BDA und weitere Dokumente.
Zum Abschluß hier noch zwei Videosequenzen, einmal wird der normale Wiedergabebetrieb gezeigt und im zweiten Clip der schnelle Vor- und Rücklauf demonstriert. Fotos, auch vom fertigen Gerät, habe ich nicht gemacht.
In dieser kurzen Videosequenz werden die verbleibenden mechanischen Mängel des Getriebes sehr deutlich! Unzureichend arbeitet die Schlingfederkupplung des Abwickeltriebes. Abhilfe könnten nur eine neue Mitnahmefeder in Verbindung mit einer neuen Welle schaffen. Gut zu erkennen ist, daß bei Auslassen des Umlenkbolzens im Rücklauf eine höhere Umspulgeschwindigkeit erzielt wird. Es ist aber nicht so wie man meinen könnte, daß da einfach nur 'der Riemen rutscht'. Eine Erhöhung der Riemenspannung dieser igelitisierten Hanfschnur würde einzig und allein zum restlosen und kompletten Ruin beider Wickeltriebe führen aber das Ergebnis wäre kein anderes! Von daher kann ich nur warnen, etwas durch 'straffere Riemen' erreichen zu wollen - das gilt grundsätzlich für alle feinmechanischen Präzisionsgetriebe!
In der Vergangenheit dieses und vieler anderer MTGs gab bzw. gibt es einige 'dunkle Stellen', krasse Bedienungsfehler der Besitzer oder Benutzer solcher Apparate, was einzig deren unausgegorener Konstruktion zuzuschreiben ist. Unausgegoren in dem Sinne, daß die Konstrukteure im Bestreben um Bedienungs- = Komfortverbesserungen spätestens mit der Einführung der verbesserten Schlingfederkupplungen (die Modelle MTG19 sowie teilweise auch MTG20 besitzen noch einfache Rutschkupplungen mit einer wechselseitig einzusetzenden Sperreinlage) den Faktor Kunde völlig außen vor ließen. Die Kupplungen sind einfach für die Mehrheit der Nutzer zu kompliziert - nicht weil diese etwa geistig minderbemittelt sind sondern weil sie schlichtweg kein Interesse an den technischen Eigenheiten hatten bzw. haben und sich auch nicht der überschaubaren Mühe hingeben wollten, diese im Grunde simplen Eigenheiten zu verstehen. Hier hat man Käuferpotential leichtsinnigerweise über Bord geschmissen. Warum?
BG190 und BPG190 stellen eine Entwicklungslinie dar, die von den gleichen Konstrukteuren in unmittelbarer zeitlicher Abfolge unter der Ägide Bernhard Vinzelbergs entwickelt worden ist. Unerheblich dabei, daß das BG190 bereits 1949 geboren wurde, das BPG190 dagegen erst um 1951 das Licht der Welt erblickte. Aus letzterem wurde schließlich das MTG19, was ein grundsätzlich anderes Bandtransportprinzip als das BPG190 verkörpert. Ansonsten gibt es weitestgehende konstruktive Übereinstimmungen. Der elementare Unterschied zwischen den beiden Modellreihen besteht darin, daß die BG19-Familie von Anbeginn auf idiotensichere Bedienbarkeit abstellt. Es wurde ja auch nur unter dem Aspekt 'Lehrmittel' in die Produktion übergeführt. Anders die MTG-Familie, die mit ihrem Rochlitzer Ableger von Anbeginn als hochwertiges Konsumgut ausschließlich für den Einbau in Tonmöbel vorgesehen wurde. Anscheinend war man Glaubens, daß sich Menschen, welche einen derartig großen Geldbetrag für so eine urige Schatulle oder gar einen großen Musikschrank auszugeben in der Lage und bereit sind, auch mit dem völlig neuen Medium Magnetbandgerät und dessen Technik bereitwillig vertraut machen wollen. Das war ein großer Irrtum und es hat sich an diesem Käuferverhalten bis heute nichts zum - aus unserer Sicht - besseren gewendet. Im Gegenteil! Wieviele Benutzer haben auch nur näherungsweise eine Vorstellung davon, wie eine CD funktioniert? Benutzen tun sie aber dieses Medium massenhaft und da die Geräte nun idiotensicher sind, kann auch nichts kaputtgehen - außer die Scheiben selbst, welche auf Grund von Liederlichkeit oder/und Dummheit der Benutzer vorzeitig gehimmelt werden.
Der Unterschied zum MTG: Sowas hat nie jemand zum Strand geschleppt und es war und ist reparabel - sofern Ersatzteile verfügbar sind.
Um auf die unzulässigen Eingriffe kurzsichtiger Nutzer zurückzukommen: Nachdem diese die Wickeltriebe ruinierten weil sie mit gesperrten Rutschkupplungen das Gerät im Wiedergabemodus benutzten, haben sie die Ursache 'Riemen rutscht' durch eine in der BDA beschriebene schärfere Anstellung der Spannrolle ausgeglichen. Das geht bei den Geräten mit Schwenkmotor bis zum Modell 22 durch zwei große Rändelmuttern sehr einfach. später dann, ab MTG24, wurden nur noch kleine 6-Kantmuttern an der Regulierstange benutzt und das stellte dann schon eine Bremse für allzu Tatendürstige dar. Bei den älteren Modellen mit feststehendem Motor und Innenantrieb gab es diese Problematik erst, nachdem diese auf igelitisierte Rundschnur umgebaut worden sind. Die zuvor benutzen elastischen Gummiringe gaben stets Grund zur Beanstandung, weil sie einer zunehmenden plastischen Dehnung verfallen waren. Die ist ihrerseits zurückzuführen auf die damals herrschende Rohstoffsituation. Gleichwohl stellten diese Teile simple Pfennigartikel dar - die Auswechselung allerdings ist recht aufwendig und nervt selbstverständlich. |
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