|
|
|
Einen guten Abend in die Runde, auch wenn der Thread wohl nicht mehr prim?r aktiv ist:
Die Papierrolle war der genuine Vorgänger des Magnetbandes, dem er, wenn auch auf wenige Instrumententypen beschränkt, immerhin und gerade bei historisch vor dem Eintreten der Hf-Vormagnetisierung gestorbenen Interpreten (Pianisten) einiges voraus hatte. In den 1970ern nämlich wurden einige stereofone Schallplatten in höchster Qualität mit auf Papierrollen gespeicherten Interpretationen solcher Pianisten veröffentlicht, die noch vor Ende des 1. Weltkrieges gestorben waren.
Das prim?r pneumatisch, mit Unterdruck arbeitendee Speicherverfahren nach Welte-Mignon wurde von Eugene d' Albert, Max Reger und vielen anderen gerne und vor allem musikalisch anerkennend genützt, weil man die Detials der eigenen Interpretationen detailliert aud auf höchsten Niveau wiedererkannte.
Instrumententechnisch hat vor allem die Firma Hupfeld in Leipzig eine Erweiterung ins Ensemblemusizieren betrieben und mit der "Phonoliszt Violina" ein mechanisch spielendes Klavier mit bis zu drei, von einem gemeinsamen "Rundbogen" (derjenige Otto B?chners ist 'was anderes') gestrichene Violinen ausgestattet.
grundsätzlich gab es das Papierstreifenverfahren auch für Kirchenorgeln, denn eine Kirche im Rheinhessischen, an der ein Onkel meines Vaters geistlich tätig war, besaß ein solches Instrument von fürster & Nicolaus, Lich/Hessen, für das mein Vater als Ingenieursstudent und befähigter Orgelspieler ein Praeludium aus Bachs Wohltemperiertem Klavier in Papier schnitt und dort -ohne eigener Zutun als Spieler- 'zur Auff?hrung brachte'. Die Rolle überlebte die letzten 86 Jahre und existiert noch heute in meinem Besitz.
Museen mit repräsentativen Papierrollensammlungen gibt es in größerer Anzahl zwischen dem Berliner Musikinstrumentenmuseum, Siegfrieds Musikkabinett in R?desheim/Rhein oder dem Deutschen Museum in München (Musikinstrumentensammlung).
Hinsichtlich der künstlerisch hochwertigen Interpretationen auf diesen Rollen wäre es für uns heute hochinteressant zu wissen, wie man Reger oder d'Albert seinerzeit 'aufnahm'. Es erfolgte nämlich eine Aufnahme im durchaus modernen Sinne, die überdies noch 'editiert' werden konnte, nachdem eine 'Anpressung' in Gestalt einer ersten Papierrolle gestanzt und dem Interpreten zur Abnahme vorgeführt worden war. Leider sind wir bezüglich des nicht patentierten Verfahrens auf Vermutungen zur Technik angewiesen. Es existieren vereinzelt Fotos, auf denen im Hintergrund die 'Apparatur' in Gestalt einer Blackbox zu sehen ist; dies jedoch ohne dass man verbindlich auf ein Verfahren schließen könnte. Angaben zur Funktion des Speichers und des für die Aufnahme vermutlich speziell pr?parierten bzw. aufgebauten Fl?gels haben wir nicht. Weltweit wurden solche Aufnahmen nur von ganz wenigen Firmen vorgenommen, die ihr Monopol kannten und daher auch von der Patentierung absahen. sämtliche, über die letzten zwanzig, drei?ig Jahren in der Szene von Zeit zu Zeit auftauchende Meldungen, man habe Reste einer solchen Aufnahmeapparatur für die Herstellung von Welte-Mignon-Papierrollen entdeckt, erwiesen sich regelmäßig als Enten.
Hans-Joachim |
|