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Hallo Frank,
zuerst mal ein herzliches Willkommen bei der IG und natürlich ganz besonders hier im TB-Forum. Doch ohne lange Vorrede versuche ich gleich mal zur Sache zu kommen.
Eine Tonwelle braucht das Gerät nicht.
Es ist absolut nicht ungewöhnlich, daß in den frühen Nachkriegsjahren und vor allem bei kleineren Firmen von dem klassischen Bandvorschub, also Tonwelle + Andruckrolle, abgewichen wurde und stattdessen der Transport nach dem Omegaprinzip erfolgte.
Es ist also nicht so, daß die Wickelteller selbst den Vorschub besorgen - ein solches Prinzip ist außer bei Diktiergeräten und teilweise bei KoaxialGeräten nur im Spielzeugbereich zum Einsatz gekommen. Der Grund ist einleuchtend: Um einen kontinuierlichen Vorschub über die Aufwickelvorrichtung zu erzeugen, bedürfte es selbst heutzutage eines müssenormen me?- und regeltechnischen Aufwandes der schlicht unrealistisch ist.
Solche Einfachstantriebe wie vorstehend genannt, verbieten jeglichen Bandaustausch mit anderen Geräten/Amateuren und sie machen ein gesamtes Band nach einem Ri? unbrauchbar > bezogen auf das Jahr 1954!
Warum ist das so? Nun es gab in den frühen F?nfzigern als qualitativ beste Bandsorte den TYP CH. Das ist ein Normalband, also 50?m dick und benutzt als Träger eine unterlage aus Acetylcellulose, kurz AC oder umgangssprachlich auch als Zellulose- oder Celloband bezeichnet. Diese Unterlage hat ein inniges verhältnis zur Luftfeuchtigkeit, weshalb der korrekten Lagerung eine große Bedeutung zukommt.
Nebenbei bemerkt, arbeite ich noch heut mit mehr als 50 Jahre altem Celloband erfolgreich und normalerweise rei?frei.
Ist die Lagerung nicht optimal, trocknet der Trägerfilm aus und dabei kommt es zu einer Schrumpfung wodurch laufende Einrisse schon programmiert sind. Im Extremfall, wenn Cellobänder zu feucht gelagert sind, anschließend mit normalem Zug fest gewickelt werden, sch?sselt der Wickel nach kurzer Zeit während der Trocknungsfase derart auf, daß er nur noch weggeworfen werden kann!
Wenn ein Band gerissen ist muß es geklebt werden - Hinterklebeband war um 55 völlig unbekannt, es wurde stets naß gearbeitet, was ein überlappen der vorher sauber zurechtgeschnittenen Enden um ca. 10 bis 15mm bedingt.
Und sofort stimmt die Wiedergabegeschwindigkeit nach der Klebestelle nicht mehr mit der Aufnahmegeschwindigkeit überein. Es ist bei so einer kleinen Stelle geh?rmüßig sicher nicht wahrnehmbar. Bei mehreren Stellen dann schon und damit ist das wichtigste Gestaltungsmittel, der Schnitt, mit solchen Geräten undurchf?hrbar.
Es waren beileibe keine Billigtrommeln, die Alfred Donner baute!
Das von ihm bei einigen seiner Gerätetypen (ob bei allen, kann ich nicht behaupten, vllt. weiß Hagen Pfau dazu genaueres?) angewendete Omegaprinzip umgeht elegant eine Klippe: Das Konstruktionsmerkmal Andruckrolle ist ein - wenn ich nicht irre - SchÖllersches Patent, ebenso wie der Ringkernkopf u.a.m. Die Rechtslage war auch in den späten Nachkriegsjahrens icherlich nicht völlig klar und um evtl. Querelen aus dem Wege zu gehen, entschieden sich einige Hersteller für diese Lösung. Auch schon vor den SachsenfunkGeräten gab es Omegakisten, wenn ich Vinzelberg glauben darf - ich habe keinen Grund an ihm zu zweifeln - dann funktionierte das um 1950 in Köpenick entwickelte BPG190a nach ebendiesem Schema. Daraus wurde dann etwas später vermutl. das Staßfurter MTG19, welches auch hier in einem anderen Thread besprochen wird.
Ja, also mit drei d?rren Worten komme ich nicht zu Stuhle!
Lieber Frank, die Frage welche Dich zuforderst quÖlt, ist freilich die nach dem exakten Bandlauf.
Ich werde versuchen das zu erklären - zeigen wäre einfacher
Der Vorratswickel liegt ganz "normal" links. Der Aufwickeltrieb selbst sitzt über dem darunter laufenden Plattenteller, praktisch in der 2. Etage.
Der Plattenteller selbst ist direkt angetrieben und mit ihm auch die Tonrolle, welche als (vermutlich) auswechselbare, ca. 45mm messende, gummierte Rolle auf dem Plattenteller befestigt ist. Nach oben hin folgt als nächstes das Kupplungsunterteil des Aufwickeltriebes und auf diesem schließlich sitzt der Wickelteller. Unterteil und Teller bilden zusammen eine gewichtsabhängige Rutschkupplung.
Das alles bedeutet, daß sich der Senkel über zwei ebenen bewegen muß, so wie ich dies schon in einem voranlaufenden Beitrag erwähnte. Also, nach der Passage der Köpfe läuft das Band über die erste Umlenkrolle unter den Aufwickelteller, umschlingt jetzt die Tonrolle und kehrt aufsteigend wieder zurück um über die zweite Umlentrolle schließlich oberhalb des Aufwickeltellers im Bobby fixiert zu werden.
Was ich nicht weiß ist, an welcher Stelle der Senkel geschr?nkt werden kann/muß resp. ob das überhaupt vonnöten ist. Ich würde davon abraten! Die bessere Lösung ist immer ein Umwickeln. Wenn diese Kiste eine HalbspurAusführung sein sollte, dann allerdings wird sich ein schr?nken nicht umgehen lassen wenn man auf der zweiten Spur unmittelbar nach Ablauf weiterhören will.
Das sind Fragen, die ich nur mutmaßen kann.
Ich hoffe daß ich Dir erstmal ein paar Anregungen geben konnte. Ein bissel probieren ist unumgänglich denn es gibt vermutl. keine zwei völlig identischen Geräte von Sachsenfunk.
Wenn nötig, dann mache ich mal eine Skizze vom Bandlauf - so wie ich ihn mir vorstelle; er muß dann doch nicht exakt so sein! Um das festlegen zu können muß die Drehrichtung der Wickelteller im Wiedergabemodus herausgefunden werden und wie gesagt, es sollte fest stehen, was er da für Köpfe verbaut hatte.
Ein Nachtrag noch: Das Teil, wo die Firma zu sehen ist, trägt den Aufdruck 78n und einen "ges?gten" Rand. Dieser Rand funktioniert als Stroboskop. Ich denke mal, daß das die Tonrolle ist, vorausgesetzt sie ist gummiert.
Mehr dazu später. |
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