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Der Aufsatz rührt an ein nicht ganz uninteressantes Thema, nämlich den Versuch, stereofone, besser wohl binaurale Eindr?cke auf monofonem Wege zu transportieren. Dies beschäftigte die Lautsprecherhersteller aber eigentlich fast von Anfang der Rundfunkzeit, spätestens aber von dem Moment an, als Lautsprecher zur Wiedergabe herangezogen wurden.
Was ich nicht teile, sind manche Darlegungen der technischen/physikalischen/psychoakustischen Bedingungen, die in unterschiedlichem Grade fehlerhaft sind. Doch dies zu relativieren, liefe auf eine Vorlesung hinaus, von der ich hier wohl doch besser absehe, weil Aufnahmegepflogenheiten, Eigenschaften der ÜbertragungskanÖle und klassische Bedingungen einer Wiedergabe neben der psychoakustischen Interpretation der über dasMedium gewonnenen Eindr?cke (durch unser Geh?r und unsere Geh?rserfahrung) dabei zu betrachten wären.
Gerade Phasendrehungen (richtiger eigentlich Laufzeiten) sind erforderlich, um dem Geh?r Weite und Pseudostereofonie zu suggerieren. Ein tadelloser Phasengang über das gesamte System und die gesamte realisierte Bandbreite führte zu dem, was man genau nicht haben möchte: Eine punktfürmige Abbildung der Schallquelle.
Zum anderen besaßen die professionellen Lautsprechernutzer -also bespielsweise die Reichrundfunkgesellschaft mbH- schon vor 1930 Lautsprecher, die wir selbst heute noch als hochwertig bezeichnen ten, denn man stellte beispielsweise in der betrieblichen Praxis fest, dass Georg Neumanns bis heute legendäres Mikrofon CM3, das 1927 entstand und seit 1928 auf dem Markt ist (M1 bei der RRG), eine für die RRG-Leute 'unter normalen Umständen' nicht mehr tolerable Höhenanhebung aufwies. Man lochte Neumann daher (auch über eigene Vorschläge) die Kapsel dieses Mikrofones in einer Weise zu modifizieren, die wir von 'modernen' Diffusfeldkugelmikrofonen kennen. Dies betraf -wohl gemerkt- den Bereich zwischen 8 und 10 kHz (und darüber), den man demnach hörend kontrolliert haben muss, denn sonst wäre der Aufstand ja für die Katz' gewesen. Ansonsten weigerte sich die RRG eher (und mit guten Gründen!), all das zur Kenntnis zu nehmen, was oberhalb von 10 kHz abging (, was sich übrigens bis zur T8 einschließlich hielt).
Ab 1932 gab es dann von Neumann das M1a mit einer verbesserten Kapsel.
Etwa gleichzeitig begann sich der begnadete Tontechnik-Konstrukteur und bajuwarische Perfektionist Hans Eckmiller mit der Lautsprecherfertigung und ihren prinzipiellen Problemen zu befassen, was bis 1943 diverse Entwicklungsschritte durchgemacht hatte, als er den Koax-Typen 015 fertig entwickelt hatte. Dieser Lautsprecher vereinigt einen TiefTöner, einen Kalottenmittel-HochTöner (beide im selben Magnetfeld bei Trennung der Druckbereiche beider Frequenzb?nder durch einen 'physischen' Verdr?nger) und eine ordentlich berechnete elektronische Weiche.
Diese Lautsprecher wurden bei der Reichsrundfunkgesellschaft (bzw. und richtiger: dem "großdeutschen Rundfunk") bei den schon seit 1941 laufenden Stereoversuchsaufnahmen auf Magnetband -unmittelbar nach Einführung des Hf-Magnetofones begann dies- eingesetzt. Die Techniken dieser Lautsprecher und diejenige der Aufnahmen offenbaren schon 1943 -aus diesem Jahre stammen die ältesten der f?nf erhaltenen Aufnahmen-, dass man genauestens erkannt hatte, worauf es ankam.
Nach dem zweiten Weltkrieg war natürlich lange nichts mit Stereofonie, weil weder die Schallplatte noch der Rundfunk an der Notwendigkeit des Wiederaufbaues einer fl?chendeckenden Infra- und Absatzstruktur vorbeikamen. So verwundert es nicht, dass der westdeutsche Rundfunk im Gegensatz zum ostdeutschen (da waren die wirtschaftlichen Probleme Größer, man konnte sich also mit prinzipiellen Fragen abseits vom Markt leidenschaftlicher befassen) mit Diffusabstrahlung beschäftigte (die genannten Kugellautsprecher, aber auch der Abh?rschrank O85 gehören dazu!). Das aber erwies sich als Sackgasse, die der realen Stereofonie eben doch nicht das Wasser reichen konnte.
Das Rundfunktechnische Zentralamt der DDR jedoch betrieb zunächst den Weiterbau und dann die ntwicklung des 015 von Eckmiller, obgleich dieser mit seiner Firma im Westen ansässig war und dort Erfolglos eine weiterentwickelte Version seines O15 (O15 A dyn) den Profis aufs Auge zu drücken bem?ht war.
Wen mehr interessiert, der lese hier nach:
http://klangfilm.free.fr/index.phpÖlng=0&music=&type=4&frame=&item=documentations&title=&dir=&num=#7.6.
(Die entsprechenden Aufs?tze sind ganz oben auf der Seite aufzurufen.)
Diese Lautsprecher halten noch heute so perfekt mit, dass der moderne Hörer schlicht sprachlos zurückbleibt.
Man wusste also schon vergleichsweise früh, wo der Hase eigentlich hinzuhoppeln hatte, sah sich aber bis nach 1980, also der Einführung der CD, solchen Sachzw?ngen ausgesetzt, dass die geschilderten Krücken verwendet wurden bzw. verwendet werden mussten. Das Kompatiblilitätsgebot (stereo/mono) brach ja erst und vollständig weg, als die CD (mit Computerhilfe!) ihren Siegeszug antrat.
Hans-Joachim |
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