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Die überschrift mag irritierend wirken, wenn man davon ausgeht, daß ja bereits gute 5 Jahre vor dem ersten Smaragd die Geräteserien BG19 und MTGxx den Volksstamm der Ostelbier zu befrieden angetreten waren. Warum also diese "Unterschlagungen" ?
Wenn man sich diese drei grundverschiedenen Apparate nebeneinanderstellt wird schnell ersichtlich, daß tatsächlich nur bzw. erstmals mit dem BG20 ein wirkliches Heimtonbandgerät der Bevölkerung aus industrieller Fertigung zur Verfügung gestellt wurde.
Die Geräteserien BG19 können diesem Anspruch nur sehr bedingt gerecht werden da ihre Entwicklungskonzeption von Anbeginn als SchulTonbandgerät feststand und so auch staatlicherseits regelrecht festgenagelt worden ist.
Die MTG-Serien sind zwar als Konsumgut für die Bevölkerung konzipiert, ihre Konstruktion ist aber grundsätzlich auf den Festeinbau in einen Musikschrank ausgelegt; die Ausführung als Schatulle kam erst später!
annähernd zeitgleich mit dem BG20 brachte der Schwermaschinenbau Magdeburg ein völlig anders konzipiertes Tonbandgerät auf den Markt. Der Tonmeister 1 steckt in einem handlichen Holzkoffer, ist gut transportabel und um einiges leichtgewichtiger als das ausschließlich ortsfest zu betreibende MTG25. Allerdings verfügen auch die TonmeisterGeräte nicht über einen integrierten Wiedergabeverst?rker, so daß zu deren Betrieb ein Radioapparat zwingend erforderlich ist. Trotz innovativer Umsetzung vieler Details fehlt es den Magdeburger Apparaten an der nötigen "idiotensicheren" und komfortablen Bedienung welche ein HeimGerät nunmal haben muß um am Markt zu punkten.
Kurz nach dem Verkaufsstart des BG20 präsentierte das Fernmeldewerk Leipzig sein erstes Heimtonbandgerät: Das KB 100.
Das KB100 ist wesentlich moderner als die Smaragde und kam als erstes DDR-Heimbandgerät mit einer Abschaltautomatik und der Umschaltung auf nur 4,76 cm Vorschub in die Regale. Da waren die Leipziger sehr mutig denn die dazumal von AGFA Wolfen gelieferten Bänder wurden den Anforderungen nur äußerst unzureichend gerecht. grundsätzlich gilt das KB100 als weitaus formschöner, ja eleganter und deutlich komfortabler als das Smaragd welches es nichtmal in seiner letzten Ausführung zu einer integrierten Mischeinrichtung, wie sie im KB100 Standard ist, bringen konnte. In den klanglichen Eigenschaften ist das BG20-6 dem KB100 aber deutlich überlegen - auch das soll nicht verschwiegen sein!
Mit den Stückzahlen der Smaragde kann die Leipziger Fertigung auch nicht konkurrieren.
Wer jetzt meint, daß das Fernmeldewerk ja zuvor schon das Toni / Tonko produzierte und damit das erste industriemäßige Dreikopfgerät für den Heimsektor präsentiert hat, übersieht zweierlei: Das Toni wurde im Funkwerk Leipzig als Auftragsarbeit entwickelt, den Kopfsatz eingeschlossen. Die Montage erfolgte dann im Fernmeldewerk. Tonko, TK101, war nichts weiter als der verzweifelte Versuch der Fernmeldewerker, die nahezu unverkäuflichen Aufsetzer als SoloGeräte mit eigenem Antriebsmotor verwursten zu können. daß das auch gegen den Baum lief, leuchtet wohl ein. Diese Kisten haben nichtmal einen Rücklauf! Wegen der prinzipbedingten Mängel des Omegaantriebes spendierte man den Koffern gar noch eine handbetätigte Andruckrolle. Also ein Heimtonbandgerät ist das nie gewesen!
Gute Heimtonbandgeräte gab es natürlich auch schon lange vor dem Smaragd doch diese stammten allesamt aus handwerklicher Fertigung und wohl keines von den vielen gebauten Typen hat die Ausgereiftheit und Popularität des Smaragd in G?nze erreicht. Einen erheblichen Anteil daran ist sicher auch dem Umstand zuzuschreiben, daß es als zweites SchulTonbandgerät eine große Bekanntheit unter der Jugend erlangte und - das ist auch ganz wesentlich - daß es sein Erscheinungsbild über die gesamte Fertigungszeit nicht wesentlich veränderte. Das suggerierte nicht unberechtigt eine gewisse Solidität und damit auch eine hohe Qualität denn was nichts taugt, das baut man nicht so viele Jahre!
Die Chim?re BG23 hat es in ihren zwei Ausführungen nur zu einer Randerscheinung gebracht. Diese Dinger lagen wie Blei in den Regalen - die Leute die ein Tonbandgerät haben wollten, legten lieber eine Stange Geld drauf und kauften das BG20. Oder eben das KB100 welches gegenüber dem BG23 wie von einer fernen Galaxie erscheint.
An dieser Stelle der unabdingbare Hinweis, daß das Smaragd weder der Nachfolger des BG19 noch der Vorgänger des BG23 ist. Derlei Aussagen finden sich an vielen Stellen im WWW und sind schlicht falsch. Es gibt allerdings eine Gemeinsamkeit, welche die genannten Gerätefamilien verbindet: Sie alle haben ihre Produktionsreife und - vom BG19 abgesehen - auch ihre Entwicklung in Köpenick erlangt. Die überleitung zur Serienreife wurde dann jeweils Sache der betreffenden Fertigungsfirmen. Dabei gab es teils erhebliche Hürden zu überwinden denn was im Labor und Musterbau gut funktioniert, kann nicht einfach auf die Produktionsbedingungen im Industriebetrieb übertragen werden. Dort gilt es zuerst ökonomische und organisatorische Hürden zu nehmen und das machte teils aufwendige KonstruktionsÄnderungen sowohl mechanischer als auch elektrischer Art nötig. Eine spezielle Besonderheit der DDR-Wirtschaft war der nicht zu sichernde kontinuierliche Eingang von Zulieferteilen wie Motore, Widerstände, Kondensatoren und anderen Kleinteilen. Man mußte also flexibel sein und bleiben, was durch die frei verdrahteten Baugruppen rel. einfach möglich gewesen ist
Noch heute, fast 50 Jahre nach Produktionseinstellung des BG20-6, gibt es Liebhaber - keine Sammler - die mit ihrem Smaragd wie eh und je regelmäßig arbeiten. Sie wollen nichts anderes, zumal es ja auch garnicht so einfach wäre, einen guten Ersatz für dieses HalbspurGerät mit 18-er Spulen aufzutreiben. |
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