Treffpunkt der Interessengemeinschaft Übersicht -> MAGNETTON - TECHNIK & HISTORIE
Autor: 19null5 Verfasst am: 07.11.2006, 22:07 Betreff: R0 Rundfunkbezeichnungen Magnetton im Braunbuch
Hallo Kenner der Studiotechnik,

folgendes: Immer wieder tauchen verschiedene Bezeichnungen fuer baugleiche Geraete auf: Eine Firmen- und eine Rundfunkbezeichnung. Letztere beginnen alle mit einem grossen "R". So heisst die "SJ100" beim Rundfunk "R28" und die "SJ103" "R29" (beide von Sander & Janzen").
In einem anderem Forum ist das "Magnetophon K6" mit der Rundfunkbezeichnung "R23" zu sehen. Beim DDR-Rundfunk gab es Reportergeraete "R19" und "R21".
Frage: Hat jemand eine Liste mit den "Klarnamen", oder wer weiss noch von anderen Geraeten mit "R"-Bezeichnung.
Freue mich ueber jede Info darueber.


Autor: MGW51 Verfasst am: 09.11.2006, 00:16 Betreff:
Da fällt mir spontan die R721 ein welche ihrer "zivilen" Schwester T2221 entspricht.


Autor: 19null5 Verfasst am: 09.11.2006, 00:21 Betreff:
Dieses Bild zeigt einen Reporter mit einer "R20" um 1963:



Autor: 19null5 Verfasst am: 15.11.2006, 14:45 Betreff:
Kalispera,

bei iDingsBums wird gerade (bis 24.11.) ein "Maihak Reportofon MMK2" angeboten mit der Rundfunkbezeichnung R25a.
Sind auch sehenswerte Fotos dabei.

Zusatz am 26.11.06: Das Gerät ging für 2.698,92 EURO weg. Booaaahhh...!!!


Autor: MGW51 Verfasst am: 16.11.2006, 19:42 Betreff:
Ein R210 ist auch offeriert - ich habe es in der Vormerkliste. Ob es was wird? Die letzten Kisten dieser Art landeten weit vorn, so zwischen bei 300 und 700 Euronen und das ist schon ziemlich schräg!


Autor: 19null5 Verfasst am: 13.03.2008, 23:09 Betreff: R0 Braunbuch
So, 16 Monate nach Stellung der Ausgangsfrage bin ich ein ganzes Stück weiter gekommen:

Generell: Die "R"-Bezeichnungen stammen aus dem Braunbuch!
Das ist eine (Blatt-)Sammlung von Gerätebeschreibungen, Bedienungsanleitungen, Messanweisungen usw. für im Rundfunk und Fernsehen verwendeter Geräte.
Braunbuch, weil die Sammlung in dicken braunen Mappen untergebracht war (ist?) - zu sehen auf einer Seite des Institut für Rundfunktechnik. Dieses Prinzip stammt noch aus den Anf?ngen der Rundfunkzeit: Der Tonabnehmer R5 ist 1936 beschrieben!

In der DDR wechselte irgendwann die Sammelmappe ihre Farbe: aus braun wurde blau, und somit das Braunbuch zum Blaubuch, offiziell "Handbuch der Studiotechnik".
In allen B?chern sind die Geräte in Gruppen eingeteilt, die mit einem Buchstaben gekennzeichnet sind:
E = Empfänger, V = Verstärker, M = Mikrofone, J = Messinstrumente, N = NetzGeräte usw. - und das R steht für Tonaufnahme- und -WiedergabeGeräte.
Wobei das R auch Zubehör verpasst bekam, wie z.B. Bobbys, Klebstoffgeber oder Entmagnetisierungsdrosseln.

Im einzelnen sind bis jetzt enttarnt Smile :

R5 = (1936), Tonabnehmer, elektrodynamisch für Schwarzplatten und Schallfolien
R7 = Kopfträger
R8 = Kopfträger (AEG)
R8a = (1950) Kopfträger, Gleichstrom-LK, für R23b, R23c (Umbau von R8 )
R8b = (1947) Kopfträger (AEG), HF-LK, für R27, R28
R9 = (1951) Kopfträger für R28a,b
R9c = (1954) Kopfträger für R28a,b,c
R10 = (1955) Kopfträger SJ112 für R34/SJ110 (Sander & Janzen)
R11 = Kopfträger für R29/SJ103 (Sander & Janzen)
R13 = Kopfträger für R29a/SJ103a ( Thurow KG)
R16 = Kopfträger für R38
R19 = ?
R20 = (1959) Reportergerät, 9,53 cm/s, Transistorbestückung, keine Löschung (RFZ)
R20/1 = (1962) Reportergerät, 19,05 cm/s, Transistorbestückung, Löschkopf (RFZ)
R21 = (1961) Reporter-Magnetbandgerät, 9,53 cm/s (RFZ)
R21a = (1965) Verbesserte Motorregelung
R23a = (1942) Magnetophon K6 (AEG)
R23c = (1950) Umbau aus AEG Tonschreiber "Dora" von 1942. TornisterGerät
R25 = (1952) Umspulmaschine für Reporter, mechanisches Laufwerk, keine Elektronik
R26b = (1951) Reportergerät, 19,05 cm/s, Kassette R56 mit R49, ohne Wiedergabeteil
R26c = (1952) Reportergerät, 19,05 cm/s, Kassette R56c mit R50, ohne Wiedergabeteil
R26d = (1953) Reportergerät, 19,05 cm/s, Kassette R56c mit R50, ohne Wiedergabeteil
R26
R26f = KMG1, Reportergerät, 19,05 cm/s, Kassette R56c mit R50, ohne Wiedergabeteil
R27 = (1947) Magnettongerät v=76,2 cm/s , AEG (RGG-Entwicklung)
R28 = (1949) Magnetbandlaufwerk SJ100, Sander & Janzen
R28/1 = (1959) SJ100 wie R28c, jedoch mit FernstartanSchluß
R28/2 = (1958) Bandmaschine, 76,2 und 38,1cm/s
R28a = (1951) Bandmaschine, 76,2 cm/s
R28b = Bandmaschine, 38,1 cm/s
R28c = (1954) Bandmaschine, 38,1 cm/s
R29 = (1962) SJ103, Bandmaschine 38,1 - 19,05 - 9,53 cm/s , Sander & Janzen
R29a = (1964) SJ103a, Bandmaschine 38,1 - 19,05 - 9,53 cm/s, Thurow KG.
R29b = (1965) SJ103b/T103, Bandmaschine 38,1 - 19,05 - 9,53 cm/s Thurow KG.
R32 = (1936) SchallplattenabspielGerät
R32a = (1949) SchallplattenabspielGerät (Fa. Ultraklang Dresden)
R33 = (1957) SJ145, SchallplattenabspielGerät 33, 45, 78 U/min (Sander & Janzen)
R34a = (1950) SJ105, CutterGerät 76,2 cm/s
R34b = (1951) SJ105, CutterGerät 76,2 cm/s
R34/1 = (1956) SJ105, CutterGerät 76,2 cm/s
R34/2 = (1956) SJ105, CutterGerät 76,2 cm/s und 38,1 cm/s
R35 = (1955) SJ110, Schnittlose Cuttermaschine, 76 cm/s, 4 Bandteller
R38 = (1960) Magnettonlaufwerk (MGW Zwönitz / Sander & Janzen)
R40
R43b = (1951) Klebstoffgeber (Fa. L?ck, Dahlewitz)
R43c = (1953) Klebstoffgeber (Fa. L?ck, Dahlewitz)
R44 = (1942) Entmagnetisierungsdrossel (RRG)
R44a = (1953) Entmagnetisierungsdrossel (RRG)
R45 = (1949) Entmagnetisierungsdrossel (Funkwerk Erfurt)
R46 = (1953) Bandl?schGerät (Staatliches Rundfunkkomitee, Betr. Labor)
R47 = (1948) Verstellbarer Wickelkern (d=65mm), Notbobby, (Fa. Scholte, Leipzig)
R47a = (1948) Verstellbarer Wickelkern (d=95mm), Notbobby, (Fa. Scholte, Leipzig)
R48a = 10-cm Spritzguß-Wickelkern
R48b = (1952) 10-cm Spritzguß-Wickelkern (VEB Spritzgußwerk Heidenau)
R48c = (1955) 10-cm Spritzguß-Wickelkern (VEB Spritzgußwerk Heidenau)
R49 = (1951) Bobby (d=45mm) für Kassette R56 (Fa. Beyco, Berlin-Treptow)
R50 = (1952) Bobby (d=45mm) für Kassette R56c (Fa. Beyco, Berlin-Treptow)
R55 = (1955) weißbandkassette mit Cutterschere für R34 (Sander & Janzen)
R56 = Kassette für R26
R56c = (1952) Kassette für R26c, R26d (Fa. Beyco, Berlin-Treptow)
R56d = (1958) Kassette für R26f (= KMG1) (Werk für Fermeldewesen; Sander & Janzen)
R57 = ZusatzGerät zum Abspielen von Wachsplatten mit R32
R60 = (1951) Balkenwaage für Tonabnehmer (Fa. L?ck, Dahlewitz)
R64 = (1959) Wiedergabe-FernstartGerät (Sander & Janzen)
R69 = T9 (AEG)
R80 = (1952) Magnetton-AbspielGerät (Umbau des BG19-1) (FW Köpenick; FW Leipzig)
R84 = M5
R85 = (1954) Reportage-Magnetofon, 2-Spur, 19,05 cm/1 (IHLE)
R90 = (1951) Abzieher für Mitnehmerteller (Sander & Janzen)
R91 = (1952) Abzieher für Tonrolle (Sander & Janzen)
R92 = (1952) Justierbuchse (Sander & Janzen)
R100a = (1954) Pausenzeichenlaufwerk, nur Wiedergabe, 38,1 cm/s (RFZ, Chassis SJ130)
R110 = (1954) SJ135, Kassette für R100a
R111 = (1954) SJ136, Tonbandlocher für R100a
R212 = Reportage-Magnetbandgerät
R700 = (1966) Studio-Magnetbandgerät (RFZ)
R722/1 = T2221 (VEB Tontechnik Berlin)
R731 = Magnetbandtransportwerk, 16 Spur, 2" , v=38;19 (RFZ)
R760 = Reportage-KassettenTonbandgerät (RFZ), abgeleitet vom HeimkassettenGerät "mira"
R762 = Reportage-KassettenTonbandgerät (RFZ)


Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 15.03.2008, 22:02 Betreff:
Ja was muß ich da erblicken: Unser Maxe aus Marktschorgast, der Ursachse Ihle mit besten Verbindungen zur RRG, hat hier mit der R85 auch ein Trittsiegel hinterlassen. Ein Umstand, der sicherlich auch unseren lieben Freund Hans-Joachim interessieren dürfte.

Meine Affinität zur R80 muß ich wohl nicht extra betonen - auch Bernd wird das begierig aufsaugen

Die R38 schließlich ist mit größter Wahrscheinlichkeit die Kiste, welche einstens unter der Entwicklungsbezeichnung BG24 auf dem Tisch in Köpenick stand. Noch ist mir nicht klar, ob es mehr als ein Gerät von dieser Type gibt. Doch Aufklärung kann ja auch hier noch erfolgen.

Danke Hajo, das ist wirklich eine schöne Auflistung und überraschung obendrein.


Autor: 19null5 Verfasst am: 01.04.2008, 02:44 Betreff:
Die obige Liste der "R"s habe ich schon mehrmals geändert, indem ich Links zu weiteren Beispielen "gelegt" habe. Neuestes Beispiel: "R55" ("Weissbandkassette" für die "R34" - hier die Nr.1 !!! ).
Diese Änderungen werden natürlich nicht mit einem Lämpchen als neuer Beitrag angezeigt. Also ab und zu mal reinschauen... Smile


Autor: quad Verfasst am: 10.09.2008, 18:02 Betreff:
Hallo Hajo,

deine Erkenntnisse über das Braunbuch (Blaubuch) stimmen weitgehend mit meinen überein.
R5 war übrigens ein dynamischer Tonabnehmer von Georg Neumann, der meistens auf einem Plattenantrieb mit SaJa Synchronmotor montiert war.

Vielleicht können wir aber noch einige offene Fragen gemeinsam klären. Es scheint mir, dass nach der Teilung einige Nummern doppelt vergeben wurden. So stehen im Westen R35 und R80 für den Plattenspieler EMT 927 in verschiedenen Entwicklungstadien.

Das IRT München nennt als Gründungsdatum das Jahr 1958. Vorher muss aber Dr. Walter Kuhl (der Erfinder der Hallplatte) der Leiter eines Vorläufereinrichtung gewesen sein, die offensichtlich im Taunus gegründet wurde und dann nach Hamburg verlegt wurde.

Und, wie sah der Halter des Braunbuches zu Zeiten der RRG aus?

Gruss
Frank



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