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Hallo liebe Freunde der Schellackplatte!
Heute möchte ich, wie neulich versprochen, noch auf die materialbedingten Schw?chen von Schellackplatten der Kriegs-und Nachkriegszeit eingehen.
Es gab immer hochwertiges und einfacheres Schellackpressmaterial.
Je feiner gemahlen die verwendeten FÖllmaterialien waren, desto feiner und homogener war auch die Oberfläche der gepressten Platte. Auch den Schellack, also das Bindemittel, gab es in verschiedenen Reinheitstufen. Die schwarze Farbe wurde durch Beigabe von Ru? erzeugt.
Wie Platten ohne Ru?anteil aussehen, wißt Ihr sicherlich von den braunen " Telefunken-Musikus " Platten. (Musikusplatten kosteten 1,50 RM, die normale Telefunkenplatte 2 RM).
Es leuchtet ein, daß eine sehr feine Pressmasse hinterher auch eine sehr glatte Oberfläche und somit wenig unerwünschte Nebenger?usche erzeugt.
Schon bald nach Beginn des Krieges mit England war Deutschland von Indien als Hauptlieferant des Roh-Schellacks abgeschnitten. Es wurde der Zwangsumtausch eingeführt. Es mußte beim Kauf einer neuen Platte eine alte abgegeben werden, oder es mußte ein Aufpreis von 50 Pfennig bezahlt werden.
Das hatte etwa ab 1942 schon eine leichte Verschlechterung des Materials zur Folge, denn bereits einmal gepresstes Material ist schon nicht mehr so optimal wie "frisches" Pressmaterial. Besonders hörbar wird das bei der Telefunkenplatte, die im Preis ja schon etwas geringer war (2 RM) als die Platten des Lindstr?m-Konzerns (2,50 RM) wie Electrola, Odeon, Imperial oder jene der Deutschen Grammophon.
Anfangs wurde aus den Altplatten das Etikett ausgestanzt, um allzu grobe Verunreinigungen des Materials durch das Papier zu vermeiden. Aber dieses Austanzen mußte ab etwa der zweiten JahreshÖlfte 1943 wegen immer weiterer Materialknappheit wegfallen. So gelangten durch das Etikettenpapier immer mehr Unreinheiten in das Pressmaterial.
Auch wurden im besetzten Frankreich Platten (Odeon) für Deutschland gepresst. In Frankreich war es aber schon lange üblich, die Platten mit einem Pappkern zu versehen. Die für Deutschland gepressten Platten hatten auch diesen Pappkern. Dadurch waren sie besonders ungeeignet wieder zermahlen zu werden, um sie dem "Recycling" zuzuführen. Damit diese Platten leicht erkannt werden konnten, trugen sie ein großes " P " auf dem Etikett. Dieses P steht für Pappe und nicht etwa für Paris, wie manchmal zu lesen.
Das Material der Platten wurde immer schlechter, wie man sich vorstellen kann und erreichte in den Nachkriegsjahren einen unr?hmlichen Höhepunkt.
Bei den Platten des Lindstr?mkonzerns war das relativ milde, umsomehr gilt es für Platten der Telefunken, Tempo und Amiga. So habe ich zum Beispiel einmal eine sehr frühe Amiga-Pressung besessen, bei der deutlich an einer "Knackstelle" auf der Plattenoberfläche ein kleiner Papierschnipsel unter der Lupe erkennbar war.
Ich hoffe etwas verdeutlicht zu haben, warum die Platten jener Jahre oft recht schlecht spielen!
Hier mal gleich ein paar Beispiele:
Mit Gruß, Nils |
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