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Sonderklasse Siemens/Polydor
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Nils
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Beitrag1/7, Verfasst am: 07.07.2006, 17:27   

Betreff:   Sonderklasse Siemens/Polydor
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Hallo Plattenfreunde,

etwa 1942 gab es in Deutschland Schallplatten der Deutschen Grammophon, Berlin, die als "Sonderklasse" auf den Etiketten bezeichnet wurden und in Zusammenarbeit mit Siemens entstanden.

Sie trugen den Vermerk:

Hergestellt nach dem elektro-akustischen Verfahren für Tonreinheit und großen Tonumfang


Hier ein Beispiel eines Tagesschlagers von 1942/43.

für Mitglieder gibt es wie gewohnt die Audiodatei per Klick auf das Etikett!

Auf diesen Etiketten erschienen ganz normale Aufnahmen aus der Produktion jener Jahre. Das entsprechende Nachkriegsetikett dieser Platten sieht fast genauso aus, trägt aber den Zusatz " Genehmigung der Militärregierung ..."etc.

Auch Aufnahmen mit klassischer Musik entstanden.Diese waren als "Meisterklasse" tituliert und nennen etwas mehr zu diesem Verfahren für Tonreinheit und großen Tonumfang, nämlich das "Silberverfahren".



Dieses Etikett ist sehr selten.Die Platte ist von 1942. Es ist die einzige Aufnahme, die ich in dieser Form besitze.

Experimental Schallplatte nach dem Silber-Verfahren des Elektro-Akustischen Forschungs-Laboratoriums

So der genaue Hinweis auf dem Label.

Leider weiß ich über dieses Verfahren und über das Siemens-Labor etc so gut wie nichts!
Vor längerer Zeit las ich, daß das " Silberverfahren" mit der Beschichtung der Matrizen zu tun hat und wohl eine sehr feine, rauscharme Pressung ermöglicht.

Nur scheint mir die feine PressQualität nicht die einzige Verbesserung zu sein ! Denn die Platten dieser Art haben nicht nur ein sehr sauberes Klangbild, auch der Frequenzgang ist eindeutig Größer als bei normalen Scheiben dieser Zeit !

Bei der abgebildeten hellblauen Platte ist das besonders hörbar, die Violine wird extrem klangFällend und plastisch wiedergegeben.
Vom Frequenzumfang wage ich beinahe (akustisch beurteilt)zu behaupten, daß sie der HiFi-Norm schon SEHR nahe kommt!

Wer von Euch kann uns mehr zu diesem auf den Etiketten genannten Verfahren der Siemens erzählen ?

Es würde mich jeder Hinweis dazu sehr interessieren !

Viele Grüße, Nils
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Phonomax
Historiker


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Beitrag2/7, Verfasst am: 07.07.2006, 22:28   

Betreff:
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Lieber Nils,

leider bin ich alles andere als ein Plattenfachmann, denke aber, hier etwas beitragen zu können, was aber technisch etwas weitere Kreise zieht:

Die Entstehungszeit deiner Platten fällt zum einen in den Beginn der Epoche des wirklich hochwertigen Magnetbandverfahrens, das man sehr bald für die Platte nutzbar zu machen versuchte, da durch sie eine hochwertige Aufnahme vom überspielvorgang auf die Platte nun erstmals (und ohne Qualitätsverlust) zu trennen waren. Dies kam -selbst ohne Schnitt- zunächst einmal der künstlerischen DarbietungsQualität zugute. überdies konnte der überspieltechniker ja schier endlos experimentieren, bis er die unverändert bestehende Modulation wirklich so auf der Platte hatte, wie das technisch irgend zu erreichen war, ohne dass man den Musiker dazu durch endlose Wiederholungen in die Verzweiflung hätte treiben en.

Zum anderen ist offensichtlich von einer Änderung bei der Galvanisierung ("das neue? Silberverfahren") die Rede. Die geschnittene Wachs- oder Lackmatrize kann ja für die Pressung nicht direkt herangezogen werden, sondern erhält zunächst einen elektrisch leitfähigen überzug, damit auf dem galvanischen Wege ein Abzug oder meherere Abz?ge des Orignales erstellt werden können.

Dieser leitfähige überzug besteht aus Silber muss aber eigens aufgebracht werden, wozu es in der klassischen Plattengeschichte (also bis zur DMM-Zeit exklusiv) meinem begrenzten Wissen nach drei Verfahren gab:

1) Niederschlag auf der Platte im Silbernitratbad
2) Aufdampfen einer Silberschicht
3) Spritzgalvanisierung

Der Beitext zu deinen Platten -die Siemensplatte dürfte eine Demoauflage sein, die ihre Entstehung sicher dem Qualitätsdruck des magnetischen Aufzeichnungsverfahrens nach Braunm?hl/Weber (öffentliche Vorf?hrung am 10. Juni 1941) verdankt- nimmt dabei vermutlich auf das Verfahren 2) oder 3) Bezug.

Wahrscheinlich entstand der Verbesserungsversuch auch dadurch, dass man die bauartbedingte Höhenbegrenzung der Schellackplatte über 6 kHz liften wollte, was aber ein recht scharfes Heranfahren an die prinzipiellen technischen Grenzen erfordert, was man den Musikern aber eigentlich nicht zumuten konnte (s.o.), weil jede Fehlaufnahme einer Matrize für sie ja eine Neuaufnahme ihrer Darbeitungen bedeutete, die sie überdies im gegebenen Zeitrahmen abzuschließen hatten. War das letzte Problem damals 'gängiger Standard', so war das aggressive Heranfahren der Aussteuerung an die prinzipbedingten Ausstuerungsgrenzen im Höhenbereich der Schellackplatte im Direktschnittverfahren nicht nur neu, sondern auch eine gefährliche Sache, ruiniert man doch die Aufnahme schneller als einem lieb ist. Nicht zuletzt deshalb überrundete man die 5 kHz bei kommerziellen Schellacks eher ungern. Bei 5 kHz liegt die Aussteuerbarkeit von Schellacks nämlich schon 14 (1/5) dB niedriger als bei 1 kHz, um bis 10 kHz auf -20 dB (1/10) zu fallen. Dies kommt daher, dass der Kr?mmungsradius der Abasternadel für höhere Aussteuerungen kleiner als 50 ? werden te. 65 ? waren aber genormt. Das heißt, wenn man jene Aussteuerungsgrenzen überschritt, musste es bei der Plattenwiedergabe allemal zum Krachen kommen, weil die Modulation nicht mehr wiederzugeben war. Hier konnte man aber via Magnetband optimieren, so dass es eben gerade nicht krachte.

Weiterhin hat man sicher irgendetwas an der Schneidkennlinienentzerrung gegenüber den damaligen Regul?rusancen gedreht, was aber eigentlich ohne Relevanz bleiben musste, weil es damals keine allgemein verbindlichen Normen (heute RIAA oder die praktisch identischen DIN-Vorschriften) gab, jeder Hersteller nach seinem Gutd?nken (lineare)Höhenverzerrungen durchführte, diese aber als Firmengeheimnis möglichst nicht an die Öffentlichkeit gelangen ließ.

Es spricht also viel für eine Verbindung des Hf-Magnetbandverfahrens, das als konkurrierende Speichertechnik natürlich nicht genannt ist, mit einer daraus folgenden Fortentwicklung der Plattengalvanik.

Was hier sehr verhalten, gleichsam versuchsweise daherkommt, te eigentlich eine Revolution der Medientechnik genannt werden, denn von nun an waren Schallplatten nicht mehr das, was sie vorher lange gewesen waren; die Tür zur auch hochwertigen Schallplatte wurde hiermit -und symbolisch belegt durch deine Platten- geöffnet. Dass es noch zehn Jahre dauerte, bis der Markt davon 'richtig' Wind bekam, ist natürlich nicht zuletzt dem Krieg anzulasten, der ja praktisch alle Mittel band: "Export und Wehrmacht gehen von binnenl?ndischem Konsum!", hieß das damals. (Kennen wir solche ideologisch scharf eingefärbten Glaubensbekenntnisse nicht auch aus unseren Tagen...?)

Hans-Joachim
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Holger66
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Beitrag3/7, Verfasst am: 07.07.2006, 23:02   

Betreff:
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Hallo zusammen,

den Artikel finde ich h?chst interessant, da sich in meinem kleinen Plattenarchiv grob geschützt etwa 20 Platten mit diesen Etiketten finden, samt und sonders Klassikaufnahmen. über die Beschriftung der hellblauen Etiketten hatte ich mich auch schon gewundert, finde aber, daß die KlangQualität nicht fundamental besser ist als etwa bei Telefunkenplatten der unmittelbaren Vorkriegszeit. Allenfalls rauschen sie ein bi?chen weniger.

Nils, bei Interesse kann ich ein paar dieser Etiketten mal photographieren und Die die Bilder zukommen lassen.

Gruß
Holger
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Nils
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Beitrag4/7, Verfasst am: 08.07.2006, 11:20   

Betreff:
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Lieber Hans-Joachim, hallo Holger !

Vielen Dank für Eure interessanten Hinweise !

Ja, ich vermute auch ganz stark, daß hier eine Magnetbandaufzeichnung stattfand, anstelle der sonst üblichen Aufzeichnung auf Wachsmatrize.
Letztere läßt bekanntlich keine Bearbeitung mehr zu und muß genommen werden wie sie ist.

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß vom gleichen Titel " Haben Sie schon mal im Dunkeln gek??t " , auch die Originalversion bei der Carl Lindstr?m AG für Odeon aufgenommen wurde.



Aber bei der Aufnahme mit Evelyn könneke wurden ganze 3 " Takes " gebraucht, bevor eine brauchbare Version vorlag... Smile
Eine andere Aufnahme bedurfte gar 5 Takes...
Bei Odeon ist die Takezahl bei der Matrizennr vermerkt.( letzte, hochgestellte Zahl )

Holger, also auf meinen " Sonder/Meisterklasse Siemens-Polydor " - Platten ist wirklich deutlich ein gehobener Frequenzgang hörbar.
Gerade bei der Aufnahme mit Prihoda, wo nur sein Geigenspiel zu hören ist, kommt das klar hervor.
Vielleicht ist das bei größeren Orchesteraufnahmen etwas undeutlicher.
Gleiches gilt für die Aufnahme des Bar Trios. Ich habe von dem Trio auch " normale " Aufnahmen aus den 40er Jahren, sie fallen deutlich hörbar an Dynamik und Frequenzumfang gegen die " Sonderklasse"-Aufnahmen zurück.

Magst Du Deine hellblauen Siemensetiketten nicht mal nach Abweichungen durchsehen ? Diese Platten sind wirklich eher selten...
Achte doch auch einmal auf die eingeprägten Jahrg?nge und stelle für uns alle hier ein paar schöne Exemplare vor !

übrigens: Der seltsame Rand der hellbauen Siemens/Poydor ergibt einen stroboskopischen Effekt bei 78 Umdrehungen, ganz wie der " Maigl?ckchenrand" auf den gelben Nachkriegsplatten der Deutschen Grammophon.

Ein sehr interessantes Thema ! Smile

Gruß, Nils
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Holger66
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Beitrag5/7, Verfasst am: 08.07.2006, 19:29   

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Hallo Nils,

Wahnsinn, das mit dem Stroboskopeffekt, das war mir noch nicht aufgefallen.

Interessanter Tip, mit dem Hochladen der Bilder. Hier sind sie:









Die Sätze sind komplett, d.h. zu den Bildern 1 bis 4 existieren jeweils mehrere Platten, insgesamt sind es 18 Stück.

Gruß
Holger
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Nils
Historiker


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Beitrag6/7, Verfasst am: 09.07.2006, 08:27   

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Hallo Holger,

vielen Dank für die schönen Beispiele !

Sie zeigen einmal mehr, daß bei der Grammophon in Hannover, Podbielskistr, viele Lagerbestände den Krieg überlebt haben.
Das hatte ich schon mal aus einer anderen Geschichte rund um die Schellackplatte gehört.

Den noch vorhandenen Beständen der Kriegsetiketten wurden nur Stempel oder Aufkleber verpaßt, die auf die Zulassung der Militärregierung hinweisen.

Ganz im Gegensatz zu den Pressungen, die nach 45 erfolgten und auf den " Not-Etiketten" diesen Militärregierungsvermerk gleich im Druck erhielten.

Wirklich toll, Holger!

Pflege sie gut ! Gerade die hellblauen Siemens/Polydor sind - wie wir nun wissen - auch ein Stück historische Magnetbandtechnik Smile

Danke und Gruß, Nils
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MGW51
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Beitrag7/7, Verfasst am: 13.07.2011, 22:31   

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Diesen alten Thread habe ich mal ausgegraben, weil ich eine Art überleitung darin sehe, wie man versuchte den doch recht engen Grenzen der Normalrille zu entkommen. An allerlei obskuren Termini sollte man sich da eher nicht verbeißen - Tatsache ist, daß - wie schon von Hans-Joachim ausgeführt - der Normalrillen-Schallplatte ab den Vierzigern zunehmend das Grab geschaufelt wurde; wie wir heute wissen mit bahnbrechendem Erfolg! Dieser Erfolg, der mit der DMM-Technik seine praxismüßige Kr?nung erreichte, hat schließlich das dazumal haushoch überlegene Magnetband ins Abseits gedrängt. Die "Schwarzen Scheiben" werden ganz sicher auch noch alle bisher bekannten digitalen Speichermedien überleben und es mag vermessen klingen, ist aber wirklich ernst gemeint: Alles was noch kommen wird und derzeit für uns vllt. nichtmal ansatzweise vorstellbar ist - die primitive Schallplatte wird all das weiterhin überleben.

Das ist kein Religionskrieg Analog gegen digital sondern einfach in der Natur der Sache begründet, quasi selbst ein Naturgesetz! Und dieses Gesetz besagt, daß das einfache dem komplizierten stets und zu allen Zeiten, seit dem Bestehen unserer Erde, haushoch überlegen ist. Diese überlegenheit bezieht sich so allein auf den Fakt der "Unsterblichkeit", also der überlebensFähigkeit oder Vitalität allgemein.
Also bitte, suche hier niemand nach einem Graben, wo keine Schaufel vorhanden ist!

Es geht mir einzig um "L?ckenSchließungen" in der Geschichte der Schallplattenaufzeichnung.

Unter diesem Aspekt kann als erster Quantensprung die Umstellung des Aufnahmeverfahrens von rein akustisch auf elektrisch angesehen werden. Die Platte als solche ist noch immer das gleiche Stück Gemenge aus im Wesentlichen Schiefermehl, Gasru? und "L?useblut", nur der rasanten Entwicklung der Elektronenröhre, damit im Zusammenhang stehend des Rundfunks und der zunehmenden Verbreitung "richtiger" Radios, ist es zu danken, daß die Platte von ihrem "Gie?kannenniveau" lassen mußte. Die mittels Mikrofonen aufgenommenen Darbietungen bringen naturgemäß schon einen ganz anderen Sound mit sich - die Akustiker lernten ja auch ständig dazu - und klingen eben auch nur dann optimal, wenn sie NICHT mit einem freistehenden Blechtrichter wiedergegeben werden. Das ist also die Ära welche ab den Mittzwanzigern vom rasantem Tempo bei der Verbreitung von Platte und Rundfunk geprägt wurde.

Bereits zu dieser Zeit hatte man erkannt, daß die konventionelle Schalldose der eigentlich Tod jeder Schallplatte ist. So wurden frühzeitig bereits Dosen aus leichten Kunststoffen gefertigt, da durch die nun mögliche höhere Dynamik der elektrischen Aufnahmen ein geringeres Auflagegewicht mit einer wesentlich dünneren Nadel vollauf genügte um, mit einem guten Tisch- oder Schrankgrammophon, einen damals absolut befriedigenden H?rgenu? zu erleben. Das Radio war auch nicht besser, noch nicht!

Etwa ab den 30-ern kamen die ersten elektrischen Tonabnehmer auf den Markt. Noch bedienten sie sich einer einfachen Stahlnadel doch der Wandler war bereits ein Kristall - Seignettesalz. Der Vorteil dieser leichtgewichtigen TonKöpfe ist in ihrer - bezogen auf ein Magnetsystem - sehr hohen Ausgangsspannung zu sehen. Das Grammo konnte so recht problemlos an ein vorhandenes Radio angest?pselt werden. Parallel dazu sind auch magnetische Abnehmer entwickelt worden. Auch diese benutzen anfangs noch immer eine einfache Stahlnadel. Ihr Vorteil ist der symmetrische, niederohmige Ausgang welcher keinerlei besondere Schirmung benötigt. Nachteilig ist die mickrige Signalspannung die vor ihrer Weiterverst?rkung im Radio erst hochtransformiert werden muß. Der theoretisch mögliche Frequenzgang ist besser als beim Kristalltonkopf aber in der Praxis wenig gewichtig. Mit dem Aufkommen h?herwertiger Rundfunkgeräte kamen auch die ersten wirklichen Plattenspieler als SoloGerät oder auch als Einbauchassis auf. Beispiele dazu gibt es in unserer Galerie.

Einen der ersten modernen Tonarme mit Magnetsystem und Saphirabtaster brachte in dieser Zeit die Fa. TELEFUNKEN auf den Markt: Den TO 1000 mit seinen Spielarten welcher auch zehn Jahre nach Kriegsende noch immer gefertigt wurde! Diese Arme funktionieren heute noch - sofern der Saphir nicht abgewirtschaftet worden ist. Auch hier der Beweis: Ein kompliziertes Verfahren mittels Biegewellenschwinger hatte trotz seiner unverkennbaren Vorteile keine breite überlebenschance gegen ein "primitives Stückchen Draht das um ein Stückchen wackelndes Eisen gewickelt im Zentrum eines Permanentmagneten steht".
natürlich ist es nicht so simpel wie ich mit den paar Worten etwas abstrakt zu erklären versuchte. Simpel ist lediglich das Prinzip dieses mechanischen Wandlers und das allein macht ihn unangreifbar. Heutzutage sollte man seine Platten aber wirklich nicht diesem insgesamt doch schwergewichtigen Tonarm überlassen.

Es ist enorm, was in den zehn Jahren von 1925 bis 1935 an qualitativen Verbesserungen bei der Tonspeicherung und -Wiedergabe erreicht wurde. Das anschließende Jahrzehnt ist geprägt von der Entwicklung der Magnetbandtechnik, deren Durchbruch insbesondere der Anwendung einer hochfrequenten Anregung der MolekÖle während der Betonung zu danken ist. Kuriosum am Rande: die HF-Vormagnetisierung war als solche grundsätzlich bekannt - nur eben nicht in dieser Art und Weise der Anwendung. Damit wurde die Magnetbandtechnik auf einen Schlag hoffähig und ihre Anwendung in der Praxis kann mit Fug und Recht als Revolution bezeichnet werden. Das ist der Zeitpunkt, an dem das von Nils gestartete Thema

"Sonderlasse: Siemens/Polydor"


einsetzt.

Holger bemerkte dazu, daß er bei seinen derart gekennzeichneten Platten keine hörbaren Unterschiede ausmachen konnte, welche wenigstens einen AHA-Effekt hervorrufen würden.
Ich denke, daß man das auch nicht unbedingt erlauschen kann - dazu br?uchte es wenigstens zweier gleichgut erhaltener Platten die mit den identischen Inhalten sowohl nach dem "Neuen Verfahren" als auch in der bisherigen Technik hergestellt wurden. Alleine die Titulierung als "Experimentalschallplatte" sollte uns auch darauf hinweisen, daß hier jede Scheibe anders ausfallen kann - es wurde eben noch experimentiert! Von daher darf man eigentlich keine Erwartungen hinsichtlich eines deutlich größeren Frequenzumfanges hegen - solche an eine bessere Dynamik hingegen sollten schon erlaubt sein Smile

Wie Nils schreibt, sind diese Etiketten und damit auch solche Platten nicht eben dicht ges?t. Ganz so selten werden sie aber wohl nicht gewesen sein. Ich denke, daß man darauf fast ausschließlich Klassik gepre?t hat und dazu bediente man sich vorzugsweise seit Alters her dem 12" Format.

Stagnierte in den letzten Jahren des Tausendjährige hier auch die Entwicklung - logisch, es galt ja elementarere Aufgaben zu erfüllen - so begann der Kampf ums überleben der Normalrille mit dem Neubeginn und materiell aus dem Nichts heraus. In der Neuen Welt hatte man bereits die Mikrorille erdacht, setzte aber auch dort aus profanen Gründen weiterhin auf die normale 10" Schellack - der vielen Musikboxen wegen! Eine Situation, welche mit Deutschland in keinster Weise vergleichbar ist denn hierzulanden kamen diese Musikmaschinen erst mit den Mittf?nfzigern auf - als die Mikrorille im Singleformat Fuß gefa?t hatte. Doch bis dahin war es noch ein Stück weit hin und so verwundert es nicht, daß sich die etablierte Schellack mit allen möglichen Tricks und selbstverständlich auch mit technischer ntwicklung zu behaupten versuchte. Den endgültigen Garaus machte der Normalrille auch hier der Rundfunk. Mit der zunehmenden Erschließung des UKW-Bereiches, der "Welle der Freude", lernten die Rundfunkteilnehmer erstmals so ab den Mittf?nfzigern eine neue Dimension des Wohlklanges kennen. Die altvertraute Schellack konnte da nicht mehr mithalten und wurde zunehmend ein Medium für engagierte Musikfreunde denen es zuvorderst um authentische Darbietungen von +/- bekannten und berühmten Klangk?rpern und Einzelk?nstlern geht.
_________________
Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.

Die Reform der Rechtschreibung ist ein Symptom dafür, daß die Deutschen ihre Sprache nicht lieben.
(Eugen Ruge, Schriftsteller, 2018)
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