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Autor: 19null5 Verfasst am: 17.06.2011, 23:15 Betreff: Bandmaterial: Kennb?nder im Wandel der Zeiten
Immer wieder gibt es Fragen zur Beudeutung der Farben und den Einsatz von Kennbändern / Vorspannband / Abspannband.
Ich bin mir bewußt, daß es keine einheitliche allgemeingültige Antwort geben wird auf die Frage: Welche Farbe zu welcher Verwendung?

Hier mal eine kleine Auflistung aus dem B?chlein "Magnetische Schallspeichertechnik" von 1984 aus der "amateurreihe elektronica" Nr. 219/220, Seite 72:



Bei den "Typen" handelt es sich um ORWO-Erzeugnisse.

Die Wolfener stellten auch ein Grün-weißes (TYP 761) und rot-weißes Kennband (TYP 762) her.

Von AGFA-Gaevert gab es blau-weißes Kennband.

Soviel als "Anschubser" Smile

Viele Grüße vom Bosporus
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 21.06.2011, 09:50 Betreff:
Ist es möglich, daß die AGFA (West) die Farbe Blau als eine Art Markenzeichen gepachtet hatte?

Mir ist das Blau-weiß ebenso bekannt wie das leuchtend glatte Hellblau welches an den seinerzeitigen polnischen AGFA-Bändern als Vorspann hängt.

Blau-weiß und Rot-weiß habe ich stets ohne zu hinterfragen der Stereo-Ära zugeordnet wobei eben der rote Faden anders als im Amateurbereich dort als Startband fungiert. Grün-weiß ist meinen Augen direkt noch nie untergekommen. Interessant ist die, verglichen mit "bunten" BASF-Bändern, sehr enge Teilung; könnte vllt. sogar als Stroboband für 38,1 funktionieren...


Autor: 19null5 Verfasst am: 21.06.2011, 19:32 Betreff:
Hier mal ein Grün-weisses von ORWO und rot-weisses von AGFA-Gevaert im Vergleich:



Gruß
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 21.06.2011, 21:45 Betreff:
Auf einer Website, die sich dem Thema STUDER & ReVox widmet, habe ich folgende Information gefunden:



Da steht also manches im Widerspruch zu der hierzulanden geübten Praxis und ein "Grün-weiß" kennt man dort auch nicht und so stehe ich hinsichtlich von dessen Verwendungszweck weiter auf dem Schlauch. Doch da ich selber keines habe, steht auch nicht die Frage ob ich es brauchen könnte Smile
Wie dem auch sei, muß man das ja nicht so verbissen sehen und sollte einfach in gleicher Weise wie bisher weiter verfahren. So jedenfalls halte ich es seit Jahrzehnten, seit einer Zeit als Studiobänder überhaupt kein Kennband verpaßt bekamen. Und das ging auch Smile

Allerdings lassen sich die ultradünnen Amateursenkel ohne Vorspannband kaum händeln und hinzu kommt noch, daß die zumeist auch noch Schaltband haben wollen um die Automatikfunktionen nutzen zu können.


Autor: 19null5 Verfasst am: 21.06.2011, 23:22 Betreff:
In der obigen Tabelle von der Studer & ReVox - Seite fehlt Grün ja vollkommen!??

Hier noch zwei weitere Tabellen aus DDR-Literatur:


aus "Platte, Tonband und Kassette" (Monse, 1988)


aus "Eelektronisches Jahrbuch 1990"


Es gab also gegen Ende der 80-er bei ORWO die Farben Grün, Rot, Gelb, Blau und Schwarz mit jehweils Weiss.
Den in der Zahlenfolge fehlenden TYP 763 kann es nicht geben, denn das wäre dann Weiss/Weiss aufdentischhau:

Gruß
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 22.06.2011, 00:20 Betreff: Papier ist geduldig :-)
Ob es all diese bunten Bändchen wirklich je gegeben hat, wage ich doch zu bezweifeln. Alleine schon "725 Blau" - so ein Humbug! Wie gesagt, Zahlen merke ich mir aus Prinzip nicht Smile aber blaues Band kenne ich nur von den AGFA-Polonia Bändern. Wir hier hatten dafür Violett.

Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, daß sowas als Exportartikel produziert wurde! Oder es sollte eben "irgendwann mal" gefertigt werden so wie manches TB, was nachweislich auch nur auf dem Papier existiert. Gut, für Grün-weiß ist ja der Nachweis erbracht. Mich würde Gelb-weiß brennend interessieren Smile

Schwarz-weiß kenne ich als Stroboband. Habe leider keines mehr oder wenn doch, dann keine Ahnung wo es sein könnte Smile


Wenn ich mir die Zahlen so anschaue, dann kommt der Verdacht auf, daß es sich bei den 76x-ern um Normalbandst?rke handelt und damit könnte Grün-weiß tatsächlich für Halbspur-Stereo in 9,53 vorgesehen sein, zum Beispiel für H?rspiel-Sendeb?nder. Ist nur so ein vager Verdacht, einen anderen Sinn kann ich nicht erkennen.


Autor: 19null5 Verfasst am: 22.06.2011, 00:31 Betreff: Re: Papier ist geduldig :-)
Zitat:
Alleine schon "725 Blau"... Wir hier hatten dafür Violett.


Lieber Michael,

schau mal in die erste Tabelle ganz oben, da wird der Typ 725 auch noch als Violett angegeben.

Zitat:
...kommt der Verdacht auf, daß es sich bei den 76x-ern um Normalbandst?rke handelt...


Ich habe keine Mykrometerschraube, aber wenn ich mir die 1000m Grün-Weiss hier anschau, die noch komplett sind, dann tippe ich auf 35?m.



Gruß
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 22.06.2011, 00:47 Betreff:
Interessant ist vielleicht auch, daß es in Westelbien durchaus auch Violett UND Blau gibt bzw. gab. Ersteres habe ich mir mal schicken lassen, das blaue aber nicht weil ich dafür keine Verwendung habe - aber vielleicht sollte ich es sammeln Smile

Also ich denke mal, daß 763 auch machbar wäre: Hellweiß und Garkeinweiß Laughing


Naja, mal sehen was noch so auftaucht...


Autor: 19null5 Verfasst am: 22.06.2011, 01:08 Betreff:
Noch verwirrender:

MTG1 hat in der Galerie ein Bild mit mehreren Kennbandschachteln, wo u.a. auf einer mit rot-weissem Kennband zu lesen ist: "Stereo-Kennband TYP 762 für 9 cm/s"

Und in meinem zusammengeraubten Bildarchiv habe ich das Foto einer ORWO-Schachtel mit Grün-weissem KB TYP 761, das als "Abspannband" bezeichnet ist.

Gruß
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 22.06.2011, 10:33 Betreff:
Zitat:
...aber wenn ich mir die 1000m Grün-Weiss hier anschau, die noch komplett sind, dann tippe ich auf 35?m.


Lieber Hajo, bitte bedenke aber dabei, daß das Kennband keine Magnetschicht besitzt - es ist ja nur bedruckt! Damit erscheint es schon zwangsläufig dünner - was es real ja auch ist. Nur eben der Träger nicht.
Ich hatte mich da wohl falsch ausgedrückt: die 76x steht also für die Dicke der verwendeten Trägerfolie und die ist in dem Falle jene, welche auch als Unterlage der Normalb?nder benutzt wird.

Ich entsinne mich, daß die damaligen Wickel mit AC-Kennband auch den Eindruck erweckten, es hätte sich schon mal jemand daran bedient. Ein Verdacht, der umso vordergründiger ist als die Kartonagen der Rohwickel nicht mit einem Siegelstreifen verschlossen waren. Die Differenzdicke der Magnetschicht von Normalband gegenüber einem farbig bedruckten Träger beläuft sich auf annähernd 15 ?m - das entspricht damit dem zahlenmüßigen Unterschied von Normal- zu Langspielband.

Wenn ich es nicht vergesse, werde ich mal einige Bandsorten und -typen mit dem Dickenmesser genau ermitteln.


Autor: capstan Verfasst am: 22.06.2011, 11:37 Betreff:
Ein Bekannter aus Berlin arbeitete damals bei der "Schallplatte".
Er hatte an seiner Bungalow- Tür einen bunten Vorhang aus den verschiedenfarbigen Kennbändern als Insektenschutz angebracht.
Er meinte: "das machen hier alle so".
Darunter waren auch die Farben Blau und Violett vertreten.
Da in der DDR vieles im tristen Grau gehalten war, war es besonders schön anzusehen, wenn die bunten Farben lustig im Wind flatterten.
Es kam mir so vor als würden diese bunten Bänder nur für diesen Zweck hergestellt, denn in der Firma bekamen die Senkel keinen farbigen Vorspann, sondern nur ein Stück normales Band seitenverkehrt angeklebt.
Die helle Bandr?ckseite wurde beschriftet, um den Wickel dem richtigen Karton zuordnen zu können.
Leerbandstellen waren allerdings schon in unmagnetisierbarem Weiss oder Gelb gemacht.

Es gab nicht nur Kennbänder, sondern auch "Kennbobbys".
Diese wurden ebenfalls mit allerlei Etiketten beklebt und beschriftet.
Die späteren Ausführungen mit den matten Farbsegmenten waren zum Beschriften vorgesehen.

Gruß

Bernd


Autor: MGW51 Verfasst am: 22.06.2011, 12:05 Betreff:
Zitat:
Es kam mir so vor als würden diese bunten Bänder nur für diesen Zweck hergestellt...


Das wird wohl auch tatsächlich so gewesen sein denn wer will denn schon mit einem Wust sich ständig ändernder bunter B?ndel hantieren? Das ist völlig lebensfremd! Wenn ich nicht irre besitzen professionelle Cutterstationen nicht mehr als zwei Kassetten für Kennband, bevorzugt weiß und Rot.

Durch die Einführung der grauweißen Rückseitenmattierung war weiß als Trennband dann doch nicht mehr so ideal - also hat man stattdessen wohl Gelb hergenommen.

Bobbies zu beschriften bedeutet ja, daß das zugehörige Band stets auf ebendiesem Kern verbleibt. Also meine Praxis sieht da anders aus. Das gilt ebenso für Spulen. Da ich nahezu ausschließlich mit Halbspur zu tun habe, müßte jedes Band nach Gebrauch auch nur einer Seite wieder umgespult werden. völlig abwegig für mich. Ich muß mich schon antrengen, daß jedes Band wieder in seinen regul?ren Karton zurückfindet Smile

Im Grunde ist der Vorspann nur dort unumgänglich, wo mit Schaltband gearbeitet werden muß und das ist nur bei meinen UHER Universal und Lehrgerät der 5000-er Serie zwingend.

Wenn ich das so überdenke kann ich mir auch vorstellen, daß alle diese bunten Bändchen hauptsächlich von der Platte verlangt worden sind. Dort hat man ja hauptsächlich die Masterb?nder archiviert und das sicher in unterschiedlichsten Formaten.


Autor: 19null5 Verfasst am: 22.06.2011, 13:24 Betreff:
Aber auch für die Bandmaschinen, auf denen im Rundfunk per (Regler-)Fernstart die WortBeiträge und Musiktitel abgefahren wurden, benötigten die Bänder ein Vorlaufband, um nicht per Kopfhörer den Anfang suchen zu müssen. Letzteres wurde aber trotzdem häufig gemacht, um Sicher zu stellen, daß kein falsches Band im Karton war ... Smile


Autor: MGW51 Verfasst am: 22.06.2011, 13:55 Betreff:
Na klar Hajo, das ist schon logisch weil man nur so - wie beim klassischen Film - eine definierte Startposition festlegen kann. Allerdings glaube ich nicht, daß da "dutzende Fliegenvorhänge" vorgehalten worden sind. Einfach Rotband dran und gut.

Ich weiß es aber nicht aus eigenem Erleben, kann mir nur nicht vorstellen, daß man dort so ein Gewese veranstaltet hat. Die Maschinen konnten ja - anders als Kameras - nicht erkennen was für ein Band aufgelegt wurde. Dazu hätte es der Möglichkeit bedurft, die Kennbänder aktiv zu lesen und dann die Kiste entsprechend umzuschalten - vollautomatisch versteht sich. Der Idealfall für das Einmannstudio Wink


Autor: MTG20 Verfasst am: 30.08.2016, 11:25 Betreff:
Zu diesen Kenn- und Vorspannbändern möchte ich noch einige Bemerkungen machen. Studiobänder aus Wolfen wurden ohne Kennband ausgeliefert. Das trifft auch für Bänder mit überbreiten anderer Firmen zu.
Bänder für Heimtonbandgeräte wurden von allen mir bekannten Firmen mit grünem und rotem Kennband
hergestellt.

Bezugsb?nder von ORWO:
Bezugsband 9 Anfang Grün Ende Rot 1981
Bezugsband 19 Anfang Grün Ende Rot 1981
Bezugsband 38 Anfang Grün/weiß Ende Rot 1988
Rotes Kennband ist hier nur ein Spulen- bzw. BobbyFäller, da diese Bänder nicht gewendet werden.

Stereotestb?nder ORWO 1987:
Stereotestband 9 Anfang Gelb Ende Rot 27,90 M
Stereotestband 19 Anfang Gelb Ende Rot 32.90 M

Die Kennbänder geben bei den Bezugs- und Testbändern keinen Hinweis auf die Bandgeschwindigkeit.

Bei Studiobändern wurden mindestens weiße Vorspann- und Trennb?nder verwendet. Damit konnten die Startpunkte einzelner Aufnahmen festgelegt werden.

Viele Grüße

Winfried


Autor: MTG20 Verfasst am: 01.09.2016, 05:54 Betreff:
Als Nachtrag möchte ich noch darauf hinweisen, daß die ORWO-Klebesets nur die Kennbänder Grün. Rot und weiß enthielten. Es war die Zeit der Vierspurtechnik mit den Bandgeschwindigkeiten 9 und 19. Nach farbigen Versuchen habe ich die Art der Aufnahmen auf den Tonbandschachteln vermerkt.

Viele Grüße Wnfried


Autor: MGW51 Verfasst am: 01.09.2016, 10:27 Betreff:
Es gibt ein paar Überlegungen meinerseits, die ich ebenfalls festhalten möchte:

Schauen wir uns an was auf dem Auszug von der Studer-Revox Seite steht, dann tut sich doch die Frage auf, daß es "nirgendwo auf der Welt" graues / grau-weißes Kennband zu geben scheint, außer eben in der Welt der Revoxianer.

Hajo hat das auch bemerkt: nirgendwo haben die Grün gelistet!

Ich bin überzeugt, daß hier einfach ein unkundiger Abschreiber "gn" als "gr" gelesen hat und auf diesem Wege für ungeahnte Verwirrung sorgte.



Anders als von Winfried geschrieben gibt oder gab es Hersteller, deren HeimTonbänder generell gänzlich ohne Kennband oder mit ellenlangem, neutralen, transparentem Vorspann geliefert worden sind.
Bei erstgenannten fällt mir die Billigmarke Quantegy ein, bei den letztgenannten handelt es sich nach meiner Erinnerung um Maxxel - aber genauer kann ich es erst sagen, wenn ich mal im Archiv grabe.
Sofern ich mich nicht t?usche, hatte RMG ebenfalls nackte Bänder für den Amateurmarkt konfektioniert.


Autor: KaBe100 Verfasst am: 05.12.2016, 16:10 Betreff:
Hat bei mir viele Jahre in einer Schublade geschlummert: Filmfabrik Wolfen GmbH, Typ 722 aus der Nachwende-Zeit. Kam zu mir aus der bekannten Bucht geschwommen und war noch versiegelt. übrigens bin ich beim Scannen über diese Farbkombination gestolpert, man wird sich doch nichts Böses dabei gedacht haben Confused

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