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Zitat: | In der DDR stand der Zweck immer im Vordergrund, nicht das Aussehen. |
Ja Bernd, das ist wohl wahr!
Der Vorteil dieser PreÖlinge besteht ja darin, daß sie billigst in hoher Genauigkeit hergestellt werden können; die Betonung liegt auf können!
In dem realsozialistischen Alltag - das wissen wir Altgedienten eben nur zu gut - hatte man aber auf das kleine W?rtchen können nicht viel gegeben. Da gab es zwar staatliche Planvorgaben welche unter allen Umständen zu erfüllen waren doch damit nicht genug! Getreu dem alten Teutonenmotto "Männer wie wir spucken ins Bier, schmeißen die Wurst weg und fressen?s Papier" stellte man sich eifrig selbst ein Bein indem man einen "Gegenplan" - jawohl, so hieß das wirklich - zum Staatsplan präsentierte. Wer nun als unbedarfter Leser glaubt das sei eine Art Oppositionspapier gewesen, ist schlicht auf dem Holzweg!
Mit dem Gegenplan sollte der eigentlich Staatsplan noch getoppt werden! Von der grundsätzlichen Idee sogar eine gute Sache - allein die Art und Weise wie das in der Praxis realisiert wurde, ließ einem schonmal die Fußnägel aufrollen
Und hier macht unser PreÖling richtig große Politik, Wirtschaftspolitik versteht sich. Einesteils wurde eine Mehrproduktion durch "eingespartes Material" propagiert und auch mit durchschlagenden Erfolgen realisiert. Die spätfolgen dieser Erfolge durften dann regelmäßig von Anderen beseitigt werden. Die Kosten hatte die Allgemeinheit zu tragen. Es ging allso nicht darum, generell Material mit Nichts zu ersetzen sondern das bilanzierungspflichtige originale Rohmaterial entweder ganz oder mindestens teilweise durch irgendwelche Substitute zu ersetzen. In sehr wenigen Fällen waren diese Substitute sogar gleichzeitig standfester und preiswerter da nicht importabhängig. Bekanntestes Beispiel ist die Beplankung der Rennpappen mit Duroplast an Stelle von (damals) zu importierendem Tiefziehblech. Das mir als idiotischstes Projekt bekannte Verfahren sollte Straßenbeton durch Lumpen ersetzen. Ich kenne jeden Meter der damaligen Versuchsstra?e! Das absurde daran ist, daß diese Methode nichtmal schlecht ist - schlecht ist eben nur, daß es hierzulanden regelmäßige Winter gibt und daß dabei Wasser zum gefrieren neigt und dieses blöde Wasser dabei einen Volumenzuwachs an den Tag legt, der auch den hörtesten Fels zu sprengen vermag. Schei? Wasser
Doch zurück zu unserem hei?geliebten Bobbie. Lumpen sind dort garantiert nicht beigemischt worden. Ich weiß nichtmal was man dort (und ob überhaupt!) "artfremdes" zur Pre?masse hinzugefügt hatte; bestenfalls handelt es sich um Beimischungen von Regenerat, das wäre dann wirklich nicht "artfremd". Bei solchen Teilen kann man ja eine Produktionssteigerung auf einfachste Weise durch die Verringerung der Taktzeiten erzielen. Ein weiteres Plus bringt dann die Verlängerung der Einsatzzeiten der Werkzeuge bis zur nächsten turnusmüßigen Verschleißreparatur. Da die Preßwerkzeuge nur in der Offenphase gek?hlt werden, läuft deren Temperatur zwangsweise auch immer h?her und damit werden die PreÖlinge schlicht zu hei? = zu plastisch ausgeworfen. Das führt zu ungewollter Gratbildung, tiefen Eindrücken der Auswerfer und durch die ungleichmäßige Nachk?hlung zum unkalkulierbaren verziehen. Letzteres versucht man durch entsprechend gestaltete unterschiedliche Wanddicken in den Griff zu bekommen.
Bei allen negativen Aspekten stellt es dennoch eine reife Leistung dar, daß diese PreÖlinge, trotz ihrer qualitativen, haptischen und optischen Mängel überhaupt gebrauchsfähig geraten sind! Das meine ich ohne Ironie, es gab auch bei uns genügend Leute, deren Berufsehre schlimmeres verhindert hatte. |
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