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Autor: MGW51 Verfasst am: 09.05.2010, 10:32 Betreff: DDR-Musikschr?nke, Messemuster und Kleinstserien
Hier stellen wir einige äußerst seltene Tonmöbel vor, die z.T. reine Unikate sind oder deren Verbreitung durch kleinste Stückzahlen fast nur regional erfolgte. Anlaß dazu liefert nicht zuerst das eingebaute Radio sondern - Ihr ahnt es - das was sonst noch drinsteckt: Tonbandgerät und Plattenspieler.

Vom ersten Modell ist uns bisher nur das wenig schöne Zeitungsfoto bekannt. Es ist leider auch nicht bekannt, aus welcher Publikation dieses entnommen wurde. Denkbar ist z.B. eine normale Tageszeitung, welche dies als Bericht über eine einheimische Firma abfasste. Das Foto selbst erscheint mir wie eine Schaufenster- bzw. Ladenaufnahme - das vermutliche Preisschild welches im Bereich des Gebisses eingeklemmt scheint läßt mich dies so annehmen.

Unbekannt sind insbesondere das exakte Baujahr des Mübels sowie dessen Hersteller, der Typ des Empfängerchassis sowie dessen Hersteller und ebenso Typ und Hersteller des Phonolaufwerkes

Einzig das TB-Chassis kann eindeutig als ein Merseburger Ton-Gerät 1 der Firma SCHNEIDER-TON, gegr. 1930, identifiziert werden. Dessen Bauzeit ist auf den Beginn der 50-er Jahre zu datieren. Darauf weisen die so nicht industriell gefertigten Spulen hin. Zudem kam etwa um 1954 das ausgereiftere Ton-Gerät 2 auf den Markt.



Wer kann etwas Licht ins Dunkel der ungekl?rten Fragen bringen? Insbesondere sind hier wohl die Radiosammler gefragt. Als besonders markant empfinde ich die Drehknöpfe. Das Skalenglas allein ist für mich zu wenig aussagekräftig um einen Hersteller eindeutig ausmachen zu können. Leider sind die Bereichstasten von einem Schild verdeckt, so daß deren Form und Farbe nichtmal erahnt werden kann.

Nachtrag:
Dank MTG1 haben wir nun das obenstehende Bild erhalten, womit mein kleines, viel mieseres Bild ersetzt werden konnte. Und damit ist es auch ganz deutlich zu erkennen, was es mit dem vermeintlichen Preisschild für eine Bewandnis hat Smile Zugleich zeigt die Skala recht eindeutig das große "S" wie Rundfunkwerk Sonata als Zeichen von Niemann&Co., Halle/Saale.

Hinweise, auch Vermutungen, werden gerne per Email entgegengenommen.


Autor: TipFox Verfasst am: 09.05.2010, 13:05 Betreff:
Hallo Michael,

ein besonderes Merkmal dürfte die schräge Verzierung im unteren Teil sein. Jedenfalls gibt es im RM im Zeitraum 1945-1965 nicht ein einziges Bild mit etwas Vergleichbarem - die sind entweder senkrecht oder nicht vorhanden ...

Eine _entfernte_ ähnlichkeit gibt es mit einem Musikschrank von Br?mel (Rudolstadt) "Musikschrank 97-51" - (EAK - großsuper), da steckt aber wohl ein MTG25 drin.
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 06.08.2015, 13:09, insgesamt einmal bearbeitet


Autor: MGW51 Verfasst am: 09.05.2010, 13:47 Betreff:
Lieber Jürgen,
was meinst Du mit "schräge Verzierung im unteren Teil" ?

Wenn sich das auf die St?be vor der Schallwandbespannung bezieht, so kann ich dazu nur sagen, daß die so absoluter Standard dieser Jahre sind. Im zugeklappten Zustand stehen die St?be senkrecht.

Die Schallwand als solche hat diese Funktiona allerdings auch nur im eingeklappten Zustand inne denn dann liegt der Bezugsstoff unmittelbar einem Kasten auf, welcher am Boden des Mübels verschraubt, nach hinten typischerweise offen, vorne die großen SchallÖffnungen der meistens mindestens zwei Lautsprecherchassis besitzt.

Die Bauweise des Schrankes entspricht jener des MEISTERSINGER, die umlaufenden Messingstreifen in den Türen sind identisch, ebenso die umlaufende Einfassung des Skalenausschnittes wogegen der Zierring der EM11 typisch für Staßfurter DIAMANT-Chassis im großen Schrank ist. Denkbar ist allerdings, daß diese Röhre hier ausschließlich für das TB genutzt wird da, wie es den Anschein hat, das Rundfunkchassis ein eigenes Auge hinter dem Skalenglas mitbringt. Beim TG1 gibt es noch keine Aussteuerungsanzeige. Die wurde erst beim TG2 eingeführt.


Noch etwas zum allgemeinen Verständnis:
Es ist durchaus üblich gewesen, daß Tonmöbelhersteller - und Stern-Radio Staßfurt hatte selbst eine sehr große Mübelfertigung - ihre Schr?nke, Truhen und Schatullen mit den verschiedensten Geräten anderer Hersteller - auch privater - bestückten, obwohl sie selbst solcherart Geräte produzierten.
Ich erwähne dies, weil mir die damalige Praxis westlich der Elbe nicht bekannt ist. Dem Vernehmen nach herrschte dort ja teilweise eine nahezu irrsinnige Fertigungstiefe wenn auch nicht immer real, so doch in den Köpfen der dortigen Kundschaft - ich denke da nur an "Original Grundig-Antriebsriemen", "Grundig-Tonband für Grundig-Geräte" und ähnlichen Humbug. Klar, paßt so auf viele Marken!
Allerdings gab es ja auch reine Mübelbauer, welche selbst nie irgendein Gerät herstellten - bei uns z.B. die Fa. Peter in Plauen...


Autor: snzgl Verfasst am: 09.05.2010, 15:41 Betreff:
Das Phonolaufwerk könnte vielleicht ein Supraphon sein. (Hier ist aber nicht die Schallplattenfirma gemeint oder haben die auch die Plattenspieler gemacht).
Nach starker VerGrößerung ist für mich ein gebogener Rohrtonarm zu erkennen.
Kenne so ein Supraphon-Chassis allerdings nur in einer Schatulle in Brotkastenform.
Ein Merkmal am Tonarm war, daß der Tonkopf, so ähnlich wie heute beim SME-Anschluß gesteckt war.
Wenn ich mich recht erinnere, hatte das Schatullenlaufwerk drei Geschwindigkeiten (33, 45, 78) .
Mein damaliger Bekannter, ein älterer Herr, hatte nur Schellackplatten und daher nur den Tonkopf mit wechselbarer Stahlnadel. Weil der Dreher nun auch die "heutigen" Drehzahlen hatte, fragte ich ihn nach einen anderen Tonkopf, bzw. ob er einen hätte. Aber er sagte, er hätte nur diesen und br?uchte auch keinen anderen. Jedenfalls war der Tonkopf ganz einfach auszutauschen, das hätte sogar der, technisch eher unbegabte, Herr hinbekommen. Ich hatte ihm den abgezogenen Kopf ja gezeigt und er hat ihn auch selbst wieder drangemacht und noch gesagt, wenn er das gewußt hätte, daß es so einfach ist, hätte er sich bestimmt um den anderen Tonkopf bem?ht und dann auch moderne Mikrorillenplatten gekauft.
Das Chassis, war nach meiner Erinnerung aus Metall und hammerschlagsilber.
Der Plattenteller war ebenfalls ganz aus Metall und ganz und gar mit braunem Filz überzogen, auch der Rand.
Der Antrieb erfolgte, wie bei den meisten Plattenspielern üblich mit Reibrad und Stufenrolle auf der Motorwelle.
Ich vermute mal, daß die Plattenspielerschatulle so aus den Anf?ngen der 50er Jahre stammen müßte. Der Mann sagte mir, daß er sie selbst damals neu gekauft hätte. Dazu hatte er anfangs noch so ein altes Radio, wo der Wellenschalter an der rechten Seite als Drehschalter war. Vorn war links der Stoff für die Schallwand und rechts in gleicher quadratischen Größe die Skalenscheibe.
Dazwischen befand sich eine Holzrippe in der auch die EM11 sa?. Unten waren dann in gleichen Abst?nden drei gleichgroße dunkle Knöpfe. Dieses Radio stand immer oben auf der Schatulle drauf, ob es schon UKW hatte, weis ich leider nicht mehr.
später hatte der Mann sich dann noch einen Prominent (Transistorradio) in der üblichen Regalform gekauft. Am Plattenspieler mußte dann der Tonabnehmerstecker in Din getauscht werden. Zu einem moderneren Plattenspieler ließ er sich aber nicht überreden. Weis auch nicht, woher er die Unmengen von Stahlnadeln hatte. Er bestand jedenfalls drauf, daß für jede Schallplatte auch ja eine neue genommen wurde.


Autor: MGW51 Verfasst am: 09.05.2010, 16:46 Betreff:
Lieber Gerald,

SUPRAPHON ist ein Staatskonzern, ähnlich wie MELODIJA in der UdSSR gewesen. Die haben also auch selbst Plattenspieler gebaut; Molodija baute ja auch Tonbandgeräte.

Es war früher nicht unüblich, daß die großen Plattenfirmen auch die Abspieltechnik herstellten: Columbia, Electrola, Grammophon, Supraphon, um nur einige zu nennen - Nils könnte das sicher fundierter bringen - haben sich dann eben auch bis in die jüngste Vergangenheit bzw. in die Gegenwart gehalten. Richtige Schallplatten macht aber von denen derzeit wohl niemand mehr.

Mit Deinem Tip könntest Du tatsächlich richtig liegen - das Supraphon-Laufwerk wurde dazumal sehr gerne in hochwertige Musikmübel montiert.

Was die Stahlnadeln angeht, so tat der Mann genau das richtige - jede Plattenseite eine neue Nadel. Nadeln gibt es in jeder gewünschten Menge auch heute noch aus aktueller Produktion. natürlich auch in allen möglichen Stärken. Nur Winkelnadeln sind extrem selten auf dem Markt - ich habe mal ein Tütchen ergattert, für einen opulenten Preis, der aber angesichts der Seltenheit durchaus gerechtfertigt ist.


Autor: TipFox Verfasst am: 09.05.2010, 17:40 Betreff:
Hallo Michael,

das habe ich einfach falsch gesehen. Auf den ersten Blick sah es nach schrägen Leisten aus, aber jetzt sehe ich auch, dass es nur herausgeklappt ist Laughing

OK - trotzdem, oder gerade dann, war das einzige ähnliche Bild im RM das erwähnte von Br?mel. Allerdings sind auch im RM nicht alle Musikschr?nke mit Bildern hinterlegt ...
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 06.08.2015, 13:11, insgesamt einmal bearbeitet


Autor: MGW51 Verfasst am: 09.05.2010, 20:47 Betreff:
Ersteinmal vielen Dank euch beiden für das Engagement.

daß im RM nicht allzuviele Musikschr?nke bildhaft erfaßt sind ist nicht weiter erstaunlich. Wer sammelt schon sowas? Ich kenne nur einen "Verrückten", welcher sich in diese Materie voll reinkniet und der hat eben auch den erforderlichen Platz dafür. Ansonsten hat so mancher Sammler mal das eine oder andere Modell in seinem Bestand - aber schon bei einem zweiten Gerät droht der h?usliche Frieden zu zerbrechen.

Es kommt noch ein Umstand hinzu: Viele dieser großen Musikmübel wurden in Kleinstauflage, manchmal kaum mehr als f?nf Exemplare, gebaut. Etliche Schr?nke erlebten nur ein Solit?rdasein als Messemodell etc. Da sind wir schon froh, wenigstens ein Belegfoto zu finden.

So ein Fall ist z.B. das folgende Modell:


Autor: TipFox Verfasst am: 09.05.2010, 21:33 Betreff:
Schau mal an - da hast Du mehr als das RM Laughing

Aber immerhin ist das Gerät gelistet ...

9E92


Autor: MGW51 Verfasst am: 09.05.2010, 23:18 Betreff:
Naja, ein Grund zum Feiern ist das aber auch nicht Smile


Autor: 19null5 Verfasst am: 10.05.2010, 00:23 Betreff:
Ein ähnlich aussehendes Gerät wie am Anfang gesucht gibt es hier bei del-service.de
Auf der selben website ist auch eine Truhe zu finden, die der 9E92 sehr ?hnelt, allerdings mit anderem Radio und Tonband. Nur was ist das für ein TB ?



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Viele Grüße aus Athen
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 10.05.2010, 09:52 Betreff:
Lieber Hajo,
den Schrank auf dem Foto - Schaljapin - kenne ich; er ist bestückt mit einem MTG20b. Fotos davon in unserer Galerie vorhanden. Das Radio verfügt über Schiebetasten - also keine Tasten zum herunterdrücken wie bei den späteren Gebissradios so üblich. Die Schiebetaste wurde später zumeist bei den Klangregistern beibehalten und in den HenkelGeräten lebt sie fort bis in unsere Zeit.

grundsätzlich ist die Bauart des Schrankes die gleiche wie sie auch der Meistersinger mit seinem Staßfurter Radio zeigt und wie sie auf dem Zeitungsbild zu erkennen ist. Auch die schlanken Ziehgriffe sind so bei allen mir bekannten Schränken dieser Bauart stets gleich - nur das Zeitungsbild kommt mit solchen atypischen großen runden Ziehgriffen daher. Auf dem Foto von Jens ist ein Rochlitzer Empfängerchassis eingebaut, die Wellen für die Drehknöpfe (wieso werden diese Teile eigentlich als Achsen bezeichnet?) gehen durch den Holzkorpus - auf dem Zeitungsbild tun sie das zwar auch, aber wesentlich näher an der Skala und diese schaut mir auch fremd aus.

Der Jens hat von mir schon eine Bitte um Hilfe bekommen - wenn es ein Rochlitzer Chassis ist, dann kennt er es auch.


Autor: MGW51 Verfasst am: 10.05.2010, 18:00 Betreff:
Die von Hajo bei Jens entdeckte Truhe 11E103 ist der 9E92 tatsächlich nur ähnlich. Zwei Dinge verbinden beide Familiens?rge: Sie wurden auf der Leipziger Messe 1951 wiederholt gezeigt und gerade die 11E103 schlug mächtige Wellen. Und sie sind u.a. mit einem Heimtonbandgerät bestückt, mit dem Gerät schlechthin, welches seinerseits bereits auf der 1950-er frühjahrsmesse für Aufsehen sorgte.

Die FunkTechnik schrieb dazu u.a.:

Und bezüglich des Tonbandgerätes:


Autor: MGW51 Verfasst am: 10.05.2010, 23:17 Betreff: SONATA !?
Vor wenigen Minuten kam eine neue Mail herein. Ein bekannter Truhen- / MTG-Sammler hatte in seinem Fundus das gleiche Bild, aber in wesentlich besserer Qualität - also schaut einfach nochmal hin!

Die Hallesche Fa. Niemann hat ja nicht so viele Modelle gebaut wie Rochlitz und wenn ein Dokument schonmal auf diese Firma abgelegt wurde, dann sicher nicht grundlos! Etwas muß Niemann ja auch gemacht haben. Den Plattenspieler hatte Gerald bereits als Supraphon identifizieren können - jetzt erkenne ich das auch - und das TB stand ja von Beginn an fest. Den Schrank selber ordne ich Staßfurt zu - ich glaube, daß Sonata auf der L?derburger ein paar Rohbauschr?nke eingekauft hat und gut. Das Teil ist m.E. millimetergenau ein MeistersingerGehäuse - bis auf die Griffe eben und natürlich den Phonoauszug und andere Kleinigkeiten.

Dem Jens werde ich auch erstmal die neue Zielrichtung durchgeben. Dann sehen wir weiter.


Autor: 19null5 Verfasst am: 10.05.2010, 23:56 Betreff:
Lieber Michael,

ich habe dieses Foto jetzt auch gefunden:
Es ist auf der CD zum Buch "Die Geschichte der Fonoindustrie der DDR" Smile


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Viele Grüße aus Athen
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 11.05.2010, 09:38 Betreff:
Also auf der CD vom Buch finde ich dieses Bild nicht - dort ist weder ein Ton-Gerät noch irgendein Musikschrank drauf. Das wäre mir auch irgendwie erinnerlich gewesen. Es ist aber denkbar, daß Du eine andere CD hast!

Nun, da ich von Winfried das bessere Bild bekommen habe, ist ja das große S von SONATA auch klar als solches erkennbar - wenn man erstmal in diese Richtung die Hirnstr?me gelenkt hat Smile

Das Chassis ist also ein Sonata 52W!

Bei den praktizierenden Gralsh?tern der Radioindustrie habe ich eben mal nachgeschaut und war positiv überrascht - man hat sich ja von den Briefmarkengroßen Präsentationen verabschiedet - welch Wunder - und bietet nun Bilder im Zigarettenschachtelformat an! Da kann wenigstens mal wirklich was erkannt werden und so fiel es mir nicht schwer den 52 W zu identifizieren. Es war mir bis dato nicht erinnerlich, daß auch Niemann - bei eben diesem Gerätetyp - eine EM11 seitlich hinter der Skala platzierte.
Was ich erst als eine Art eingeklemmtes Preisschild zu erkennen glaubte, entpuppte sich schließlich als ein Schiebetastenaggregat. für meine Begriffe sieht das echt besch...en aus! Aber darum geht es nicht. Das Mübel hatte ich als Meistersinger typisiert - muß ich korrigieren! es ist der Schaljapin-Schrank! "Tischplatte", Auszug und Türen sind zwar mit den Formen zum Meistersinger identisch, die Rundfunkblende ist es aber nicht. Diese entspricht mit der profilierten unteren Abschlussleiste exakt jener des Schaljapin - das ist auf dem Foto vom Jens gut erkennbar - ich habe aber auch noch andere Detailaufnahmen des Schaljapin, wo es zwar um das MTG20b geht aber diese Partie mit im Bild erfaßt ist.

Der Grundkorpus dieser Schr?nke ist allerdings identisch.

In der Galerie habe ich Fotos aller bisher bekannten Modelle / Ausführungen der Merseburger Ton-Geräte liegen. Besonders jenes des Typ 1 zeigt, daß hier noch experimentiert wurde - bei einem Handwerksbetrieb auch nicht ungewöhnlich. Die Köpfe auf dem Ihbee-Foto von Hajo ähneln denen die Alfred Donner bei seinen BausatzGeräten benutzte zum verwechseln. Auf dem Foto in der Galerie dagegen, wird der Kopfbereich von einer Haube abgedeckt. Sieht nicht gerade edel aus, muß so auch nicht original sein! Beim TG2 wie auch ich es besitze, hatte Schneider dann auf Spitzkeilköpfe gesetzt. Die sind ja moderner, einfacher herstellbar und viel perfekter und leichter justierbar als die SchÖllerschen Ringkernköpfe mit ihren Taumelscheiben.

Etwas anderes ist noch interessant: Die Umlenkrollen!
Wir kennen diese exakt in dieser BauAusführung ja vom wesentlich jüngeren Tonmeister1. Haben die Magdeburger etwa diese Teile bei Schneider eingekauft? Es ist Auffällig, daß der MT2 ebenso wie Schneiders TG2 auf Rollen verzichtet. Einfache Umlenkbolzen aus Messing tun es beim magdeburger Gerät - beim TG2 dagegen sind die Umlenkbolzen aus verschleissfester Keramik. Ein m.W. absolutes Novum im DDR-Heimtonbandgerätebau.

Offen bleibt jetzt die Frage, wie das im Schrank eingebaute Auge angeschaltet ist. Mit dieser Unklarheit werden wir aber wohl leben können Laughing


Autor: 19null5 Verfasst am: 11.05.2010, 11:53 Betreff:
MGW51 schrieb wie folgt:
Also auf der CD vom Buch finde ich dieses Bild nicht - dort ist weder ein Ton-Gerät noch irgendein Musikschrank drauf. Das wäre mir auch irgendwie erinnerlich gewesen. Es ist aber denkbar, daß Du eine andere CD hast!


Lieber Michael,

Fehler von mir! Das Bild ist nicht auf der CD zum Buch, sondern auf der Silberscheibe "Service Fonotechnik" aus dem selben Verlag (Funk Verlag Bernhard Hein e.K.).
Das besagte Bild ist betitelt mit "Schneider TB in Sonata Truhe". Leider keine weiteren Unterlagen.


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Viele Grüße aus Athen,
Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 11.05.2010, 13:48 Betreff:
Oha, da kann ich nicht mithalten Smile

Aber wenigstens ist jetzt eine Quelle bekannt und da sollte es möglich sein, den wirklichen Ursprung herauszufinden.

So ein Zeitungsbild steht ja sehr oft mit +/- reichlichem Text in Verbindung. Den zu finden ist jetzt angesagt.


Autor: MGW51 Verfasst am: 05.11.2010, 22:26 Betreff:
Ich möchte das hier an dieser Stelle fortführen. Der Grund dafür ist schlicht darin zu sehen, daß ich bei der Sichtung meines Archivmaterials noch weitere Varianten dieser Geräte entdecken konnte - genauer gesagt hätte ich die schon eher erkennenmüssen denn die Bilder ligen seit wenigstens 5 Jahren bei mir. Durch den seinerzeitigen Tod beider 80 GB Festplatten innert nur weniger Tage konnte ich leider nicht mehr alle Datensätze vollständig rekonstruieren und überdies ist das eine sehr zeitraubende und wenig freude bereitende Schinderei. Also habe ich mich auf wichtiges beschränkt und so z.B. bei meinem Emailprogramm nur den Attachmentordner extrahiert. Das ist der Grund dafür, daß ich viele Quellen nicht mehr ausmachen kann. Aber meine Sturheit bzgl des reinen Textmodus bei Email hat sich mal wieder als goldrichtig erwiesen. wären die Bilder in HTML-Mails eingebunden, dann Gute Nacht!

Doch zurück zum eigentlichen Thema:
Bisher bin ich stets von nur zwei Modellen bei Schneider ausgegangen - eines davon in meinem Besitz lauert noch der Restaurierung, es fehlt ein Tastenknopf und es fehlt ebenso die Tonkopfabdeckung wie auch bei dem Gerät von J?rg. Ein Fabrikschild habe ich auch nicht und einen Koffer gibt es ebensowenig weil der Apparat ein Einbauchassis ist. Also alles Gründe, welche mich nicht gerade vor Enthusiasmus auf dem Tisch tanzen lassen.

Nachdem ich heute ein paar weitere Bilder in den Katalog eingebaut habe, mußte ich stutzen: Das Ton-Gerät im Sonataschrank ist noch eine ältere Ausführung ohne DIN-gerechte Mitnehmer! Ein weiteres Zeitungsbild aus meinem Fundus zeigt dieses Modell als KofferAusführung. Und dazu gibt es noch das Gerät von Michael Seifert, welches eine ntwicklung dieser Ur-TG darstellt. Wir haben nun also in dem Katalog Magnetton insgesamt 4 Ton-Geräte auf der übersichtsseite und nur so ist ein optimaler Vergleich möglich. Das Auftauchen eines 5. Modells würde mich nun auch nicht sonderlich schockieren Smile

Bedauerlich ist einzig der Umstand, daß von der ErstAusführung leider kein vernünftiges Gerätefoto vorliegt; Dem Seifert-Modell entsprechen dagegen die Bilder welche Hajo weiter vorne eingestellt hat. Ich werde mal sehen, ob ich den Kamerade Seifert irgendwie erwische, vielleicht daß er uns nochmal ein besseres Foto zukommen läßt.

Soweit erstmal im Fall Schneider.


Autor: KB100 Verfasst am: 02.12.2010, 21:32 Betreff:
Darf ich mich an dieser Stelle mal einklinken. Weiter oben meine ich gelesen zu haben, dass der Plattenspieler zu diesem Schrank als "Supraphon" erkannt wurde. Wie den Zeitungsausschnitten von Michael zu entnehmen ist, handelt es sich um das Modell APS 10/49. Und das wurde im Funkwerk KÖlleda produziert. Ich habe heute ein Foto davon in die Galerie eingestellt.


Autor: KB100 Verfasst am: 02.12.2010, 21:50 Betreff:
Ich muss wohl meinen letzten Beitrag noch konkretisieren. Meine Aussage bezieht sich auf den RFT-Musikschrank 9E92.


Autor: MGW51 Verfasst am: 01.04.2011, 22:06 Betreff:
Lieber Klaus,

die Herkunft des Köpenicker Drehers ist unstrittig - wie Du schon richtig schreibst, steckt der im Staßfurter 9E92.

Der Thread hier dreht sich allerdings um kein VEB-Erzeugnis sondern um die "bei Dir um die Ecke" von der Fa. Niemann & Co. seinerzeit gefertigte Kiste mit dem Sonata 52W und dem Schneider-Ton-Gerät in der vermutlich 1. Ausführung - also noch ohne DIN-Spulen! - was an den dicken (20 mm?)mittigen Bolzen erkennbar ist.

Im Zuge der Suche nach Antworten kamen eben auch die zwei VEB-Schr?nke zur Sprache.

Es geht manchmal etwas kunterbunt hier zu - aber irgendwie kommen wir immer auf den Punkt Smile


Autor: Stassfurter Verfasst am: 01.07.2011, 11:06 Betreff:
Zitat:
Wer sammelt schon sowas? Ich kenne nur einen "Verrückten", welcher sich in diese Materie voll reinkniet und der hat eben auch den erforderlichen Platz dafür.


Ich bekenne mich auch zu diesem platzintensiven Hobby. Habe mehr als 30 Musikschr?nke aus der DDR bis 1959. Der Schwerpunkt liegt bei Stassfurt, aber auch Exoten wie B?hm, Polyhymat, Br?mel, Elbia und Pellegrinetti gehören dazu.


Autor: MGW51 Verfasst am: 02.10.2011, 15:39 Betreff:
Es gab Einspruch auf meine Aussage bezüglich des Mübels als "Meistersingerschrank".

Dazu muß ich etwas anmerken:
natürlich gibt es offiziell keinen "Meistersingerschrank" - die exakte Bezeichnung der Holzkiste ist mir nicht geläufig. Ich benenne das Mübel eben danach, was den meisten Lesern, die mindestens aus AltersGründen ein wenig mit der seinerzeitigen Produktpalette vertraut sind, in Erinnerung sein wird und das ist vermutlich ohne Zweifel der Meistersinger oder 10E151.

Dieser Holzkasten ist eine Art Standardschrank und wurde als solcher mit den unterschiedlichsten Chassis bestückt. Das war von Anbeginn so vorgesehen, der Anschlußeinsatzrahmen für das Rundfunkchassis ist problemlos austauschbar. So kann einen Anpassung an verschiedene Skalenneigungen, -h?hen und -breiten einfach Erfolgen. Bei der Konzeption ist man sehr großz?gig zu Werke gegangen und das macht eben diese Kiste auch ein bisschen einzigartig - selbst wenn sie auf den ersten Blick "irgendwie fremd" erscheint.

Der Ausschwenkboden ist meistens mit einem Magnettongerät bestückt, die häufigste Form stellt dabei unzweifelhaft das MTG-Chassis in seinen verschiedenen Baustufen, sicher bis zum MTG 22b, eventuell gar noch mit dem MTG24 dar.
In der Zeit vor 1955 hat Staßfurt als bis dahin einziger Hersteller der MTG-Serien den Bedarf nicht decken können. So wurden nur die von Staßfurt selbst verkauften Schr?nke mit diesem kombinierten TB-Phonolaufwerk ausger?stet. Auch als gegen Ende 54 das MTG-Montageband in Thalheim angelaufen war und nach anfänglichen Schwierigkeiten auch wirkliche Stückzahlen liefern konnte, wurden diese Chassis in den Staßfurter Schränken verbaut.

Die kleineren Privatunternehmen wie August Peter oder Niemann & Co. und andere griffen aus verschiedenen Gründen auf TBs von Privaten und anderen Industriebetrieben, die nicht der VVB RFT unterstellt waren, zurück. Neben dem hier zu sehenden Ton-Gerät des Merseburger Herstellers Herbert Schneider finden wir auch Laufwerke der Berliner Firma GÖlle & Piniek in Musikschr?nken. Besonders die Geräte des letztgenannten Herstellers tragen semiprofessionellen Charakter, sind damit Qualitativ und funktionell in einer ganz anderen Liga als die archaischen MTGs angesiedelt. Selbst die Geräte von Schneiderton sind qualitativ h?her als die MTGs einzustufen. Den MTGs ist nur der Vorteil zu eigen, daß sie gleichzeitig auch als Plattenspieler für Normalrillenplatten nutzbar sind. größtes Manko ist bei diesen Apparaten die miserabel zu nennende Bedienung.


Autor: MGW51 Verfasst am: 12.08.2020, 15:41 Betreff: Tannh?user in schwarzem Kleid
Gestern habe ich einen Tannh?user in bestem Zustand mit vollständiger Dokumentation, angefangen beim Kaufbeleg, in ein neues Zuhause vermitteln können. Das besondere an diesem mit ca.130 kg nicht eben als Leichtgewicht anzusehendem Schrank ist die schwarze Optik, fast schon in KlavierlackQualität.

Dazu ist alles im Originalzustand und mit vielen Bändern obendrein.

Kurt Kralik war mein Rettungsanker, bevor das Teil irgendeinem Ebay-Schl?chter in die Finger kommt. Der Schrank steht in Dresden und von daher ist das Radiomuseum großenhain auch sehr naheliegend.
Die ganze Sache wäre nicht der Erw?hnung wert, wenn es sich hier nicht um eine seltene SchwarzlackAusführung handelte.

Von Kurt erfuhr ich auch, was es mit der Lackierung für eine Bewandnis hat:
Alle schwarzen HolzGehäuse sind mit +/- deutlichen Schadstellen behaftet. Um diese Geräte dennoch verkaufen zu können, wurden sie nach entsprechender Schadstellenaufarbeitung in Schwarz lackiert weil sonst die Sch?den im Furnier überdeutlich zu sehen gewesen wären.

Das ist ein Sachverhalt, der mir so nicht geläufig war - über den ich mir aber auch kein großes Kopfzerbrechen bereitete. Auf Ihbee würde man sowas sicher als "aus dem Büro eines Stasibonzen" anpreisen. So wie seinerzeit das Smaragd mit schwarz lackierter Deckplatte.

Also, wieder was dazugelernt!



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