Liebe Radiofreunde,
nach längerer Zeit habe ich mal wieder ein Radio aus dem Stapel gezogen und repariert. Die Wahl fiel auf ein Lorenz Wendelstein UI ( Wendelstein U1).
Da wir hier keine Rubrik für Reparaturberichte von Radios mehr haben, stelle ich es hier kurz vor, mit einigen Hinweisen zur Reparatur.
Es handelt sich um ein Gerät aus dem Jahr 1951 mit 3 Wellenbereichen: UKW, MW und LW.
AnschlussMöglichkeiten gibt es für Tonabnehmer und für einen hochohmigen Zweitlautsprecher.
Zu beachten ist, dass es keine Netztrennung gibt. Der Trafo bedient nur die Heizung und arbeitet ansonnsten als Spartrafo.
Ebenso liegen an den Buchsen für den Zweitlautsprecher gefährlich hohe Spannungen - Vorsicht ist also angeraten!
Die Röhrenbestücktung ist "exotisch", eine Rimlock (ECH42) im einfachen UKW-Teil und der Rest alles amerikanische, 7-polige Typen:
6BE6 / 6BA6 / 6AV6 / 6AQ5
Die europäischen Entsprechungen habe ich auf dem SCHALTPLAN ergänzt.
Zun?chst hier einmal die Ausgangslage:
Wie man sieht - viel Staub und Dreck, aber ansonnsten sieht das Gerät noch ganz manierlich aus. Verbastelungen sind nicht direkt zu erkennen.
Die Skala ist in Top-Zustand:
Nun wurde das Gerät erst einmal gründlich mit Staubsauger und dosierter Druckluft gereinigt und ein primitives Montagegestell aus Kupferrohr angebracht, da das Chassis andernfall keine brauchbare "Ruhelage" hat um daran arbeiten zu können.
Hier ein Blick auf das sehr schlichte UKW-Teil - immehin kein Pendler, sondern ein Super mit einer ZF von 10,7 MHz.
Ein Doppel-Elko im Netzteil (16+16µFF) konnte mit Hilfe eines Blitzwandlers vollständig reformiert werden und dadurch im Gerät verbleiben. Ein weiterer Elko (16µF) in der Anodenspannungsversorgung war allerding unrettbar defekt (150nF) und wurde intern erneuert.
Anschließend wurden nur die wichtigsten Teerkondensatoren gewechselt (s. Markierungen im folgenden Plan):
Danach lief das Gerät schon einmal, aber bei Rundfunkempfang sehr leise und auf UKW mit starken Krachst?rungen. Die Ursache für die Krachst?rungen war eine kalte L?tstelle am UKW-Teil (im Bild unten links). Nach neuem Verl?ten waren diese Störungen behoben.
Die Ursache für den deutlich zu leisen Rundfunkempfang war ein niederohmig (< 2KOhm) gewordener Kondensator (3,5 nF) am G2 der 6BA6. Nach dessen Austausch empfängt das Gerät nun lautstark auf allen Wellenbereichen. Eine "Kondesatorwechselorgie" und ein Neuabgleich erübrigen sich damit.
Hier noch ein Bild während der Reparatur:
Wie man sieht, verzichte ich mittlerweile auf reine "Kosmetik", die Kondesatoren dürfen ruhigh neu aussehen ...
Anschließend wurde das Gehäuse mit etwas SilikonÖl aufpoliert, das Chassis wieder montiert und ein Probelauf über mehrere Stunden durchgeführt - alles im Lot
Die EmpfangsQualität auf UKW ist eher müßig - was nicht weiter wundert, wenn man bedenkt, dass der selbe Demodulator für AM und FM verwendet wird. Vielleicht hat der Hersteller ja deshalb auf der Rückseite beim TA-Anschluss auch geschrieben "Tonabnehmer oder UKW-Zusatz"
Das war's auch schon ... Zuletzt bearbeitet von TipFox am 23.10.2014, 00:08, insgesamt einmal bearbeitet |