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Autor: TipFox Verfasst am: 29.12.2008, 03:00 Betreff: Quecksilberschalter - Bauformen und Anwendung
Ich möchte hier einmal einen Quecksilberschalter zeigen und die Funktion beschreiben.

Dieser hier stammt aus einem " Starkstrom - Anschalterelais " ( SAR ). Es war für 60V =~ ausgelegt und wurde im Fernmeldebereich anstelle eines 2 Weckers ( Klingel Wink ) an einen Telefonanschluss geschaltet. Am Schaltausgang befand sich dann üblicherweise eine Starkstromhupe oder auch eine Licht-Signalisierung.

Der Quecksilberschalter ist atwa 9cm hoch, die Breite beträgt an der breitesten Stelle etwa 5cm und das Gewicht liegt bei ca. 50g.

Hier also erst mal ein Foto - liegend, also in unerlaubter Betriebslage Wink


Und hier noch einmal mit Erläuterungen ( anklickbar zum VerGrößern ):



Funktionsbeschreibung

Wichtig: zur einwandfreien Funktion und Kontaktgabe muss der Schalter in senkrechter Position montiert werden.

Wenn kein Erregerstrom durch die Erregerspule fließt, wird der Keramikschwimmer vom Auftrieb nach oben gedrückt und schiebt dabei den ferromagnetischen Zylinder aus der Mitte der Erregerspule heraus - der Schalter ist in der " Ruhelage " - es gibt keine Verbindung zwischen den Aschl?ssen:


Wird nun in der Erregerspule ein Magnedfeld erzeugt, indem entweder Gleich- oder Wechselspannung angelegt wird, dann zieht das Magnetfeld den Metallzylinder in die Mitte der Spule - also nach unten. Dabei wird der Keramikschwimmer in das Quecksilber gedrückt, verdrängt es und der Quecksilberspiegel steigt so weit an, dass alle drei Anschlüsse vom Quecksilber überflutet werden und dadurch elektrisch Verbindung haben.

Der Schalter befindet sich dann in der " Arbeitslage " - alle Anschlüsse haben Verbindung:


Mit diesem Quecksilberschalter kann man also entweder 2 Verbraucher schalten oder man benutzt die beiden " Kontakte " parallel für Verbraucher größerer Leistung.


P.S.: falls jemand weitere Varianten besitzt, bitte den Thread erweitern.

Falls sich jemand über die Arbeitslage ohne Erregerspule wundert: da hat ein Dauermagnet nachgeholfen Wink


Autor: Uli1960 †
 Verfasst am: 01.01.2009, 01:52 Betreff: Quecksilberschalter
Hallo Jürgen,

Ein Quecksilberschalter dieser Bauart war mir bislang unbekannt.
Bis heute kenne ich diese Schalter nur als "Neigungsgeber", wie sie z.B. in meiner Kofferaumklappe am Auto montiert ist.
Hierbei handelt es sich um ein einfaches, Zylinderfürmiges Glasr?hrchen, das etwa zur Hälfte mit Quecksilber gefällt ist. An einem Ende befinden sich zwei Kontakte. öffnet sich der Kofferaumdeckel, so kippt das R?hrchen und das Quecksilber schliesst den Kontakt.

Wenn ich dazu komme, mache ich mal ein Foto davon..

Euch allen ein frohes neues Jahr !


Autor: TipFox Verfasst am: 01.01.2009, 13:06 Betreff: Quecksilberschalter
Hallo Uli,

auch Dir ein frohes neues Jahr!

Das ist interessant, dass es immer noch solche Schalter im Einsatz gibt.
Bisher dachte ich, dass man das nicht mehr verwendet...oder ist Dein Auto ein "Oldtimer" ? Wink

früher fand man solche "Quecksilberschweinchen" ja in allen möglichen Geräten: Stromsto?schalter, Boiler, Wechselrichter usw...

Quecksilber verdunstet bei Raumtemperatur und die D?mpfe sind giftig. Nach einem Unfall, also wenn so ein Ding zerbricht, muss das Quecksilber daher restlos entfernt werden (zusammenkehren, den Rest mit dem Staubsauger aufnehmen und das Ganze als Sondermüll entsorgen). Das selbe gilt natürlich auch für alte Quecksilberthermometer ...

Warnung: nie Quecksilber mit Aluminium zusammen bringen. Quecksilber zerstört das Aluminiumoxid, welches das ansonnsten hochreaktive Aluminium schützt. Das Quecksilber "frisst" sich durch das Aluminium.

Daher darf man es auch nicht in Flugzeuge mitnehmen Wink
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 20.11.2013, 16:10, insgesamt einmal bearbeitet


Autor: Nils Verfasst am: 07.01.2009, 12:55 Betreff: Quecksilberschalter
Hallo,

ich kenne die einfachen Schalter auch aus Schaltuhren und Gebieten, wo es darauf ankommt, eine Schaltfunktion durch ganz geringe Kraft auszulösen.

So hatte ich mal einen Plattenspieler, bei dem die geringe Kraft des Tonarms beim Ablegen auf dem Halter solch einen Schalter mechanisch völlig zuverl?ssig ausl?ste, resp. die Stromzufuhr unterbrach.

Gruß, Nils


Autor: MGW51 Verfasst am: 13.01.2009, 19:22 Betreff: Quecksilberschalter
Die einfache Form des Quecksilberschalters kenne ich aus einer alten Durchl?ftungspumpe die ich vor Jahrzehnten mal besessen hatte.

Die Funktionsweise ist sehr simpel, kann aber auch auf die Nerven gehen Smile

In einem geschliffenen, oben offenen Präzisionsrohr aus Messing gleitet ein massiver Stahlkolben durch sein Eigengewicht nach unten. Unten ist ein einfaches R?ckschlagventil vor dem Anschlußstutzen eingebaut. Am oberen Ende des Kolbens ist eine Stange montiert welche einen Stellring trägt. Die Gesamtl?nge des Pumpenzylinders sch?tze ich so im Nachhinein auf ca. 30 cm. Dieser Messingzylinder wiederrum schließt an seinem oberen Ende mit einer dicken Induktionsspule ab. Ein Stück darüber sitzt der Quecksilberschalter, die Anschlußlitzen ordentlich mit Keramikperlen isoliert.
Die Funktion ist simpel, der herabgleitende Kolben presst einerseits die verdichtete Luft durch das Ventil über einen etwas längeren Schlauch in einen Ausstr?mer, zugleich nimmt er die Stange mit dem Stellring mit, der wiederrum das Quecksilberr?hrchen gegen dessen Eigengewicht in die Waagerechte bringt. Der KontaktSchluß speist die Spule und diese befürdert mit einem satten "Plop" den Kolben wieder in die obere Endstellung. Durch Veränderung des Stellringes ließ sich der Hub verringern und damit die Pumpenfrequenz und Leistung steigern. Das "Plop Plop Plop Plop" bei größerem Luftbedarf war im Zimmer zum Kr?tze kriegen.
Ihr ahnt es, ich habe das Teil irgendwann entsorgt und durch eine ordin?re Membranpumpe ersetzt. Heute Ärgert mich das!
Foto habe ich davon natürlich nicht. Jedenfalls nicht daß ich es wissentlich gemacht hätte. möglich, daß die Pumpe irgendwo mit zu sehen ist, als sie noch frei an der Wand hing; später dann hatte ich sie in einem Schrank eingebaut. Dieses Teil mußte natürlich peinlich genau lotrecht hängen. Das Holzbrettchen auf dem alles montiert war, hatte ein oder zwei Stellschrauben um etwas buckeligen Wandputz bzw. Abweichungen von der Senkrechten auszugleichen. Eine Libelle war auch an dem Apparat angebaut. An eine Abdeckung kann ich mich allerdings nicht erinnern. Schuko sowieso nicht! Ich bin mir nicht ganz sicher, glaube aber daß der Hersteller eine Leipziger Firma war.

Wenn gewünscht kann ich auch eine Skizze von dem Teil nachreichen.


Autor: 19null5 Verfasst am: 13.01.2009, 20:04 Betreff: Quecksilberschalter
Als Stromsto?schalter kenn ich die Schweinchen auch noch.
Sie wurden besonders oft in Beleuchtungsanlagen mit vielen Leuchstoffrühren eingesetzt. Die Schweinchen haben den Vorteil, daß die Schaltfunken keine Kontakte einbrennen bzw. verru?en können.
Es gibt sie mmer noch, z.B. bei CONRAD.



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