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Bandspule: Grundigs 15-er Spule
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JuergenK
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Beitrag1/5, Verfasst am: 11.07.2009, 15:07   

Betreff:   Bandspule: Grundigs 15-er Spule
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In dem Buch "Tonbandfibel" vom S?dwest-Verlag aus 1965 (bzw. 4. Auflage von 1971) habe ich soeben folgenden Text gelesen.
Der Verfasser Curt Menke schreibt
Zitat:

Im Anfang waren die großen Spulen. Auf den Studiomaschinen des Rundfunks haben sie bis zu 30 cm Durchmesser. Die schon erwähnten ersten Heimtonbandgeräte nach der Währungsreform trugen Spulen bis zu 22 cm Durchmesser. Mit der Beherrschung immer kleinerer Bandgeschwindigkeiten sank auch die Spulengröße, weil eine gewünschte Spieldauer bei kleinerer Bandgeschwindigkeit mit weniger Band zu erreichen war. Schon die ersten in großserie gefertigten Heimtonbandgeräte Anfang der f?nfziger Jahre brauchten nur noch 18-cm-Spulen. Einen förmlichen Preissturz verursachte einer der größten Tonbandgerätehersteller des Bundesgebietes im Jahre 1955 durch die Produktion eines Gerätes mit der eigenwillig geschaffenen und damals nicht einmal genormten 15-cm-Spule. (Inzwischen ist diese Spulengröße natürlich auch längst genormt.) Er brachte mit diesem Gerät seinen damaligen einzigen Mitbewerber in arge Verlegenheit, der parallel dazu eine eigene Neuerscheinung brav unter Verwendung der voreilig genormten 13-cm-Spule konstruiert hatte. Und zwar in solche Verlegenheit, daß sich der Mitbewerber nach anfänglichem Str?uben bald entschließen mußte, auch auf die 15-cm-Spulen umzusteigen, um nicht vom Markt verdrängt zu werden.


Nun schweigt der Autor zwar höflicherweise zu den Namen der beiden Kontrahenten auf dem seinerzeitigen bundesdeutschen Tonbandgerätemarkt. Ein Blick auf die Tonbandherstellerliste gibt aber AufSchluß:


hier im Forum (anklicken).


Abgesehen von Butoba mit seinen Federwerk-Reportergeräten stellten in der ersten Hälfte der 50er Jahre nur Grundig und Telefunken / AEG Tonbandgeräte in großserie her.

Mit TK9, TK10 und TK12 baute Grundig ab 1953/54 Geräte mit 15-cm-Spulen. Das 1955 den Preissturz verursachende 15-cm-Gerät war das Grundig TK5 (Preis: 485.- DM; das EinbauGerät ohne Gehäuse und Endstufe kostete als TM5 395.- DM).

Telefunken hatte damals das Magnetophon 65 und später - 1958 - das Magnetophon 75-13 mit 13-cm-Spulen im Angebot. Erst 1959 kam mit dem Magnetophon 75-15 das erstes Telefunken Tonbandgerät mit 15-cm-Spulen auf den Markt.



Der Unterschied zwischen 13- und 15-cm-Spule ist erheblicher als der nur 2 cm größere Durchmesser erahnen läßt: Auf die 15-cm-Spule passt immerhin bis zu 50 % mehr Bandmaterial mit entsprechend längerer Laufzeit.

Ein Vergleich (Doppelspielband):

    08-cm-Spule > 90 m Bandl?nge
    11-cm-Spule > 270 m Bandl?nge
    13-cm-Spule > 360 m Bandl?nge
    15-cm-Spule > 540 m Bandl?nge
    18-cm-Spule > 730 m Bandl?nge


Ein mutiger Schritt von Grundig, nicht genormte Spulen in großserie für den Heimgebrauch zu verwenden. Der Erfolg des TK5 gab Max Grundig und seiner "der Welt größte Tonband-Geräte-Fabrik" Recht. Smile

JuergenK


edit:

Telefunken hat das Manko der gegenüber dem Konkurrenzmodell geringeren Spulengröße laut Curt Menke vorl?ufig dadurch beseitigen wollen, indem man das 1957 in den USA auf dem Markt erschienene Doppelspielband kaufte und auf den deutschen Markt warf. Damit war die Bandl?nge der 13-cm-Spule (nun 360 m statt 270 m bei dem seit 1953 verkauften Langspielband) identisch mit der Länge des Langspielbandes auf der 15-cm-Spule.
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Beitrag2/5, Verfasst am: 11.07.2009, 22:24   

Betreff: Grundig und die 15-cm-Tonbandspule
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Interessante Geschichte!

In der DDR entwickelte das FMWL (Fernmeldewerk Leipzig) 1955 das KB100 - es war das erste DDR-Heimbandgerät mit 15-er Spule und es war zugleich auch das erste seiner Art mit 4,76 cm als kleinster Transportgeschwindigkeit. möglich wurde diese Entwicklung erst durch die offiziell 1954 eingeführte Bandsorte CH - tatsächlich wurde dieses Material aber bereits im 2.Hj. 1953 verkauft. Allerdings dauerte es noch ein paar Jahre bis das Rote CR, dann CRL mit seiner wesentlich verbesserten Höhenwiedergabe den Langsamgang auch wirklich für breitere Nutzung erschließbar machte. Mit der Standardgeschwindigkeit von 9,53cm war zwar dem gleichalten BG20 noch nicht von Beginn an beizukommen, doch mit der Verfügbarkeit von CR-Band und den dann auch in Leipziger Eigenfertigung eingebauten KleinKöpfen M9095 war das nunmerige KB100 II dem Smaragd elektrisch mindestens gleichwertig.

Konstruktiv ist das KB100 immer das modernere und auch formschönere Gerät gewesen. Die Bedienung des rein mechanischen Triebwerkes erforderte allerdings im Vergleich mit den Smaragden einen erheblichen Kraftaufwand und eine gewisse Übung. Das betraf allerdings hauptsächlich "Umsteiger", die an die butterweiche elektromagnetische Steuerung des Edelsteines gew?hnt waren.

Das Smaragd verfügt in erster Linie über verborgene Qualitäten, welche allerdings auch nicht bei jeder der 7 Typen gleichermaßen zutage treten. Zuweilen kommt die Frage auf, wieso eigentlich das KB100 vom Produktionsvolumen her eher ein Mauerbl?mchendasein gegenüber der BG20 Typenreihe fristete obwohl es doch als Heimbandgerät weitaus moderner und ansprechender ist als der "olle klobige Holzkoffer"?

Nun, die Antwort wird verbl?ffen: Das KB100 hätte es eigentlich garnicht geben dürfen! Dessen Entwicklung basierte auf einer völligen Eigeninitiative der Leipziger Fernmeldewerker und dieses, ihr Kind, haben sie selbst so gewollt und waren zu Recht darauf stolz. Sie bauten es mit großem Engagement, weil sie der Meinung waren etwas richtiges zu tun.
Wie anders dagegen die "Lebensgeschichte" der Smaragde! Entwickelt in den frühen 50-ern im Berliner Zentrallabor unter dem Laborleiter Knochenhauer und dessen Chef Vinzelberg, mußte die Entwicklung auf Grund politischer Umstände abgebrochen und für ca. 1 Jahr auf Eis gelegt werden. Was das in einer solchen Branche bedeutet, brauche ich wohl nicht weiter auszuloten...
Als es schließlich damit weiterging, wurde verständlicherweise nicht nochmal von vorn angefangen sondern die Konzeption so rasch als möglich zu Ende geführt. Die Produktion schließlich wurde dem Meßgerätewerk Zwönitz angedient - man kann auch sagen aufgenötigt.
Es ist eine leicht nachzuvollziehende Tatsache, daß das MWZ ein eher ungeeigneter Fertiger für solcherart Konsumg?terproduktion war. Man hatte sich schon mit der Produktionsaufnahme des BG19 Ende 53 nicht mit Ruhm bekleckert und das was kurz danach mit der MTG-Serie abging, war auch alles andere als avantgardistisch. Tatsache ist, daß auch dem BG20 einige Geburtsfehler anhafteten, die dann vom MWZ nach und nach ausgeb?gelt werden mußten. Der Pfad der Erkenntnis ist steil - Erfahrungen mit so einem komplexen TB hatte man in Zwönitz noch nicht denn die Vorgängermodelle waren eher unter der Rubrik "Wollte mal und Konnte nicht!"(ein Heim-TB werden) anzusiedeln. So kam es, daß nach nur vier Jahren Bauzeit bereits der f?nfte Typ, das BG20-4, die Smaragdserie beendete. Mit der Chim?re BG23, entwickelt aus dem Laufwerk des ebenso archaischen Diktiergerätes BG21, sollte ein "würdiges Nachfolgemodell" in modernisierter Form die Smaragde in Vergessenheit geraten lassen. Was für eine unterklassige Kiste das mit 15-er Spulen ausger?stete eintourige BG23 wirklich ist, kann man leicht erkennen wenn man es neben ein vier Jahre älteres KB100 stellt. Die Kundschaft jedenfalls hatte auch diese Sichtweise und damit standen die BG23 - denen man übrigens vorsorglich nicht erst einen hochgestochenen Namen verlieh - wie Sauerbier in den Regalen und der Handel schließlich setzte es durch, daß die Produktion des Smaragd neu hochgefahren wurde. MIt dem BG20/5 folgte eine optisch abgespeckte, dafür technisch verbesserte, vorletzte Version und wurde begierig angenommen. äußerlich weiterhin völlig unmodern, dafür aber mit den bewährten Materialien und der bekannt soliden Mechanik erfuhr das Smaragd letztlich nochmals als BG20-6 im Jahre 1962 eine letzte elektrische Aufristung. Diese aber hatte es in sich! Wie auch schon das BG23-2 wurde das BG20-6 nun mit einer zentralen Leiterplatte bestückt. Der Entzerrer komplett neu konstruiert, was dem Gerät den weitaus besten Frequenzgang aller damaligen Heimbandgeräte hierzulanden bescherte. Die Verarbeitung des Holzkoffers allerdings - ein Zukaufteil aus Eisenberg - ist dem Zeitgeist geschuldet eher als zunehmend minderwertig zu klassifizieren.

Noch ein Wort zu den BG23:
Ich will diese Dinger nicht restlos runtermachen, die Laufwerke sind - wenn auch vorchristlich - absolut solide und mit den Magnetkupplungen schon deutlich wertig. Auch die Laufruhe ist durchaus beispielhaft, wozu auch der dreifach gestockte Riementrieb beiträgt. Die Elektrik der ersten Baustufe ist in konventioneller Verdrahtung für 1960 als unzeitgemäß für einen "neuen Gerätetyp" zu bezeichnen. In dem weiterentwickelten BG23/2 kam dann auch eine Leiterplatte zum Einsatz. Die klanglichen Leistungen dieser Geräte sind durchaus akzeptabel und mit den 15-er Spulen bei 9,53-er Vorschub ließ sich auch eine angemessene Spielzeit mit 35?m Bändern erreichen. Als absolut unzumutbar ist die grausame, weil total unergonomische Bedienbarkeit mit den hakeligen Tasten anzusehen. Auf einem normalen Tisch stehend ist das Gerät von einer davorsitzenden normalw?chsigen Person nicht zu bedienen! Das annähernd gleichhohe und wesentlich ältere Smaragd führt hier eindeutig in die Punkte! Ebenso, bzw. noch weit besser ist das etwas flachere KB100II mit seinem eingebauten Mischpult zu handhaben.

Es mag die Zwönitzer wohl stets etwas gewurmt haben, daß ihre Arbeit niemals so gewürdigt wurde, wie sie das erwartet haben. Stattdessen wurden sie mit Forderungen seitens der "Allgewalt" bedrängt und so muß es nicht verwundern, daß man in Zwönitz alles daransetzte, um die stets ungeliebte TB-Produktion vom Halse zu bekommen. Letztlich gelang das dann ja auch und so ging mit dem BG26 Luxus die Ära Heimbandgeräte in der ersten Hälfte der 60-er zu Ende. Nicht nur im MWZ, auch im FMWL wurde Ende 1963 mit dem KB100 III die Heim-TB Produktion eingestellt. Was danach noch kam, ist nicht der Rede wert weil es nur mehr durch ein uns?gliches Gez?nk überschattet und sowieso nicht endgültig serienreif wurde. Ich bin mir sicher: Leipzig allein hätte das geschafft! Allerdings mit den Einschränkungen einer nicht ausreichenden Fertigungskapazität die ein derartiges Konsumgut nunmal benötigt um ökonomisch gefertigt werden zu können![/
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Beitrag3/5, Verfasst am: 22.07.2009, 17:09   

Betreff: Grundig und die 15-cm-Tonbandspule
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Gerade, weil hier die Rede von kleineren Spulen für den Hausgebrauch ist, möchte ich zwei Geräte von Tesla nicht unerwähnt lassen. Gemeint sind Sonet-Duo und Sonet-B3. wärend das erstere ein Halbspur-Gerät ist, verfügt das zweite über Viertelspurtechnik. Beides sind Röhrenkoffer aus den Anf?ngen der 60er Jahre. Beide Geräte sind mechanisch identisch und verfügen über 9,5 und 4,7 cm/s Bandgeschwindigkeit. Gerade weil mechanisch eigentlich identisch verwundert es doch, daß man auf dem HalbspurGerät nur 13er Spulen verwenden kann, wärend auf dem anderen 15er passen.

Nimmt man allerdings von dem "Duo" die Deckplatte ab, kann man auch ohne weiteres 15er Spulen verwenden. Nur ist hierbei etwas Vorsicht geboten, da ja nun spannungsführende Teile (z.B. Anzeigeröhre) freiliegen.

Auch nicht unerwähnt sollen die Geräte Toni und Tonko sein, die für 13er Spulen eingerichtet waren.
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Beitrag4/5, Verfasst am: 24.07.2009, 11:37   

Betreff: Grundig und die 15-cm-Tonbandspule
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Lieber Gerald,

Du willst doch nicht ernsthaft TONKO als "Tonbandgerät" bezeichnen? Die "Entwickler" dieses Kastens hätten eigentlich als Staatsfeinde verfolgt werdnemüssen denn sie habenmit dieser Chim?re die Verbreitung von Tonbandgeräten systematisch boykottiertKeine zulässige Linkadresse!

Spaß beiseite, es ist in der Tat ein Trauerspiel was da dem Volk zugemutet wurde! Ist das Grundmodell, der Aufsetzer TONI, ein durchaus akzeptables Stück Technik, so kann man das von der Kiste mitnichten behaupten. Freilich, für Sammer immer interessant - weil es kaum noch welche davon bis in unsere Tage geschafft haben!

Zum Verständnis der uneingeweihten Leserschaft:
Das AufsatzGerät "TONI" ist eine absolut solide Sache und vollkommen zeitgemäß. In Westdeutschland baute u.a. Metz ein ähnliches Modell. Toni kommt mit drei Magnetköpfen daher, was für diese Zeit und im Heimsektor bei industriell produzierten Geräten nahezu beispiellos ist, bei Aufsetzern sowieso denn so eine Lösung paßt zum Konzept der Aufsetzer wie ein Porschemotor in einen Trabbi! Der Bandvorschub wurde per Omegarolle realisiert - wegen des unzureichenden Umschlingungswinkels von nur 180? gab es diverse Nachristungen mit einer zusätzlichen Andruckrolle als BastelLösung. Als Bedienorgane besitzt das TONI einen einzigen Schiebeschalter, der wahlweise auf AUFNAHME bzw. WIEDERGABE zu schalten ist. Den Antrieb übernimmt ein Grammophonmotor resp. der von einem solchen angetriebene Plattenteller auf dessen Wellenstumpf das TONI aufgesetzt wird. Mit zwei weiteren, h?henjustierbaren Abstätzungen steht das Teil dann recht fest auf der Zarge des Phonolaufwerkes. Aufnahme/Wiedergabe wird mit dem Einschalten des Plattenspielers gestartet. Es ist verständlich, daß es bei so einem Gerät weder einen beschleunigten Vorlauf noch gar einen Rücklauf geben kann. Der Plattenteller rotiert mit der Solldrehzahl von 78 Upm - das erfordert einen Bandvorschub von 19,05 cm/s bei einer Omegarolle von ca. 4,7 cm Durchmesser. Um auf Sollgeschwindigkeit abzugleichen, wird der Fliehkraftregler des Grammophonmotors entsprechend betätigt. Als Anzeige dient eine Stroboskopmarkierung direkt auf der Tonrolle, die von oben mit einer Glimmröhre angeleuchtet werden kann. Der Verstellbereich dieser alten Plattenspielermotoren reicht von ca. 70 bis 82 Upm. Die Drehzahlkonstanz ist beeindruckend - vorausgesetzt, der Regler ist tadellos in Ordnung und der Regulierfilz nicht verÖlt oder gar verkokt.
Um es nochmals ganz klar zu sagen: Diese Grammophonmotore haben überhaupt nichts gemeinsam mit den Motoren, welche in Phonolaufwerken mit umschaltbaren Tourenzahlen zu finden sind! Letztere stellen leistungsmüßig einen Rasierapparat dar während erstere einem M?hdrescher entsprechen!
Ich betone dies so ausdrücklich, weil vor nicht allzulanger Zeit in einem anderen Forum ein Bastler sich über äußerst mangelhaften Bandtransport seines TONI beklagte und um Ideen zur Abhilfe ersuchte. Dabei hatte er eben auch versucht, das Gerät mittels eines, wie er schrieb, "alten Plattenspielers" anzutreiben. daß er dabei einen reibradgetriebenen Viertourer benutzte, empfand er als korrekt. Nur mal so: Die Motorwelle so eines kleinen Spaltpolmotors kann man Mühelos mit zwei Fingern festhalten - solange man möchte. Die "Tonwelle" eines Hauptstrom-Winkelgetriebemotors dagegen bekommt kein Mensch "in den Griff", dazu muß man mindestens eine Gripzange bemühen. Das ist das Geheimnis des dort eingebauten Schneckengetriebes. Selbst ein Grammophon-Federmotor bringt ein solches Drehmoment auf die Welle, daß sie nicht ohne Hilfsmittel angehalten werden kann. Es ist also durchaus möglich, das TONI von einem echten Grammophonlaufwerk antreiben zu lassen - man muß dann natürlich stetig "nachladen" da ja der Federspeicher nur eine Kraftreserve für gut 3 Minuten besitzt - danach fällt seine Leistung rapide ab - auch bei Doppelfedermotoren. Der Elektromotor hingegen liefert ein konstantes Drehmoment und darauf kommt es letztlich an.
Es gab allerdings seinerzeit auch Musikmübel - wie sollte man das sonst bezeichnen - die aus einem Rundfunkempfänger mit oberseits eingebautem Grammophon bestanden. Anstelle einer Schalldose mit Lautsprecher waren diese Geräte mit einem elektrischen Tonabnehmer bestückt, welcher dann eine bedeutend bessere Wiedergabe über den Verstärker des Radios ermöglichte. Mir bekannt sind ais dieser Ära bereits Kristall-Tonabnehmer. Sie sind besonders leicht und arbeiten damit trotz konventioneller Stahlnadel recht Plattenschonend. Der Federmotor hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Hauptstrommotor: Er arbeiten nahezu geräuschlos wohingegen der Elektromotor immer für ein +/- aufdringliches B?rstenger?usch und Brummeinstreuung in den darunter befindlichen Empfangsteil sorgt. Und noch ein Argument pro Hauptstrommotor: große Teile der Bevölkerung waren bis in die frühen sechziger Jahre an Gleichstrom-Ortsnetze angeschlossen. Sie konnten weder einen modernen Plattenspieler noch gar ein Tonbandgerät mit Synchronmotor benutzen. Auch keine Waschmaschine! Naja, es gab Abhilfe: Maschinenumformer! Bei uns zuhause heulte so ein Aggregat auf dem Dachboden wenn Mutter Waschtag hatte. Radiohören oder gar Fernsehen war in dieser Zeit nicht möglich. Die Funkst?rungen des Antriebsmotors verhinderten dies gekonnt. Wer mit einem GleichstromanSchluß leben mußte, dem blieb nur ein Grammophon bzw. ein alter Normalplattenspieler und für größere Spielzeiten und Eigenaufnahme sowieso nur ein Aufsetzer als Lösung. Aber Gleichstrom hat auch viele Vorteile - wenigstens beim basteln. Meine erste "gewischt" bekam ich im Alter von ca. 10 Jahren und allen Unkenrufen zum Trotz, habe ich das schadlos überstanden - ohne fremde Hilfe. Danach "passierte" es noch öfter. Ein TONI hatten wir aber nicht - "so ein Mist kommt mir nicht ins Haus!" - sehr zu meinem Leidwesen denn bei einem Schulfreund sah ich mal so ein Teil - wir durften es aber nicht benutzen Sad

Die 13-er Spulen sind m.W. für alle Aufsetzer typisch. Der Grund ist naheliegend. Einerseits erlauben 13-er Spulen eine Spielzeit von ca. einer Viertelstunde bei Normalband und übertreffen damit eine Standard-Schellack um ein Vielfaches, eine Miniplay ebenso und auch die 10" Microrillenplatten schafften nicht mehr Spieldauer am Stück. Somit also ein absoluter Mehrwert gegenüber einem Standardplattenspieler jener Tage. Der andere Grund ist technischer Natur. Der wohl nahezu ausschließlich benutzte Omegaantrieb stellt einen Kompromiß dar. Bedingt durch den unzureichenden Umschlingungswinkel ist der Vorschub sehr anfällig gegenüber Lastwechseln wie sie durch die beiden Bandspulen während des Betriebes unvermeidbar sind. Prinzipiell kann man sagen, je kleiner die Spule um so besser der erzielbare Gleichlauf.

Der TONKO = TONiKOffer beinhaltet neben dem Aufsetzer also noch so einen Betriebemotor, dazu einen abenteuerlichen Riementrieb und das Netzteil. Alles "verpackt in einer Hülle aus Holz(?), Bakelit oder auch aus Veloursbeschichtetem Blech. Mir sind mehrere Holzkoffer untergekommen. Ob das jeweils individuelle BastelLösungen waren, vermag ich mit dem Abstand der Jahre nicht zu sagen. Der Metallkoffer stellte eine gewisse Luxusvariante dar; er wirkt durchaus elegant und ansprechend - wenigstens solang man nicht reinschaut Smile
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Beitrag5/5, Verfasst am: 24.07.2009, 17:40   

Betreff: Grundig und die 15-cm-Tonbandspule
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Warum GRUNDIG gegen die geltenden Regeln vorgehen konnte,
hat auch damit zu tun, dass am Anfang die roten Kartons von BASF "LGS" den Geraeten beigelegt wurden,danach ist man zur Eigenfertigung genauer Konfektionierung uebergegangen.

mike jordan
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