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Interessante Geschichte!
In der DDR entwickelte das FMWL (Fernmeldewerk Leipzig) 1955 das KB100 - es war das erste DDR-Heimbandgerät mit 15-er Spule und es war zugleich auch das erste seiner Art mit 4,76 cm als kleinster Transportgeschwindigkeit. möglich wurde diese Entwicklung erst durch die offiziell 1954 eingeführte Bandsorte CH - tatsächlich wurde dieses Material aber bereits im 2.Hj. 1953 verkauft. Allerdings dauerte es noch ein paar Jahre bis das Rote CR, dann CRL mit seiner wesentlich verbesserten Höhenwiedergabe den Langsamgang auch wirklich für breitere Nutzung erschließbar machte. Mit der Standardgeschwindigkeit von 9,53cm war zwar dem gleichalten BG20 noch nicht von Beginn an beizukommen, doch mit der Verfügbarkeit von CR-Band und den dann auch in Leipziger Eigenfertigung eingebauten KleinKöpfen M9095 war das nunmerige KB100 II dem Smaragd elektrisch mindestens gleichwertig.
Konstruktiv ist das KB100 immer das modernere und auch formschönere Gerät gewesen. Die Bedienung des rein mechanischen Triebwerkes erforderte allerdings im Vergleich mit den Smaragden einen erheblichen Kraftaufwand und eine gewisse Übung. Das betraf allerdings hauptsächlich "Umsteiger", die an die butterweiche elektromagnetische Steuerung des Edelsteines gew?hnt waren.
Das Smaragd verfügt in erster Linie über verborgene Qualitäten, welche allerdings auch nicht bei jeder der 7 Typen gleichermaßen zutage treten. Zuweilen kommt die Frage auf, wieso eigentlich das KB100 vom Produktionsvolumen her eher ein Mauerbl?mchendasein gegenüber der BG20 Typenreihe fristete obwohl es doch als Heimbandgerät weitaus moderner und ansprechender ist als der "olle klobige Holzkoffer"?
Nun, die Antwort wird verbl?ffen: Das KB100 hätte es eigentlich garnicht geben dürfen! Dessen Entwicklung basierte auf einer völligen Eigeninitiative der Leipziger Fernmeldewerker und dieses, ihr Kind, haben sie selbst so gewollt und waren zu Recht darauf stolz. Sie bauten es mit großem Engagement, weil sie der Meinung waren etwas richtiges zu tun.
Wie anders dagegen die "Lebensgeschichte" der Smaragde! Entwickelt in den frühen 50-ern im Berliner Zentrallabor unter dem Laborleiter Knochenhauer und dessen Chef Vinzelberg, mußte die Entwicklung auf Grund politischer Umstände abgebrochen und für ca. 1 Jahr auf Eis gelegt werden. Was das in einer solchen Branche bedeutet, brauche ich wohl nicht weiter auszuloten...
Als es schließlich damit weiterging, wurde verständlicherweise nicht nochmal von vorn angefangen sondern die Konzeption so rasch als möglich zu Ende geführt. Die Produktion schließlich wurde dem Meßgerätewerk Zwönitz angedient - man kann auch sagen aufgenötigt.
Es ist eine leicht nachzuvollziehende Tatsache, daß das MWZ ein eher ungeeigneter Fertiger für solcherart Konsumg?terproduktion war. Man hatte sich schon mit der Produktionsaufnahme des BG19 Ende 53 nicht mit Ruhm bekleckert und das was kurz danach mit der MTG-Serie abging, war auch alles andere als avantgardistisch. Tatsache ist, daß auch dem BG20 einige Geburtsfehler anhafteten, die dann vom MWZ nach und nach ausgeb?gelt werden mußten. Der Pfad der Erkenntnis ist steil - Erfahrungen mit so einem komplexen TB hatte man in Zwönitz noch nicht denn die Vorgängermodelle waren eher unter der Rubrik "Wollte mal und Konnte nicht!"(ein Heim-TB werden) anzusiedeln. So kam es, daß nach nur vier Jahren Bauzeit bereits der f?nfte Typ, das BG20-4, die Smaragdserie beendete. Mit der Chim?re BG23, entwickelt aus dem Laufwerk des ebenso archaischen Diktiergerätes BG21, sollte ein "würdiges Nachfolgemodell" in modernisierter Form die Smaragde in Vergessenheit geraten lassen. Was für eine unterklassige Kiste das mit 15-er Spulen ausger?stete eintourige BG23 wirklich ist, kann man leicht erkennen wenn man es neben ein vier Jahre älteres KB100 stellt. Die Kundschaft jedenfalls hatte auch diese Sichtweise und damit standen die BG23 - denen man übrigens vorsorglich nicht erst einen hochgestochenen Namen verlieh - wie Sauerbier in den Regalen und der Handel schließlich setzte es durch, daß die Produktion des Smaragd neu hochgefahren wurde. MIt dem BG20/5 folgte eine optisch abgespeckte, dafür technisch verbesserte, vorletzte Version und wurde begierig angenommen. äußerlich weiterhin völlig unmodern, dafür aber mit den bewährten Materialien und der bekannt soliden Mechanik erfuhr das Smaragd letztlich nochmals als BG20-6 im Jahre 1962 eine letzte elektrische Aufristung. Diese aber hatte es in sich! Wie auch schon das BG23-2 wurde das BG20-6 nun mit einer zentralen Leiterplatte bestückt. Der Entzerrer komplett neu konstruiert, was dem Gerät den weitaus besten Frequenzgang aller damaligen Heimbandgeräte hierzulanden bescherte. Die Verarbeitung des Holzkoffers allerdings - ein Zukaufteil aus Eisenberg - ist dem Zeitgeist geschuldet eher als zunehmend minderwertig zu klassifizieren.
Noch ein Wort zu den BG23:
Ich will diese Dinger nicht restlos runtermachen, die Laufwerke sind - wenn auch vorchristlich - absolut solide und mit den Magnetkupplungen schon deutlich wertig. Auch die Laufruhe ist durchaus beispielhaft, wozu auch der dreifach gestockte Riementrieb beiträgt. Die Elektrik der ersten Baustufe ist in konventioneller Verdrahtung für 1960 als unzeitgemäß für einen "neuen Gerätetyp" zu bezeichnen. In dem weiterentwickelten BG23/2 kam dann auch eine Leiterplatte zum Einsatz. Die klanglichen Leistungen dieser Geräte sind durchaus akzeptabel und mit den 15-er Spulen bei 9,53-er Vorschub ließ sich auch eine angemessene Spielzeit mit 35?m Bändern erreichen. Als absolut unzumutbar ist die grausame, weil total unergonomische Bedienbarkeit mit den hakeligen Tasten anzusehen. Auf einem normalen Tisch stehend ist das Gerät von einer davorsitzenden normalw?chsigen Person nicht zu bedienen! Das annähernd gleichhohe und wesentlich ältere Smaragd führt hier eindeutig in die Punkte! Ebenso, bzw. noch weit besser ist das etwas flachere KB100II mit seinem eingebauten Mischpult zu handhaben.
Es mag die Zwönitzer wohl stets etwas gewurmt haben, daß ihre Arbeit niemals so gewürdigt wurde, wie sie das erwartet haben. Stattdessen wurden sie mit Forderungen seitens der "Allgewalt" bedrängt und so muß es nicht verwundern, daß man in Zwönitz alles daransetzte, um die stets ungeliebte TB-Produktion vom Halse zu bekommen. Letztlich gelang das dann ja auch und so ging mit dem BG26 Luxus die Ära Heimbandgeräte in der ersten Hälfte der 60-er zu Ende. Nicht nur im MWZ, auch im FMWL wurde Ende 1963 mit dem KB100 III die Heim-TB Produktion eingestellt. Was danach noch kam, ist nicht der Rede wert weil es nur mehr durch ein uns?gliches Gez?nk überschattet und sowieso nicht endgültig serienreif wurde. Ich bin mir sicher: Leipzig allein hätte das geschafft! Allerdings mit den Einschränkungen einer nicht ausreichenden Fertigungskapazität die ein derartiges Konsumgut nunmal benötigt um ökonomisch gefertigt werden zu können![/ |
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