Treffpunkt der Interessengemeinschaft Übersicht -> MAGNETTON - TECHNIK & HISTORIE
Autor: 19null5 Verfasst am: 23.01.2010, 00:39 Betreff: Stufenlos variierbare Bandgeschwindigkeit
Aus dem Thread AGFA MAGNETONBAND MF:

MGW51 schrieb
Zitat:
Von Schnell?ufern mit Variomatik ist mir nur das Radione von Elz bekannt, welches eine mittlere Transportgeschwindigkeit von 36 cm/s hat und mit einem recht großen Verstellbereich auch 33 cm und natürlich auch 38,1 fahren kann.... Ob Vollmer oder Ihle sowas je gebaut haben entzieht sich meiner Kenntnis...


Auch Maschinen aus der Berliner Sonnenburger Straße (Sander & Janzen - Thurow KG - VEB Tontechnik) sind in der Bandgeschwindigkeit stufenlos regelbar. Nur ist da nicht ein Regelknopf am Gerät angebracht. Das Variieren der Bandgeschwindigkeit erfolgt über die Änderung der Frequenz der Spannung, die (nur!) dem Antriebsmotor zugeführt wird. Diese Spannung kann seperat zugeführt werden:



Der hier angegebene Frequenz-Bereich von 30 Hz bis 65 Hz entspricht Bandgeschwindigkeiten von etwa 23 - 45 cm/s (bei Norm=38,1).

Auch die mindestens die R29 (SJ 103 / T 103) hatte diese EinspeiseMöglichkeit. Ich habe selbst damit gearbeitet. Als Spannungsquelle dienten mir zwei 100V-Verstärker (LV50), deren Ausg?nge in Reihe geschaltet wurden. Angesteuert von einem Tongenerator lieferte diese Anordnung die erforderliche Spannung und die Geschwindigkeitsregelung arbeitete tadellos.
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Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 25.01.2010, 19:14 Betreff:
Jo, do hast recht, diesen Anschluß/Funktion kenne ich auch Smile
Hab aber nicht daran gedacht weil ich gedanklich immer im Wurzelbereich suche. So elegante Lösungen gab es damals in diesem Segment m.W. nicht obwohl es natürlich auch schon Frequenzumformermaschinen gab. hätte sich aber kein Privatier antun wollen.

Die Kiste von Elz hat mit allergrößter Wahrscheinlichkeit einen Hauptstrommotor, genau wie die Konstruktionen von Alfred Donner oder das BPG190, MTG19 u.?. Dadurch sind diese Dinger teilweise sehr simpel varierbar.

Zu den Konstruktionen von Max Ihle könnte unser geschützter Hans-Joachim etwas fundiertes sagen, oder ich müßte danach graben. Hatte vor langer Zeit aus seinem Fundus auch sehr detailliertes Material bekommen.


Autor: MGW51 Verfasst am: 05.08.2011, 22:42 Betreff:
Bin eben hier drübergestolpert:


Eine Anmerkung zur FremdspeiseMöglichkeit:

grundsätzlich gehe ich davon aus, daß diese Option bei den DDR-Maschinen nicht vordergründig für allerlei Trickeffekte geschaffen wurde sondern in erster Linie dafür, diese Geräte an den verschiedensten Netzen - auch im Ausland - betreiben zu können. Daneben kommt natürlich auch der Effekt zum tragen, daß man so Fremdaufnahmen mit evtl. abweichender Transportgeschwindigkeit normgerecht wiedergeben kann.

Diese Überlegungen werden vermutlich bei dem RADIONE-Gerät nicht im Vordergrund gestanden haben.


Da die Entwicklung dieser Maschine in den Jahren 1947- 49 erfolgt sein muß, zu einer Zeit also da 77 bzw. 76,1 als etablierte Transportgeschwindigkeit professioneller Gerätschaft galt, glaube ich eher daran, daß man sich noch nicht sicher war, wohin der Dampfer schippert. Das HM-1W ist ausdrücklich keine Studiomaschine sondern ein Tonbandgerät für den ambitionierten und gut betuchten Heimanwender. Die Geschwindigkeitsvariation sollte in erster Linie eine sichere Ein- bzw. Nachregulierung auf die Sollgeschwindigkeit von 36 cm/s - kein Schreibfehler! - ermöglichen. Die Typbezeichnung verr?t es: Das "W" steht für Wechselstrom! Es gibt also analog dazu noch eine GleichstromAusführung. Mithin erfolgt der Antrieb hier von einem Hauptstrommotor denn nur dieser ist wirklich Allstromtauglich und einfach über die Variation der Betriebsspannung regelbar.

Die Allstromtauglichkeit ist zu dieser Zeit eine Grundvoraussetzung für die angestrebte Verbreitung solcher Geräte gewesen. Und wenn ich Allstrom schreibe, dann kann und soll das wirklich sehr großz?gig ausgelegt werden! Mit dem Anblick einer sogenannten Steckdose assoziiert der Jetztzeitmensch die Vorstellung von "220V " bestenfalls noch verinnerlichend, daß das mittlerweile auch schonmal 235V~ sein können. Wenigstens auf dem Papier! Die Situation war vor 60 Jahren aber eine gänzlich andere, wenigstens hierzulanden und ich gehe davon aus, daß es in Austria eine mindestens ebensogroße Vielfalt verschiedener Ortsnetze mit ihren regionalen Besonderheiten gegeben hat. Es ist eine allseits bekannte Tatsache, die sich aber Jüngere nicht vorstellen können weswegen sie diese überhaupt nicht in ihren Überlegungen berücksichtigen. Aus meinem eigenen Erleben kann ich nur immer wieder darauf verweisen, daß ich mit Gleichstrom aufgewachsen bin und es sich damit wunderbar basteln ließ. Die Umstellung auf ein einheitliches Ortsnetz mit 3x380V~ war in der Stadt Görlitz ehestens um 1965 abgeschlossen, in Hirschfelde war die Umstellung der Haushalte vom 167V~ Ortsnetz aus dem eigenen BKW auf die üblichen 3x380~ erst in den 70-ern endgültig abgeschlossen. Im Umland gab es aber auch etliche Netze die zwar offiziell 220V~ am HausanSchluß liefern sollten, wo aber nicht selten gerademal 180 V~ anlagen und das natürlich nicht konstant sondern lastabhängig stark schwankend. Diese Situation hatte ich hier noch in den späten Neunzigern verzeichnet! Spannungsschwankungen im Tagesmittel von 50 Volt galten zwar nicht als normal, waren aber real vorhanden. natürlich nur punktuell! Im Wechselstromnetz ist das ganz genauso tproblematisch wie in einem Gleichstromnetz denn unter solchen Bedingungen können Plattenspieler und Tonbandgerät nur mit einem Hauptstrommotor funktionieren - damals! Es ist ja nicht allein Die Unterspannung - in ihrem Gefolge sackt die Frequenz ein! "Kondensatormotoren" brennen durch weil sie nicht genug Kraft entwickeln um anlaufen zu können. Heute haben wir elegantere Lösungen doch davon war seinerzeit nichts in Sicht. Die Einwohner von Tr?nke haben bis Anfang der F?nfziger überhaupt keinen Anschluß an ein Stromnetz gehabt! Nunja, heute auch nicht mehr denn Tr?nke wurde bereits zu Beginn der Sechziger devastiert - diesmal kein Tribut an die braunkohlebasierte Energiewirtschaft sondern an die Armee, welche einen größeren TruppenÜbungsplatz benötigte. So ganz nebenbei lieferte dann das desolate Dorfensemble eine ideale Filmkulisse für den Antikriegsfilm "Werner Holt".
Wir haben hier also die gleiche Ausgangssituation resp. BewegGründe die für die Entstehung des BPG 190 bzw. dem daraus entwickelten, aber nie in die Serienfertigung übergeführten MTG 19 des Stern-Radio Staßfurt ausschlaggebend waren. Auch die Geräte von Alfred Donner, zumindest jene die mit einem klassischen Phonolaufwerk betrieben werden, entstanden teilweise unter dieser Pr?misse.

Es wäre natürlich schön, wenn sich Franz mal aufraffen könnte und selbst etwas zu seinem Schätzchen schreibt - wer kennt es besser? :Wink:



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