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Autor: 19null5 Verfasst am: 15.01.2010, 00:57 Betreff: Bandgeschwindigkeitskonstanz - Pr?fverfahren
Aus "RADIO UND FERNSEHEN", Heft 8/1956

Zitat:
Prüfung der Bandgeschwindigkeitskonstanz an MagnetTonbandgeräten

Die Messung der absoluten Bandgeschwindigkeit bei MagnetTonbandgeräten wird mit Hilfe einer Stoppuhr und entsprechenden vorher angebrachten Marken im Tonband keine wesentlichen Schwierigkeiten bereiten. Dabei spielt diese Geeschwindigkeit mit ihren eventuellen Abbweichungen von der Normbandgeschwindigkeit keine wesentliche Rolle, sofern die Bänder im selben Gerät betrieben werden. Viel unangenehmer jedoch wirken sich schnelle Schwankungen der Bandgeschwindigkeit aus. Denn die durch diese Gleichlaufschwankungen hervorgerufene Frequenzmodulation bewirkt ein unangenehmes "Jaulen".
Folgende Anordnung gibt in anschauulicher Weise einen überblick über die Gleichlaufschwankungen. benötigt werden dazu: ein Oszillograf, ein Tonfrequenzgenerator und das zu prüfende MagnetTonbandgerät. Zun?chst wird auf dem Pr?fling ein Band mit 200 Hz normal bespielt. Der Tongenerator wird wohlgemerkt auf seiner Einstellung belassen. Hierauf gibt man die NFspannung des ablaufenden Tonbandes auf die Me?platten des Oszillografen. Auf die Zeitplatten ist die Tonfrequenz des Generators zu schalten. Es ist vorteilhaft, gegebenenfalls durch entsprechende Verstärkung dafür zu sorgen, daß etwa gleich große Auslenkungen erreicht werden.
Wenn beide Plattenpaare des Oszillografen die angegebene Spannung erhalten, kann man auf dem Bildschirm sogenannte Lissajou-Figuren beobachten.
In unserem Falle - gleiche Frequenzen - bildet sich eine Ellipse, deren L?ngsachse eine bestimmte Lage einnimmt, solange die Phasenlagen beider Frequenzen unverändert bleiben. Das wäre also der Idealzustand. Dieses Bild läßt erkennen, daß die Bandgeschwindigkeit völlig konstant ist. Verschiebt sich nun die Phasennlage des Bandtons, so macht die Ellipse eine Achsdrehung, vielleicht auch mehrere Drehungen; ebenso kann eine R?ckdrehung Erfolgen. Diese Bewegungen sind also ein Maß für die Inkonstanz des Bandablaufs. Und zwar geben die Uml?ufe je Sekunde die Frequenzabweichungen an. Zwei Uml?ufe je Sekunde links herum besagen 200 + 2 Hz; das Band läuft zu schnell. In den meisten Fällen kann man aber feststellen, daß ein Wechselspiel von links- und rechtsdrehender Figur vorliegt. Bei einiger Übung ist sogar ein gewisser Rhythmus zu bemerken. schließlich erkennt man einen Unterschied zwischen Fehllauf des Tonbandes bei der Aufnahme und bei der Wiedergabe.
Es sei noch erwähnt, daß die Ellipse in jedem Durchlauf dick und dünn wird. Ausbuchtungen der Peripherie beruhen auf der Oberwelligkeit der Tonfrequenz.

Hans Müller

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Hajo


Autor: JuergenK Verfasst am: 15.01.2010, 19:52 Betreff: Gleichlaufschwankungen
Der Fachautor Heinz Richter beschreibt in seinem Buch "Tonaufnahme für Alle; Franckh`sche Verlagshandlung (HIER im Forum vorgestellt) eine sogar noch etwas einfachere Methode, hier verkürzt dargestellt:

Aufnahme von 50-Hz-Sinus aus dem Lichtnetz mit dem zu prüfenden Gerät. Dann Wiedergabe des bespielten Bandes, dabei das Tonbandgerät an den X-Eingang, die 50 Hz aus dem Netz an die Zeitachse des Oszilloskops anschließen.

Das ergibt wieder die Lissajous-Figur. Ist die Geschwindigkeit konstant, bleibt die Figur - also der Kreis - absolut ruhig. Bei Schwankungen: 30 volle Umdrehungen pro Minute stellen eine Abweichung von 1 % dar (entsprechend einer halben Umdrehung je Sekunde, was eine Frequenzänderung von 0,5 Hz = 1 % von 50 Hz bedeutet).

Vorteil: man benötigt keinen NF-Generator und die Netzfrequenz ist stabil.

Als Alternative nahm die gut ausgestattete Werkstatt ein Meßgerät für Frequenzschwankungen. später benutzte man stattdessen ein Wow and Flutter-Meter. Der Unterschied ist derselbe wie bei der Tonwelle und dem Capstan. Very Happy

Wow and Flutter-Meter sind übrigens von Fall zu Fall sehr günstig bei ibay zu bekommen. Ich halte es gerne so: Das Röhrengerät ("FrequenzschwankungsGerät"-) für Röhren-Tonbandgeräte, das Transistorgerät ("Wow and Flutter"-) für Transistor-Tonbandgeräte. Laughing

JuergenK


Autor: JuergenK Verfasst am: 16.01.2010, 00:53 Betreff: Gleichlaufschwankungen
Bei der Gelegenheit: Es ist für mich schon seit langem irgendwie nicht wirklich nachvollziehbar:

?Verdoppelt? sich nicht das Messergebnis, wenn man mit dem Tonbandgerät erst eine Referenzfrequenz aufnimmt, und die Aufnahme dann beim Abspielen über das Messgerät - egal, ob per Oszillograf oder über Wow und Flutter-Gerät ? auswertet? Man hat doch da zweimal die Schwankungen des zu untersuchenden Tonbandgerätes?

Es gibt bekanntlich Tonband-Justierb?nder, die haben eine definierte Frequenz, z.B. 50Hz, 3000 Hz oder 3150 Hz. Wird das Band abgespielt, kann man Schwankungen am Messgerät nachvollziehen. Da ist die Referenz verl?sslich. Aber erst mit ein- und demselben Gerät aufnehmen und dann analysieren? Kapiere ich irgendwie nicht?

JuergenK

Zuletzt bearbeitet von JuergenK am 15 Jan 2010 23:20, insgesamt einmal bearbeitet


Autor: 19null5 Verfasst am: 16.01.2010, 01:17 Betreff: Re: Gleichlaufschwankungen
Zitat:
...
?Verdoppelt? sich nicht das Messergebnis, wenn man mit dem Tonbandgerät erst eine Referenzfrequenz aufnimmt, und die Aufnahme dann beim Abspielen über das Messgerät - egal, ob per Oszillograf oder über Wow und Flutter-Gerät ? auswertet? Man hat doch da zweimal die Schwankungen des zu untersuchenden Tonbandgerätes?
...


Hallo Juergen,

hier ist ein Denkfehler.
Das Tonsignal läuft nur einmal über Band und gelangt nach der Wiedergabe auf eine Auslenkeinheit des Oszi.
Auf die andere kommt dieses Tonsignal (und nun ist es die Referenzfrequenz) direkt von der Quelle = Tongenerator oder 50 Hz aus dem Netz. Also ohne TB dazwischen.
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Hajo



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